Ein idealer Ehemann (eBook)

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2016 | 2. Auflage
91 Seiten
Michael Rasmus Schernikau Verlag
978-3-944568-13-3 (ISBN)
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Ein Politiker mit einem dunklen Geheimnis, Betrug, zwielichtige Börsenspekulanten, Heuchelei und Doppelmoral, sowie eine junge Frau, die in ihrem Tugendeifer weit über das Ziel hinausschießt...
Der Blick auf die Thematik von Oscar Wildes Komödie An Ideal Husband (Ein idealer Ehemann) zeigt, dass dieses Stück zeitlos und zugleich erstaunlich aktuell ist. Oscar Wildes feingeschliffene Sprache macht es zu einem großen Lesevergnügen.

Gertrude Chiltern, eine selbstbewusste, junge und politisch engagierte englische Lady, hält ihren Mann Sir Robert, den aufstrebenden Staatsekretär, für den idealen Ehemann. Sie ahnt jedoch nicht, dass seine Vergangenheit von einem dunklen Geheimnis überschattet ist.
Jahre später taucht ihre ehemalige Schulkameradin, die mysteriöse Mrs. Cheveley, auf: Mit einem belastenden Brief Sir Roberts und einer alten Rechnung, die sie noch mit Gertrude begleichen möchte.
Von Mrs. Cheveley unter Druck gesetzt muss sich Sir Robert entscheiden: Seine politische Karriere oder seine Frau.
Kann Lord Arthur, der stadtbekannte Dandy und Müßiggänger, seinem Freund aus dieser Zwickmühle helfen?

Oscar (Fingal O'Flahertie Wills) Wilde wurde 1854 in Dublin geboren als Sohn des Arztes William Wilde und der Dichterin Jane Francesca Elgee.
Er studierte Klassische Philologie am Trinity College in Dublin und am Magdalen College in Oxford.
1881 erschien sein Gedichtband Poems. Sein 1891 erschienener Skandalroman The Picture of Dorian Gray (Das Bildnis des Dorian Gray) gilt heute als Meisterwerk der Weltliteratur.
Wilde war bekannt für seine Wortgewandtheit, seine feingeschliffenen Formulierungen und seinen extravaganten Lebensstil als Dandy.
Auf der Höhe seines Erfolges verstrickte sich Wilde in eine verhängnisvolle Affäre mit Lord Alfred Douglas, woraufhin 1895 infolge einer erfolglosen Verleumdungsklage gegen den Marquess of Queensberry, Lord Alfred Douglas' Vater, Wildes Homosexualität öffentlich wurde. Aufgrund der damaligen Rechtslage wurde Wilde nach zwei weiteren Verfahren wegen „gross indecency“ („schwerer Unzucht“) zu zwei Jahren Zuchthaus mit schwerer Zwangsarbeit verurteilt.
Verarmt und gesundheitlich schwer angeschlagen floh er nach seiner Entlassung 1897 vor gesellschaftlicher Ächtung nach Paris, wo er 1900 starb.

Oscar (Fingal O'Flahertie Wills) Wilde wurde 1854 in Dublin geboren als Sohn des Arztes William Wilde und der Dichterin Jane Francesca Elgee. Er studierte Klassische Philologie am Trinity College in Dublin und am Magdalen College in Oxford. 1881 erschien sein Gedichtband „Poems“. Sein 1891 erschienener Skandalroman „The Picture of Dorian Gray“ („Das Bildnis des Dorian Gray“) gilt heute als Meisterwerk der Weltliteratur. Wilde war bekannt für seine Wortgewandtheit, seine feingeschliffenen Formulierungen und seinen extravaganten Lebensstil als Dandy. Auf der Höhe seines Erfolges verstrickte sich Wilde in eine verhängnisvolle Affäre mit Lord Alfred Douglas, woraufhin 1895 infolge einer erfolglosen Verleumdungsklage gegen den Marquess of Queensberry, Lord Alfred Douglas' Vater, Wildes Homosexualität öffentlich wurde. Aufgrund der damaligen Rechtslage wurde Wilde nach zwei weiteren Verfahren wegen „gross indecency“ („schwerer Unzucht“) zu zwei Jahren Zuchthaus mit schwerer Zwangsarbeit verurteilt. Verarmt und gesundheitlich schwer angeschlagen floh er nach seiner Entlassung 1897 vor gesellschaftlicher Ächtung nach Paris, wo er 1900 starb. 1895 wurden zwei der wohl beliebtesten Komödien Oscar Wildes uraufgeführt: „An Ideal Husband“ und „The Importance of Being Earnest“ (im deutschsprachigen Raum unter verschieden Titeln und in verschiedenen Fassungen bekannt: z.B. „Bunbury“; „Ernst sein ist alles“, die Verfilmung von 2002; „Ernst ist das Leben“ von Elfriede Jelinek).

1. Akt

Der achteckige Saal in Robert Chilterns Haus am Grosvenor Square.

Der Saal ist strahlend hell erleuchtet und voller Gäste. Oben am Treppenaufgang steht LADY CHILTERN, eine Frau von ernster, griechischer Schönheit, ungefähr 27 Jahre alt. Sie empfängt die Gäste, die heraufkommen. Über dem Treppenschacht hängt ein ausladender Kronleuchter mit Wachskerzen, die einen französischen Gobelin aus dem 18. Jahrhundert – den „Triumph der Liebe“, nach einer Zeichnung von Boucher,– über dem Schacht beleuchten. Rechts ist der Eingang zum Musikzimmer, aus dem man die schwachen Klänge eines Streichquartetts vernimmt. Der Eingang zur Linken führt zu anderen Empfangszimmern.
MRS MARCHMONT und LADY BASILDON, zwei überaus hübsche Frauen, sitzen
zusammen auf einem Louis Seize-Sofa. Sie sind zwei ausnehmend zarte Erscheinungen, deren gespreiztes Benehmen einen köstlichen Reiz hat. Watteau hätte sie gerne gemalt.

MRS MARCHMONT: Gehst du heute Abend noch zu den Hartlocks, Margaret?

LADY BASILDON: Ich denke mal, ja. Gehst du?

MRS MARCHMONT: Ja. Grässlich langweilige Partys geben sie, nicht wahr?

LADY BASILDON: Entsetzlich langweilige Partys. Ich weiß wirklich nicht, wieso ich hingehe. Ich weiß eh nicht, warum ich irgendwo hingehe.

MRS MARCHMONT: Hierher komme ich für meine Bildung.

LADY BASILDON: Ach, ich hasse es, gebildet zu werden.

MRS MARCHMONT: Das tu ich auch. Es stellt einen beinahe schon auf eine Ebene mit der Schicht der Kaufleute. Aber unsere liebe Gertrude sagt mir immer, ich solle doch ein ernsthaftes Ziel in meinem Leben haben. Deshalb komme ich hierher und versuche, eines zu finden.

LADY BASILDON sieht sich durch ihre Lorgnette um: Heute Abend sehe ich hier niemanden, den man möglicherweise ein ernsthaftes Ziel nennen könnte. Der Herr, der mich vorhin zu Tisch geführt hat, hat die ganze Zeit nur von seiner Frau gesprochen.

MRS MARCHMONT: Wie trivial von ihm!

LADY BASILDON: Schrecklich trivial! Worüber hat dein Tischherr gesprochen?

MRS MARCHMONT: Über mich.

LADY BASILDON matt: Und warst du interessiert?

MRS MARCHMONT schüttelt den Kopf: Nicht im Geringsten.

LADY BASILDON: Was sind wir doch für arme Opferlämmer!

MRS MARCHMONT sich erhebend: Und wie gut uns das steht!

Sie erheben sich und gehen auf das Musikzimmer zu. Der VICOMTE DE NANJAC, ein junger Attaché, der für seine Krawatten und seine Anglomanie bekannt ist, nähert sich ihnen mit einer tiefen Verbeugung und knüpft ein Gespräch an.

MASON meldet vom oberen Treppenabsatz Gäste: Mr und Lady Jane Barford. Lord Caversham.

LORD CAVERSHAM tritt auf. Er ist ein vornehmer alter Herr von siebzig Jahren und trägt Band und Stern des Hosenbandordens. Ein prächtiger typischer Vertreter eines Whigs, fast wie ein Portrait von Lawrence.

LORD CAVERSHAM: Guten Abend, Lady Chiltern, ist dieser junge Nichtsnutz von meinem Sohn hier?

LADY CHILTERN lächelnd: Ich glaube nicht, dass Lord Goring schon gekommen ist.

MABEL CHILTERN geht auf LORD CAVERSHAM zu: Warum nennen Sie Lord Goring einen Nichtsnutz?

MABEL CHILTERN ist ein Musterbeispiel für den englischen Typ von Schönheit, den Apfelblüten-Typ. Sie umweht die natürliche Ungezwungenheit einer Blume. In ihren Haaren funkelt nur so der Sonnenschein und ihr kleiner Mund mit den halb geöffneten Lippen ist erwartungsvoll wie der Mund eines Kindes. Sie besitzt die faszinierende Tyrannei der Jugend und den verblüffenden Mut der Unschuld. Vernunftmenschen würde sie nie an ein Kunstwerk erinnern. In Wirklichkeit hat sie was von einem Tanagra-Figürchen und wäre äußerst ungehalten, wenn sie das zu hören bekäme.

LORD CAVERSHAM: Weil er so ein müßiges Leben führt.

MABEL CHILTERN: Wie können Sie nur so etwas sagen! Morgens um Zehn reitet er auf der Rotten Row durch den Park, er geht dreimal die Woche in die Oper, zieht sich mindestens fünfmal am Tag um, und in der Saison speist er jeden Abend außer Haus. Das können Sie doch nicht ernsthaft ein müßiges Leben nennen?

LORD CAVERSHAM sieht sie mit einem freundlichen Augenzwinkern an: Sie sind eine reizende junge Dame.

MABEL CHILTERN: Wie lieb von Ihnen, Lord Caversham. Besuchen Sie uns doch öfter. Sie wissen, wir empfangen jeden Mittwoch, und Sie sehen so gut aus mit Ihrem Orden!

LORD CAVERSHAM: Ich gehe jetzt nirgends mehr hin. Ich habe die Londoner Gesellschaft so was von satt. Es würde mir nichts ausmachen, wenn mir mein eigener Schneider vorgestellt würde, er stimmt immer für die richtige Seite. Aber die Hutmacherin meiner Frau zu Tisch führen zu müssen, das lehne ich entschieden ab. Ich habe Lady Cavershams Hüte noch nie leiden können.

MABEL CHILTERN: Oh, ich liebe die Londoner Gesellschaft! Ich glaube, sie hat sich ungeheuer verbessert. Sie besteht jetzt aus schönen Schwachköpfen und brillanten Irren. Genau so, wie eine Gesellschaft sein sollte.

LORD CAVERSHAM: Hmmh… und was ist Goring? Ein schöner Schwachkopf… oder das Andere?

MABEL CHILTERN ernst: Ich habe mich genötigt gesehen, Lord Goring vorerst in eine Klasse für sich einzuordnen. Aber er entwickelt sich reizend.

LORD CAVERSHAM: Wozu?

MABEL CHILTERN macht einen leichten Knicks: Das hoffe ich Ihnen bald mitteilen zu können, Lord Caversham.

MASON meldet Gäste: Lady Markby. Mrs Cheveley.

LADY MARKBY und MRS CHEVELEY treten auf. LADY MARKBY ist eine heitere, freundliche, allseits beliebte Dame mit grauem Haar, das à la marquise frisiert ist, und mit Spitzen von hoher Qualität. MRS CHEVELEY, die sie begleitet, ist groß und ziemlich schlank. Sie hat sehr dünne, stark geschminkte Lippen - einen scharlachroten Strich in einem bleichen Gesicht -, venezianisch rotes Haar, Adlernase und einen langen Hals. Rouge unterstreicht die natürliche Blässe ihres Gesichtes. Ihre graugrünen Augen blicken unruhig umher. Sie trägt ein blauviolettes Kleid und Diamanten. Sie ähnelt etwas einer Orchidee und stellt große Ansprüche an die Neugier ihrer Mitmenschen. Alles in allem ist sie ein Kunstwerk, das jedoch den Einfluss zu vieler Schulen zeigt.

LADY MARKBY: Guten Abend, liebe Gertrude. Das ist wirklich nett von Ihnen, dass ich meine Freundin, Mrs Cheveley mitbringen durfte. Zwei so reizende Frauen sollten einander kennenlernen!

LADY CHILTERN geht mit strahlendem Lächeln auf MRS CHEVELEY zu. Plötzlich bleibt sie stehen und neigt recht kühl den Kopf: Ich glaube, Mrs Cheveley und ich sind uns schon einmal begegnet. Ich wusste nicht, dass sie noch einmal geheiratet hat.

LADY MARKBY aufgeräumt: Ach, heutzutage heiraten die Leute doch so oft sie können. Es ist so was von angesagt. Zur HERZOGIN VON MARYBOROUGH Na, liebe Herzogin, wie geht’s dem Herzog? Immer noch schwach im Kopf, nehme ich an? Nun, das war ja wohl nicht anders zu erwarten. Seinem armen Vater ging’s ebenso. Es geht doch nichts über einen alten Stammbaum.

MRS CHEVELEY mit ihrem Fächer spielend: Sind wir uns wirklich schon einmal begegnet, Lady Chiltern? Ich kann mich nicht erinnern, wo. Ich war so lange nicht mehr in England.

LADY CHILTERN: Wir sind zusammen zur Schule gegangen, Mrs Cheveley.

MRS CHEVELEY hochmütig: Wirklich? Ich habe meine Schulzeit ganz vergessen. Ich habe den vagen Eindruck, dass sie abscheulich war.

LADY CHILTERN kalt: Das überrascht mich nicht.

MRS CHEVELEY äußerst freundlich: Wissen Sie, Lady Chiltern, ich freue mich schon so darauf, Ihren cleveren Ehemann kennenzulernen. Seit er im Außenministerium arbeitet, wird in Wien so viel von ihm gesprochen. Sie schaffen es jetzt sogar, seinen Namen in den Zeitungen richtig zu schreiben. Schon allein das bedeutet Ruhm auf dem Kontinent.

LADY CHILTERN: Ich glaube kaum, Mrs Cheveley, dass zwischen Ihnen und meinem Mann viele Gemeinsamkeiten bestehen werden. Rauscht ab.

VICOMTE DE NANJAC: Ah! Chère Madame, quelle surprise. Ich habe Sie seit Berlin nicht mehr gesehen.

MRS CHEVELEY: Seit Berlin nicht mehr, Vicomte. Das ist jetzt fünf Jahre her.

VICOMTE DE NANJAC: Und Sie sind jünger und schöner als je zuvor. Wie machen Sie das nur?

MRS CHEVELEY: Indem ich es mir zur Regel mache, nur mit so vollkommen reizenden Leuten wie Ihnen zu sprechen.

VICOMTE DE NANJAC: Ah, Sie schmeicheln mir. You butter me … Sie schmieren mir Honig in den Bart, wie es hierzulande so schön heißt.

MRS CHEVELEY: Heißt es so? Wie schrecklich!

VICOMTE DE NANJAC: Ja, Englisch ist eine wundervolle Sprache. Sie sollte weiter verbreitet sein.

SIR ROBERT CHILTERN tritt auf. Er ist vierzig, sieht jedoch viel jünger aus. Glatt rasiert, mit fein geschnittenen Gesichtszügen, dunklen Haaren und dunklen Augen. Er ist eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Er ist nicht beliebt – das sind nur wenige Persönlichkeiten. Aber er wird von der Mehrzahl der Menschen in hohem Maße respektiert und von den wenigen, die ihn verstehen, zutiefst bewundert. In seinem Auftreten liegt eine vollendete Vornehmheit mit einem leichten Anflug von Hochmut. Man fühlt, dass er sich der Erfolge, die er in seinem Leben errungen hat, wohl bewusst ist. Ein reizbares Temperament mit einem müden Blick. Sein scharf geschnittener Mund und das Kinn bilden einen auffallenden, verblüffenden Kontrast zu dem romantischen Ausdruck seiner tief liegenden Augen. Dieser Gegensatz deutet auf eine fast...

Erscheint lt. Verlag 31.7.2016
Übersetzer Michael Rasmus Schernikau
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte An Ideal Husband • Doppelte Moral • Gesellschaftskritik • Humor • London • Oscar Wilde • Politiker • Weltliteratur
ISBN-10 3-944568-13-3 / 3944568133
ISBN-13 978-3-944568-13-3 / 9783944568133
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