Die Fabrikantinnen - Schwesternzeiten (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3021-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Fabrikantinnen - Schwesternzeiten -  Sarah Lindberg
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Weg des Herzens - Wege des Leids.

Es ist das Jahr 1954. Emmi Wagner hat die Zuckerfabrik ihres Mannes nach dessen Tod erfolgreich weitergeführt. Behutsam möchte sie nun ihre Töchter Greta und Lisa an die Fabrik heranführen. Während Lisa sich immer mehr interessiert zeigt, erweist sich Lisa als schwierig und unnahbar. Offenbar neidet sie Lisa auch, dass ihre Schwestern sich verliebt hat und heiraten will. Die Schwestern drohen sich immer mehr zu entzweien. Dann kommt es zu einem schweren Unglück. Emmi Wagner schwebt zwischen Leben und Tod. Die beiden ungleichen Schwestern sind nun gefordert, die Fabrik zu leiten. Doch plötzlich tritt ein Familiengeheimnis zutage, das Emmi lange verheimlicht hat ... 

Eine große Familiensaga - mitreißend erzählt. Zwei ungleiche Schwestern auf der Suche nach Liebe, Glück und Wahrheit!

Hochemotional und authentisch - beruht auf der wahren Familiengeschichte der Autorin.



Sarah Lindberg ist das Pseudonym der Bestseller-Autorin Antje Szillat, aus deren Feder zahlreiche Kinder- und Jugendromane sowie Erwachsenenbücher stammen. Ihre Bücher wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet. In 'Die Fabrikantinnen' erzählt sie - angelehnt an die dramatische Lebens- und Liebesgeschichte ihrer Großmütter Anni und Emmi - von der Fabrikantenfamilie Wagner, die in der Nähe von Hannover ansässig waren und in den schweren Zeiten des Kriegs und der Nachkriegszeit ihre Frau stehen mussten. Als Aufbau Taschenbuch sind von Antje Szillat bereits die Romane 'Nimm das Glück in beide Hände' und 'Ab heute seh ich bunt' erschienen.

Eins


Verlorene Liebe, wo ist da Ersatz für?

Johann Wolfgang von Goethe Deutscher Dichter (1749–1832)

Sommer 1945


Emmi Wagner träumte. Hand in Hand ging sie mit ihrem Mann Emil am Kanal spazieren. Die Sonne schien warm vom Himmel, spiegelte sich in der unbeweglichen Wasseroberfläche wider, während die Vögel ihre fröhlichsten Lieder zwitscherten.

Das Leben war schön. Natürlich war es schön, denn Emil war an ihrer Seite.

»Habe ich dir heute eigentlich schon gesagt, wie sehr ich dich liebe, mein Herz?« Emils Daumen strich sanft über Emmis Handrücken.

Lachend warf sie den Kopf in den Nacken. »Ja, das hast du. Bestimmt sechsmal.«

»Zu oft?«

Vehement schüttelte Emmi den Kopf. »Nein, zu oft kannst du mir das überhaupt nicht sagen.«

Emil blieb stehen. Nun nahm er auch Emmis zweite Hand in seine und blickte ihr fest in die Augen. »Du bist alles, wirklich alles, was ich mir vom Leben jemals erhofft habe.«

Seine Stimme klang warm und aufrichtig, Emmi glaubte ihm jedes Wort.

Ganz langsam zog er sie an sich. Immer näher und näher. Seine starken Arme legten sich um ihre schmalen Schultern, Emmi wurde von einer Woge tiefster Zuneigung erfasst. Glücklich seufzend schmiegte sie sich an ihn.

»So kann es bleiben«, flüsterte sie. »So muss es bleiben.«

»Das wird es, mein Herz«, hörte sie Emils warme Stimme nahe an ihrem Ohr raunen.

»Versprich es mir«, bat sie ihn.

Wie dumm von mir, wie naiv und weltfremd, dachte Emmi im nächsten Moment. Als ob Emil ihr ein Versprechen für so etwas Unberechenbares wie das Leben machen könnte.

Der Krieg war gerade zu Ende. Nazideutschland war als großer Verlierer daraus hervorgegangen – moralisch und menschlich fraglos das einzig Richtige, die allerbeste Lösung. Von Deutschland war nicht viel mehr als Schutt und Asche übrig geblieben, und die Frauen, ja, sie standen größtenteils allein vor meterhohen Trümmern. Ihre Männer, Söhne und Enkel befanden sich noch irgendwo in der Welt in Gefangenschaft, oder sie waren im Krieg gefallen. Nur wenige, erschreckend wenige hatten bisher den Weg zurück zu ihren Familien antreten können, kaum in der Lage, sich aus der eigenen Lethargie zu befreien, mit einer Zukunft, die in Schutt und Asche vor ihnen lag, während ihnen das erlebte Grauen noch allzu real im Nacken saß.

Was für ein Glück!, dachte Emmi in ihrem Traum, dass Emil nicht in diesen barbarischen Krieg hatte ziehen müssen, dass er bei ihr und den Töchtern geblieben war. Was für ein Glück, dass er bis ans Ende ihrer gemeinsamen Tage dicht an ihrer Seite sein würde, sie ihn jeden Tag spüren, erleben, bei sich haben konnte, ihren Emil, den sie von der ersten Sekunde an so sehr geliebt hatte und es immer weiter tun würde.

O ja, was für ein Glück sie doch hatten …

Emmi runzelte die Stirn. Etwas Störendes drang in ihren Traum ein, etwas, das nicht dazugehörte. Nicht hierher an den Kanal, wo sie Arm in Arm mit Emil im Sonnenschein stand und er sie jeden Moment küssen würde. So küssen, wie nur Emil es konnte, so küssen, dass sie die Welt um sich herum vergaß und nichts anderes wollte, als mit ihrem Ehemann eins zu werden.

Schritte. Hastige Schritte, die immer näher kamen.

Es klopfte. Jemand klopfte an eine Tür. An ihre Tür? Noch tief in ihrem Traum rief Emmi instinktiv:

»Ja, herein!«

Die Tür ging auf. Elsa, die eigentlich als Kinderfrau für Greta und Lisa im Haus angestellt war, trat ein.

»Guten Morgen, gnädige Frau Wagner«, hörte Emmi sie sagen. »Soll ich die Vorhänge schon aufziehen, oder möchten Sie noch einen Moment im Halbdunkeln liegen bleiben?«

Verwirrt setzte Emmi sich im Bett auf. Sie sah sich um, erkannte, dass sie sich in ihrem Schlafgemach befand. In Emils und ihrem breiten Ehebett sitzend. Sie tastete mit der rechten Hand neben sich. Das Kissen lag unberührt da, ebenso die Zudecke. Das Laken fühlte sich kalt an. Kalt wie die Hand, die sich nun um ihr Herz legte, als sie langsam anfing zu begreifen. Sie hatte geträumt. Alles nur geträumt.

Emmi räusperte sich, denn da war auf einmal ein dicker Kloß in ihrer Kehle, bevor sie erklärte: »Danke, Elsa, das ist nicht nötig. Ich möchte noch ein wenig liegen blieben.«

Erstaunt musterte Elsa sie. Die Fabrikantin Emmi Wagner blieb nie noch ein wenig liegen. Für so etwas hatte sie weder Zeit, noch entsprach es ihrem überaus pflichtbewussten Charakter. Die gnädige Frau war lange vor allen anderen Bewohnern der Wagnerschen Villa, in der Hildesheimer Börde gelegen, auf den Beinen. Meistens trank sie die erste Tasse Kaffee im Stehen, während sie schon in ihre Unterlagen vertieft war, die sie sich jeden Abend mit aus der Fabrik nach Hause nahm. Gleich nach dem gemeinsamen Frühstück mit ihren beiden Töchtern Greta und Lisa, ihrer Mutter Dorothea Engel und den Schwiegereltern Gerlinde und Hans-Hermann Wagner verließ sie dann die Villa, um in die Zuckerfabrik zu fahren, die sie gemeinsam mit ihrem Schwiegervater leitete.

Emmi war bemüht, sie wieder zu dem zu machen, was sie einst gewesen war: eine gut gehende Fabrik, die ihre Familie, aber auch die ihrer Partner, die Landwirte, ernähren konnte und in bitteren Zeiten eine bessere Zukunft verhieß.

Doch dieser Traum, dieses sehr reale Gefühl, in Emils Armen zu liegen und sich dem Trugschluss hinzugeben, dass es immer so bleiben würde, all das hatte sie einen Augenblick lang schwach werden lassen.

»Fühlen Sie sich nicht wohl, gnädige Frau Wagner? Soll ich nach dem Doktor schicken?«

»Nein, dafür besteht kein Anlass«, beruhigte Emmi die Kinderfrau und brachte sogar ein Lächeln zustande. »Und nun lassen Sie mich bitte allein, Elsa.«

Nur widerwillig kam Elsa der Aufforderung nach. Sie fühlte sich ihrer Chefin zutiefst verbunden, weil sie ihr nicht nur eine Anstellung angeboten, sondern auch ein neues Zuhause im ehemalige Gesindehaus, das sich etwas abseits des Haupthauses auf dem weitläufigen Grundstück des Anwesens befand, für ihre neun- und elfjährigen Söhne, ihre kränkliche Schwiegermutter und sich gegeben hatte.

Von ihrem eigenen kleinen Haus in der Hildesheimer Altstadt waren nur noch Trümmer übrig geblieben, ihr Mann Gunnar war im Krieg gefallen, und ihre Schwiegermutter war schwer herzkrank. Das Leben hatte kaum noch einen Sinn für Elsa Dinkler gehabt, letztendlich hatte sie nur ihren Söhnen zuliebe weitergemacht, von denen Fritz, der ältere, seinem Vati wie aus dem Gesicht geschnitten war, so dass sie ihn an manchen schweren Tagen kaum anschauen konnte, ohne dabei in Tränen auszubrechen. Beim Zuckerrübenklauen war sie dann ausgerechnet von der Fabrikantin höchstpersönlich ertappt worden. Doch statt einer harschen Zurechtweisung hatte Emmi ihr eine Zukunft geschenkt. Seitdem war Elsa geradezu erpicht darauf, es ihrer Chefin so angenehm wie möglich zu machen. Auf sie zu achten, sich um sie zu sorgen, ihr jegliche Mühen mit den Kindern und im Haus abzunehmen und ihr immer wieder zu zeigen, wie dankbar sie ihr war.

Dabei geriet sie regelmäßig mit der eigentlichen Hausdame Hilde aneinander, die sich von ihr nicht den Rang im Haus ablaufen lassen wollte. Oder Hilde beschwerte sich bei Gerlinde Wagner. Zweifelsfrei hätte die Hausherrin vor nicht allzu langer Zeit die übermotivierte Kinderfrau mit aller Deutlichkeit in ihre Schranken gewiesen. Doch inzwischen nahm sie es lediglich mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. Gerlinde Wagner war meilenweit von ihrem früheren überheblichen Ich entfernt. Der Tod ihres Sohnes Emil schmerzte sie so sehr, dass sie keine Kraft mehr hatte, sich so herrisch wie früher aufzuführen.

Nachdem Elsa das Schlafgemach verlassen hatte, blieb Emmi tatsächlich noch einen Augenblick lang in ihrem Bett liegen. Sie schloss die Augen und hoffte, dass etwas von ihrem Traum...

Erscheint lt. Verlag 20.9.2022
Reihe/Serie Die Fabrikantinnen-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bauern • Bauernhof • Ehebund • Emmi Wagner • Erbin • Fabrik • Familie • Frauen • Frauenbuch • Frauenroman • geschenk für frau • Hannover • Heiratsantrag • Historischer Liebesroman • Historischer Roman • Kinder • Liebesgechichte • Mutterliebe • Schwangerschaft • Schwerstern • Schwesternschicksal • Starke Frau • Vernunftehe • Zucker • Zuckerfabrikant
ISBN-10 3-8412-3021-0 / 3841230210
ISBN-13 978-3-8412-3021-8 / 9783841230218
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