Glückstöchter - Einfach leben (eBook)

Von der Bestseller-Autorin der »Wunderfrauen«
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
528 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491594-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Glückstöchter - Einfach leben -  Stephanie Schuster
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Eine Reise durch sechs Jahrzehnte: Anna und Eva, verbunden durch ihr tiefes Verständnis zur Natur, aber getrennt durch ein schicksalhaftes Geheimnis. Der erste Band der neuen Serie von Bestseller-Autorin Stephanie Schuster (»Die Wunderfrauen«) München, 1976: Minze, Vanille und Rosenholz ... Für Eva ist die Welt voller Gerüche - und diese sind für sie die Basis aller Gefühle. Besonders Pflanzen und deren heilende Wirkung begeistern sie. Ein Pharmazie-Studium scheint genau das Richtige für Eva zu sein, und sie stürzt sich voller Neugier in das wilde, freie Schwabinger Studentenleben. Doch dann findet Eva etwas heraus, das ihre ganze Welt infrage stellt. Gut Dreisonnenquell im Voralpenland 1910: Wenn Anna Lindenblüten pflückt, die zartgrünen Blätter des Frauenmantels sammelt oder ganz einfach mit den Händen in der Erde arbeitet, fühlt sie sich frei. Als Tochter des bekannten Botanikers Christoph von Quast, möchte sie die Geschicke des Guts weiterführen und die Pflanzenzucht übernehmen. Doch als ihr Vater wieder heiratet, muss sie erfahren, dass sie in seinen Zukunftsplänen nicht auftaucht ... Band 1 »Glückstöchter. Einfach leben«  Band 2 »Glückstöchter. Einfach lieben« erhältlich ab Frühjahr 2024

Stephanie Schuster lebt mit ihrer Familie und einer kleinen Schafherde auf einem gemütlichen Bio-Hof in Oberbayern. Sie arbeitete viele Jahre als Illustratorin, bevor sie selbst Romane schrieb - zuletzt die Bestseller-Serie »Die Wunderfrauen«. Sie engagierte sich in der Anti-Atomkraft- und Friedensbewegung, in einem »Eine-Welt-Laden« und setzte sich für fairen Handel ein.

Stephanie Schuster lebt mit ihrer Familie und einer kleinen Schafherde auf einem gemütlichen Bio-Hof in Oberbayern. Sie arbeitete viele Jahre als Illustratorin, bevor sie selbst Romane schrieb – zuletzt die Bestseller-Serie »Die Wunderfrauen«. Sie engagierte sich in der Anti-Atomkraft- und Friedensbewegung, in einem »Eine-Welt-Laden« und setzte sich für fairen Handel ein.

Ein ganz wunderbares Buch - deshalb eine große Leseempfehlung

Die Autorin recherchiert genau

Ein kurzweiliger Roman für alle Naturliebhaber:innen.

Der gelungene Auftakt einer neuen Serie und eine kurzweilige, unterhaltsame Lektüre.

Prolog


Oktober 1918

Niemand hatte es ihr zugetraut, nicht einmal sie selbst. Und schon gar nicht, dass sie eines Tages allein mit ihrer Tochter mitten in der Natur leben und das Wetter zu lesen verstehen würde wie die Geschichte in einem Buch. Anna von Quast lehnte in der Tür ihres Hauses, das in eintausenddreihundertzwanzig Metern Höhe thronte, und schnupperte in die Luft. Wo gestern noch ein Hauch von Wärme gehangen hatte, roch es heute nach Schnee. Ihr Blick schweifte über die Bäume, die die Kuhweide nach Süden hin begrenzten, hinauf ins lichter werdende Blau der Alpenkette. Der Jochberg verschwand bereits im Dunst, und auch über dem felsigen Gipfel des Rabenkopfs, der sich majestätisch wie die Rückenlehne eines Throns hinter ihr erhob, schwebten Wolken. Zeit, den Rosenkohl zu ernten, dachte sie, bevor er unter dem Weiß unauffindbar sein würde. Anna betrachtete ihren Garten, der ihr ganzer Stolz war. Unmöglich, dass hier oben überhaupt etwas außer Gras wuchs, hatte es von allen Seiten geheißen, und erst recht kein Rosenkohl. Aber der war nicht ihr einziger Erfolg in diesem Jahr gewesen. Feldsalat, Karotten, Kartoffeln, sogar Ackerbohnen und Spinat hatte sie geerntet. Auf dem Hang, wo vorher Büsche, Gestrüpp und Gras wild gewachsen waren und auf dem man sich nur mit Steigeisen hatte halten können, hatte sie Terrassen für Kräuter, Obst und Gemüse angelegt und ein kleines Paradies erschaffen. Ihren Garten Eden. Sie betrachtete ihre stark gebräunten Hände voller Schwielen. Kaum vorstellbar, dass das dieselben Hände waren, mit denen sie noch vor wenigen Jahren Klavier gespielt hatte. Abwegig, ein völlig aberwitziges Unterfangen wäre das, hatte jeder gesagt, dem sie von der Tonkaalm erzählte. Hier oben, wo der Winter manchmal schon im Sommer anfing und bis in den nächsten Mai dauerte, könnte man sich bloß bis zum Ende der Weidezeit aufhalten, geschweige denn überleben. Und genau das hatte Anna herausgefordert, denn schließlich wusste sie viel über Pflanzen und Tiere, hatte durch ihren Vater, der ein bekannter Pflanzenjäger war, sozusagen das Wissen in die Wiege gelegt bekommen. Aber Wissen und Können waren zweierlei. Das hatte sie gleich nach dem ersten Unwetter gespürt, das ihr die kostbare Saat samt der Erde weggespült hatte. Im Tal, erst recht in den Gewächshäusern, war der Mensch der Bestimmer, hier oben war man den Widrigkeiten der Natur ausgesetzt. Daran war Anna beinahe zerbrochen, als sie vor sieben Jahren herzog und völlig allein auf sich gestellt angefangen hatte. Sie ging nach draußen und strich über den Stamm des Tonkabaums, der entlang der Hauswand wuchs und nun das Dach überragte. Wenn sie am Verzweifeln gewesen war, hatte er ihr stets Trost gespendet. Als kleines Pflänzchen hatte ihr Vater ihn von einer seiner Reisen mitgebracht und ihrer Mutter zu Annas Geburt geschenkt. Das war vor achtundzwanzig Jahren gewesen. Seiner südamerikanischen Heimat entrissen, trotzte der Schmetterlingsblütler der rauen Witterung der bayerischen Voralpen, genau wie sie. Tossa muhte hinter dem hölzernen Weidezaun. Wahrscheinlich suchte sie wieder ihr Kalb, obwohl es vermutlich dicht hinter ihr stand. Auch Helene quäkte. Zurück in der Stube, hob Anna ihre Tochter aus dem Wäschekorb, der ihr als Bett und Laufstall diente, zog ihr das Strickjäckchen an, setzte ihr die Haube auf und band sie sich nach Art der afrikanischen Bäuerinnen auf den Rücken. Helene strampelte und stemmte sich dagegen. Seit sie sich selbst bewegen konnte, verlangte sie Freiheit und mochte es nicht mehr, stundenlang eng am Körper getragen zu werden. Doch außerhalb des Hauses war es für die Kleine noch zu gefährlich, jedenfalls, solange sie nicht trittsicher war und wie ein Geißlein das Gleichgewicht halten konnte. Über das Gezeter hinweg schlüpfte Anna aus den Holzpantinen, schnürte sich die Bergstiefel und stimmte eine Melodie an, ein Lied ihres Liebsten, der im Gegensatz zu ihr wirklich singen konnte.

Auf einem Baum ein Kuckuck, simsalabim, bamba saladu saladim, auf einem Baum ein Kuckuck saß …

Die weiteren Strophen waren nicht gerade kindgerecht, handelten von Tod und Wiedergeburt. Helene gefiel es trotzdem, sie beruhigte sich, brabbelte mit, und sobald sie nach draußen traten, juchzte sie sogar. Dort gab es so viel zu entdecken, für sie schien jeder Tag ein Abenteuer. Besonders die Hühner im Gehege, das sie vor Adler und Fuchs schützte, gefielen ihr, und sie klatschte in die kleinen Hände, als Anna ihnen ein paar Weizenkörner zuwarf. Die Welt mit ihrem Zusammenspiel brachte nicht nur ihre Tochter zum Staunen. Wenigstens sie beide waren hier oben fern vom Tal in Sicherheit. Anna stellte eine ihrer selbstgetöpferten Schüsseln neben sich, ging in die Hocke und fing an, die kleinen Kohlköpfe von den Strünken zu drehen. Groß waren sie nicht. Die grünen Röschen hätten besser noch eine Weile gehabt. Aber lieber so als gar nichts. Zumindest würden auch sie ihre Vorräte bereichern und helfen, die nächste Zeit zu überstehen, wenn der Wind den Schnee auf ihr Beet trug. Hoffentlich kehrte vorher ihr Liebster heim.

Als wollte man ihnen ihr gemeinsames Glück nicht gönnen, war auch er einberufen worden, um die Heimat zu verteidigen. Seit fünf Monaten und acht Tagen hatte Anna nichts mehr von ihm gehört. Jeden Abend, wenn Helene schlief, schrieb sie ihm, erzählte, was sie erlebt hatte, aber auch, was ihr durch den Kopf ging und womit sie sich beschäftigte. Hin und wieder zeichnete sie etwas, besonders dann, wenn es ihr nicht gelang, ihre Gedanken in Worte zu fassen, und sie sich auf diese Weise besser ausdrücken konnte. Mit jeder Faser ihres Seins vermisste sie ihn. Manchmal glaubte sie, vor Sehnsucht zu ersticken. Bald, bestimmt in einem unerwarteten Moment, wenn sie gerade nicht nach ihm Ausschau hielt, würde er von Kochel durch die Rappinschlucht oder von der Jachenau, je nachdem, von wo er sich zu ihnen durchschlagen konnte, heraufsteigen und von weitem seinen Hut oder jetzt die Soldatenmütze schwenken. Wie damals, als sie schon glaubte, für immer allein zu sein. Erschöpft würde er sein, aber zum Glück unverletzt, dem Krieg zum Trotz. Jeden Tag und besonders in den Nächten, wenn die Kleine sie weckte und ihr Fläschchen verlangte, flehte sie darum. »Sag mal Pa-pa.« Anna zeigte oft auf die gerahmte Fotografie von ihm. Mama konnte Helene bereits sagen. »Mamamamam« bedeutete aber auch, dass sie Hunger hatte. Seit dem Sommer stillte Anna nicht mehr. Vermutlich von der vielen Arbeit und weil sie kaum zur Ruhe kam, war ihre Milch versiegt. Jetzt musste Tossa Helene miternähren. Anna hatte einen Stoffbeutel genäht, eine Art Büstenhalter, wie er vor ein paar Jahren für die Frauen als Alternative zum Korsett wieder in Mode gekommen war. Diesen Beutel zog sie der Kuh über das Euter, um ihre Zitzen zu verbergen, damit das Kalb ihrer Tochter etwas von der kostbaren Milch übrig ließ. Erneut hörte sie Tossa muhen, diesmal klang es weiter entfernt. Klagend, gegen Ende fast schon schrill, so als hätte sie Schmerzen und Anna das Melken versäumt. Normalerweise antwortete das Kalb, doch es blieb still. Merkwürdig. Da stimmte etwas nicht. Anna vergewisserte sich, dass die Knoten im Tuch, das Helene hielt, fest waren und suchte die Weide ab. Als sie über die Buckelwiese bergab lief, nahmen ihr vereinzelte Nebelschwaden die Sicht. »Tossa, Too-ssa!« Sie rief nach der Kuh. Auch Helene auf ihrem Rücken gab ein paar Laute von sich, es klang wie »Sasa«. Was für eine Freude, nun konnte sie auch das. Nur schade, dass ihr Mann das nicht miterlebte. Anna hangelte sich am Holzzaun entlang, bei dem die Querbalken kunstvoll mit Weiden an die Pfosten geflochten waren, bis sie unten am Weg das Gatter erreichte. Es stand offen. Manchmal vergaßen Wanderer beim Aufstieg zum Rabenkopf, es wieder zu schließen, doch um diese Jahreszeit, Ende Oktober, verirrte sich selten jemand hier herauf. Für einen Augenblick stockte ihr das Herz. War es vielleicht ihr Liebster? Dass er es endlich zu ihr geschafft hatte? Nein, keine Menschenseele weit und breit, außer ihr und dem Kind. Anna sah sich um und entdeckte endlich die grau Gehörnte. Sie stand weiter unten am Abhang, streckte den Kopf vor und muhte abermals durchdringend laut. Anna folgte dem Pfad dicht am Berg entlang, rechts von ihr fiel das Gelände steil ab. Auf einem bewachsenen Vorsprung, ein paar Meter die Felsen hinauf, erblickte sie jetzt auch das Kalb. Offenbar hatte es sich mit dem Halsriemen in einem Ast verfangen und kam nicht los. Wie war es nur dahingelangt? Es röchelte, bekam kaum mehr Luft, seine Zungenspitze lugte aus dem Maul. Was sollte sie tun? Erst ihre Tochter ins Haus zurückbringen und danach zu dem Kalb hochklettern, um es zu befreien? Aber das konnte für das Tier zu spät sein. Vorsichtig trat sie auf das Geröll. Die Steine waren rutschig, manche gerieten unter ihren Sohlen in Bewegung und kullerten in den Nebel hinab. Anna kam ins Wanken. Sie beugte sich vor, krallte sich an das Gestrüpp, das sie auf der Bergseite zu fassen bekam. Schnell tastete sie nach ihrer Tochter, die keinen Mucks von sich gab. War sie eingeschlafen? »Gleich, Loretta, ich bin gleich bei dir«, sprach sie auf das Kalb ein, je näher sie kam, damit es sich nicht erschreckte. Schließlich hatte sie es erreicht, umschlang es und hielt sich an ihm fest, bis sie selbst sicher stand. Sie riss an dem Halsriemen, zog ihn kurz noch mal fester zu, um den Dorn der Schnalle aus seinem Loch zu lösen. Kurz hielt auch sie die Luft an, dann war es geschafft. Das Kalb schüttelte sich, als wollte es lästige Fliegen loswerden, glitt mit einem Vorderbein aus und schwankte. Hastig hielt sich Anna an der Kiefer fest. Um ein Haar wären sie alle drei abgestürzt....

Erscheint lt. Verlag 1.3.2023
Reihe/Serie Glückstöchter-Dilogie
Glückstöchter-Diologie
Zusatzinfo 3 wiederkehrende s/w-Vignetten & 2 s/w-Illustration gezeichnet von der Autorin
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Adoption • Alm • Anti-Atomkraft-Bewegung • Apotheke • Bayrische Voralpen • Berge • Bestsellerautorin Wunderfrauen • Bio-Bewegung • Bio-Müsli • Botaniker • Die Wunderfrauen • diy garten • Düfte • Emanzipation • Fair Trade • Familiensaga • Franziska von Reventlow • Franz Marc • Frauen-Schicksal • Friseursalon • Gutshof • Homefarming • Käthe Kollwitz • Keramikkünstlerin • Kochelsee • Lebenssinn • Loisach • Louis Pasteur • Monte Verità • Natur • Naturerleben • Naturforscherin • Naturkosmetik • Naturkost • Öko-Bewegung • Paragraph 218 • Pharmazie • Schloss • Selbstversorgung • Siebziger Jahre • Studenten-Bewegung • Studenten-Leben • Tonkabohne • Töpfern • Tuberkolose • Umwelt-Bewegung • Umweltbewusstsein • Unterhaltung • Urban Gardening • Voralpenland • zwei Zeitebenen
ISBN-10 3-10-491594-6 / 3104915946
ISBN-13 978-3-10-491594-4 / 9783104915944
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