»Meine Frau hätte gern einen Ernstthaler Kartoffelkuchen« -  Karl May

»Meine Frau hätte gern einen Ernstthaler Kartoffelkuchen« (eBook)

Ausgewählte Briefe 1860-1912

(Autor)

Volker Griese (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2018 | 2. Auflage
424 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7460-8419-0 (ISBN)
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Die ausgewählten Briefe zeigen in biografischer, kulturgeschichtlicher und literarischer Hinsicht ein facettenreiches Bild der eigenwilligen, eindrücklichen aber auch zwiespältigen Persönlichkeit Karl Mays (1842-1912). Sie folgen dem Weg des Schriftstellers vom gescheiterten Volksschullehrer, über die »Renommierzeit« und dem damit verbundenen obsessiven Zwang zur Selbststilisierung, der öffentlich verkündeten Gleichsetzung von Geschriebenem und eigenem Leben, bis hin zu den letzten Lebensjahren, die durch öffentliche Auseinandersetzungen und Prozesse überschattet waren.

Kein Schriftsteller des 19. Jahrhunderts hat so einen nachhaltigen Erfolg gehabt, keiner ist so kontrovers verehrt und verdammt worden wie Karl May (1842-1912), der Schöpfer von exotischen Traumwelten und Helden wie »Winnetou« oder »Old Shatterhand«. Er war Sohn armer Weber, scheiterte als Volksschullehrer, wurde straffällig und begann seine literarische Karriere als Verfasser anonymer Lieferungsromane. Als Erfolgsschriftsteller in den 1890er Jahren wurde er zum ersten moderner »Popstar« mit Massenaudienzen und Straßenaufläufen, die mit Wasserwerfern zu zerstreuen versucht wurden. Mays öffentlich verkündete Gleichsetzung von Geschriebenem und eigenem Leben mündeten ein in öffentliche Auseinandersetzungen und Prozesse, die sein letztes Lebensjahrzehnt überschattete, in der er sich aber auch in als Verkünder des Weltfriedensgedanken mit dem Wirken der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner vereint sah.

1893


12.1.1893 An Anna Selbmann

Oberlößnitz-Dresden, d. 12./1. 93

Liebe Anna!

Unsern Dank für Eure Geburtstags- und Neujahrsgratulationen! Ich habe nicht sofort geantwortet, weil ich für Privatbriefe keine Zeit hatte, denn ich mußte für meine neuen Werke 8000 Adressen schreiben.

Wir hätten Dir und der Lotte gern ein Weihnachtsgeschenk geschickt, aber Ihr habt ja, wie wir wissen, selbst alles viel besser, theurer und schöner als wie wir. Was hätten wir da geben können!

Schöne schreibt uns, daß seine Frau den Staar hat. Es ist ein Unglück! Ich habe ihm geantwortet. Emma läßt grüßen!

Euer

Onkel

Dr. May.

Selbmann: Siehe Schreiben vom 26.8.1891. | Lotte: Clara Johanna Selbmann (*1882 †1969) Nichte Karl Mays, Tochter von Karl Mays Schwester Karoline Wilhelmine Selbmann (*1849 †1945). | Schöne: Julius Ferdinand Schöne (*1832 †1897) war mit Mays Schwester Christiane Wilhelmine (*1844 †1932) in zweiter Ehe verheiratet. | Abdruck nach: Fritz Maschke: Karl May und Emma Pollmer. Bamberg 1972, S.213.

26.1.1893 An Jaskowiak

Oberlössnitz-Dresden, Villa »Agnes«,

d. 26./1. 93.

Hochgeehrter Herr.

Ihr freundliches Schreiben vom 28/12. 92 habe ich heut erhalten.

Sie brauchen keinen »Deutschen Hausschatz« zu kaufen, denn es erscheinen jetzt meine Werke, auch die, welche nicht im »Hausschatz« standen, in Buchform bei

F. E. Fehsenfeld,

Freiburg in Baden.

Ihr Buchhändler dort kann sie Ihnen versorgen.

Bis jetzt sind die ersten sechs Bände erschienen. Wenn Sie diese gelesen haben, werden Sie beurtheilen können, ob sie sich zur Uebersetzung in das Russische eignen.

Es ist noch keines meiner Werke in diese Sprache übersetzt worden, und bin ich recht ganz erbötig, mit Ihnen darüber in Unterhandlung zu treten. Vielleicht haben Sie die Güte, mir mitzutheilen, wo und bei welchem Verlagsbuchhändler oder in welcher Zeitung Sie die Uebersetzung erscheinen lassen wollen. Das ist die Hauptsache. Das Uebrige kommt dann von selbst.

Um doppelte Honorare zu erzielen, pflegt man solche Werke erst in einer großen Zeitung und dann in Buchform drucken zu lassen.

Vielleicht ist es mir möglich, Ihrer gütigen Einladung Folge zu leisten und mich Ihnen persönlich vorzustellen, und werden wir dann gewiß einen Auerochsen schießen. Empfehlen Sie mich Ihrer verehrten Frau Gemahlin, und seien Sie dankbarst begrüßt von

Ihrem

hochachtungsvoll

ergebenen

Dr. Karl May.

Jaskowiak: Deutschbalte, Verwalter auf Gut Roosen bei Mitau. | Uebersetzung: Die erste bekannte russische Übersetzung mit ›Die Piraten des Roten Meeres‹, basierend auf einem Teil des Orientzyklus, erschien schon 1891 in der Zeitschrift ›Vokrug sveta‹ (Um die Welt) jedoch ohne Wissen Mays, da auf eine französische Übersetzung gleichen Namens zurückgegriffen wurde. | Handschrift 3 Seiten. Auf der Rückseite befindet sich der gedruckte Text »Auf tausende von Anfragen«; vergl. Brief vom 9.12.1892 an einen unbekannten Empfänger. — Original Privatbesitz.

9.3.1893 An Edmund Kirschanek

Oberlössnitz-Dresden, d. 9./3. 93.

Ew. Hochwürden

wollen mir die Bemerkung gestatten, daß meine Werke noch nicht in das Ungarische übersetzt worden sind, doch haben mich einige Herren, darunter ein Professor in Szegedin um die Erlaubnis dazu gebeten.

Es ist meinerseits vor allen Dingen Eins zu berücksichtigen: Sie wissen wohl, welche weite, lange und kostspielige Reihe von Reisen ich unternommen habe und auch noch machen werde. Ich habe dieselben von den Honoraren zu bestreiten, welche ich erhalte, und muß also auch bei Uebersetzungen darauf sehen, daß dieselben für mich von pecuniärem Erfolge sind. Ein Fachschriftsteller weiß, wie das anzufangen ist. Schon ehe man beginnt, muß man sich eines tüchtigen Verlegers versichern, von dem man weiß, daß er sich Mühe geben wird, wie viel er zahlt und daß er auch pünktlich zahlt.

Falls Sie, hochwürdigster Herr, einen solchen Mann zur Seite stehen haben, bin ich sehr gern bereit, einen Contract mit Ihnen einzugehen. Nicht wahr, das klingt außerordentlich profan und nüchtern? Aber auch ganz abgesehen davon, daß der materielle Körper nicht mit geistigen oder geistlichen Idealen ernährt werden kann, habe ich mir die Aufgabe gestellt, auf meinen Reisen und in meinen Werken Missionar zu sein, und müßte diesem schönen Berufe entsagen, wenn ihm die, sagen wir, wirtschaftlichen Grundlagen entzogen würden.

Ihrer gütigen Rückäußerung entgegensehend, habe ich die Ehre, zu sein

mit der vorzüglichsten Hochachtung

Ew. Hochwürden

ganz ergebenster

Dr. Karl May.

Kirschanek: Edmund Kirschanek, Kooperator aus Szajk b. Német-Boly i. Ungarn. | Professor in Szegedin: Vermutlich der Theologen Lajos Szekrényi (*1858 †1915), der sich wegen einer Übertragung der Werke an May gewandt hatte und ab 1898 neun Romane übersetzte. | Handschrift 3 Seiten. Auf der Rückseite befindet sich der gedruckte Text »Auf tausende von Anfragen«; vergl. Brief vom 9.12.1892 an einen unbekannten Empfänger. — Original Karl-May-Museum Radebeul.

30.8.1893 An Joseph Peter Bachem

Oberlößnitz-Dresden, d. 30. August 1893.

Hochgeehrter Herr!

Gestatten Sie mir die gehorsame Mitteilung, daß meine in Ihrer Novellen-Sammlung erschienene Erzählung »Die Wüstenräuber« jetzt in meine gesammelten Werke aufgenommen wird und sich schon im Satze befindet.

Mit vorzüglicher Hochachtung habe ich die Ehre zu sein

Ihr ganz ergebener

Dr. Karl May.

Bachem: Joseph Wilhelm Peter Bachem (*1821 †1893); Inhaber der gleichnamigen Verlagsbuchhandlung und Druckerei in Köln. | Wüstenräuber: ›Die Wüstenräuber – Erlebnisse einer Arfrika Expedition durch die Sahara von Dr. Karl May‹, Juni 1885 in ›Bachems Roman-Sammlung‹. Unter dem neuen Titel ›Die Gum‹ erfolgte der Abdruck im Dezember 1893 im 10. Band der gesammelten Reiseerzählungen ›Orangen und Datteln‹. | Abdruck nach ›Börsenblatt für den deutschen Buchhandel‹ vom 21.2.1902.

2.11.1893 An L. Martini (bzw. Henry Martin)

Oberlössnitz-Dresden, den 2./11. 93.

Hochwürdiger Herr.

Herzlich gern würde ich Ihnen meine Werke gratis senden, aber ich habe selber keine Freiexemplare mehr sondern 225 Bände an arme Leser verschickt.

Aber haben Sie die Güte sich an meinen Verleger zu wenden Fr. Ernst Fehsenfeld, Freiburg in Baden.

Er wird wahrscheinlich bereit sein, Ihnen die bis jetzt erschienenen 9 Bände sehr billig zum Selbstkostenpreis abzulassen.

Mit ehrerbietigster Hochachtung

ganz ergebenst

Dr. Karl May.

Martini: Missionar an der Afrikanischen Goldküste. | Freiexemplare: Martin hatte am 28.10.1893 aus Lyon angefragt, wo er günstig sämtliche Werke Mays beziehen könne. | Abschrift im Archiv der Karl-May-Gesellschaft.

14.11.1893 An L. Martini (bzw. Henry Martin)

Oberlößnitz-Dresden, den 14./11. 93.

Ew. Hochwürden.

Haben mich mit Ihrer zweiten Zuschrift herzl. erfreut. Nehmen Sie Dank dafür.

Ja, ich bin auch Missionar, wann auch mehr der That als des Wortes.

Ich bereiste 24 Jahre lang Amerika, Asien und Afrika, nicht auf breiten Wegen sondern da, wo noch Niemand war, und bemühte mich hülfreich zu sein und den Eindruck zu hinterlassen: »das war ein guter Mensch, denn er war ein Christ.«

Nun schreibe ich meine Erlebnisse nieder, denn wenn es auch wahr ist was Sie sagen, daß »jeder Autor seine Feder putzt« so schildere ich doch wirkliche Ereignisse, und alle Personen, welche ich erwähne, haben mit mir gelebt. Ich bin mit Narben bedeckt wie ein Soldat der alten Garde Napoleon I.

Innig freue ich mich über die Erfolge meiner Werke. Ich erhalte täglich ca. 40–50 Briefe von meinen Lesern, die alle Antwort haben wollen. Da giebt es zu schreiben, und meine Hand ist doch die Waffe mehr gewohnt als die Feder.

Später werden Sie lesen daß ich auch ganz nahe ihrer Station in Afrika gewesen bin. Wie oft bin ich auf meinen Reisen von den Herren Missionaren freundlich aufgenommen und durch Belehrung unterstützt worden.

Gott der Herr segne Sie allezeit; er erhalte Ihnen Ihre Gesundheit und lasse den Samen, den Sie in Ihrem frommen, schweren Berufe säen, zu reichen Früchten aufgehen.

Mit aufrichtigster Ehrerbietung

Ew. Hochwürden

ergebenster

Dr. Karl May.

Martini: Zum Empfänger vergl. Anmerkung zum Brief vom 2.11.1893 an Martini. | Ich bereiste: Mays Erzählungen entstammten der Phantasie. | Abschrift im Autographenarchiv der...

Erscheint lt. Verlag 18.1.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7460-8419-9 / 3746084199
ISBN-13 978-3-7460-8419-0 / 9783746084190
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