Das Limettenhaus (eBook)

Roman. Eine italienische Familiensaga von der beliebten Bestseller-Autorin
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
512 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-27542-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Limettenhaus -  Valentina Cebeni
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Vor der malerischen Kulisse Italiens entspinnt sich das Schicksal einer mutigen Frau - Valentina Cebenis gefühlvolle Romane laden zum Schwelgen und Verweilen ein.
Als Eva die Liebe ihres Lebens verliert, ist sie am Boden zerstört. Trotzdem wagt sie gemeinsam mit ihren beiden erwachsenen Töchtern einen Neuanfang in Latium. Inmitten hoher Zypressen, kurz vor Rom, erhebt sich das prachtvolle Anwesen ihres Schwagers Giacomo. Im wunderschönen Limettenhaus, das von den Klängen der Zikaden umspielt wird, beginnt Evas Herz mit der Zeit zu heilen. Doch während sie und ihre Töchter sich in Sicherheit wiegen, überschlagen sich die politischen Ereignisse im Europa der 30er-Jahre ...

Valentina Cebeni wurde 1985 in Rom geboren, doch sie trägt das türkisblaue Meer, das die Küste Sardiniens umspielt, im Herzen. Bereits seit ihrer Kindheit hat sie zwei große Leidenschaften: für mitreißende Geschichten und für das Kochen und Backen. Sie liebt es, über die Rezepte ihrer Familie die gemeinsame Vergangenheit wiederzuentdecken. Mit ihren gefühlvollen Romanen hat sie sich in die Herzen ihrer Fans geschrieben.

Prolog


4. April, 1920

Eva schloss die Augen und atmete den Duft nach Karamell ein, der von der Zuckerfabrik herüberwehte. Die Luft war von Süße erfüllt, ein Geruch, der von dem Saft des Zuckerrohrs stammte, der bei der Ernte vom Zuckerrohr hinablief. Von morgens bis abends schnitten die Arbeiter unter der sengenden Sonne das Zuckerrohr rund um die Fabrik. Dahinter lagen grüne Wälder, so weit das Auge reichte.

»Ich liebe diesen Duft«, flüsterte sie, während sie die Verdampfer der Zuckerfabrik beobachtete, die weiße Wolken und Hitze in den Himmel spien. Das Ziegelgebäude mit den riesigen Schornsteinen, die zur Erntezeit Tag und Nacht rauchten, erhob sich über den sonnenverbrannten Feldern, auf denen die Saisonarbeiter noch immer geschäftig umherliefen. Zwischen der Fabrik und dem fernen Bahnhof herrschte ein reges Treiben.

Nicht mehr lange, dachte Eva und folgte mit dem Blick einem Schmetterling mit schwarz-roten Flügeln, der zwischen den blühenden Hibiskussträuchern im Wind schwankend hin und her flatterte. Er erinnerte sie an ihre eigene Verwirrung, die sie nach dem ersten Kuss von Fernando vor einigen Tagen erfasst hatte.

Seitdem kam es ihr vor, als würde sie keinen eigenen Willen mehr besitzen, als wäre das Leben stärker als ihre Gefühle und Bedürfnisse. Ihr Blick wanderte weiter zu den riesigen Blättern der Bananenstauden, dann wiederum zu den verschiedenfarbigen Hortensienblüten. Erinnerungen an den zurückliegenden Morgen drängten sich in ihr Bewusstsein. Etwa an die tiefen Glockenschläge der Kirche La Virgen del Rosario, die die Auferstehung des Herrn verkündeten. Oder an die Diskussionen ihres Vaters mit anderen Zuckerbaronen, bei denen es um den Ausbau der Eisenbahnstrecke ging, damit die Plantagen mit dem Hafen von Havanna verbunden wurden. Ein Streitthema, das die Männer selbst in die Kirche mitnahmen. Ihnen fehlte die strenge Frömmigkeit der hart arbeitenden Feldarbeiter oder die der alten Köchin Manuela, die vor langer Zeit mit Großvater Fontamara aus Italien ausgewandert war.

Neben ihr stand Fernando, der seine Finger ihren Rücken hinaufgleiten ließ. Wie immer hatte er die Ärmel seines Hemdes bis zu den Ellbogen aufgerollt, über seiner Schulter hing lässig eine beige-blaue Leinenjacke, und er ließ seinen Blick über die üppigen Plantagen seines Vaters schweifen.

»Dieses Jahr ist vielversprechend, die Arbeiter schuften seit November ununterbrochen«, sagte er. »Wenn du vor dem Ende der Saison deinen Vater davon überzeugst, eure Gleise bis zu unserer Zuckerfabrik zu legen, werden sich die Gewinne künftig vervielfachen. Schließlich produzieren die Ferrers und die Fontamaras den besten Zucker. Wenn wir jetzt noch den Transport beschleunigen, werden die Anfragen der europäischen Kunden in kurzer Zeit steil nach oben schnellen. Vielleicht können wir sogar gemeinsam den asiatischen Markt erschließen, stell dir das mal vor!«

Während sie in einiger Entfernung zur Villa standen, folgte Eva Fernandos Blick und betrachtete seine vor Aufregung geröteten Wangen. Seine Begeisterungsfähigkeit war eines der Dinge, die sie am meisten an ihm liebte. Doch manchmal fiel es Eva schwer, mit ihm Schritt zu halten.

»Du gehst gerne geschäftliche Risiken ein, schließt gewagte Verträge und versuchst alles, was du in deinem Notizbuch aufschreibst, Wirklichkeit werden zu lassen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass für dich nur die Geschäfte zählen.«

»Die Fabrik ist mein Leben, Eva. Ohne sie wäre ich nichts.«

Sie lächelte ihn an. »Ich sehe noch viel mehr in dir. Dinge, die du selbst nicht erkennen kannst«, antwortete sie leise und ließ den Blick erneut über die Felder schweifen. »Es ist wunderschön hier. Die Zuckerrohrpflanzen wachsen kräftig und sind voller Saft. Wenn die Ernte so weitergeht, wird der Zucker in wenigen Monaten den Hafen von Havanna überschwemmen.«

Fernando betrachtete lächelnd das Gewühl aus Menschen und Waren rund um die Fabrik. Seine Familie war nicht so wohlhabend wie die Ferrers, aber für Eva würde er alles versuchen.

»Du wirst sehen, diese Saison wird ein voller Erfolg. Solange ich diesen Duft einatmen und deine Hand in meiner halten kann, fürchte ich mich vor gar nichts.«

Eva schüttelte ihre kupferfarbenen Locken, die ihr bis auf die Schultern reichten, und unterdrückte ein Lächeln. Sie war fast ebenso groß wie Fernando, doch sehr viel schmaler. Ihre zarte Statur erinnerte an die einer Tänzerin und wurde durch das pfauenblaue Seidenkleid aus Crêpe de Chine, das weich über ihre Brüste und die wohlproportionierten Hüften fiel, noch weiter betont. Die Vorliebe für extravagante Kleider war vermutlich ein Erbe ihrer Familie väterlicherseits, die zu den reichsten Eisenbahnmagnaten Nordamerikas gehörte. Ihr Vater Andrew Morris hatte einen Zweig des Unternehmens dann auf die Insel geholt.

»Übrigens sprichst du von der Fabrik, als würde sie dir bereits gehören. Ich glaube nicht, dass das deinem Vater gefallen würde. Du solltest vorsichtiger sein«, warnte sie ihn mit sanfter Stimme.

Fernando wirbelte sie herum und nahm ihr Kinn zwischen die Finger. Er liebte die großen neugierigen Augen, ihr intensives Grün. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen, und jedes Mal wenn sie sich trafen, war es wie ein Blitzschlag.

»Mach dir darüber keine Gedanken. Die Central Santa Sophia gehört meiner Familie und damit auch mir.« Er küsste sie flüchtig. »Als kleiner Junge habe ich oft davon geträumt, die Welt zu sehen. All die großen Städte und Restaurants, in die unser Zucker verschickt wird.«

»Das klingt schön.«

»Ich lerne gerne neue Gegenden kennen und habe das Gefühl, dass es an der Zeit ist, meinem Vater zu beweisen, wozu ich fähig bin. Früher war er monatelang unterwegs und kam mit Koffern voller Geschenke zurück. Das ist ihm mittlerweile zu mühsam. Seit Jahren möchte ich die Zügel der Firma in die Hand nehmen«, sagte er, wirkte jedoch plötzlich zögerlich, als er sie ansah.

»Aber?«, fragte Eva und nahm seine Hand, während sein Blick auf ihr ruhte.

»Jetzt gibt es dich«, sagte er ernst, »und ich bin dafür verantwortlich, auf dich zu achten und dich glücklich zu machen. Das will ich unbedingt.«

»Und das kannst du, ohne auf alles verzichten zu müssen, was du liebst, und ohne deine Persönlichkeit aufzugeben«, antwortete sie. Gemeinsam dachten sie an ihr zukünftiges Leben in der Villa Santa Maria, an die Kinder, die sie haben wollten, an das Lachen, das die Räume erfüllen würde. In Momenten wie diesen wurde Eva von ihren eigenen Gefühlen übermannt. Sie hatte nie darüber nachgedacht, wie es wäre, jemanden so zu lieben.

Plötzlich wurde sie blass, und sie musste sich an der Balustrade festhalten, die den Garten der Villa umgab.

»Alles in Ordnung?«

Sie schüttelte den Kopf und presste ihre Hand auf den Mund, um gegen die Übelkeit anzukämpfen. Ihr war schwindlig, und ihr Herz klopfte wie wild.

Fernando legte ihr den Arm um die Taille und tupfte ihr die Stirn ab, doch Eva hatte in diesem Moment keine Augen für ihn. In einiger Entfernung hatte sie zwei Gestalten entdeckt, die miteinander sprachen. Einer der Männer war ihr zukünftiger Schwiegervater, der andere Mann ihr Verlobter. Sie atmete tief durch.

»Wir müssen mit dem Versteckspiel aufhören, Fernando, das dürfen wir Miguel nicht antun. Wir müssen es ihm sagen.«

»Das werden wir.«

»Wann?«

»Bald.«

»Wir spielen ein gefährliches Spiel. Miguel ist mein Verlobter und dein bester Freund.« Eva spürte, wie sich das schlechte Gewissen in ihrer Brust breitmachte.

»Ich weiß.«

»Ich habe es satt, ständig zu überlegen, wie ich ihm sagen soll, dass ich ihn nicht heiraten werde, dass ich dich liebe und ein Kind von dir erwarte.« Sie ballte verzweifelt die Fäuste. »Es gibt keine gute Art, ihm das zu sagen. Und noch länger zu warten, wird ihn nur wütender machen. Ich habe Miguel wirklich geliebt und möchte ihm das nicht antun.«

Sie wandte den Blick ab. Jede Minute, in der Miguel Ferrer sich rühmte, sie zu heiraten, war eine Last für sie. Ihre Mutter wäre fuchsteufelswild, und ihr Vater würde sich in seiner Ehre gekränkt fühlen. Er hatte der Familie Ferrer sein Wort gegeben, und sie hatte es gebrochen. Fernando sah sie verzweifelt an. Wie jedes Mal wenn sie über das Thema sprachen. Er würde nie begreifen, wie schwierig das alles für sie war, für eine Frau mit einem Namen, der so schwer wog.

Ein Windstoß ergriff den Garten und streifte zwei hohe Palmen, deren Blätter sich sanft zum Rhythmus der Brise wiegten. Fernando und Eva wurden vom Duft der blühenden weißen Lilien und den Dutzenden vielfarbiger Orchideen eingehüllt.

»Miguel ist mein bester Freund, er wird es verstehen. Er muss es verstehen«, entgegnete Fernando. »Nichts von alldem ist mit böswilliger Absicht geschehen, er wird es einsehen, selbst wenn er etwas mehr Zeit braucht.«

»Nein, er wird es nicht verstehen. Du kennst die Familie Ferrer nicht so wie ich. Mein Vater macht seit Jahren mit ihnen Geschäfte. Und eines habe ich über sie und über Miguel gelernt: Die Ferrers geben nicht auf, und sie verlieren auch nicht. Niemals«, sagte sie und schaute ihm fest in die Augen. »Und ich sage dir noch mehr: Die Ferrers haben unsere Familie nur als Geschäftspartner in Betracht gezogen, weil sie nach dem Bruch mit der Jones Ltd. nichts mehr mit Amerikanern zu tun haben wollten. Dass mein Vater aus Italien kommt, hat seinen Einstieg ins Geschäft erst ermöglicht. Wenn er rote Haare hätte wie meine Mutter und dazu ihren Bostoner Akzent,...

Erscheint lt. Verlag 1.5.2021
Reihe/Serie Die Fontamara-Serie
Übersetzer Ingrid Ickler
Sprache deutsch
Original-Titel Il nuovo inizio
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anne Jacobs • Cantuccini • Cristina Caboni • Der Orangengarten • eBooks • Familienanwesen • Familiengeheimnisse • Frauenromane • Historische Liebesromane • historische Saga • Italien • Liebesroman • Liebesromane • Rom • Romane für Frauen • Sommerlektüre • spiegel bestseller • Urlaub
ISBN-10 3-641-27542-3 / 3641275423
ISBN-13 978-3-641-27542-6 / 9783641275426
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