Die Schattenseite der Macht -  Martin Mylonas

Die Schattenseite der Macht (eBook)

Aufstieg und Fall des L. Annaeus Seneca
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2017 | 1. Auflage
148 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-7439-5973-6 (ISBN)
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Im Mittelpunkt des Dramas steht der Philosoph Seneca, Erzieher Neros und dessen Berater. Als Nero den Thron besteigt, muss Seneca für lange Jahre die Politik des römischen Weltreiches bestimmen, denn der Kaiser hat andere Interessen. Das verleiht ihm eine ungeheure Machtfülle, doch Seneca muss sich dabei den Zwängen der Machtausübung fügen. Neben den ungewöhnlichen Eskapaden des jugendlichen Kaisers kommt es zu mehreren Verwandtenmorden am Hof. Über diese muss Seneca im Sinne der Staatsraison ebenso hinwegsehen wie über das exzentrische Verhalten Neros. Der Kaiser überhäuft ihn dafür mit großzügigen Schenkungen, so dass er zu einem der reichsten Männer Roms wird. Das bringt Seneca den Vorwurf doppelter Moral ein, denn in seinen philosophischen Schriften preist er die Geringschätzung materiellen Reichtums. Als mit dem Prätorianerpräfekten Burrus der engste Mitstreiter Senecas stirbt, möchte dieser sich aus den poltischen Geschäften zurückziehen und seinen Reichtum dem Kaiser zurückgeben. Doch für den Kaiser ist das nicht zuletzt der öffentlichen Wirkung wegen inakzeptabel. Seneca zieht sich dennoch zurück. Wenige Jahre später gerät er in den Verdacht, an einer Verschwörung gegen Neros beteiligt zu sein. Er droht den damit verbundenen poltischen 'Säuberungen' zum Opfer fallen.

Geboren wurde Martin Mylonas 1947 in Heidelberg am Neckar. Dort begann er auch mit dem Studium der Klassischen Philologie (Griechisch und Latein) sowie Germanistik. Er setzte sein Studium in Wien fort, machte aber die Examina wieder in Heidelberg und promovierte dort in Gräzistik über die Vorstellung vom Eros in der altgriechischen Literatur. Es folgte eine Referendarzeit, danach noch ein Volkswirtschaftsstudium mit dem Abschluss als Diplom-Ökonom. Doch dann zog es ihn in die Schule, wo er schon während seiner Studien hin und wieder gearbeitet hatte. Dort hat er an einem Gymnasium in der Arbeit mit jungen Menschen eine herausfordernde und erfüllende Aufgabe gefunden. Nebenbei begann er zu schreiben und hat inzwischen drei Romane verfasst: 'Der Mann der nicht ankommen wollte' (2010), 'Geld und die Triebe' (2012) sowie 'Vergessen Sie Sokrates!' (2016), schließlich das Drama 'Die Schattenseite der Macht' (2017). Es ist das Erzählen, das ihm besonderes Vergnügen bereitet.

Geboren wurde Martin Mylonas 1947 in Heidelberg am Neckar. Dort begann er auch mit dem Studium der Klassischen Philologie (Griechisch und Latein) sowie Germanistik. Er setzte sein Studium in Wien fort, machte aber die Examina wieder in Heidelberg und promovierte dort in Gräzistik über die Vorstellung vom Eros in der altgriechischen Literatur. Es folgte eine Referendarzeit, danach noch ein Volkswirtschaftsstudium mit dem Abschluss als Diplom-Ökonom. Doch dann zog es ihn in die Schule, wo er schon während seiner Studien hin und wieder gearbeitet hatte. Dort hat er an einem Gymnasium in der Arbeit mit jungen Menschen eine herausfordernde und erfüllende Aufgabe gefunden. Nebenbei begann er zu schreiben und hat inzwischen drei Romane verfasst: "Der Mann der nicht ankommen wollte" (2010), "Geld und die Triebe" (2012) sowie "Vergessen Sie Sokrates!" (2016), schließlich das Drama "Die Schattenseite der Macht" (2017). Es ist das Erzählen, das ihm besonderes Vergnügen bereitet.

II


Im Innenhof einer kaiserlichen Villa begegnen sich Agrippina die Jüngere und Seneca. In geziemendem Abstand wartet Eudoxus.

Seneca: Seid gegrüßt, erhabene Kaiserin. Wer hätte vor einem Jahrzehnt diesen Aufstieg vorhersehen können, auch wenn ich schon damals keine kannte, die dessen würdiger gewesen wäre als Ihr. Ein gütiges Schicksal findet doch stets den Weg zu denen, die es auszeichnen will. Wie angenehm ist es deshalb, nach langer Entehrung zurück in der Hauptstadt des Imperiums und dem Zentrum der Welt hier an diesem schattigen Ort Euch die verdiente Ehrerbietung zu erweisen. Die zivilisierte, was sag ich, die kultivierte Welt reicht mir in Eurer Gestalt die Hand zum Willkommensgruß.
  Er verbeugt sich artig zu einer Art Handkuss.
Agrippina: Schmunzelt verhalten. Ihr habt zwar lange unter Barbaren gehaust, Seneca, doch Ihr versteht es noch immer, Komplimente zu machen wie einst. Ihr spracht von meinen Verdiensten! Solche habt ohne Zweifel auch Ihr. Deshalb hat das Schicksal …
Seneca: Dessen treibende Kraft Ihr wart, wie man mir sagt.
Agrippina: Da folgte ich einer Überzeugung tief in meinem Innern: Man muss dem Schicksal auf die Sprünge helfen!
Seneca: Und ich dachte, man müsse ihm willig folgen, dürfe sich ihm nicht in den Weg stellen, will man nicht Schiffbruch erleiden!
Agrippina: Ist’s das Schicksal, der Zufall oder eine Gottheit, die alles steuert? Das hat Euch, wenn ich mich recht entsinne, damals schon umgetrieben. Ihr habt es wohl in schwerer Zeit beibehalten, in den Säulenhallen über Gott und die Welt nachzudenken oder zu disputieren?
Seneca: Ihr habt recht: Das Zwiegespräch mit den großen Denkern der Vergangenheit war mir schon immer unverzichtbar. Aber es war in der Ödnis auch das, Agrippina, was mich als Mensch überleben ließ. Freilich, statt unter Säulenhallen spazierte ich dort unter Bäumen, und den einzigen Gesprächspartner hatte ich in mir selbst! Da muss einer höllisch aufpassen: Allzu leicht schleichen sich Trugschlüsse ins Denken ein, wenn die Widerrede fehlt.
Agrippina: Lacht. War das nicht unser Cicero, der behauptete, nie sei er weniger allein, als wenn er allein sei?
Seneca: Doch, aber allein zu sein, nur seinen Gedanken nachgehen zu können, das ist ein launisches Glück. Es ist verlockend, solange es ein knappes Gut ist, im Trubel der Großstadt eben. Ist’s aber dein steter Gesellschafter, musst du dir schon viel einfallen lassen, damit es dir nicht den Verstand raubt. Auch deshalb hab ich meine Studien eifriger betrieben als je zuvor. Doch was meine Begnadigung betrifft: Wenn ich die Vermutung wagen darf, dann hat Agrippina dem Schicksal nicht so ganz uneigennützig unter die Arme gegriffen. Sagt, was habt Ihr, was hat der Kaiser mit mir vor!
Agrippina: Ihr wisst, Seneca, dass ich damals, als auch ich für kurze Zeit in die Verbannung musste, einen zweijährigen Sohn zurückließ, den Claudius Nero, damals noch Lucius Domitius. Wenn einer eines Tages Kaiser Claudius auf den Thron folgen wird, dann mein Nero, nicht dieser Bastard einer Hure und Giftmischerin.
Seneca: Ihr sprecht von Britannicus, Messalinas Sohn?
Agrippina: Es ehrt Euch, dass Ihr das nicht anders seht als ich. Doch zurück zu Claudius Nero.
Seneca: Wie kommt Euer Lucius Domitius zu dem erlauchten Namen?
Agrippina: Ihr wisst, dass ich inzwischen Claudius‘ Gemahlin.
Seneca: Sicher, das drang als Neuigkeit bis nach Korsika vor. Doch wie habt Ihr das erreicht, dass Ihr Euren Oheim ehelichen durftet? Die Juristen .?
Agrippina: Die Juristen haben gestritten, der Senat hat’s beraten, der Senat hat’s abgenickt, der Senat hat applaudiert!
Seneca: Wem? Sich selbst?
Agrippina: Sie applaudieren allem, was auf die Tagesordnung kommt, ohne zu zögern auch sich selbst. Und danach hat Kaiser Claudius den Sohn, den ich mit in die Ehe brachte, adoptiert. Lucius Domitius Ahenobarbus, immerhin ein Enkel des Germanicus, wurde so Claudius Nero. Damit notgedrungen auch ein Bruder von Messalinas Bastard, diesem Britannicus. Das Wichtigste aber: Nero ist ihm trotz seiner Jugend um einige Jahre voraus! Das wird am Ziel der entscheidende Vorsprung sein.
  Doch zu meinem Anliegen: Der Junge ist ein Rohdiamant, einer, der bearbeitet werden muss. Er hat als Junge die üblichen Schulmeister als Lehrer gehabt. Nicht der Rede wert! Doch nun fehlt der Vater, der ihm beibrächte, wie man in der Öffentlichkeit auftritt, es fehlt einer, der ihm mit seinen Reden Vorbild wäre. Wer, dachte ich mir, könnte hier im Zentrum der Welt das besser als Ihr, Seneca. Ihr wart stets ein gefeierter Redner! Kaiser Claudius, sein Adoptivvater, kommt dafür nicht in Frage. Soll er doch seinem Bastard Britannicus das Hinken und Stottern beibringen! – Ich denke freilich, was Euren Auftrag betrifft, nicht an die üblichen Schattenspiele einer Schulstube, ich denke an große Auftritte vor echten Römern.
Seneca: Große Auftritte? Wie sollte ich das einrichten? Ich komme als Privatmann zurück, als einer ohne Amt, einer, der sich neu orientieren muss.
Agrippina: Ihr werdet, dafür habe ich bereits gesorgt, binnen kurzer Zeit zum Prätor ernannt. Da ergibt sich die juristische und politische Tätigkeit von selbst. So kann der Junge Euch Tag für Tag begleiten, aufs Forum oder in den Senat, und er wird endlich fürs Leben lernen, nicht für die Schule.
Seneca: Von der öffentlichen Rede sprecht Ihr? So sehr diese meiner Neigung entspricht, so sehr ich damit in die Fußstapfen meines Vaters trat: Ausgerechnet sie hat mir lange Jahre des verzweifelten Selbstgespräches eingebracht. Und nach allem, was selbst zu mir ans Ende der Welt vordrang: Auf dem Forum erwarten den Redner nicht weniger Stolpersteine als damals.
Agrippina: Seid darum unbesorgt, Seneca! Sie lächelt spöttisch. Vom Selbstgespräch zum großen Monolog auf dem Forum ist es eh nur ein Schritt. Ihr seid also bestens vorbereitet. Und was die Gefahr des Stolperns betrifft: Wir werden Euch einen tüchtigen Chef der kaiserlichen Garde zur Seite stellen. Aufrichtig, loyal und allseits geachtet. Der wird Neider und anderes Gesindel von Amts wegen auf Distanz halten.
Seneca: Aufrichtig, loyal? Ihr macht mich neugierig: Wo nehmt ihr solch einen Zeitgenossen her? Ihr kennt doch die Geschichte von jenem Bettelphilosophen, der in Athen am helllichten Tag solch einen Menschen mit der Laterne suchte. Vergeblich, sagt man.
Agrippina: So einen zaubert nicht der Zufall, schon gar nicht ein Philosoph herbei. Ihr müsst die Augen offenhalten und wieder im rechten Moment dem Schicksal auf die Sprünge helfen. Ein wenig Geduld noch: Ihr werdet ihn bald kennenlernen. Und dann: Dieser Eudoxus, der Euch hierher begleitet hat und Euch in geziemendem Abstand folgt, auch der ist ganz für Euch bestimmt. Ein vielversprechender junger Mann, ein Freigelassener, der mit einer Erbschaft in meinen Besitz kam. Ich vermache ihn Euch, er wird Euch als Schreiber, Bibliothekar und Leiter der Kanzlei beste Dienste leisten.
  Doch vergesst bei all Eurem Tun eines nicht, Seneca: Mein Claudius Nero wird demnächst das Zepter von seinem Stiefvater übernehmen.
  Es geht dabei um die Herrschaft über das römische Weltreich!
Seneca: Soll? Demnächst?
Agrippina: Wird! Den Zeitpunkt legen wir noch fest. Lacht. Gemeinsam mit dem Schicksal! Über einen beeindruckenden Auftritt und eine überzeugende Redegabe, das sagte ich Euch bereits, muss er dann verfügen. Doch verschont ihn mit der Poesie, lasst ihn an der Philosophie allenfalls schnuppern. Seine Lehrer in der Schule haben ihn mit beidem schon mehr infiziert, als es guttut. Noch mehr davon, und er wird zum Herrscher nicht mehr taugen. Ihr wisst, wie viele dies Zeugs von der politischen Bahn abgehalten hat!
Seneca: Lächelt nachsichtig. Ich verspreche Euch: wohldosiert, nicht mehr als nötig! Doch ohne die beiden ist jede Rede ein unansehnlicher Körper, einer ohne stützendes Gerüst. Und ohne Einsicht in die Natur aller Dinge kann kein Leben wirklich gelingen.
Agrippina: Ohne Tatkraft erst recht nicht!...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2017
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Auswirkungen der Macht auf die Persönlichkeit des Mächtigen • die Ambivalenz politischen Handelns • Erpressbarkeit • Gewissenskonflikte • Konflikt zwischen ethischer Haltung und politischem Handeln • Verführbarkeit durch Macht • Zwänge politischen Handelns
ISBN-10 3-7439-5973-9 / 3743959739
ISBN-13 978-3-7439-5973-6 / 9783743959736
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