Man sollte öfter mal ausmisten (eBook)

Roman. Ein tragikomischer Roman über den Wert von Ehe und Familie

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
272 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45780-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Man sollte öfter mal ausmisten -  Monika Bittl
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Wer nicht reden will, muss streiten! Der humorvolle Familien-Roman von Monika Bittl mit Lachtränen-Garantie Nach 27 Ehe-Jahren ist der Lack eben ab, da sind sich Franziska und Bastian Schweighöfer einig. Jetzt, wo die Kinder aus dem Haus sind, hat man sich einfach nichts mehr zu sagen und es wird Zeit für getrennte Wege. Deswegen muss man sich noch lange nicht streiten, hat man ja nie groß getan. Mit der vollkommen friedlichen Scheidung soll nur noch gewartet werden, bis sich Franziskas Mutter Mathilde von einem leichten Herzanfall erholt hat. Bis dahin wird »heile Familie« gespielt. Natürlich haben Franziska und Bastian keine Ahnung, dass Oma Mathilde sie längst durchschaut hat und ihnen die Kranke nur vorspielt. Tatsächlich funktioniert Omas Plan wunderbar: Die heile Familie vorzutäuschen ist nämlich so anstrengend, dass Franziska und Bastian bald streiten, was das Zeug hält. Und wer sich streitet, der liebt sich noch! Mit unnachahmlichen Sinn für Humor seziert Bestseller-Autorin Monika Bittl das Ehe- und Familien-Leben und schreibt dabei so authentisch, dass man meint, die Schweighöfers könnten nebenan wohnen. »Man sollte öfter mal ausmisten« ist ein großer Spaß für alle, die gern in humorvolle Familien-Romane eintauchen.

Monika Bittl (1963-2022), in einem kleinen bayrischen Dorf aufgewachsen, hat nach einer journalistischen Ausbildung und Auslandsaufenthalten in Sizilien, Ägypten und Island Germanistik, Psychologie und Film in München studiert. Als freie Autorin schrieb sie mit großem Erfolg Drehbücher, Sachbücher und Romane. Ich hatte mich jünger in Erinnerung stand ein halbes Jahr auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste und zwei Jahre lang unter den Top 20.

Monika Bittl, 1963 in einem kleinen Dorf im Altmühltal geboren und dort aufgewachsen, hat Germanistik und Psychologie studiert und lange als Journalistin gearbeitet. Seit 1992 ist sie freie Autorin und schreibt neben ihren Romanen auch erfolgreich Sachbücher. "Ich hatte mich jünger in Erinnerung" war Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste und stand dort 2 Jahre lang unter den Top 10. "Man muss auch mal loslassen können" war ihr ihr erster humorvoller Roman. Monika Bittl lebt mit ihrer Familie in München.

Franziska


Cara! Wie geht es dir? Was kann ich für dich tun?« Franziska hielt wie beim Schnitt in einem Standbild inne, kramte nicht weiter vor der Theke mit der Kaffeeausgabe in ihrem Geldbeutel, sondern starrte hinein. Diese tiefe Stimme, dieser sonore Sound mit dem Schweizer Akzent – war das wirklich seine? Etwas tiefer, etwas älter? Langsam drehte sie den Kopf zur Seite, ja, verdammt, das war er! Giovanni. Fast dreißig Jahre älter. Sein Kopf rasiert, vermutlich um eine Halbglatze zu verbergen. Kleiner Bauch. Modische Jeans. Immer noch: weißes Hemd und Lederjacke. Und elegante Lederschuhe. Die strahlend blauen Augen und die markanten Wangenknochen. Giovannis eine Hand legte sich auf ihre. Mit der anderen hielt er der Frau hinter der Kaffeeausgabe einen Schein hin.

»Das übernehme ich. Und wenn sie möchte«, erklärte er der Kassierin, »nicht nur die Kosten, sondern die ganze Frau neben mir gleich dazu.« Er wendete sich wieder ihr zu. »Eine so schöne Frau sollte ihre Finger für etwas anderes benutzen und nicht nach Kleingeld suchen!« Sie war so überrascht, dass sie nicht einmal rot werden konnte oder zu zittern begann oder gar einen Kommentar dazu über ihre Lippen brachte. Er genoss offenbar ihre Verblüffung. Seine Augen leuchteten. Sein Lächeln strahlte. Er zog sie zu sich. Bussi links, Bussi rechts. Und verhalten, fast nur angedeutet, eins auf den Mund. Dann trat er einen Schritt zurück, nahm dabei ihre Hände in die seinen, ließ die Augen nicht von ihr und scherte sich nicht um die Wartenden in der Schlange. »Ich hab nicht geahnt, dass du noch schöner werden kannst!«

Da sage noch mal einer, es gäbe kein Karma im Leben! Ausgerechnet heute hatte die Maskenbildnerin sie nach allen Regeln der Filmkunst perfekt geschminkt, weil eine Statistin wegen einer Magen-Darm-Geschichte ausgefallen und keine andere Person weit und breit wie im Drehbuch beschrieben war: »gut normalgewichtig«, mittelgroß, mit rot gefärbten Haaren und um die fünfzig Jahre alt. Sie, die Kamerafrau, die den Spielfilm für Dubois fotografierte, musste kurzerhand mal vor die Kamera und trug deshalb ewig lange künstliche Wimpern, einen fein gepinselten Lidstrich, kussfesten Lippenstift und Rouge auf dem Make-up, das ihr Gesicht fein konturierte, fast so, als wäre sie noch einmal fünfundzwanzig Jahre alt.

Kein Drehbuchautor hätte diese Begegnung für sie so perfekt beschreiben und keine Regie sie so optimal inszenieren können. Eine Autobahnraststätte. Innen. Früher Morgen. Die Protagonistin Franziska trifft nach fast dreißig Jahren wieder auf den Kerl, an den sie in all den Ehejahren immer wieder gedacht hatte.

»Warum ist aus uns nie etwas geworden?«, würde die Protagonistin in einem schlechten Drehbuch, das eine gute Exposition nicht beherrschte, fragen. »Ich bin glücklich verheiratet und meinem Mann immer treu gewesen«, würde es im Skript, das die Vorgeschichte gleich am Anfang mit dem Holzhammer erklärte und nicht nach und nach enthüllte, weiter heißen. Vielleicht war aber auch ihr Leben an der Seite von Basti einfach nach einem langweiligen Drehbuch verlaufen.

»Ich hab immer an dich gedacht, wirklich!«, sprach Giovanni aus, was sie eben gedacht hatte. Vor allen Leuten, laut an dieser Raststättentheke. Doch dabei wurde sie wieder Frau ihrer selbst. Wie kam der Kerl eigentlich auf die Idee, dass sie hier mit ihm flirten konnte und nicht mit Mann und Kindern unterwegs war?

»Ich glaube, die Wartenden und die Dame hinter der Theke interessiert unser Gefühlsleben eher weniger«, bemerkte sie cool und warf dem Mädel der Kaffeekette einen freundlichen Blick zu. Die junge Frau war aber von Giovannis öffentlichem Liebesgeständnis so zu Tränen gerührt, dass sie Franziska die harsche Landung auf dem Boden der Realität fast übel nahm und sich nur widerwillig dem nächsten Kunden zuwendete.

Franziskas Handy bimmelte mit dem Ton einer Whatsapp-Nachricht von der Familie. Nein, jetzt nicht lesen, ob der Gatte fragte, wann er sein Leinensakko von der Reinigung abholen könne oder ob er vier oder vielleicht doch fünf Semmeln einkaufen solle.

Giovanni nahm beide Kaffeebecher in die eine Hand und zog Franziska mit der anderen zu einem Tisch des Schnellrestaurants, das dem ähnelte, in dem Meg Ryan die berühmte Orgasmusszene im Streifen Harry und Sally spielte.

»Du bist berühmt geworden!«, bemerkte Giovanni und küsste den Rücken der linken Hand, die er nicht losließ.

»Quatsch! Ich stehe hinter der Kamera, keiner kennt mich!« Gebannt und doch wieder ganz bei sich konnte sie antworten. Giovanni – der Meister der Komplimente.

»Aber deine Filme sind berühmt!«

»Vielleicht. Ich fotografiere so gut wie möglich, wenn ich einen Spielfilm-Auftrag kriege.«

»Fotografiere? Ich dachte, du hast die Fotografie aufgegeben.«

»Im Film, also beim Dreh, heißt das so, was die Kamerafrau oder der Kameramann macht: fotografieren. Aber witzig, dass du die Fotografie erwähnst. Ich überlege gerade, ob ich da nicht wieder was mache, nach so vielen Jahren.«

Giovanni streichelte ihr – so als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt – über die Wange, bemerkte, dass ihre Fotografien immer außergewöhnlich kunstvoll gewesen seien, und ignorierte ebenso wie sie das ständige Bimmeln ihres Smartphones, ehe Franziska das Gerät auf stumm schaltete, in die Handtasche schob und erklärte, dass sie gern wieder fotografische Porträts machen würde, wie früher. Mit der Digitalisierung sei die Fotokunst ja »gestorben« gewesen, erlebe jetzt aber wieder eine Renaissance. Sie erklärte kurz, dass sie deshalb trotz Familie mit zwei kleinen Kindern noch rechtzeitig auf Kamera im Film umgeschult und durch viel Anstrengung gepaart mit Glück auch bald gute Jobs gefunden hatte. Hauptsächlich fotografierte sie Werbung, aber eben auch die Spielfilme, die er, Giovanni, vor allem wegen Dubois wohl kenne. Gut bezahlt, kreativ, natürlich aber auch sehr stressig, zum Beispiel bei solchen Nachtdrehs, wie sie eben einen hinter sich hätte.

»Wie schön musst du erst sein, wenn du zuvor eine Nacht geschlafen hast?«

Auch wenn sie wusste, dass er der personifizierte Charme war und er auch früher jedem Rock ein passendes Kompliment gemacht hatte – seine Augen konnten nicht wie Worte lügen. Dieses Strahlen war echt. In Franziskas Magen begann es zu kribbeln. Ein ganz seltsames Gefühl. Schmetterlinge im Bauch? Sie? Mit über fünfzig? Quatsch! Die Würfel waren längst gefallen, sie hatte mit Basti zwei wunderbare Kinder bekommen und führte eine Ehe »im üblichen Unglücksausmaß«, wie sie gern scherzend sagte. Sie hatten doch ein gutes Los gezogen, sie hatte es sich gut eingerichtet. Aber stimmte diese Ansicht? Hatte Basti sie jemals gefragt: »Wie geht es dir? Was kann ich für dich tun?« Hatte er jemals eine Duftkerze für sie angezündet? Aber war das wichtig – Kerzen, Seidenbettwäsche und »Take a look at me now« –, wenn man zusammen zwei Kinder auf den hoffentlich guten Weg gebracht hatte? Über Jahre, Jahrzehnte. Windeln wechseln, keine Nacht durchschlafen, Kindergarten suchen, Hausaufgaben betreuen, Fahrradfahren beibringen und Lego-Figuren über Stunden im Schnee suchen, einen Klinikbesuch mit Blinddarm-Notoperation nachts um vier Uhr teilen, zahllose Mittelohrentzündungen mit Arztbesuchen absprechen, das Geld für die Klassenfahrt zusammenkratzen und zuletzt betrunkene Freunde von Vincent davon abhalten, ins Treppenhaus zu kotzen.

Giovannis Worte schienen all ihre Selbstverständlichkeiten auf den Kopf zu stellen und ihren ganzen Körper zu fluten: »Wie schön musst du erst sein, wenn du zuvor eine Nacht geschlafen hast?«

Sie spürte das Handy schon wieder in der Handtasche vibrieren. Was, wenn doch etwas mit den Kindern war?

»Sorry, ich weiß nicht, ob nicht noch mal nachgedreht werden muss«, erklärte Franziska, die Arbeit vorschiebend. Wenn Emma oder Vincent sich meldeten, musste sie sogar in so einer Situation sofort nachsehen, ob es wichtig war. Als Mutter war ihr das in Fleisch und Blut übergegangen. Die Macht der Gewohnheit. Das aber wollte sie Giovanni nicht gestehen, denn die »Kinder« waren ja schon Anfang zwanzig.

»Du musst dich nicht entschuldigen. Und wenn das deine Kinder sind, dann erst recht nicht«, erklärte Giovanni. »Ich hab zwar keine, aber es ist doch klar, wie wichtig sie dir sind! Würd mich wundern, wenn du nicht eine Vollblutmutter wärst. Und bevor du fragst: Ich bin Single, weil ich immer auf dich gewartet habe!« Giovanni grinste breit. »Also genauer: vor und nach einer kurzen Ehe.«

Geschieden also, Franziska lächelte. Vor Jahren hatte die Mama oder eine gemeinsame Bekannte aus der Gegend, aus der beide stammten, etwas von seiner Hochzeit erzählt.

Vincent schickte im Minutentakt eine Nachricht nach der anderen. Er war vor einer Woche ausgezogen und fragte nun, wie man ein Klo putzt, ob man ein Spülmittel auch für die Wäsche verwenden könne, und schickte gefühlt tausend Fotos von Rossmann-Regalen, auf denen er irgendwas mit roten Umrandungen markiert hatte. Ein Kloreiniger in Großaufnahme, schon wieder! Das war definitiv ein Mittel, die Mutter davon abzuhalten, sich in Giovannis Arme zu begeben.

Franziska nahm den letzten Schluck vom Espresso und bemerkte kurz angebunden: »Ich muss los.«

Überrascht und enttäuscht sah sie Giovanni an.

»Jetzt schon? Ich wollte dich noch so viel fragen und von dir erfahren und dich nicht mehr gehen lassen, ehe wir uns draußen noch viel erzählt haben, da hinten auf dem Parkplatz zum Beispiel …«

»… auf dem du dich sicherlich mit einer unverheirateten Frau an so einem kalten Tag wesentlich heißer vergnügen kannst als mit...

Erscheint lt. Verlag 8.1.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-426-45780-6 / 3426457806
ISBN-13 978-3-426-45780-1 / 9783426457801
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