Hauptsache Ernst (The Importance of Being Earnest) -  Oscar Wilde

Hauptsache Ernst (The Importance of Being Earnest) (eBook)

Neu ins Deutsche übertragen

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
83 Seiten
Michael Rasmus Schernikau Verlag
978-3-944568-14-0 (ISBN)
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Oscar Wildes geniale Gesellschaftssatire The Importance of Being Earnest – jetzt neu ins Deutsche übertragen

Mit kunstvoller Leichtigkeit und brillantem Sprachwitz verpackt Oscar Wilde seine Kritik an der viktorianischen Mentalität mit ihrer Doppelmoral und ihrem Standesdünkel in eine glänzende, stilvolle Komödie.
Algernon und Jack, zwei junge wohlhabende Gentlemen und Dandys, haben - jeder für sich – einen Weg gefunden, um wenigstens zeitweise den an sie gestellten Erwartungen und gesellschaftlichen Verpflichtungen entkommen zu können.
Algernon, in London lebend, hat Bunbury erfunden, einen kränkelnden Freund, den er regelmäßig auf dem Land besuchen muss.
Jack, Friedensrichter in Hertfordshire, gibt vor, sich um seinen liederlichen, in London lebenden Bruder Ernest kümmern zu müssen – dort gibt sich Jack jedoch selbst als Ernest aus.
Kompliziert wird es, als beide sich verlieben: Jack in Gwendolen, Algernons Cousine, und Algernon in Cecily, Jacks Mündel.
Denn von ihrem Doppelleben dürfen weder Cecily noch Gwendolen erfahren, geschweige denn Gwendolens Mutter, die herrische Lady Bracknell...

Die deutsche Übersetzung ist von Michael Rasmus Schernikau.

1. Akt

 

Salon (mit Blick nach Osten) in Algernons Wohnung in der Half Moon Street.

Das Zimmer ist ebenso luxuriös wie geschmackvoll möbliert. Im Nebenraum hört man Klavierspiel.

LANE deckt den Tisch für den Fünfuhr-Tee. Sobald die Musik verstummt ist, betritt ALGERNON die Szene.

 

ALGERNON: Na, Lane, haben Sie gehört was ich spielte?

 

LANE: Ich hielt es für höflicher, nicht zu lauschen, Sir.

 

ALGERNON: Schade, Schade, Lane. Na schön, ich spiele zwar nicht exakt – exakt spielen kann doch jeder – aber ich spiele mit einem wundervollen Ausdruck. Am Klavier ist das Gefühl meine starke Seite. Wissenschaftliche Exaktheit hebe ich mir für das Leben da draußen auf. Das nenne ich Kunst.

 

LANE: Sehr wohl, Sir.

 

ALGERNON: Apropos Lebenskunst… wie steht es mit den Gurkensandwiches für Lady Bracknell?

 

LANE: Bitte, hier sind sie, Sir. Reicht sie auf einem Tablett.

 

ALGERNON prüft sie, nimmt zwei und anschließend Platz auf dem Sofa. : Ach...übrigens, Lane,… Ihrer Abrechnung entnehme ich, dass am Donnerstagabend, als Lord Shoreham und Mr Worthing bei mir speisten, offenbar acht Flaschen getrunken wurden. Das alles sollen wir gewesen sein?

 

LANE: Aber gewiss doch, Sir. Acht Flaschen Champagner und eine Halbe - Bier meine ich.

 

ALGERNON: Warum trinken eigentlich bei den Junggesellen immer die Diener den Champagner? Ich frage nur so, aus Interesse.

LANE: Sir, das dürfte meines Erachtens daran liegen, dass der Champagner dort schlicht und ergreifend einfach vorzüglich ist. Wenn die Herrschaften erst mal verheiratet sind, dann gönnen sie sich kaum noch erstklassige Marken – das habe ich leider nur allzu oft feststellen müssen.

 

ALGERNON: Du meine Güte! Zieht die Ehe den Menschen denn so herunter?

 

LANE: Ich glaube, sie ist tatsächlich ein überaus angenehmer Zustand, Sir. Bis jetzt habe ich freilich nur sehr wenig Erfahrung auf diesem Gebiet, ich war nämlich nur einmal verheiratet – infolge eines Missverständnisses zwischen einem jungen Ding und mir.

 

ALGERNON matt: Ich glaube nicht, dass mich Ihr Familienleben sonderlich interessiert, Lane.

 

LANE: Nein, Sir, es ist auch kein besonders interessantes Thema. Ich selber denke auch nie daran.

 

ALGERNON: Das ist doch ganz normal, Lane. Das wäre dann alles. Danke.

 

LANE: Ich danke Ihnen, Sir .Geht hinaus.

 

ALGERNON: Ansichten über die Ehe hat dieser Lane! Also wirklich! Wenn uns die unteren Schichten nicht mit gutem Beispiel vorangehen, wozu um alles in der Welt sind sie dann nütze? Als gesellschaftliche Klasse scheinen sie überhaupt keinen Sinn für moralische Verantwortung zu haben!

 

Lane tritt auf.

 

LANE: meldet: Mister Ernest Worthing.

 

JACK tritt auf, LANE ab.

 

ALGERNON: Mein lieber Ernst, wie geht es dir? Was führt dich denn in die Stadt?

 

JACK: Och, Vergnügen, nur reines Vergnügen. Was sonst treibt den Menschen denn an? Und du, Algy, isst mal wieder, wie gewöhnlich!

 

ALGERNON steif : In unseren Kreisen ist es doch wohl üblich, glaube ich, dass man um fünf Uhr eine leichte Erfrischung zu sich nimmt. Wo hast du denn seit letzten Donnerstag gesteckt?

 

JACK nimmt auf dem Sofa Platz: Auf dem Land.

 

ALGERNON: Was, um Himmels Willen, machst du da nur?

 

JACK zieht die Handschuhe aus: In der Stadt amüsiert man sich. Auf dem Land amüsiert man die Anderen. Das ist so was von langweilig!

 

ALGERNON: Und die Leute, die du amüsierst, sind…?

 

JACK leichthin: Bloß Nachbarn.

 

ALGERNON: Und, nette Nachbarn bei dir in Shropshire?

 

JACK: Einfach entsetzlich! Ich rede niemals auch nur ein Wort mit ihnen.

 

ALGERNON: Da musst du sie aber mächtig amüsieren! Geht zum Tisch und nimmt sich noch ein Sandwich. Apropos … Shropshire ist doch deine Grafschaft, nicht wahr?

 

JACK: Wie? Shropshire? Ach so, ja, ja, natürlich. Nanu? Warum all die Tassen? Und Gurkensandwiches? So jung und schon so leichtsinnige Extravaganzen? Warum? Wer kommt zum Tee?

 

ALGERNON: Och, bloß Tante Augusta und Gwendolen.

 

JACK: Nein, wie wunderbar!

 

ALGERNON: Ja, ja, alles schön und gut, ich fürchte jedoch nur, Tante Augusta dürfte von deiner Anwesenheit nicht allzu erbaut sein.

 

JACK: Darf ich fragen, weshalb?

 

ALGERNON: Tja, mein Guter, die Art und Weise, wie du mit Gwendolen flirtest, ist einfach unmöglich – fast schon so schlimm, wie die Art, in der Gwendolen mit dir flirtet.

 

JACK: Aber ich liebe Gwendolen! Ich bin extra nach London gekommen, um ihr einen Heiratsantrag zu machen.

 

ALGERNON: Ich dachte, du wärst nur zu deinem Vergnügen gekommen. So etwas nenne ich Geschäft.

 

JACK: Dir fehlt einfach jeder Sinn für Romantik!

 

ALGERNON: Ich kann einfach wirklich nichts Romantisches an einem Heiratsantrag finden. Verliebt sein, das ist romantisch, äußerst romantisch,… aber so ein endgültiger Heiratsantrag… am Ende wird man vielleicht auch noch erhört – ich glaube, gewöhnlich wird man das sogar – und dann ist der ganze Zauber flöten. Die Ungewissheit ist es, was Romantik doch gerade erst ausmacht. Wenn ich jemals heiraten sollte, werde ich ganz sicher versuchen, das zu vergessen.

 

JACK: Das glaube ich dir sofort, Algy. Scheidungsprozesse sind eigens für solche Leute erfunden worden, deren Gedächtnis so merkwürdig beschaffen ist.

 

ALGERNON: Ach was, spekulieren bringt nichts! Scheidungen werden nun einmal im Himmel beschlossen.

 

JACK streckt die Hand nach den Gurkensandwiches aus. Sofort hält ihn ALGERNON zurück.

 

ALGERNON: Rühr die Gurkensandwiches nicht an! Ich habe sie extra für Tante Augusta machen lassen. Nimmt selbst eins und isst.

 

JACK: Aber du isst sie doch schon die ganze Zeit!

 

ALGERNON: Das ist etwas anderes. Immerhin ist sie meine Tante. Nimmt einen Teller aus dem unteren Fach des Teewagens und stellt ihn auf den Tisch.) Nimm dir doch von dem Brot mit Butter. Das hier ist für Gwendolen. Gwendolen ist verrückt nach Brot und Butter.

 

JACK geht zum Tisch und bedient sich: Ist ja auch sehr gutes Brot… und seeehr guuute Butter.

ALGERNON: Na, na, Freundchen, du musst dich ja nicht gleich so hineinstürzen, als wolltest du sie noch völlig verschlingen. Du führst dich ja auf, als wärt ihr beide schon Mann und Frau. Noch bist du nicht mit ihr verheiratet, und ich glaube auch nicht, dass es jemals so weit kommt.

 

JACK: Warum, zum Kuckuck, sagst du das?

 

 

ALGERNON: Tja, erstens heiraten Mädchen nie die Männer, mit denen sie flirten. Mädchen halten das für verkehrt.

 

JACK: So ein Blödsinn!

 

ALGERNON: Keine Spur. Es ist eine fundamentale Wahrheit. Das erklärt nämlich all die Scharen von Junggesellen, die man hier überall herumlaufen sieht. Und zweitens gebe ich nicht meine Zustimmung.

 

JACK: Deine Zustimmung?

 

ALGERNON: Gwendolen ist meine Cousine ersten Grades, mein Freund. Und bevor ich dir erlaube, sie zu heiraten, wirst du mir noch eines erklären müssen und zwar die Sache mit Cecily. Läutet nach LANE.

 

JACK: Cecily? Verdammt, wovon redest du denn bloß? Was willst du damit sagen, Algy? Ich kenne keine Cecily.

 

LANE tritt auf.

 

ALGERNON: Bringen Sie mir das Zigarettenetui, das Mr Worthing im Rauchzimmer hat liegen lassen, als er zuletzt bei mir speiste.

 

LANE: Sehr wohl, Sir. Ab.

 

JACK: Willst du etwa allen Ernstes behaupten, dass du die ganze Zeit mein Zigarettenetui gehabt hast? Ich wünschte bei Gott, du hättest mir das früher gesagt! Die ganze Zeit schon schreibe ich verzweifelte Briefe an Scotland Yard – ich war sogar drauf und dran, eine hohe Belohnung auszusetzen.

 

ALGERNON: Ich wünschte wirklich, das würdest du. Ich bin zur Zeit nämlich besonders knapp bei Kasse.

 

JACK: Sinnlos, jetzt wo das Ding doch sowieso gefunden ist.

 

LANE tritt auf mit dem Zigarettenetui auf einem Tablett. ALGERNON nimmt es sofort an sich.

LANE ab.

 

ALGERNON: Also wirklich, das ist ganz schön schäbig von dir, Ernst. Öffnet das Zigarettenetui und betrachtet es. Aber ist ja auch egal; jetzt, wo ich mir die Inschrift auf der Innenseite des Deckels so ansehe, muss ich feststellen, dass dir das Ding wohl doch nicht gehört.

 

JACK: Natürlich ist es meins! Geht auf ihn zu. Du hast mich doch schon hundertmal damit gesehen und du hast überhaupt kein Recht zu lesen, was da drin steht. So etwas tut ein Gentleman...

Erscheint lt. Verlag 9.2.2018
Übersetzer Michael Rasmus Schernikau
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
ISBN-10 3-944568-14-1 / 3944568141
ISBN-13 978-3-944568-14-0 / 9783944568140
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