The Way You Crumble (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
448 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-28534-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

The Way You Crumble -  Nena Tramountani
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Echo & Alexis: Ihr Leben schmeckt schon immer bitter. Nur er besitzt die Gabe, es zu versüßen.
Echo ist wütend. Wütend auf ihre Mutter, die sich das Leben nahm, aber am meisten auf sich selbst, weil sie sich wie eine Versagerin fühlt. Nur ihrem Großvater zuliebe nimmt sie einen Aushilfsjob im Sternerestaurant Prisma an und ist überrascht, als sie Gefallen am Konditorhandwerk findet - und an ihrem Kollegen: Alexis ist der jüngste Sohn der Restaurantbesitzer und mindestens genauso wütend wie sie. Er versucht nicht, Echo gute Ratschläge zu geben, doch das hat einen ernsten Grund: Alexis spricht nicht. Offenbar braucht er Hilfe, aber wie soll jemand wie sie ihm schon helfen? Während sie Seite an Seite feine Desserts kreieren, lässt Alexis' Nähe Echos Nervenenden vibrieren. In ihr keimt plötzlich Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft auf - wäre da nur nicht ihre Vergangenheit, die alles zerstören könnte ...

Die süchtig machende Hungry-Hearts-Reihe geht weiter.

Entdecken Sie auch die weiteren Bände der Hungry-Hearts-Reihe:

1. The Way I Break
2. The Way You Crumble
3. The Way We Melt

Alle Romane können unabhängig voneinander gelesen werden.

Nena Tramountani, geboren 1995, liebt Kunst, Koffein und das Schreiben. Am liebsten feilt sie in gemütlichen Cafés an ihren gefühlvollen Romanen und hat dabei ihre Lieblingsplaylist im Ohr. Nach ihrem Studium der Sprachwissenschaften arbeitete sie als freie Journalistin und zog anschließend nach Wien. Inzwischen lebt sie wieder in ihrer Heimat Stuttgart, wenn sie gerade nicht auf Inspirationsreisen ist.

1. KAPITEL
Echo


The devil I know

Zu meiner Verteidigung: Mir war von Anfang an klar gewesen, dass es nicht funktionieren würde. Es war bloß eine Überraschung, wie schnell ich diesmal einen neuen Rekord aufgestellt hatte.

»Ausweis«, knurrte der bullige Typ vor mir.

Ich hatte ihn noch nie gesehen. Mein Glück.

Mit ausdrucksloser Miene zog ich meinen Ausweis hervor, und Sekunden später winkte er mich durch, ohne mich noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Ich sah nicht halb so abgefuckt wie noch vor einem Monat aus. Immerhin das hatte ich der Klinik zu verdanken. Nach all den Jahren hatte ich es perfektioniert, in der feiernden Meute unterzugehen. Eine gute Mischung zwischen lässig und erwachsen darzustellen. Trotz der einstündigen Fahrradfahrt von Goldbridge hierher sah ich entspannt aus, wie meine Handykamera mir bestätigt hatte: goldfarbene Bomberjacke, die mir über den Arsch reichte, darunter ein schwarzer Jumpsuit und Stiefel mit fettem Plateau – dreifacher Vergewaltigungsschutz –, dunkles Augen-Make-up, meine kurzen Haare so mit Gel in Form gezupft, dass nicht mal der Fahrtwind eine Chance gehabt hatte.

Der Boden vibrierte unter meinen Füßen.

Ich lächelte nicht, als ich den schummrigen Gang entlang und die Treppen nach unten lief. Da war keine Vorfreude in mir. Die würde noch kommen. Sie kam immer, sobald das Zeug anfing, seine Wirkung zu entfalten. Aber nicht jetzt. Noch nicht. Ich hatte einen Plan. Ich war konzentriert. So wie heute Mittag bei meiner Entlassung und das gesamte Abendessen mit Luke über. Mein Plan hatte mir geholfen, der Mensch zu sein, den mein Großvater sich wünschte. Zwei Stunden lang hatte ich brav gegessen, gelacht, genickt, die richtigen Dinge gesagt, um ihn in Sicherheit zu wiegen. Auch diese Rolle hatte ich mit der Zeit perfektioniert.

Die bunten Lichter der Discokugel zuckten über die Tanzfläche. Es war brechend voll im Fever. Immerhin war es Samstagnacht, und zu dem einzigen größeren Club in der Nähe von Goldbridge und den Nachbarkäffern gab es keine wirkliche Alternative. Nicht dass die Musik oder sonst irgendwas hier besonders berauschend war. Berauschend würde heute nur eines sein. Ha.

Als ich auf dem Weg zu den Toiletten an der ewig langen Bartheke vorbeikam, traf mich Dimis Blick. Er war gerade dabei, den Cocktailshaker über der Schulter zu schütteln, und ließ ihn abrupt sinken. Im Gegensatz zum Türsteher war er leider nicht neu. Seit über zwei Jahren arbeitete er als Barkeeper im Fever und kannte deshalb meine Historie.

»DEIN SCHEISS ERNST?«, brüllte er über den wummernden Bass hinweg. Eine Mischung aus Wut und Enttäuschung machte sich auf seinem bärtigen Gesicht breit.

Ich legte meinen Mittelfinger an die Lippen, küsste ihn und hielt ihn für genau eine Sekunde in die Höhe, bevor ich den Arm wieder sinken ließ und mich hinter einer Gruppe von spanischen Touristen wegduckte. Schnell weg hier. Ich konnte nicht einschätzen, wie ausgeprägt sein Beschützerinstinkt inzwischen war. Am Anfang hatte er sich mit dem ein oder anderen tadelnden Kommentar zufriedengegeben, doch mit jedem Entzug – ich hatte heute Mittag Nummer drei abgeschlossen – und jedem Rückfall schien er nerviger zu werden. Lieber nichts riskieren.

Als ich den schmalen Flur zu den Toiletten erreichte, atmete ich erleichtert aus. Die Wände waren mit Konzertplakaten zugekleistert, die Luft stank nach Zigarettenrauch und Kotze, aber immerhin war hier nicht viel los. Die meisten Fever-Besucher tranken keinen Alkohol, sie warfen Pillen ein oder zogen sich den Spaß durch die Nase, was bedeutete, dass sie stundenlang durchtanzen konnten und höchstens aufs Klo rannten, um sich die nächste Dröhnung zu geben.

Nun spürte ich doch Vorfreude. Sie zuckte durch mich hindurch wie die Lichter über die tanzenden Leute. Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, während ich den Reißverschluss meiner Bauchtasche öffnete und nach den Scheinen tastete.

Augenblicklich hatte ich Lukes gutmütiges Gesicht vor Augen.

Nein. Weg damit. Es würde ihm nicht auffallen. Ich würde es ersetzen. Immerhin hatte ich ja jetzt einen Job. Mal sehen, wie lang ich ihn behielt. Andererseits, für ein bisschen Kohle würde ich mich zusammenreißen.

Ich hatte das Ende des Gangs erreicht, bog um die Ecke und fand mich vor dem defekten Zigarettenautomaten wieder, der sich zwischen den beiden Toilettentüren befand. Isla lehnte gelangweilt dagegen und wickelte sich eine blonde Strähne um den Finger. Sie trug ein schickes weißes Kleid aus Seide, das genau wie der Rest ihrer Erscheinung kein bisschen in einen heruntergekommenen Laden wie diesen passte.

Sobald sie mich erblickte, stieß sie sich vom Automaten ab und lachte hämisch. »Aller guten Dinge sind drei, dachte ich?«

»Ja, ja, lass stecken. Pax ist heute nicht da?«

Isla war die Vertretung meines Dealers und – zugegeben – die geeignetere Person für den Job. Niemand würde es wagen, sie zu filzen. Sie war gerade mal volljährig, stank nach Luxus und hatte ein süßes Engelsgesicht mit den dazu passenden Goldlocken. Außerdem hatte sie im Gegensatz zu Pax ihr Gewissen im Griff und verkaufte mir, was ich wollte.

»Nee, der ist krank«, erwiderte sie mit ironischem Unterton. »Und damit meine ich, in einer ›glücklichen‹ Beziehung.«

Die Anführungszeichen waren nicht zu überhören.

Ich wies mit dem Kinn zur linken Toilettentür, vergewisserte mich, dass sie mir folgte, stieß sie auf und quetschte mich an zwei knutschenden Typen vorbei.

Wir verschanzten uns in einer freien Kabine und schlossen ab. Prompt stieg mir ihr süßliches Vanilleparfüm in die Nase.

»K?«, raunte sie mit einem lasziven Lächeln, das ihre jadegrünen Augen zum Strahlen brachte.

Als ich nickte, griff sie in ihren BH. »Wie viel?«

Noch ein Grund, aus dem sie mir lieber als Pax war: Sie verschonte mich mit dummem Gelaber.

»Ein halbes Gramm.«

Heute würde ich es langsam angehen lassen. Ein, zwei Stunden tanzen, dann ab zurück ins Bett, die Nachwirkung wegschlafen, morgen früh fröhlich und munter zu meinem neuen Job antreten und Luke stolz machen. Alles entspannt. Alles unter Kontrolle.

Wir tauschten Geld gegen Plastiktütchen, sie hauchte Luftküsse rechts und links neben meine Wangen in die Luft und verließ die Kabine. Ihre hohen Absätze klapperten auf den Fliesen.

Nachdem ich mir die Tüte in den Ausschnitt gesteckt hatte, folgte ich ihr nach draußen, lief aber nicht in Richtung Tanzfläche, sondern betrat durch die Nebentür die Frauentoiletten. Die meisten gaben zu Recht einen Scheiß auf Geschlechtertrennung, aber hier war es aus irgendeinem Grund trotzdem immer sauberer.

Niemand war zu sehen. Der Spiegel über dem Waschbecken rechts von mir war mit bunten Schriftzügen vollgekritzelt, sodass ich nur meine Augen und meinen Mund erkennen konnte. Ich grinste mir zu.

Kaum dass die Tür hinter mir zugeklappt und die Musik von draußen nur noch gedämpft zu hören war, vernahm ich das Stöhnen aus der hintersten Kabine. Inzwischen war das nicht mehr abstoßend für mich. Wenn man monatelang mit Leuten auf dem Parkplatz eines Motels lebte, für die Sex das beste Mittel war, um schnell an Geld zu kommen, härtete man ab.

Da die erste Kabine abgeschlossen war, blieb mir nur die mittlere. Ich schlüpfte hinein, verriegelte sie hinter mir und klappte den Klodeckel runter. Nachdem ich mich gesetzt hatte, atmete ich ein paarmal tief durch.

Das Stöhnen neben mir wurde lauter, dann erklang ein dumpfer Schlag, zusätzlich wackelte die Wand, die unsere Kabinen trennte.

Jäh verflog meine Vorfreude. Was tat ich hier?

Die körperliche Entgiftung war schlimmer denn je gewesen. Ich hatte geschrien, getobt, gebettelt – und schließlich doch weitergekämpft. Tag für Tag war ich von Psychologen begleitet worden, hatte geredet und zugehört, in Einzel- und Gruppentherapie, geredet, geredet, geredet, keinen Bullshit diesmal, nicht wie beim ersten Entzug, sondern die Wahrheit, wie beim zweiten Mal, nur dass ich diesmal richtig ausgepackt und jedes Detail offengelegt hatte. Keine Ahnung, woher ich die Kraft genommen hatte. Vielleicht weil ich immer wieder Lukes verheultes Gesicht vor mir gesehen hatte. Zum ersten Mal die ganze Wahrheit: »Hi, ich bin Echo, und ich bin süchtig. Hi, ich bin Echo, und ich weiß nicht, wer ich ohne die Drogen bin. Hi, ich bin Echo, und jedes Mal, wenn ich geglaubt habe, echtes Glück zu empfinden, ist es zwischen meinen Fingern zerbröckelt. Hi, ich bin Echo, und ich bin Abschaum. Hi, ich bin Echo, und es ist meine Schuld, dass meine Mutter keinen Bock mehr auf dieses Leben hatte.« Dann Kunsttherapie, Achtsamkeitsübungen, Bewegungstherapie, Musiktherapie. Noch mehr reden und noch mehr zuhören. Als ich nach drei Wochen in der Klinik aufgewacht und mein erster Gedanke nicht der ans Aufgeben gewesen war, hatte sich etwas verändert. Mein Selbstbewusstsein war zurückgekehrt.

Selbstbewusstsein war mit Selbstüberschätzung gleichzusetzen, wenn man süchtig war. Ich schaffe das, hatte ich mir gesagt, ich schaffe es, meinen Grandpa stolz zu machen. Diesmal schaffe ich es, ein normales Leben zu führen. Was ist schon dabei, wenn ich ein bisschen Hilfe brauche? Deshalb war ich ins Fever gekommen, statt meine alte Crew aufzusuchen und dort weiterzumachen, wo ich vor einem Monat aufgehört hatte. Diesmal wollte ich vernünftiger sein.

Beinahe hätte ich über meine eigene Logik gelacht. Meine Vernunft, mein bisschen Hilfe war das Ketamin.

»Das...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2022
Reihe/Serie Hungry Hearts
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2022 • Ava Reed • Bianca Iosivoni • eBooks • Frauenromane • Gourmet • Hafenstadt • Kulinarik • Küste • Laura Kneidl • Liebesroman • Liebesromane • Lilly Lucas • lovelybooks • Neuerscheinung • New Adult • Romance • Romane für Frauen • Romane Neuerscheinungen 2022 • Sternerestaurant • TikTok
ISBN-10 3-641-28534-8 / 3641285348
ISBN-13 978-3-641-28534-0 / 9783641285340
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