Das Versprechen der Rosenfrauen (eBook)

Roman
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2021 | 1. Auflage
352 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-27141-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Versprechen der Rosenfrauen -  Cristina Caboni
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Eine junge Frau auf den Spuren ihrer Vorfahren. Eine Reise, die sie tief in die geheimnisvolle Welt der Düfte eintauchen lässt. Und eine Entdeckung, die das Glück in greifbare Nähe rückt ...
Elena lebt glücklich mit ihrem Mann in Paris, wo sie in einer kleinen Parfümerie die Emotionen ihrer Kunden in kostbaren Düften verewigt. Nur ganz selten denkt sie noch an den alten Palazzo im Herzen von Florenz, wo die Frauen ihrer Familie viele Jahre lang nach der verlorenen Rezeptur für das Parfüm ihrer Großmutter gesucht haben. Ein Duft, der so perfekt war, dass er den Mensch in all seinen Facetten erfassen konnte. Das ändert sich, als Elenas Mutter sie einlädt, nach Florenz zu kommen und mit ihr auf eine Reise aufzubrechen, die sie einander wieder näherbringen soll. Und nicht nur das - während die beiden auf den Spuren der Vergangenheit wandeln, drängt ein lang gehütetes Geheimnis ans Licht ...

Cristina Caboni lebt mit ihrer Familie auf Sardinien, wo sie Bienen und Rosen züchtet. Ihr Debütroman Die Rosenfrauen verzauberte die Leser weltweit und stand in Deutschland wochenlang auf der Bestsellerliste. Ihr zweiter Roman Die Honigtöchter, der auf ihrer Heimatinsel spielt, und Die Oleanderschwestern waren ebenfalls große Erfolge. Der Zauber zwischen den Seiten ist nun Cristina Cabonis viertes Buch, das in der faszinierenden Welt der Bücher spielt.

1.


Akazie. Intuitiv, zurückhaltend und dezent. Diese naturgegebenen Eigenschaften öffnen alle Türen. Sie sucht eine tiefe Verbindung mit allem, was sie umgibt, weckt Gefühle und Emotionen. Sie ist eine sensible Beobachterin und für alles empfänglich.

In Paris ist kein Tag wie der andere.

Der Satz prangte in elegant geschwungenen Lettern auf der nüchternen Fassade des Gebäudes in Montparnasse, in dem sich der neue Sitz der Parfümerie Absolue befand. Ein Meisterwerk der modernen Architektur, Wände aus Stahl und Glas, so dick, dass die wärmenden Strahlen der Morgensonne sie nicht durchdringen konnten.

Die großzügig geschnittenen Räume im Erdgeschoss waren lichtdurchflutet, das Eingangsportal war von Kübeln mit Hortensienbüschen flankiert.

Abwesend betrachtete Elena Rossini die vorbeischlendernden Passanten durch die breite Schaufensterfront. Es stimmte, was der Claim behauptete: Paris war eine magische Stadt.

Sie selbst wusste das nur zu gut, denn sie hatte hier die Liebe ihres Lebens kennengelernt, Caillen McLean. Und hier wuchs auch ihre gemeinsame Tochter Beatrice auf, die sie liebevoll Bea nannten.

Die Stadt und ihr Charme standen nicht zur Debatte. Sondern etwas ganz anderes.

Ihre Geschäftspartnerin Monique Duval hatte einen Stararchitekten mit der Einrichtung der Parfümerie beauftragt. Massive Tische aus dunklem Holz und Edelstahlelementen hatten den alten Tresen ersetzt, der an anderer Stelle einen Ehrenplatz bekommen hatte. Auch das in die Jahre gekommene Sofa mit dem verwaschenen Überzug war verschwunden. Die Kunden konnten sich jetzt auf grazile Bänke setzen und verschiedene Düfte durchprobieren.

So schwebte es Monique vor.

Von der Decke hingen schwarze schalenförmige Designerleuchten, die kaltes Licht spendeten, damit es nicht mit den Düften um die Aufmerksamkeit der Kunden buhlen konnte. Die wenigen Bilder an den Wänden stammten von namhaften Malern und waren die einzigen Farbkleckse in all dem Weiß, Schwarz und Braun.

Modern, funktional, ausdrucksstark.

Eine Parfümerie auf der Höhe der Zeit.

Elena hasste diesen Ort. So sehr, wie sie ihre alte Parfümerie in der Rue du Parc-Royal im Marais geliebt hatte.

Doch ihr verträumter Laden, den sie vor sieben Jahren, drei Monaten und zwölf Tagen eröffnet hatte, war nur mehr eine ferne Erinnerung. Und das konnte sie niemandem vorwerfen, das hatte sie allein zu verantworten.

»Was hältst du davon, wenn wir einen Tee trinken?«, fragte sie Monique und trat neben sie.

Ihre Freundin seufzte: »Das würde ich gern, aber ich habe zu viel um die Ohren. Du weißt nicht zufällig, wo ich die Geschäftszahlen des letzten Quartals finde?«

Elena überlegte, dann fiel ihr ein, dass sie eine Kopie auf dem Laptop gespeichert hatte. Sie deutete auf einen Ordner auf dem Desktop. »Hier, schau mal.«

Monique hatte bereits alle E-Mails abgearbeitet, zu deren Beantwortung sie gestern nicht mehr die Zeit gefunden hatte. Auf dem Schreibtisch wartete eine beträchtliche Menge Briefe darauf, endlich verschickt zu werden.

»Danke, Chérie.«

»Die Unterlagen sind beim Steuerberater. Lass sie dir doch einfach schicken. Brauchst du sonst noch etwas?«

Endlich hörte Monique auf zu schreiben und hob den Kopf. Sie fixierte Elena einen Augenblick, bevor sie antwortete: »Warum nimmst du dir nicht den Morgen frei? Ich halte derweil hier die Stellung.«

Der Vorschlag traf Elena unvorbereitet.

»Eigentlich wollte ich noch an dem Parfüm für Goldman arbeiten …«

»Schon wieder?« Monique musterte sie nachdenklich. »Du arbeitest zu viel. Ich sage es nur ungern, aber du siehst nicht gut aus. Du brauchst Ruhe.«

Elena zwang sich zu einem Lächeln. »Höchstens noch eine halbe Stunde, Monique, ich kontrolliere kurz, wie es vorangeht, dann mache ich mich auf den Weg nach Hause, versprochen. Ich muss wissen, ob ich mit dem Duft auf dem richtigen Weg bin.«

Sie ging ins Labor und schloss die Tür hinter sich. Sie hatte nicht die Zeit, sich auszuruhen, sie konnte jetzt nicht aufgeben, sie musste unbedingt dranbleiben.

Monique so früh bei der Arbeit zu sehen hatte ihr wieder einmal vor Augen geführt, in welcher Krise sie steckten.

Sie schlüpfte in ihren Kittel und wusch sich ausgiebig die Hände. Dann atmete sie tief durch, griff nach einem Messzylinder und stellte ihn in die Mitte des Tisches. Alles war bereit. Sie dämpfte das Licht und putzte sich die Nase. Hoch konzentriert starrte sie auf den Behälter. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Beim letzten Mal war sie nicht zufrieden gewesen. Es hatte an Charakter und Harmonie gefehlt, in deren ausgewogener Mischung die besondere Note einer einzigartigen Kreation bestand.

Sie schloss die Augen, versuchte, sich zu entspannen, und wartete ab.

Ein Hauch Bergamotte … Sie versuchte, das Duftensemble in sich aufzunehmen, nicht nur mit der Nase, sondern mit allen Sinnen, in der Gewissheit, dass sie diese besondere Gabe dazu hatte.

Sie versuchte es wieder und wieder. Doch nichts geschah. Keine Farbe wollte sich vor ihrem inneren Auge einstellen, keine Emotion berührte sie, die etwas in ihr zum Klingen hätte bringen können. Nichts, was auch nur annähernd ihren Ansprüchen genügte. Nur Grau, Taubheit, Leere.

»Los, konzentrier dich!«

In ihrem Kopf kreiselten Formeln um Formeln, drängten vor und wurden wieder verworfen. Ein Kaleidoskop der Möglichkeiten, aber keine versprach eine Lösung.

»Ich schaffe es nicht.«

Eine düstere Verzweiflung bemächtigte sich ihrer. Die Gedanken fuhren Karussell. Sie war doch eine Rossini! Parfüm war ihr Lebenselixier: ihr Vertrauter, ihre Augen, ihre Stimme, ihr Freund – all das bedeutete es für sie.

Hatte ihre Gabe sie verlassen?

Sie wischte sich eine Träne von der Wange.

»Da ist nichts … da ist absolut nichts.«

Sie musste nachdenken, durfte nicht Opfer ihrer Panik werden, sich nicht dieser Verzweiflung ergeben. Langsam atmete sie ein und aus, bis sich ihr Herzschlag wieder beruhigte.

Sie legte alle Utensilien beiseite. Sie würde noch einmal ganz von vorn beginnen, aber nicht sofort.

Monique hatte recht, sie hatte sich nicht einen Moment der Ruhe gegönnt.

Zu viel Stress. Das war sicher das Problem. Die vergangenen Monate waren schwer für sie gewesen. Die alte Parfümerie in der Parc-Royal-Straße zurücklassen zu müssen hatte sie bis ins Mark getroffen. Anfangs hatte sie noch gehofft, sich irgendwann an die neue Umgebung gewöhnen zu können, doch jetzt war ihr klar, dass sie sich gründlich geirrt hatte.

Aber es gab nun mal Dinge, die man nicht ändern konnte. Man konnte sich lediglich mit ihnen arrangieren.

Als sie den Kittel abstreifte, zitterten ihre Hände.

»Es hat keine Seele, es ist nicht das, was Goldman sich vorstellt.«

Sie wusste, dass es keine Frage der Technik war.

Schon als Kind war sie mit der Komposition eines Duftes vertraut gewesen, war sie doch seit jungen Jahren mit dieser Kunst innig verbunden: Kopfnote, Herznote, Basisnote – das alles war kein Geheimnis für Elena, im Gegenteil, sie war in der Lage, sämtliche Konventionen außer Acht zu lassen, sich über Regeln hinwegzusetzen, gar vorsätzlich gegen sie zu verstoßen, was ihr einzigartige Gelegenheiten gewährte, immer neue wunderbare Kombinationen zu ersinnen. Sie musste ein Parfüm bloß riechen, und schon konnte sie es gedanklich in seine Komponenten zerlegen und wieder neu zusammensetzen. Wenn ihre Kunden mit dem Wunsch nach einer eigenen Parfümkreation zu ihr kamen, lauschte Elena zunächst ihren Erzählungen. Angeleitet von ihrem Einfühlungsvermögen suchte sie in Sätzen, in Gesten und in Gesichtsausdrücken nach verborgenen Emotionen. Nach und nach verbanden sich die Essenzen dann zu genau dem Bild, das sie vor Augen gehabt hatte.

Doch das war früher.

Jetzt war alles anders.

Ein Gefühl der Verlorenheit breitete sich in ihr aus. Es war, als würden die Grenzen, in denen sie sich bewegte, verschwimmen und den Raum zu etwas Unbekanntem öffnen. Sie zog sich ins Hinterzimmer des Ladens zurück, vergrub das Gesicht in ihren Händen und versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

Robert Goldman, ein Geschäftsmann mittleren Alters, war vor einiger Zeit in die Parfümerie gekommen mit der Bitte, sie möge einen auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen Raumduft für ihn kreieren.

»Er soll einladend und freundlich sein, ich möchte, dass sich die Menschen, die unsere Dienste in Anspruch nehmen, in dieser Entscheidung bestätigt fühlen.«

Elena war glücklich über den neuen Kunden gewesen, und die Vorstellung, den von ihm gewünschten Duft zu erschaffen, hatte sie mit Begeisterung erfüllt. Eine Herausforderung, die sie gern annahm. Sie hatte ihm aufmerksam zugehört, wie sie es immer tat, noch ein bisschen mit ihm geplaudert und das Geschäft dann besiegelt. Als sie später in ihrem neuen Labor versucht hatte, Goldmans Vorstellungen in einen Duft zu übersetzen, hatte sie gemerkt, dass sie nichts von seinen Schilderungen darin wiederfand. Nichts von dem, was ihm wichtig war.

Dort, wo es leuchtende Farben gebraucht hätte, waren nur dunkle Schatten.

Sie hatte das Gefühl, einen Teil von sich verloren zu haben. Den Teil, der ihr gestattete, die Dinge ihrer Umgebung nicht nur zu sehen, sondern auch zu begreifen, sie mit ihrem ganzen Bewusstsein zu erfassen.

Sie fühlte sich wie abgespalten, dabei sollte das Parfüm doch ihre Seele erfüllen und in Schwingung bringen.

Plötzlich...

Erscheint lt. Verlag 16.8.2021
Reihe/Serie Die Frauen der Familie Rossini
Übersetzer Ingrid Ickler
Sprache deutsch
Original-Titel Il Seguito de il Sentiero dei Profumi
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Blumen • Bulgarien • Dein-Spiegel-Bestseller-Autorin • Die Rosenfrauen • Duft • Eat, Pray, Love • eBooks • Familiengeheimnis • Familienleben • Familiensaga • Florenz • Fortsetzung • Frankreich • Frauenromane • Frauenunterhaltung Neuerscheinung 2021 • Italien • Japan • kleine geschenke für frauen • Liebe • Liebesromane • Osaka • Parfum • Paris • Reise • Romane für Frauen • rose • Sommer • Valentina Cebeni • Zweiteiler
ISBN-10 3-641-27141-X / 364127141X
ISBN-13 978-3-641-27141-1 / 9783641271411
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