Die Inselpension - Heimkehr ans Meer (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
399 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-2871-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Inselpension - Heimkehr ans Meer -  Lina Albrecht
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Wegen einer OP ihres Vaters muss sich die Hamburger Hotelmanagerin Marieke um die familieneigene Pension auf Juist kümmern. Überrascht erkennt sie, dass die Leitung des kleinen Gästehauses eine echte Herausforderung darstellt. Hier zählt ein offenes Ohr für die Gäste mehr als ein perfekter Service. Zudem hat Marieke mit der Beziehung zum Vater zu kämpfen, der ihr eine Mitschuld am Tod der Mutter gibt. Die ungewöhnlichen Behandlungsmethoden des attraktiven Inselarztes Dr. Siemon machen die Situation nicht einfacher. Als sich Mariekes Aufenthalt dem Ende zuneigt, wirft eine überraschende Nachricht ihre Pläne über den Haufen ...

Die nächste Fähre geht immer erst morgen ...



Lina Albrecht studierte Sprachwissenschaften und arbeitete anschließend für Zeitschriften, bevor sie ihren Kindheitstraum wahr machte: Sie schrieb ihren ersten Roman, dem viele weitere folgten. Lina Albrecht lebt in einer hübschen Kleinstadt im Nordwesten Deutschlands, doch ihre Herzensheimat fand sie auf der idyllischen Nordseeinsel Juist. Nirgendwo kann sie entspannter und glücklicher Geschichten erfinden und die Seele baumeln lassen.

Lina Albrecht studierte Sprachwissenschaften und arbeitete anschließend für Zeitschriften, bevor sie ihren Kindheitstraum wahr machte: Sie schrieb ihren ersten Roman, dem viele weitere folgten. Lina Albrecht lebt in einer hübschen Kleinstadt im Nordwesten Deutschlands, doch ihre Herzensheimat fand sie auf der idyllischen Nordseeinsel Juist. Nirgendwo kann sie entspannter und glücklicher Geschichten erfinden und die Seele baumeln lassen.

1.  Kapitel


»Mauve«, sagte die Braut und schaute wild entschlossen über den Rand ihrer modischen Brille mit dem schwarzen Gestell und den großen Gläsern.

»Mauve?«, vergewisserte sich Marie und gab sich große Mühe, nicht allzu entsetzt dreinzublicken. Die Planung einer Hochzeitsfeier war stets eine kniffelige Angelegenheit. Die Grundregel dabei war, dass die Braut ihren Willen bekam. Leider gab es nicht wenige Bräute, die mehrfach ihre Meinung änderten. Andere konnten die optische Wirkung ihrer Vorstellungen absolut nicht einschätzen. Wenn sie dann das Ergebnis ihrer Träume sahen, musste in letzter Minute alles geändert werden. Deshalb lautete die Maxime, den Gästen jeden Wunsch zu erfüllen, wie es sich ohnehin für ein Fünfsternehotel gehörte, andererseits jedoch nach Kräften das Schlimmste zu verhindern. Das war oft ein Drahtseilakt. Dennoch oder gerade deswegen liebte sie die Herausforderungen, die mit ihrer Position als Bankettmanagerin des Albatros einhergingen. Irgendwie hatte sie noch jede Braut glücklich gemacht. Bis auf die Frauen, die ohnehin nie zufrieden waren.

»Mauve ist meine Lieblingsfarbe. Nicht wahr, Schatzi?«, wandte sich die junge Frau an ihren Zukünftigen.

Der nickte und blickte möglicherweise noch ratloser drein als Marie, die der Verdacht beschlich, dass der arme Mann nicht einmal wusste, was er sich unter dem Farbton Mauve vorzustellen hatte.

»Mauve.« Melanie Schrader, die in wenigen Wochen Melanie Maier mit ai heißen würde, wie sie stolz verkündet hatte, schien sich schon allein an dem Wort zu berauschen. »Blumen, Servietten, Tischdecken … ich will alles in Mauve.«

»Selbstverständlich. Es ist der Anspruch unseres Hauses, ein unvergessliches Fest für Sie zu organisieren.« Marie zauberte jenes strahlende Lächeln auf ihr Gesicht, von dem ihre Assistentin Tina behauptete, genau an diesem Gesichtsausdruck zu erkennen, wenn Marie der Verzweiflung gefährlich nahe war.

Tina hatte ausgerechnet heute ihren freien Tag, sodass Marie die Katastrophe in Mauve allein überstehen musste. Falls es ihr nicht gelang, die Braut von einer anderen Farbwahl zu überzeugen, würde Tina jedoch diejenige sein, die sich auf die Jagd nach mauvefarbenen Kerzen und Servietten machen musste, ganz zu schweigen von den entsprechenden Blumengestecken.

Mit auf den Lippen festgefrorenem Lächeln holte Marie ihr Handy hervor, tippte Mauve ein und hielt Melanie Schrader das Display hin, auf dem sich Fotos von mauvefarbenen Kleidern und Wänden geöffnet hatten.

Sie lächelte tapfer weiter, während sie säuselte: »Nur damit wir uns einig sind, um welche Farbe es genau geht. Hier steht, dass Mauve ein ins Grau spielender Lilaton ist. Es könnte also ein wenig …« trist sein, doch das sprach Marie wohlweislich nicht aus.

»Ich liebe diese Farbe, weil sie so fröhlich wirkt«, erklärte die künftige Braut mit ernster Miene. »Nicht wahr, Schatzi?«

Schatzi warf ebenfalls einen Blick auf das Handy und zögerte einen winzigen Moment, bevor er heftig nickte.

Möglicherweise hatte dieses Paar sich gesucht und gefunden, weil sie beide farbenblind waren. Vor allem aber funktionierte es zwischen ihnen, weil er ihr in allem zustimmte. Marie bemühte sich, nicht die Augen zu rollen, und trug in die Unterlagen in der Spalte Farbe der Tisch- und sonstigen Deko in Großbuchstaben MAUVE ein.

»Kommen wir zur Speisenfolge.« Sie zog die nächste Seite des Vordrucks zu sich heran, den sie selbst entworfen hatte und während jeder Vorbesprechung ausfüllte.

»Lobster«, meldete sich der Bräutigam zu Wort. »Das ist mein Lieblingsessen. Auf jeden Fall einen Gang mit Lobster.«

In der Hoffnung auf lautstarken Protest schaute Marie die Braut an. Doch zu ihrem Erstaunen lächelte und nickte Melanie Schrader. Selbstverständlich lächelte Marie ebenfalls, während sie krampfhaft überlegte, ob die Braut eine Ahnung hätte, wie es nach einem Hummeressen mit großer Wahrscheinlichkeit um die Festkleider und Anzüge ihrer Gäste bestellt sein würde, ganz zu schweigen vom Brautkleid. Sie unterdrückte einen Seufzer. Diese Vorbesprechung würde sich zweifellos sehr in die Länge ziehen. Und dabei war nicht einmal die Brautmutter anwesend.

Tatsächlich verließ Marie das Hotel erst gegen sechs Uhr abends nach einer über dreistündigen Besprechung mit dem Brautpaar. Immerhin hatte sie die Lobster-Katastrophe verhindern können, indem sie als Vorspeise einen Meeresfrüchteteller vorgeschlagen hatte, auf dem die einzelnen Elemente verzehrfertig angerichtet werden sollten. Weil es doch immer wieder Menschen gäbe, hatte sie argumentiert, die mit dem Hummerbesteck Schwierigkeiten hätten.

Bei Mauve war es jedoch geblieben. Natürlich würde es kein Problem sein, die Tische und den Saal in lilastichiges Grau zu tauchen. Allerdings bestand nach Maries Erfahrung dann die Gefahr, dass die Braut bei dem trüben Anblick, den der Festsaal zwangsläufig bieten würde, in Tränen ausbrechen und eine sofortige Änderung der Dekoration verlangen würde. Doch selbst in diesem Fall würde Marie eine Lösung finden. Sie fand immer eine Lösung – eine Fähigkeit, die dafür gesorgt hatte, dass sie bereits mit Ende zwanzig die Bankettabteilung in einem der besten und teuersten Hotels Hamburgs leitete. Wer in der Hansestadt lebte und über viel Geld verfügte, lud zu Geburtstagsfeiern, Jubiläen und natürlich auch zu Hochzeiten in einen der Ball- oder Bankettsäle des Albatros an der Binnenalster ein.

Bevor Marie in die S-Bahn nach Altona stieg, um nach Hause zu fahren, genoss sie noch ein wenig die Feierabendstimmung in der Innenstadt, bummelte am Wasser entlang und betrachtete die Schaufenster. Es war ein milder Abend Anfang Juli, und die Plätze vor den Straßencafés waren fast alle besetzt. Marie könnte zum Handy greifen. Sie könnte Gerit anrufen und fragen, ob er Lust zu einem Drink in der Abendsonne hätte. Doch sie überlegte es sich anders. Er machte praktisch nie vor acht oder neun Uhr Feierabend.

Sie war schon fast an der Boutique vorbei, als sie aus dem Augenwinkel den Bikini bemerkte. Weiß mit leuchtend roten Mohnblüten. Entschlossen betrat sie den eleganten Laden, in dem die wenige Ware auf schimmernden Messinggestellen verteilt war. Einige Teile hingen auf Bügeln, andere wirkten wie lässig hingeworfen, ein paar waren straff zwischen den Metallstangen gespannt. Außer Marie befand sich keine weitere Kundin in der Boutique, was eventuell daran lag, dass das Geschäft bald schloss – vielleicht aber auch an den stolzen Preisen.

»Guten Abend. Was kann ich für Sie tun?« Die spindeldürre Verkäuferin stakste auf unendlich hohen Absätzen auf sie zu. Bei diesem Anblick zog Marie, die normalerweise mit ihrer Figur ganz zufrieden war, automatisch den Bauch unter dem engen Kostümrock ein.

»Der weiße Bikini im Fenster. Der mit den Mohnblüten«, sagte sie und erwiderte entschlossen den kritischen Blick, mit dem die gefärbte Blondine sie musterte. Immerhin hatte sie etwas, womit sie den Bikini ausfüllen konnte. »Größe 40«, fügte sie mit erhobenem Kopf hinzu. Gerit liebte ihre Kurven, wie er ihr schon mehrfach beteuert hatte.

»Wir führen diesen Bikini in den Größen 34 bis 40. Für üppigere Figuren eignet sich der Schnitt nicht.« Die Verkäuferin kniff ihre wässrigen blauen Augen zusammen und schielte unter dem Dach aus künstlichen Wimpern vage in Maries Richtung.

»Ich nehme ihn«, erklärte Marie entschlossen.

Schweigend ging die Verkäuferin zu einem der Messinggestelle, nahm einen Bügel, an dem zwei winzige Stoffstücke baumelten, und hielt ihn Marie hin.

»Die Kabine ist dahinten.« Sie zog die fadendünnen Brauen hoch und ruckte mit dem Kopf in die betreffende Richtung wie ein Huhn, das nach einem Korn pickt.

»Ich nehme ihn«, wiederholte Marie mindestens ebenso hoheitsvoll. »Größe 40 passt. Immer.«

»Sie sollten ihn lieber anprobieren. Gerade in den großen Größen ist es oft schwierig.« Die Brauen verschwanden unter dem strohigen Blondhaar.

»Bei mir nicht«, behauptete Marie kühl. »Ich zahle mit Karte.« Sie dachte nicht daran, sich von dieser Frau verunsichern zu lassen, schließlich hatte sie schon genügend harte Verhandlungen mit Lieferanten geführt. Falls der Bikini doch nicht passte, würde sie ihn zurückbringen.

Zehn Minuten später fuhr sie mit der S-Bahn die wenigen Minuten nach Altona, machte noch einen Abstecher in den türkischen Gemüseladen an der Ecke und war endlich zu Hause. Sie schloss die Wohnungstür im zweiten Stock auf und streifte im Flur mit einem erleichterten Seufzer die Pumps ab.

Sie liebte ihre neuen Schuhe von Christian Louboutin aus schwarzem Lackleder mit unsichtbaren Nähten. Natürlich war es nicht sonderlich bequem, den ganzen Tag auf Stilettos herumzulaufen, aber wann immer sie hinunter auf ihre Füße schaute, fand sie, dass es die Mühe wert war.

Marie lehnte sich neben der kleinen Garderobe an die Wand und massierte erst ihren rechten, dann ihren linken Fuß. Als sie ihre Zehen wieder spürte, ging sie auf Strümpfen weiter in die Küche, um ihre Lebensmitteleinkäufe zu verstauen. Anschließend ließ sie sich im Wohnzimmer auf die Couch fallen und griff nach ihrem Handy. Mittlerweile war es fast acht Uhr, sodass sie davon ausgehen konnte, dass Gerit Zeit für sie hatte.

»Ich habe eine sexy Überraschung für dich«, verkündete sie übermütig, als er sich endlich meldete. »Du bekommst sie aber erst im Urlaub zu sehen.«

»Hm«, machte er. Im Hintergrund...

Erscheint lt. Verlag 31.3.2023
Reihe/Serie Inselpension
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Arzt • Baltrum • Blanker Hans • der Blanke Hans • Ehe • Familie • Ferien • Flitterwochen • Friesische Inseln • Hotel • Insel • Juist • Karriere • Langeoog • Liebe • Liebesroman • Luxus • Luxushotel • Managerin • Marie Merburg • Meer • Nordfriesland • Pension • Sehnsucht • Sehnsuchtsort • Spiekeroog • Strand • Strandhotel • Urlaub
ISBN-10 3-7517-2871-6 / 3751728716
ISBN-13 978-3-7517-2871-3 / 9783751728713
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