ColourLess - Lilien im Meer (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
608 Seiten
Feelings (Verlag)
978-3-426-44517-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

ColourLess - Lilien im Meer -  Beatrice Jacoby
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Eine Welt der Isolation ohne Farben - ein dystopisch-romantischer Urban-Fantasy-Roman über den Kampf gegen Konventionen und die Kraft der Liebe In der isolierten Kleinstadt Mary's Yard sind die Menschen durch einen Gendefekt farbenblind. So auch Kalla und Sander. Die beiden stammen aus zwei völlig verschiedenen Welten: Er ist der tadellose Mustersohn des Bürgermeisters und sie eine sogenannte »Meerjungfrau«, ein Mädchen aus dem Problemviertel am Hafen, das mit dem Kopf lieber in den Gewitterwolken über ihrer Heimat steckt als in der streng genormten Realität. Durch ein Missverständnis kreuzen sich die Wege der beiden und allen Konventionen ihrer Herkunft zum Trotz entwickelt sich ein starkes Band zwischen ihnen. Doch ihre Gefühle werden auf eine harte Probe gestellt, als Kalla und Sander unverhofft das Geheimnis der Farbe entdecken, das alle Wahrheiten in ihrer schwarz-weißen Welt in Frage stellt - selbst die als Volksmärchen verschriene Liebe. Bald müssen sie sich entscheiden: Wie weit sind sie bereit für die Farbe und für die Liebe zueinander zu gehen? Für Fans von Ally Condie und Lauren Oliver. »ColourLess - Lilien im Meer« von Beatrice Jacoby ist ein eBook von feelings*emotional eBooks. Mehr von uns ausgewählte erotische, romantische, prickelnde, herzbeglückende eBooks findest Du auf unserer Facebook-Seite. Genieße jede Woche eine neue Geschichte - wir freuen uns auf Dich!

Beatrice Jacoby wurde 1992 in München geboren, wuchs in Unterfranken auf, zog für eine Ausbildung zur Incentive- und Eventmanagerin sowie zur Fremdsprachenkorrespondentin nach Leipzig und lebte anschließend für jeweils ein halbes Jahr in Nordschweden und Südfrankreich, bevor sie nach Deutschland zurückkehrte. Weil sie an jeden Ort ein Stück ihres Herzens gehängt hat, ist die Frage »Woher kommst du?« für sie schwierig - außer sie darf die grenzenlosen Welt der Geschichten nennen. Dort fühlt sie sich seit ihrer Kindheit heimisch. Mit der Veröffentlichung ihres Debüts »ColourLess« geht also ein lang gehegter Traum in Erfüllung.

Beatrice Jacoby wurde 1992 in München geboren, wuchs in Unterfranken auf, zog für eine Ausbildung zur Incentive- und Eventmanagerin sowie zur Fremdsprachenkorrespondentin nach Leipzig und lebte anschließend für jeweils ein halbes Jahr in Nordschweden und Südfrankreich, bevor sie nach Deutschland zurückkehrte. Weil sie an jeden Ort ein Stück ihres Herzens gehängt hat, ist die Frage »Woher kommst du?« für sie schwierig – außer sie darf die grenzenlosen Welt der Geschichten nennen. Dort fühlt sie sich seit ihrer Kindheit heimisch. Mit der Veröffentlichung ihres Debüts »ColourLess« geht also ein lang gehegter Traum in Erfüllung.

Kapitel 2


Kalla

Wie in Zeitlupe drehte ich den Globus entgegen seiner eigentlichen Drehrichtung. Mit Zeige- und Mittelfinger tat ich so, als würden sie darüber stolzieren. Während meine Nägel behutsam über die frisch restaurierte Oberfläche tippten, fantasierte ich über die Entstehungszeit dieser Antiquität. Über die Helden der Seefahrt lange vor dem dunklen digitalen Zeitalter, die weiße Blätter überhaupt erst in Weltkarten verwandelt hatten. Wie musste sich wohl der Kartograph gefühlt haben, der sein Leben lang mit nichts anderem verbracht hatte, als er das letzte leere Fleckchen auf seiner Karte gefüllt, das letzte Puzzleteil an seinen Platz gebracht hatte? Ob er ekstatische Euphorie oder sogar Stolz empfunden hatte? Oder überkam ihn kurz nach dem letzten Pinselstrich Klaustrophobie beim Anblick der vollständig erfassten Welt? Schließlich war es das. Kein blütenweißer, reiner Spielraum mehr. Weder für Tagträume noch für nächtliche Fantastereien. Kein Ausweg, kein Entkommen von der Karte. Eingesperrt in der begrenzten Realität, die er feinsäuberlich über Jahre hinweg dokumentiert hatte. Wie hätte dieser Kartenzeichner wohl reagiert, hätte man ihm erzählt, dass ihm ein Fehler unterlaufen war? Dass ihm eine Insel durch die Lappen gegangen war, so klein, dass sie den Namen der einzigen Stadt hier trug – Mary’s Yard. Hätte er angesichts unserer Existenz vor Freunde oder vor Frustration geweint?

Den Zeigefinger zum Takt in meinem Kopf auf die Stelle klopfend, wo besagte Insel wahrscheinlich in Wahrheit wegen ihrer überschaubaren Größe nicht abgebildet wurde, starrte ich durch den Globus hindurch ins Leere.

Ob es anderswo wohl genauso ist?

Das mechanische Klingeln der Pendeluhr auf der anderen Seite der Galerie rief mich aus meiner Mittagspause zurück in meine Schicht in der Bibliothek, wo ich seit meinem Schulabschluss arbeiten durfte. Da nun schon drei Jahre zwischen mir und meiner Vergangenheit im verrufenen Hafenviertel lagen, fiel ich nicht einmal mehr auf, wenn ich durch die Gänge trippelte und Bücher von A nach B trug. Ich war so unsichtbar, dass ich mir manchmal fast wie der Geist der altehrwürdigen Bibliothek vorkam. In der Stadt allgemein. Bis zu einem gewissen Punkt gefiel es mir, so angepasst zu sein, dass ich nicht mehr auf den ersten Blick herausstach. Ab einem anderen brachte es mich manchmal um den Schlaf. Denn es war nicht mehr als eine gut einstudierte Scharade, deren Erfolg darauf basierte, dass niemand sich die Mühe machte, genauer hinzusehen.

»Gehen Sie heute zur Parade?«, fragte meine Kollegin, die neben mir einen Stapel Bücher von einem der Pulte nahm.

Ariana Bender. Sie war auf den Tag genau ein halbes Jahr älter als ich. Eigentlich studierte sie an der Universität von Mary’s Yard zwei Hauptfächer – Literatur und Botanik –, aber da sie nicht aus einer übermäßig gut betuchten Familie stammte, jobbte sie nebenbei, um ihre Haushaltskasse aufzubessern. Diese Doppelbelastung war es allemal wert, um nicht wie ihr Vater auf der Ölbohrinsel vor unserer Küste zu enden, betonte sie oft in den stressigen Klausurenphasen. Die überdimensionierte Hornbrille mit Tigermuster hing dann etwas tiefer als gewohnt, leicht nach unten geschoben auf ihrer Stupsnase, die ihre schmalen Lippen unterstrich.

Alle ihre Züge waren zierlich, nur ihre Haare bildeten in einen voluminösen Zopf geflochten einen üppigen Kontrast dazu. Nur sehr selten trug sie Kleidung ohne Fischgrätenmuster oder etwas anderes als Blusen mit niedlichen Miniaturen. Meistens waren darauf Tiere, an diesem Tag – ausnahmsweise – eine kleine Ananas und ihre Klone.

Während wir gemeinsam die eingesammelten Bücher an ihren rechtmäßigen Platz brachten, führten wir unsere übliche Unterhaltung um diese Zeit im Jahr. Bender, wie der Rest der Stadt, kannte nur noch ein Thema: die Parade zum Unabhängigkeitstag unseres Inselstaates, für die auch diesmal keine Kosten und Mühen gescheut wurden.

»Ich wollte eigentlich mit einem Freund hingehen. Aber bis jetzt haben wir noch nichts Genaueres ausgemacht. Der Vorschlag stand nur mal so im Raum. Was ist mit Ihnen?«

»Alle meine Kommilitonen gehen hin«, sagte Bender wie selbstverständlich. »Viele aus meinem Botanikkurs haben den Festwagen für die Universität mitgestaltet. Also gehen wir alle zusammen hin. Ich mag das Gedrängel rund um die Parade nicht so gerne, aber auf den Jahrmarkt freue ich mich.«

Die meisten Leute hier in der Stadt waren viel zu sehr mit sich selbst und ihren unfassbar umfangreichen Studien beschäftigt und natürlich damit, sehr viel wichtiger und gebildeter zu sein als der Rest von uns, sodass sie wenig Zeit für zwischenmenschliche Beziehungen zu vergeben hatten. Angesichts dessen war ich froh, eine Kollegin wie Ariana Bender gefunden zu haben, die ich nach einem langen Prozess des Auftauens ihrerseits inzwischen so etwas wie eine gute Bekannte nennen konnte, ohne das Gefühl zu haben, zu übertreiben.

Wir nahmen im Gänsemarsch die Treppe zum Erdgeschoss, die eigentlich mehr als breit genug gewesen wäre, um nebeneinander zu gehen.

»Sehen Sie die Jungs da drüben?«, fragte Bender und deutete wenig unauffällig mit ihrer freien Hand in eine der hinteren Ecken. »Da, die Gruppe rund um den mit dem Bowler-Hut. Was meinen Sie?«

Ich nickte in freudiger Begeisterung für unser alltägliches Spiel.

»Ganz sicher eine lustige Szene. Sehen Sie, wie seine Lippen sich kräuseln? Die anderen haben so versteinerte Mienen, entweder haben die ihren Humor zu Hause gelassen, oder sie lesen was Dramatisches. Sieht so aus, als würde er das Lachen unterdrücken. Ich tippe auf … ähm … eine Teeny-Komödie mit extra viel Strass und Slapstick.«

»Oder er liest was Schweinisches«, gab Bender trocken zurück, »und verzieht das Gesicht so, weil er sich geniert, wenn die anderen was mitbekommen.«

Anhand der Gesichter der Bibliotheksbesucher zu erraten, was sie gerade lasen, war unser liebster gemeinsamer Zeitvertreib. Heute war nicht unbedingt einer unserer fantasiereichsten Tage, aber es lockerte die Eintönigkeit des Alltags trotzdem auf.

An dem Tisch, an dem wir gerade vorbeigingen, kaute ein muskulöser Student umringt von zahlreichen Leidensgenossen mit offenem Mund Kaugummi – hergestellt auf Basis einer genauso zähen wie geschmacklosen Algenart. Ohne mich umzudrehen, wusste ich, dass Bender augenblicklich das Gesicht verzog, als hätte sie in eine rohe Zwiebel beißen müssen. Sie war ein ziemlich gelassener und duldsamer Mensch, aber das Geräusch vom Kaugummikauen oder gar Blasen-platzen-Lassen traf bei ihr einen Nerv.

Kein Wunder, dass sie sich mit unserem Spiel abzulenken versuchte.

»Und was ist mit ihm dort?«, wisperte sie verschwörerisch, als sie sich unauffällig an mir vorbeidrängte, um schneller von dem Kaugummikauer wegzukommen.

»Ist das Ihr Ernst, Bender?«, kicherte ich halbherzig.

Der junge Mann, in dessen Richtung sie nickte, verbarg sich hinter einer Mauer aus Bücherstapeln. Allesamt Sachbücher mit dicker Aufschrift. Wie jeden Tag im selben Trott, den er zu genießen schien. Aber selbst wenn er kein Wiederholungstäter gewesen wäre, hätte ich ihn erkannt. Diese hochkonzentrierten, grübelnden Augen gehörten Sander Berry. Dem Sohn des Bürgermeisters. Dem fleischgewordenen Traum von Mary’s Yards Routine und dem Grund für schlaflose Nächte bei adretten Schwiegermüttern in spe.

Was er dachte, musste man nicht ergründen. Es stand in jeder Tageszeitung und wurde auf offiziellen Pressekonferenzen kundgetan. Aus dem Mund seines Vaters, der keine Gelegenheit versäumte, seinen Sohn als Neuauflage von sich selbst zu präsentieren. Wahrscheinlich wusste der Rest von uns vor Sander Berry, was er zu denken hatte.

Wie ein dressierter, frisch frisierter Pudel saß er brav auf seinem angestammten Platz. Ein bewundernswert fleißiger, relativ ansehnlicher Pudel, das musste ich ihm lassen – obwohl ich ja Katzen lieber mochte. Und wenn er nur einmal von seinem Buch hochgesehen hätte, hätte ich sicher nach einem Funken Rebellion, einer stummen Inspiration für Benders und mein Spiel gesucht. Einfach, um dieses Phantom aus meinem Kopf zu verjagen, das sich auch noch über ein so vorgekautes, streng vorausgeplantes Leben freute.

Aber ich kam nicht mehr dazu, mir einen überspitzten Kommentar zu Sander Berrys vermeintlicher Lektüre zusammenzuspinnen.

Bender stieß mich auf einmal mit dem Ellbogen an. Ich drehte mich um und sah verdutzt in Richtung der Rezeption. Unsere Empfangsdame sprach aufgeregt mit zwei Polizisten und deutete in meine und Benders Richtung. Wir sahen uns gegenseitig an, gingen zeitgleich die Kataloge mit Fehltritten durch, wegen denen man uns aufsuchen könnte, dabei war ihrer ohnehin nicht vorhanden und meiner dank guter Tarnung und in der Zeit nach meinem Umzug geübter Selbstbeherrschung erstaunlich kurz.

Ein vertrautes Geräusch ließ mich zusammenzucken. Mein Name. Er hatte etwas Eigenartiges aus dem Mund der Polizisten, die uns musterten, aber nicht auf eine gute Art und Weise.

Ich trat einen Schritt vor. Die Polizisten mit den phlegmatischen Mienen baten mich, mit ihnen zu kommen, also drückte ich Bender meinen Bücherstapel in die Hand und hielt mit ihr über die Schulter hinweg Blickkontakt, bis man die Milchglastür zum Büro neben dem Empfangspult schloss. Kaum war sie klackend im Rahmen eingerastet, nahmen die Polizisten ihre Mützen ab und legten sie an ihre Herzseite. Einer der beiden – sichtbar älter als sein Kollege – zog ein Portemonnaie aus seiner Gesäßtasche, aus dem er wiederum ein Foto zu Tage förderte.

»Sind Sie...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2017
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Beatrice • Dystopie • dystopie erwachsene • Dystopie Jugendroman • Dystopie Jugendromane • Dystopie Neuerscheinung • Dystopie Roman • Fantasy • Farbe • Farbenblind • jacoby • Romance • Romance Fantasy • Romantische Bücher • Schwarz-Weiß • Urban Fantasy
ISBN-10 3-426-44517-4 / 3426445174
ISBN-13 978-3-426-44517-4 / 9783426445174
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