Der Tod, den man stirbt (eBook)

Roman
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2018 | 1. Auflage
475 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-76008-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Tod, den man stirbt - Arturo Pérez-Reverte
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März 1937, der Spanische Bürgerkrieg setzt sich mit aller Gewalt fort. Falcó wird nach Tanger geschickt. Eine neue Mission für den Agenten: Er soll einen Schiffskapitän zum Überlaufen bewegen und so das Gold der Republik erbeuten. Doch der hat Unterstützung. Von Eva, Falcós früheren Gegenspielerin, Geliebten, Obsession ... Der Tod, den man stirbt erzählt actionreich von den Schattenseiten der Ehre, von Gewalt und Verrat - ein Spionageroman, der fulminant unter Beweis stellt, warum Arturo Pérez-Reverte einer der ganz Großen ist.


Nach mehreren Wochen auf der Flucht vor Francos Flotte hat sich die Mount Castle in den neutralen Hafen Tangers gerettet, 30 Tonnen Gold liegen im Bauch des Schiffes, den Verbündeten in Moskau versprochen. Auch ein Zerstörer Francos ankert im Hafen, an Land begegnen sich die Matrosen, trinken gar zusammen. Bis die Hafenbehörde die Mount Castle auffordert auszulaufen - ein Todesurteil. Der perfekte Moment für Falcó, dem Kapitän sein Angebot zu unterbreiten: Geld, freies Geleit, Pässe für ihn und seine Familie in der Heimat im Tausch gegen das Gold. Aber Kapitän Quirós ist ein Ehrenmann. Und als dann plötzlich Eva mit ihrer sowjetischen Zelle in Aktion tritt, wird Tanger für Falcó von einem Moment auf den anderen zur tödlichen Falle ...



<p>Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman <em>Der Club Dumas</em> ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel <em>Die neun Pforten</em> verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.</p>

Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.

2. Das Gold der Republik


Zwei Wochen später, in Sevilla, trank Falcó seinen zweiten Wermut aus, schaute auf die Uhr, legte einen Fünf-Peseten-Schein auf den Tisch — die Bar des Hotels Andalucía Palace war sehr teuer —, nahm seinen Hut vom Nachbarstuhl und stand auf. Dienstfertig eilte sofort ein graumelierter Kellner herbei.

»Der Rest ist für Sie.«

»Danke, mein Herr.«

»Und Arriba España

Der Kellner sah ihn verdutzt an, unsicher, ob der Gast ihn provozieren oder witzig sein wollte. Falcó war schwerlich mit denen zu verwechseln, die im blauen Hemd oder mit roter Kappe, Waffengurt und Pistole durch die Stadt spazierten, die Hand an die Mütze legten oder den Arm zum Faschistengruß reckten. In den erfahrenen Augen des Kellners passte dieser gutaussehende Herr mit dem eleganten kastanienbraunen Anzug, der Seidenkrawatte und dem seidenen Einstecktuch nicht ins derzeit geltende patriotische Profil.

»Arriba, natürlich«, gab er nach kurzem Zögern sicherheitshalber zurück.

Womöglich hatte er erlebt, wie weniger besonnene Kollegen erschossen oder verhaftet wurden. Ein gebranntes Kind scheut sogar kaltes Wasser. Falcó, dem das umsichtige Verhalten des Mannes aufgefallen war, fragte sich, wie viel grollendes Klassenbewusstsein sich in diesem altgedienten Kellner mit seinem weißen Jäckchen über all die Jahre, in denen er reichen Sevillaner Erben oder anderen betuchten Kunden den Aperitif serviert hatte, wohl angesammelt haben mochte. Er fragte sich auch, ob dem Alten, fast acht Monate nach dem Militäraufstand, Arbeit und Leben nicht nur deshalb erhalten geblieben waren, weil er rechtzeitig seinen Gewerkschaftsausweis zerrissen und artig den Siegern zugejubelt hatte. Vielleicht hatte er sogar jemanden verraten, denn das war die einfachste Form, sich in einer Stadt wie dieser abzusichern, wo die Nationalisten in Arbeitervierteln und Republikanerkreisen brutal durchgegriffen hatten. Dreitausend Erschossene seit dem achtzehnten Juli. Und wann immer Falcó dem Überlebenden irgendeiner Katastrophe begegnete, fragte er sich unweigerlich, mit welcher Niedertracht der sein Überleben wohl erkauft haben mochte.

Er schenkte dem Kellner ein verständnisinniges Lächeln, richtete seinen Krawattenknoten und schritt in Richtung der Eingangshalle, entlang der schönen Fliesen, die die Wände und zwei Mauern des mittleren Patios zierten. Durch dessen große Fenster schien strahlend die Sonne herein. Dieses Licht erfüllte ihn mit einem heiteren Optimismus. Sevilla erfreute sein Herz stets mit einer angenehmen Mischung aus Vergangenheit, Gegenwart und Vorfreude auf die Zukunft. Er war an diesem Morgen eingetroffen, weil ihn ein Telegramm des Admirals in aller Eile aus Lissabon abberufen hatte: Lass alles stehen und liegen. Stop. Deine Anwesenheit in Salamanca dringend erforderlich. Doch als Falcó nach einer Tagesreise im Auto in Salamanca angekommen und im Hauptquartier des SNIO erschienen war, hatte ihm Marili, die Sekretärin des Admirals, mitgeteilt, dass ihr Chef wegen einer wichtigen Angelegenheit nach Sevilla gereist war. Er hat gesagt, du sollst dich dort mit ihm treffen. So schnell wie möglich. Steig im Hotel de Inglaterra ab und warte dort auf seine Nachricht.

»Worum geht es denn?«, hatte Falcó sie gefragt.

»Ich weiß gar nichts. Der Chef wird es dir schon erzählen.«

Falcó versuchte es mit seinem berückendsten Lächeln, ohne Erfolg. Die Sekretärin des Admirals, eine mustergültige Gattin und Mutter, nicht unansehnlich, verheiratet mit einem Offizier der Armada, der am Aufstand der Nationalen in El Ferrol beteiligt gewesen war, erwies sich als immun gegen alles, was nicht unmittelbar mit der Erfüllung ihrer ehelichen, familiären und patriotischen Pflichten zu tun hatte. Das galt sogar für Falcó. Oder gerade für ihn.

»Du willst mir also wirklich nichts verraten?«, hatte er noch ein wenig beharrt.

»Nicht ein Wort.« Sie tippte weiter auf ihrer Royal, als wäre er gar nicht da. »Jetzt verschwinde und lass mich arbeiten.«

»Sag mal, wann gehen wir beide mal eine gepflegte Tasse Tee trinken?«

»In Begleitung meines Mannes, wann immer du willst.«

»Du bist ein Biest.«

»Und du ein Aufreißer.«

»Hör nicht auf die bösen Zungen, Marili.«

»Ach, nein?«

»In Wahrheit bin ich zahmer als ein Teddy.«

»Schon klar.«

Als Falcó in Sevilla ankam, war das Hotel de Inglaterra — dessen Fassade noch Spuren der letztjährigen Straßenschlachten aufwies — allerdings ausgebucht. Auch im Majestic und im Cristina gab es kein freies Zimmer mehr. Somit hatte er einen guten Vorwand, im Andalucía Palace abzusteigen, dem teuersten und nobelsten Hotel der Stadt, hundertzwanzig Peseten pro Nacht, frequentiert von hochrangigen Militärs, Offizieren der Legion Condor und der italienischen Freiwilligentruppen, die an Francos Seite kämpften, aber auch von Geschäftsleuten — vielen Deutschen auf der Suche nach Eisenerz und Wolfram — und Leuten, die mit der örtlichen Oligarchie in Verbindung standen.

Letzten Endes gingen seine Ausgaben zu Lasten des SNIO, und der Admiral, zumindest wenn er guter Laune war, deckte ihn für gewöhnlich. Sie wissen doch, wie Falcó ist, pflegte er den Buchhalter zu beschwichtigen — einen kurzsichtigen, peniblen, unbestechlichen Oberleutnant namens Domínguez —, wenn dieser aufgeregt in sein Büro kam und empört mit einem Bündel Rechnungen wedelte. Ein hemmungsloser Großkotz, völlig richtig. Und unbelehrbar. Aber worauf es mir ankommt, das ist seine Effizienz, verstehen Sie? Und dieser seelenlose Mistkerl ist so effizient wie ein scharfes Rasiermesser. Betrachten wir es also als Investition, auch wenn es Ihnen nicht in Ihre verflixten Bilanzen passt. Buchen Sie es unter verlorene Kosten, damit wir uns recht verstehen. Ziehen Sie nicht so ein Gesicht, Domínguez, und schreiben Sie es sich ein für alle Mal hinter die Ohren, verdammt noch mal. Das ist ein Befehl.

In Gedanken an seinen Chef musste Falcó schmunzeln, während er sich durch das Foyer zur Treppe begab und mit dem Portier — den er mit großzügigen Trinkgeldern bei Laune hielt, nicht zuletzt, weil der ein Spitzel der Falange war — einen zerstreuten Gruß tauschte. Er war eben unter dem großen Vordach die ersten Stufen hinuntergegangen, als ihm ein Paar entgegenkam, das aus einem Lincoln Zephyr mit Chauffeur gestiegen war und jetzt, Arm in Arm, er in Uniform, die Treppe hinaufging.

Instinktiv, die Etappe war schließlich nicht die Front, glitt sein Blick zuerst über die Frau, von unten nach oben: hochwertige Schuhe, hübsche Beine in Seidenstrümpfen, teure Handtasche, dunkles, gut geschnittenes Kleid über einem schlanken Körper. Eine Reihe kleiner Türkise um den Hals. Mit seiner Begutachtung unter der schmalen Krempe eines Filzhütchens mit Fasanenfeder angelangt, traf ihn der überraschte Blick von Chesca Prietos grünen Augen.

»Guten Morgen«, sagte Falcó, neutral und zurückhaltend, und tippte an seinen Hut.

Schon wollte er vorbeigehen, ohne stehen zu bleiben, bemerkte jedoch, dass ihrem Begleiter ihre Verblüffung nicht entgangen war. Und als er sich diesen genauer ansah, erkannte er Pepín Gorguel Menéndez de la Vega, ihren Ehemann. Das änderte alles.

»So ein Zufall.«

Falcó zog den Hut, streckte der Frau unbefangen die rechte Hand hin und drückte die ihre in dem feinen Lederhandschuh. Dann wandte er sich an ihren Mann und stellte sich vor.

»Lorenzo Falcó. Ich glaube, vom Sehen kennen wir uns.«

Dazu lächelte er höflich. In seinem Repertoire der ehebrecherischen Scheinheiligkeiten war dies eine der besten. Nach einem Moment der Unschlüssigkeit sah er den anderen nicken. Ein wenig lustlos schüttelte ihm Pepín Gorguel die Hand.

»Ich entsinne mich nicht«, sagte er.

Sein Ton war schroff, herablassend, ganz im Einklang mit seiner Persönlichkeit. Graf de la Migalota und Grande von Spanien, erinnerte sich Falcó. Aus Jerez, wie er selbst auch. Ihre Eltern waren Mitglieder desselben Unternehmerclubs und im selben Tontaubenschützenverein gewesen. Ein einflussreicher Kerl. Ein arroganter, uniformierter Schweinehund, der durch Sevilla stolzierte und mit der Frau an seinem Arm wie mit einer Trophäe protzte. Vor dem Krieg waren sie sich ein paarmal begegnet, in Flamenco-Kneipen,...

Erscheint lt. Verlag 21.10.2018
Reihe/Serie Lorenzo-Falcó-Reihe
Lorenzo-Falcó-Reihe
Übersetzer Petra Zickmann
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Original-Titel Eva
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Hafen • Marokko • Pérez Reverte • Pérez-Reverte • Schiffe • Spion • Spionage • Tanger • Thriller
ISBN-10 3-458-76008-3 / 3458760083
ISBN-13 978-3-458-76008-5 / 9783458760085
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