Der Fremde aus dem Meer oder Die Macht des Glaubens (eBook)

Roman | Der neue Roman des Bestsellerautors, ganz in der Tradition von 'Wer im Himmel auf dich wartet'

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
320 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2913-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Fremde aus dem Meer oder Die Macht des Glaubens -  Mitch Albom
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Eine außergewöhnliche Geschichte, so spannend erzählt wie ein Krimi: Zehn Schiffsbrüchige überleben eine Explosion auf einer Yacht in einem Rettungsboot. Da entdecken sie einen Mann im offenen Meer, den sie aus den Fluten retten. Als dieser plötzlich behauptet, Gott zu sein, wird der Überlebenskampf zur Glaubensfrage, über die einer der Gruppe, Benji, Tagebuch führt. Dieses wird ein Jahr nach dem Unglück als Strandgut an einer Küste angespült - doch von den Überlebenden fehlt jede Spur. Was ist geschehen? In der Tradition seiner erfolgreichsten Bücher Wer im Himmel auf dich wartet und Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen nimmt Mitch Albom in diesem Roman seine Leserschaft mit auf eine Reise der Erkenntnis: verzaubernd, verblüffend und fesselnd zugleich.

Mitch Albom, Jg. 1958, schrieb den Weltbestseller Dienstags bei Morrie (1997). Das Buch verkaufte sich außergewöhnlich gut, nachdem es von Oprah Winfrey in Oprah's Book Club vorgestellt worden war. Die Fernsehverfilmung mit Hank Azaria und Jack Lemmon war der meistgesehene Fernsehfilm 1999 in den USA. Sein Roman Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen (2005) war ebenfalls ein New York Times-Bestseller. Auch dieser Roman wurde für das US-Fernsehen verfilmt, mit Jon Voight in der Hauptrolle. Mitch Albom tritt regelmäßig in Fernsehsendungen auf. Seine eigene Radioshow wird in Detroit ausgestrahlt. Albom ist neben Stephen King Mitglied der Rockband The Rock Bottom Remainders, deren Musiker allesamt Schriftsteller sind. Bevor er Journalist wurde, war er als Amateurboxer, Nachtclubsänger und Pianist tätig. 2011 wurde er mit der Ehrendoktorwürde der Michigan State University ausgezeichnet. Mitch Albom gründete verschiedene Hilfsorganisationen in seiner Heimatstadt Detroit und weltweit, so nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti 2010 die Have Faith Haiti Mission.

Mitch Albom, Jg. 1958, schrieb den Weltbestseller Dienstags bei Morrie (1997). Die Fernsehverfilmung mit Hank Azaria und Jack Lemmon war der meistgesehene Fernsehfilm 1999 in den USA. Sein Roman Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen (2005) war ebenfalls ein New York Times-Bestseller und wurde für das US-Fernsehen mit Jon Voight in der Hauptrolle verfilmt. Mitch Albom tritt regelmäßig in Fernsehsendungen auf. Seine eigene Radioshow wird in Detroit ausgestrahlt. Albom ist neben Stephen King Mitglied der Rockband The Rock Bottom Remainders, deren Musiker allesamt Schriftsteller sind. Bevor er Journalist wurde, war er als Amateurboxer, Nachtclubsänger und Pianist tätig. 2011 wurde er mit der Ehrendoktorwürde der Michigan State University ausgezeichnet. Mitch Albom gründete verschiedene Hilfsorganisationen in seiner Heimatstadt Detroit und weltweit, so nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti 2010 die Have Faith Haiti Mission.

Meer


Meine Armbanduhr zeigt 1 Uhr an. Unser fünfter Abend ist vorbei. Die Sterne funkeln derart hell, dass ich nicht erkennen kann, wo manche beginnen und andere enden, als wäre am Himmel gerade ein Fass mit glühendem Salz explodiert.

Nun konzentriere ich mich auf einen einzelnen Stern, der einen solchen Glanz versprüht, dass es scheint, jemand würde uns ein Zeichen senden. Wir sehen euch. Winkt. Tut etwas, und wir kommen euch holen. Doch inmitten dieses herrlichen Panoramas treiben wir weiter dahin. Es war für mich immer ein Rätsel, Annabelle, wie Schönheit und Schmerz im selben Moment gegenwärtig sein können.

Ich wünschte, ich könnte diese Sterne mit dir anstarren, irgendwo von einem sicheren Strand aus. Ich ertappe mich dabei, dass ich an den Abend zurückdenke, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Erinnerst du dich? An den 4. Juli, den Nationalfeiertag? Ich fegte gerade den Fußboden eines Pavillons im Stadtpark. Du kamst in orangefarbener Bluse und weißer Hose auf mich zu, dein Haar zum Pferdeschwanz zusammengebunden, und hast gefragt, wo das Feuerwerk gezündet würde.

»Welches Feuerwerk?«, erwiderte ich. Und in diesem Augenblick stieg die erste Rakete in die Luft (eine Explosion von rot-weißen Sternen, ich entsinne mich genau). Wir beide lachten, als hättest du die Lichtblitze durch deine bloße Frage hervorgebracht. Im Pavillon standen zwei Stühle, ich stellte sie nebeneinander, und so verbrachten wir die nächste Stunde damit, das Feuerwerk zu betrachten, wie ein altes Ehepaar auf seiner Veranda. Erst als es zu Ende war, stellten wir uns einander vor.

Diese Stunde ist mir derart im Gedächtnis geblieben, als hätte ich in sie hineingehen und sie berühren können. Die eigentümliche Anziehung, die verstohlenen Blicke, die Stimme in meinem Kopf, die wissen wollte: Wer ist diese Frau? Wie ist sie? Warum vertraut sie mir ohne jeden Vorbehalt? Die Möglichkeiten einer anderen Person! Gibt es auf der Erde eine Erwartung, ähnlich wie diese? Gibt es eine größere Einsamkeit, als ohne sie zu sein?

Du warst gebildet und versiert, liebevoll und schön, und ich gestehe, dass ich mich von dem Moment an, da ich dich sah, deiner Zuneigung nicht würdig fühlte. Ich habe die Highschool nicht abgeschlossen und nur über wenige Karriereoptionen verfügt. Meine Kleidung war langweilig und abgetragen, meine knochige Gestalt und das strähnige Haar kaum attraktiv. Aber ich habe dich auf der Stelle geliebt, und erstaunlicherweise hast du recht bald meine Liebe erwidert. Nie zuvor war ich so glücklich, und wohl nie werde ich wieder so glücklich sein. Dennoch hatte ich immer das Gefühl, dich irgendwann auf die eine oder andere Art zu enttäuschen. Mit dieser stillen Angst lebte ich jahrelang, Annabelle – bis zu jenem Tag, an dem du mich tatsächlich verlassen hast. Das ist jetzt fast zehn Monate her, und ich weiß, dass es keinen Sinn macht, das zu schreiben. Doch während dieser verlorenen Nächte gibt es mir Kraft. Einmal hast du gesagt: »Wir alle müssen uns an etwas festhalten, Benji.« Erlaube mir, dass ich mich an dir festhalte, an jener ersten Stunde mit dir, als wir beide auf einen farbenprächtigen Himmel starrten. Lass mich meine Geschichte zu Ende schreiben. Dann werde ich dich und diese Welt loslassen.

~

4 Uhr. Die anderen schlafen in verdrehten Körperhaltungen unter dem Verdeck. Einige schnarchen, geben gurgelnde Geräusche von sich; andere, wie Lambert, sind so laut wie eine Kreissäge. Es überrascht mich, dass er nicht alle im Boot – oder auf dem Floß – aufweckt. Geri sagt mir immer wieder, es handle sich um ein Floß. Boot. Floß. Welchen Unterschied macht das?

Verzweifelt kämpfe ich gegen den Schlaf an. Ich bin maßlos erschöpft, aber kaum eingeschlafen, gleite ich in Träume von der versinkenden Galaxy und bin wieder in diesem kalten, dunklen Wasser.

Ich weiß nicht, was geschehen ist, Annabelle. Das schwöre ich. Der Aufprall kam so plötzlich, dass ich dir nicht einmal berichten kann, wann genau ich ins Meer geschleudert wurde. Es regnete. Ich stand allein auf dem Unterdeck. Meine Hände hielten sich an der Reling fest. Mein Kopf hing nach unten. Ich hörte ein dröhnendes Geräusch – und merkte als Nächstes, wie ich aufs Wasser zustürzte.

Ich erinnere mich an das spritzende Aufklatschen, die plötzliche sprudelnde Stille unter der Oberfläche, das ohrenbetäubende Getöse, als ich wieder auftauchte, alles ringsum kalt und chaotisch, während mein Gehirn die Situation zu verarbeiten versuchte und mir dann zuschrie: Verdammt noch mal! Du bist im Meer!

Die See war stürmisch, und der Regen trommelte auf meinen Kopf. Bis ich mich orientiert hatte, war die Galaxy schon etwa fünfzig Meter entfernt. Ich sah, wie dunkler Rauch aus ihr aufstieg, und sagte mir, dass ich noch immer zu ihr zurückschwimmen konnte, was ein Teil von mir auch wollte, denn selbst schiffbrüchig bot sie einen festen Halt im ansonsten leeren Ozean. Ihre Decks blieben beleuchtet, lockten mich an. Doch ich wusste, dass sie dem Untergang geweiht war. Tatsächlich geriet sie zunehmend in Schieflage, als würde sie sich hinlegen für einen letzten Schlaf.

Ich versuchte zu erkennen, ob ein Rettungsboot zu Wasser gelassen wurde oder ob Passagiere über Bord sprangen, aber die ständig über mich hereinstürzenden Wellen behinderten meine Sicht. Ich wollte losschwimmen, doch in welche Richtung? An mir schwappten Gegenstände vorbei, die wie ich von der Galaxy fortgerissen worden waren: ein Sofa, ein Pappkarton, sogar eine Baseballkappe. Nach Luft schnappend, wischte ich mir das Regenwasser von den Augen und erspähte einen lindgrünen Koffer, der im Abstand von wenigen Metern dahintrieb.

Es war so ein Hartschalenmodell, das offenbar nicht untergeht und nach dem ich griff, um mich daran festzuklammern. Anschließend wurde ich Zeuge der letzten Momente der Galaxy. Ich sah, wie ihre Decks sich verdunkelten und gespenstische grüne Glühlampen ihren Umriss erhellten. Langsam senkte sie sich tiefer und tiefer, bis sie aus dem Blick entschwand, eine gewaltige Welle darüber hinwegrauschte und ihre Überreste unter sich begrub.

Ich begann zu weinen.

Keine Ahnung, wie lange ich so im Wasser trieb, weinend wie ein kleiner Junge – um mich selbst, um die anderen, für immer verloren, ja sogar um die Galaxy, die mir seltsamerweise leidtat. Aber ich wiederhole, Annabelle, dass ich an der Zerstörung des Schiffs nicht beteiligt war. Mir ist klar, was Dobby im Schilde geführt hatte, und was ich wiederum getan hatte, mag ihm unabsichtlich bei seinem Plan geholfen haben. Doch ich wurde mit nichts als der Kleidung am Körper ins Meer geworfen, und wer weiß, wie lange ich zwischen den eiskalten Wellen hin und her schaukelte. Hätte ich nicht diesen Koffer entdeckt, wäre ich bereits tot.

Mit einem Mal vernahm ich Stimmen von anderen Passagieren im Wasser. Einige davon klangen wie lautes Geheul, andere waren deutlich genug, um konkrete Wörter zu unterscheiden – »Helft mir!« oder »Bitte!« –, doch dann verstummten sie schlagartig. Das Meer spielt dem Gehör Streiche, Annabelle, und seine Strömungen sind so stark, dass jemand in einem Moment nur ein paar Meter entfernt sein kann – und im nächsten für immer verschwunden.

Meine Beine fühlten sich schwer an, und ich konnte kaum etwas tun, um sie in Bewegung zu halten. Ich wusste: Wenn ich mich verkrampfte, konnte ich nicht schwimmen, und wenn ich nicht schwimmen konnte, würde ich untergehen und sterben. Ich klammerte mich an diesen Koffer wie ein verängstigtes Kind sich an den Bauch seiner Mutter klammert. Ich zitterte vor Kälte, und gerade als meine Augen sich zu schließen begannen, um nie wieder aufzugehen, erspähte ich ein orangefarbenes Boot, das zwischen den Wellen umhertrieb. An Bord schwenkte jemand eine Taschenlampe.

Ich versuchte, »Hilfe!« zu schreien, hatte jedoch so viel Salzwasser geschluckt, dass es mir im Hals brannte und jeden Laut erstickte. Ich trat mit den Beinen, konnte mich aber, den Koffer festhaltend, nicht schnell genug fortbewegen. Ich musste ihn loslassen. Das wollte ich nicht. So seltsam es klingt: Ich empfand eine gewisse Zuneigung zu ihm.

Kurz darauf leuchtete die Taschenlampe erneut im Dunkel auf, und diesmal hörte ich eine Stimme rufen: »Hier! Hierher!« Ich ließ los und begann zu schwimmen, den Kopf über dem Wasser, damit ich den Lichtstrahl im Blick behalten konnte. Da türmte sich eine Welle auf und schlug über mir zusammen. Mein Körper wurde umhergewirbelt, ich verlor jeden Orientierungssinn. Nein!, schrie ich mir stumm unter Wasser zu. Nicht, wenn ich so nah bin! Kaum hatte ich die Oberfläche durchbrochen, traf mich eine zweite Welle. Nochmals wurde ich in die Tiefe gerissen und zappelte wie ein Fisch an der Angelleine. Wieder auftauchend, schnappte ich nach Luft, ein Stechen in der Kehle. Ich drehte den Kopf hin und her – nichts zu sehen. Dann wandte ich mich um.

Das Boot war direkt hinter mir.

Ich ergriff das Halteseil an der Seite. Wer immer jene Taschenlampe geschwenkt hatte, war nicht mehr da. Ich kann mir nur vorstellen, dass er oder sie...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2023
Übersetzer Jochen Winter
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Boot • Dienstags bei Morrie • Glaube • Gott • Himmel • Leben • Lebenssinn • Mitch Albom • New York Times Bestseller • Schiffbrüchige • Spiritualität • Tod • Trauer • Tuesdays With Morrie • Überleben
ISBN-10 3-8437-2913-1 / 3843729131
ISBN-13 978-3-8437-2913-0 / 9783843729130
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