Kirschblütensommer (eBook)

Roman. Die beliebte Familiensaga der italienischen Bestsellerautorin geht weiter
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
544 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-28632-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kirschblütensommer -  Valentina Cebeni
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Der Duft von Kirschblüten umhüllt das prachtvolle Anwesen ihrer Familie. Doch hinter der Fassade erwarten sie ungeahnte Geheimnisse ...
Die mitreißende Geschichte um die Fontamara-Frauen geht weiter!

Obwohl das Leben im Rom der 40er-Jahre immer schwieriger wird, setzt sich Eva mutig an die Spitze des Familienunternehmens. Schon bald beliefert sie das kriegserschütterte Italien mit Backwaren. Doch der Duft des Mandelgebäcks weckt in ihr die Erinnerung an schönere Tage, an Zeiten, in denen alles noch so leicht erschien. Kurzerhand reist sie gemeinsam mit ihren erwachsenen Töchtern nach Latium, wo sie sorglose Stunden auf dem prachtvollen Anwesen der Familie verbringen wollen. Eva ahnt nicht, dass nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Töchter Geheimnisse mit sich tragen, die den Lauf ihres Lebens für immer verändern könnten ...

Valentina Cebeni wurde 1985 in Rom geboren, doch sie trägt das türkisblaue Meer, das die Küste Sardiniens umspielt, im Herzen. Bereits seit ihrer Kindheit hat sie zwei große Leidenschaften: für mitreißende Geschichten und für das Kochen und Backen. Sie liebt es, über die Rezepte ihrer Familie die gemeinsame Vergangenheit wiederzuentdecken. Mit ihren gefühlvollen Romanen hat sie sich in die Herzen ihrer Fans geschrieben.

1

5. Oktober 1942

Ein Spatz ließ sich auf dem Fensterbrett direkt neben der mit Samen gefüllten Schale nieder, die ihre Tochter Clio regelmäßig nachfüllte, wenn sie nach der Schule im Büro ihrer Mutter vorbeikam. Eva lächelte dem Vogel zu. Dann schloss sie erschöpft die Augen. Sie fühlte sich müde und ausgelaugt. Daran konnte auch die Tasse Ersatzkaffee nichts ändern – diese braune Brühe, die immerhin nach Kaffee roch, mittlerweile aber längst kalt war.

Carlos, die rechte Hand ihres Schwiegervaters in Kuba, hatte ihr versichert, dass sie auf ihrer »Spezialroute« eine Zuckerlieferung bekommen würde – illegal natürlich, aber das war ihre kleinste Sorge. Der Krieg, der sich nun schon zwei Jahre hinzog und bei dem kein Ende in Sicht war, legte die Industrie lahm und zwang die Menschen in einen nicht enden wollenden Stillstand. Seit vier Jahren leitete sie nun schon die »Forneria Principi«.

»Darf ich?«, fragte ihr Mitarbeiter Andrea, der zur Tür hereinsah.

Eva nickte.

Andrea hängte Mantel und Hut an den Ständer, sein Hemd war bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, Bartstoppeln zierten sein Gesicht. Er zog sich einen Stuhl an Evas Schreibtisch.

»Du wolltest mich sprechen?«, fragte er.

»Ja, ich möchte, dass du einen Brief auf die übliche Weise für mich verschickst und dich um das Entladen des Zuckers aus Kuba kümmerst. Hoffentlich können wir die Kontrollen auch diesmal umgehen.«

»Wir bezahlen viel Geld dafür. Ich würde mir keine großen Sorgen machen«, beruhigte er sie und zog eine Schachtel Zigaretten aus der Hosentasche. »Ich habe gehört, was gestern in La Gioiosa vorgefallen ist. Die Contradas haben deine Pläne mit dem Caffè Borghi wohl nicht so gut aufgenommen.«

Eva war das Caffè Borghi von einer Familie anvertraut worden, die ins Exil geflüchtet war. Sie wollte den Laden in eine Bäckerei verwandeln, um die Produktion der Keksfabrik zu steigern und beide Geschäfte am Laufen zu halten. Das gefiel nicht allen. Vor allem die Contradas hatten sich ihr in den Weg gestellt.

»Das war nicht anders zu erwarten. Aber von ihnen lasse ich mich nicht aufhalten«, entgegnete Eva und schaute noch einmal zu dem Vogel, der emsig Samen aus der Schüssel pickte. »Das Leben muss weitergehen. Ich habe die Pflicht, an das Wohl der Firma und meiner Familie zu denken. Und da wir gerade von Sorgen sprechen: Clio hatte heute Morgen Fieber. Der Arzt wird gleich nach ihr schauen.«

»Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes.«

»Das hoffe ich auch. Vermutlich hat sie sich nur verkühlt. Aber der Punkt ist ein anderer.«

»Nämlich?« Andrea runzelte die Stirn.

»Ich muss die Firma auch deshalb am Leben erhalten, um mich um die Gesundheit und das Wohlbefinden meiner Kinder zu kümmern. Und um die der Arbeiter. Die Regierung wird das wohl kaum machen. Die ist ja gerade mit anderen Dingen beschäftigt.«

»Das fürchte ich auch.« Andrea nickte finster.

»Zu viele Väter müssen irgendwo auf der Welt kämpfen, ohne dass ich etwas dagegen tun könnte.«

»Auch wenn du es dir noch so sehr wünschst: Den Krieg kannst du nicht aufhalten.«

»Ich weiß, leider. Aber ich kann auf meine Weise Widerstand leisten. Mit meinen Mitteln.« Sie trommelte unruhig mit dem Zeigefinger auf den Tisch. »Allein in diesem Haus fehlen mehr als dreißig Männer, die mit ihrer Arbeitskraft, ihrem Wissen unersetzlich sind. Menschen mit einer Geschichte, die zu dieser Firma gehören und die vielleicht nie zurückkehren werden. Ich habe es satt, den Angehörigen Beileidsbekundungen zu schicken. Jedes Mal muss ich dabei an meinen eigenen Sohn denken, der irgendwo in Griechenland kämpfen muss, und es zieht mir das Herz zusammen.« Sie fuhr sich über die Stirn, auf der sich tiefe Sorgenfalten eingegraben hatten.

Andrea blies den Zigarettenrauch zur Seite und schnippte Asche von seinem Hosenbein. »Was schlägst du vor?«

Sie umklammerte die Stuhllehne und atmete tief durch. »Ich habe beschlossen, aus dem Caffè Borghi eine Bäckerei zu machen. Und du sollst dich um den Umbau und die Organisation kümmern. Ich möchte, dass du die Bäckerei führst. Denn ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann. Du wirst das Personal sorgfältig auswählen.«

Andrea drückte die Zigarette aus und rieb nachdenklich sein Kinn. »Das wird viel Arbeit. Das Caffè Borghi ist nicht leicht umzubauen.«

»Deshalb habe ich dich dafür ausgesucht.«

»Ja, und ich danke dir dafür. Aber ich kenne dich. Wie viel Zeit haben wir?«

»Einen Monat.«

Ihm blieb fast die Luft weg. »Du meine Güte, ich wusste es!«

»Reg dich nicht auf.«

»Du bist verrückt, Eva, das musst du dir mal sagen lassen.«

»Das hat man mir auch gesagt, als ich die Firma übernommen habe«, antwortete sie ihm breit grinsend.

»Ich weiß, aber diesmal ist es anders. Selbst in Friedenszeiten wäre der Umbau in einem Monat nicht zu schaffen! Wo soll ich die Arbeiter hernehmen?«

Eva trommelte erneut mit den Fingern auf die Tischplatte. »Ein Monat, Andrea. Im November müssen wir eröffnen. Der Krieg wartet nicht.«

»Aber …«

»Das ist alles.« Sie faltete den Brief und reichte ihn Andrea. »Du wirst es schaffen. Ich weiß, dass ich mir vor vier Jahren die beste rechte Hand ausgewählt habe, die man sich wünschen kann.«

Mit einem matten Lächeln griff er nach dem Brief. »Ich hoffe, dass Diana das auch so sieht. Ich weiß nicht, warum, aber ich habe das Gefühl, dass ihr das gar nicht gefallen wird, wenn ich es ihr erzähle.«

Beruhigend legte ihm Eva eine Hand auf die Schulter. »Dann erzähl es nicht. Du musst meiner Tochter nicht über jeden Handschlag Rechenschaft ablegen.«

Andrea sah sie von der Seite an. »Stimmt, das muss ich nur bei ihrer Mutter machen.«

Eva zwinkerte ihm zu und brachte ihn zur Tür. »Ich sehe, du beginnst, in die richtige Richtung zu denken, mein Junge.« Sie winkte ihm nach, kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück und nahm den Telefonhörer ab. Eine unangenehme Aufgabe stand ihr bevor: ein Abendessen mit Carnai, einem hohen Parteifunktionär, der über die Auftragsvergabe für die Lebensmittelversorgung entschied und der eine Schwäche für sie hegte. Ihr Schwager Tommaso warf ihr vor, mit dem Feuer zu spielen, aber sie musste mit allen Waffen kämpfen, und bisher hatte sich das als gute Strategie erwiesen. Sie standen mit dem Rücken zur Wand, ihr blieb also gar nichts anderes übrig, als sie weiterzuverfolgen. In der Hoffnung, dass diese Geschichte bald zu Ende geht, dachte sie. Ihr blieben nur noch zwei Stunden bis zu ihrem Treffen, und sie musste noch die Abrechnungen der letzten Monate durchgehen. Aber immer wieder wanderten ihre Gedanken zu Clio, auch wenn ihre Schwägerin Lia sie beruhigt und ihr versprochen hatte, sich sofort nach dem Arztbesuch bei ihr zu melden. Das waren die Momente, in denen sie ihre Arbeit, die sie von ihrer Tochter fernhielt, hasste.

»Besser nicht daran denken«, ermahnte sie sich, während aus dem Erdgeschoss der Duft nach frischem Gebäck heraufzog – eine beruhigende Reminiszenz an eine Normalität, die es nicht mehr gab. Sie schaute in den Hof hinunter, wo zahlreiche Frauen geschäftig umherliefen, und dann zu der Schüssel, vor der noch bis vor Kurzem der Spatz gesessen hatte. Überall waren Samen verstreut, doch der Vogel war weggeflogen. Die Lieferwagen kehrten von ihrer Runde zurück, es wurden wegen der Vorgaben der Regierung immer weniger. Sie presste die Stirn an die Scheibe und seufzte.

»Wann wird das endlich ein Ende haben?«, sagte sie halblaut zu sich selbst und ballte die Hände zu Fäusten.

Eva schritt durch den Rosenbogen, dessen Blüten trotz Lias sorgfältiger Pflege mittlerweile verblüht waren. Sie schloss den Schirm, schüttelte sich in der feuchten Abendluft und betrat entschlossen das Haus. Beim Verlassen des Restaurants waren sie von einem Sturm überrascht worden. Blieb nur zu hoffen, dass ihre neuen Schuhe nicht ruiniert waren. Das Leder war sehr empfindlich, Ersatz würde sie nicht finden. Auf dem Kopfsteinpflaster hatte sie sich fast einen Absatz abgebrochen, als sie rasch aus Carnais Auto ausgestiegen und in einem Zwischenraum hängen geblieben war. Es war mehr eine Flucht gewesen.

Tommaso hat recht, das ist ein gefährliches Spiel, dachte sie, während sie mit schnellen Schritten das dunkle Wohnzimmer durchquerte. Ihre Absätze klapperten laut in der Stille des Hauses. Sie stellte ihre Tasche neben der Lampe im Art-Nouveau-Stil ab, die Diana vor dem Krieg auf einem Flohmarkt am Fluss ergattert hatte. Es kommt mir vor, als wäre es eine Ewigkeit her. Es wird wohl nie wieder so werden, dachte sie betrübt und betrachtete die bunten Glasstücke, die vom Licht, das aus der Küche hereinfiel, beleuchtet wurden und zusammen eine Blüte formten.

Sie ging durch den Flur, blieb dann auf der Schwelle zum Salon stehen. Am Esstisch aus Nussbaum, an dem sonst Micol und Lara – die beiden Hausmädchen, die sie seit vier Jahren beschäftigte – ihrer Arbeit nachgingen, saßen ihre Tochter Myriam und Tommaso. Zu seinen Füßen stand seine Reisetasche, seine Hände hielten die seiner Nichte. Myriam saß ihm schweigend und kerzengerade gegenüber.

»Willkommen zurück«, begrüßte Eva ihren Schwager, der sich zu ihr umwandte und sogleich zu lächeln begann.

Regentropfen liefen die Scheiben hinunter, die Stille im Haus wurde nur vom Rauschen des Regens in der Dachrinne unterbrochen, und es war ungewöhnlich kalt. Eine Lampe malte eine schwache Lichtsichel auf den Tisch, doch sie konnte...

Erscheint lt. Verlag 11.4.2022
Reihe/Serie Die Fontamara-Serie
Übersetzer Ingrid Ickler
Sprache deutsch
Original-Titel In Guerra - La Saga dei Fontamara
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2022 • Anne Jacobs • Bestsellerautorin • Cristina Caboni • Das Limettenhaus • Der Orangengarten • Die Rosenfrauen • eBooks • Frauenromane • historische familiensaga • Historische Liebesromane • Historische Romane Neuerscheinungen 2022 • Italien • italienische Romane • Latium • Liebesromane • Neuerscheinung • Neuheiten 2022 • Rom • Romane für Frauen • Sommer 2022 • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-641-28632-8 / 3641286328
ISBN-13 978-3-641-28632-3 / 9783641286323
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