Berlin Friedrichstraße: Novembersturm (eBook)

Eine historische Familiensaga
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
512 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-00282-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Berlin Friedrichstraße: Novembersturm -  Ulrike Schweikert
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Bestsellerautorin Ulrike Schweikert entführt uns in ihrer neuen großen Familiensaga in die 1920er Jahre. Ein Zeit des Glanzes, aber auch eine Zeit, in der Frauen um ihren Platz in der Welt kämpfen mussten.  Der Bahnhof Friedrichstraße. Ein Jahrhundertbauwerk. Stolzes Herz einer Stadt auf dem Sprung zur modernen Weltstadt. Als der junge Architekt Robert 1920 den Auftrag bekommt, am Neubau des Bahnhofs und der Planung der ersten U-Bahn-Linie Berlins mitzuarbeiten, ist er überglücklich. Endlich kann er seiner großen Liebe Luise einen Heiratsantrag machen. Doch ihr Glück ist nicht ungetrübt. Seit dem Großen Krieg ist Roberts bester Freund Johannes, mit dem er gemeinsam an der Front kämpfte, verschollen. Johannes war Luises erste Liebe. Als sie glaubte, er sei tot, fand sie Trost bei Robert. Ausgerechnet am Tag ihrer Hochzeit taucht Johannes wieder auf, kriegsversehrt und ohne Hoffnung, Luise eine Zukunft bieten zu können ... Zwei Familien, verbunden durch eine unmögliche Liebe und ein einzigartiges Bauwerk. Ulrike Schweikert erzählt die Geschichte einer großen Liebe und einer Zeit voller Glanz und Schatten. 

Ulrike Schweikert arbeitete nach einer Banklehre als Wertpapierhändlerin, studierte Geologie und Journalismus. Seit ihrem Romandebüt «Die Tochter des Salzsieders» ist sie eine der bekanntesten deutschen Autorinnen historischer Romane. Beide Bände ihrer Erfolgsreihe «Die Charité» standen in den Top 10 der Bestsellerliste und verkauften sich insgesamt über 200.000-mal. Zuletzt begeisterte die Verfilmung ihrer Jugendbuchserie «Die Erben der Nacht» zahlreiche Zuschauer.  

Ulrike Schweikert arbeitete nach einer Banklehre als Wertpapierhändlerin, studierte Geologie und Journalismus. Seit ihrem Romandebüt «Die Tochter des Salzsieders» ist sie eine der bekanntesten deutschen Autorinnen historischer Romane. Beide Bände ihrer Erfolgsreihe «Die Charité» standen in den Top 10 der Bestsellerliste und verkauften sich insgesamt über 200.000-mal. Zuletzt begeisterte die Verfilmung ihrer Jugendbuchserie «Die Erben der Nacht» zahlreiche Zuschauer.  

Prolog


1882

Heute, am 6. Februar 1882, war es endlich so weit. Auguste kam es so vor, als habe ihr Verlobter seit Monaten über nichts anderes mehr gesprochen: Samuel Rosensteins erstes großes Projekt als Bauingenieur sollte gleich ein Jahrhundertbauwerk werden. Achtundzwanzig Jahre und damit noch ein blutiger Anfänger war er gewesen, als der Architekt Johannes Vollmer vor vier Jahren mit dem ersten, symbolischen Spatenstich den Beginn dieses Mammutbaus eingeläutet hatte. Und er war es auch gewesen, der sich den jungen Rosenstein an seine Seite geholt hatte, um ihm die Berechnungen und Detailplanungen des ehrgeizigen Objekts anzuvertrauen. Der Bahnhof Friedrichstraße sollte nicht nur irgendein Bahnhof in Berlin werden, an dem Züge hielten und Reisende ein- und ausstiegen. Er würde das Herz des modernen, mobilen Berlins werden!

Wie die Viaduktstrecke selbst, auf der die Schienen durch die Stadt verliefen, wurde der gesamte Bahnhof Friedrichstraße auf gemauerten Bögen errichtet, zwischen und unter denen hindurch man bequem von einem Bahnsteig zum anderen gelangte.

«Die weitläufigen, niedrigen Räume mit ihren Gewölben und mittelalterlichen Architekturformen erinnern an die Kreuzgänge in alten Klöstern. So ist die Wirkung umso stärker, steigt man die breite Granittreppe hoch zur Bahnsteighalle. Denn ohne Stützen in schwindelnder Höhe schwingt sich der Glasbogen überm lichten Raum, in dem der Mensch so klitzeklein sich ausnimmt», beschrieb der dänische Schriftsteller Georg Brandes das Wunderwerk moderner deutscher Baukunst. «Seine Perronhalle überspannt volle vierzig Meter! Ihre Höhe wird auf der Welt von keiner einzigen übertroffen.»

Und was noch außergewöhnlich war: Die Bahnsteighalle wölbte sich, der Biegung der vier Geleise mit ihren beiden Bahnsteigen folgend, was ihr zusätzlich einen optischen Reiz verlieh.

Während Auguste – am Arm ihres Verlobten untergehakt – ihm durch den Haupteingang an der Nordseite folgte, sprach Samuel von Fachwerkbindern unterschiedlicher Spannweite, die zur Errichtung der bogenförmigen Halle benutzt worden waren. Zwischen der tragenden Stahlkonstruktion sorgten die unzähligen Glasscheiben der Halle für ein Gefühl von Luft- und Leichtigkeit.

Auguste bemühte sich, Samuel aufmerksam zuzuhören, obgleich sie vieles nicht verstand, dabei war sie eine durchaus gebildete junge Frau, die eine der vornehmen höheren Töchterschulen besucht hatte, in denen Mathematik oder Physik allerdings nur sehr eingeschränkt als wichtig für die Bildung einer Tochter aus dem gehobenen Bürgertum erachtet wurden.

Augustes Gedanken schweiften für einen Moment ab. Ein wenig verstimmt stellte sie fest, dass Samuel ihr neues Kleid vermutlich gar nicht bemerkt hatte. Zumindest hatte er ihr kein Kompliment darüber gemacht. Seine Gedanken gehörten heute allein dem Gebäude, an dessen Errichtung er die Ehre gehabt hatte mitzuwirken, wie er das so schön formulierte.

Während er sich über weitere architektonische Details ausließ, betrachtete Auguste die Garderobe der anwesenden Damen und Herren, die der festlich mit Fahnen und viel Grün geschmückten Bahnsteighalle zustrebten, zu deren Eröffnungsfeier sich der Kaiser höchstpersönlich angekündigt hatte. Eine Musikkapelle spielte, doch die Menge wartete auf den Höhepunkt der feierlichen Eröffnung: die Ankunft ihres Monarchen, der die gesamte Stadtbahnstrecke mit einer Festfahrt einweihen wollte.

«Ich höre den Zug!»

«Der Kaiser kommt!»

Die Rufe breiteten sich wie eine Welle unter den Wartenden aus, und dann konnte man auch schon das Schnaufen der Lokomotive hören, die die Festwagen hinter sich herzog und mit einem Begrüßungspfiff einfuhr, um dann unter ohrenbetäubendem Quietschen zu bremsen. HALT! Lokomotive und Wagen kamen zum Stehen.

«Auf dem Bahnhof in der Friedrichstraße, der mit Fahnen, Emblemen und grünen Guirlanden ganz besonders reich ausgeschmückt und dessen Perron mit Teppichen belegt war, verließen sämmtliche Theilnehmer der Festfahrt das Kupee. Der Kaiser äußerte wiederholt seine außerordentliche Befriedigung über den imposanten Bau», beschrieb das Berliner Tageblatt das Ereignis. Und die Vossische vermeldete: «Ganze vier Minuten blieben der Kaiser und seine Entourage – gerade so lange, um die Hochrufe der Eisenbahnbeamten entgegenzunehmen.»

Dennoch versicherte jeder, der dabei gewesen war, der Bahnhof Friedrichstraße sei unbestritten der Höhepunkt der Festfahrt gewesen, mit der die gesamte Stadtbahn eingeweiht wurde, die zur Ergänzung der bereits länger bestehenden Ringbahn nun auf ihren Backsteinbögen einmal quer durch Berlin führte, vom Schlesischen Bahnhof im Osten bis nach Charlottenburg im Westen.

Dorthin wanderten Augustes Gedanken, wo sich das junge Paar vor wenigen Tagen in einem der repräsentativen Vorderhäuser zum Stuttgarter Platz hin eine äußerst großzügig geschnittene Wohnung angesehen hatte.

«Könntest du dir vorstellen, nach unserer Hochzeit hier zu wohnen?», hatte Samuel sie höflich gefragt, während Auguste begeistert von einem Zimmer zum anderen geeilt war.

«Auguste?»

An seinem Stirnrunzeln bemerkte sie, dass er sie nicht zum ersten Mal ansprach. «Wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken?»

Auguste drückte seinen Arm. «Beim Tag deines Triumphes natürlich», behauptete sie und setzte ihr bestes Lächeln auf.

«Ich habe dich gefragt, ob wir noch in ein Kaffeehaus fahren sollen?», wiederholte Samuel und musterte seine Verlobte mit diesem strengen Blick, der sie noch immer verunsicherte. Sie beeilte sich, ihm zu versichern, dass ihr nichts lieber wäre, um diesen Festtag ausklingen zu lassen, was durchaus der Wahrheit entsprach, denn in ihrem dünnen, dafür farblich passenden Mantel fror sie schrecklich.

Samuel führte sie zum Südausgang, auf dessen dreieckigem Vorplatz zahlreiche Droschken standen, und half ihr beim Einsteigen. Als die Droschke anfuhr, drehte er sich noch einmal um und sah mit verklärter Miene hinaus, bis der Bahnhof seinem Blick entschwand. Endlich wandte er sich seiner Verlobten zu. «Auguste, weißt du, dieser Bahnhof wird Berlin endgültig zur Weltstadt machen, und wir waren dabei.»

 

Die Jahre verstrichen. Seit 1883 lebten Samuel und Auguste Rosenstein als Ehepaar am Stuttgarter Platz, gegenüber dem Bahnhof Charlottenburg. Und nach einer Fehl- und einer Totgeburt kam 1890 endlich Tochter Ilse zur Welt und zwei Jahre später der ersehnte Sohn, den sie Johannes tauften. Zwar hatten Samuels Eltern – zumindest der Form nach – noch dem jüdischen Glauben angehangen, doch Samuel selbst ließ sich taufen, was für seine Karriere ganz sicher kein Nachteil war, die ihn ins Bauministerium führte, wo er als Ministerialbeamter eine Stufe nach der anderen erklomm, während Auguste sich in Charlottenburg um Hausmädchen, Köchin und ihre beiden Kinder kümmerte. Sie fühlte sich wohl in der weitläufigen Wohnung mit ihrem geschmackvoll eingerichteten Salon, dem Speisezimmer mit einem ovalen Tisch, an dem bequem zwölf Personen Platz fanden, und dem Kaminzimmer, das auch die Bibliothek des Hausherrn beherbergte, wo er abends in Ruhe seine Zigarre rauchte und einen Cognac trank, wenn seine beiden Sprösslinge in ihren Nachtgewändern noch einmal hereinkamen, dem Vater pflichtschuldig die Wange zum Kuss hinhielten und ihm höflich eine gute Nacht wünschten, ehe Auguste sie zu Bett brachte.

In der ähnlich geschnittenen Wohnung auf der anderen Seite des Treppenabsatzes lebte seit einiger Zeit eine nette Familie mit einem Knaben in Johannes’ Alter. Johannes und Robert kamen in die gleiche Klasse und freundeten sich rasch an. Mutter Margarete Wagenbach war ein paar Jahre jünger als Auguste. Eine freundliche Frau, mit der sie sich über allerlei Fragen des Haushalts oder der Erziehung der Kinder austauschen konnte. Ihr Ehegatte Jakob Wagenbach war jüngst zum Professor an der Technischen Hochschule hier in Charlottenburg ernannt worden, wo Samuel Architektur und Ingenieurwesen studiert hatte.

Als die beiden Jungen mit zehn Jahren in die vierte Klasse kamen, zog eine neue Familie in die etwas kleinere Wohnung über den Wagenbachs: Gertrud und Walter Richter mit ihrer Tochter Luise.

Luise zählte ein Lebensjahr weniger, war eher zierlich, hatte ein schönes Gesicht, ein strahlendes Lächeln, blaue Augen und trug lange blonde Zöpfe. Als sie ein paar Tage nach dem Einzug die Jungen auf dem Stuttgarter Platz vor dem Bahnhof sah, ging sie geradewegs auf die beiden zu. Sie reckte das Kinn, sah sie abwechselnd an und streckte dann dem Dunkelhaarigen zuerst die Hand hin. «Guten Tag, ich bin Luise Richter aus dem zweiten Stock», stellte sie sich höflich vor.

Die Buben giggelten. «Fräulein Richter aus dem zweiten Stock. Guten Tag! Wie wohlerzogen mit sauberen Strümpfen und lieblichen Zöpfen», spottete der Blonde.

Luises Blick verfinsterte sich. «Ja, wohlerzogen im Gegensatz zu euch!», schimpfte sie und trat dem Blonden gegen das Schienbein. Der jaulte auf und hüpfte auf einem Bein herum, während der Dunkle nach einem ihrer Zöpfe griff und kräftig daran zog.

Nun schrie Luise vor Schmerz, hob die Hand und klebte dem Dunklen eine, dass sich der Abdruck rot auf seiner Wange abzeichnete. Er hob überrascht die Hand an seine Wange. «Du hast aber einen Schlag», sagte er bewundernd.

«Und sie tritt auch ordentlich zu», bestätigte der Blonde und richtete sich drohend auf, um ihr deutlich zu machen, dass er größer und stärker war als sie, doch Luise senkte nicht einmal den Blick und wich auch...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2021
Reihe/Serie Friedrichstraßensaga
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1920er Jahre • 20er Jahre • Berlin • Berlin Roman • Die Charité • Familienroman • Familiensaga • Frauenroman • Goldene Zwanziger • Historienroman • Historischer Roman • Romane für Frauen • Saga • Serie • spiegel bestseller • spiegel bestseller 2021 • Spiegel Bestsellerliste aktuell
ISBN-10 3-644-00282-7 / 3644002827
ISBN-13 978-3-644-00282-1 / 9783644002821
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