Miss Daisy und der Mord im Museum (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

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2017 | 1. Auflage
288 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1407-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Miss Daisy und der Mord im Museum - Carola Dunn
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Welcome, Miss Daisy!

London zu Beginn der Goldenen Zwanziger: Im Naturkundemuseum wird zwischen den Knochen eines Dinosauriers eine Leiche gefunden - erstochen mit einem Feuerstein. Wie es der Zufall will, recherchiert die Journalistin Daisy Dalrymple dort gerade für einen Artikel und ist sofort bereit, bei den Mordermittlungen zu helfen. Dass sie ihren Verlobten, Inspector Alec Fletcher, damit in Erklärungsnot bringt, kümmert sie nicht, denn allmählich offenbart sich im Museum ein Skandal von unvorstellbarem Ausmaß. Und ehe sie sich versieht, ist Daisy in Lebensgefahr ...

»Der Liebhaber des gepflegten Teatime-Krimis kann diesen mit Behagen schlürfen.« Die Welt.



Carola Dunn wurde in England geboren und lebt heute in Eugene, Oregon. Sie veröffentlichte mehrere historische Romane, bevor sie die »Miss Daisy«-Serie zu schreiben begann.

Im Aufbau Taschenbuch sind folgende Titel erhältlich:

Miss Daisy und der Tote auf dem Eis
Miss Daisy und der Tod im Wintergarten
Miss Daisy und die tote Sopranistin
Miss Daisy und der Mord im Flying Scotsman
Miss Daisy und die Entführung der Millionärin
Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
Miss Daisy und der tote Professor
Miss Daisy und der Mord im Museum
Miss Daisy und der Tote auf dem Luxusliner
Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel
Miss Daisy und der Mord unter dem Mistelzweig.

Kapitel 1


JULI 1923

Eilig stieg er die Treppe aus dem Untergeschoss empor und schloss die Tür auf, die die Besucher daran hinderte, sich in die unteren privaten Bereiche des Museums zu verirren. Er schob sie einen Spaltbreit auf und hörte Stimmen aus dem Nordsaal. Mit angespannten Nerven hielt er inne, starr wie ein Kaninchen vor der Schlange.

»Ein regelrechtes Labyrinth da unten, was, Sarge?« Der Constable war wohl gerade über die Treppe auf der anderen Seite des Saals heraufgekommen. »Ziemlich unheimlich, wie die Rohrleitungen an den Decken gluckern und wie sich die Schatten der vielen Säulen bewegen, wenn man mit der Taschenlampe daran vorbeigeht. Und alles voller Knochen und totem Zeug – brr! Wie in so ’ner Kata-Dingsbums.«

»Katakombe. Sie sollen nach Lebenden Ausschau halten, Jones. Irgendjemand unten in den Arbeitszimmern?«

»Ach was, die meisten arbeiten nicht so lange an so lauen Sommerabenden.«

»In einem der Vogel-Zimmer ist so ein Typ, der stopft einen Paradiesvogel aus. Schönes Exemplar.«

»Einer von diesen Präpa-Soundsos«, vermutete der Constable.

»-rator. Präparator. Zwei Jungs außerdem in den Bibliotheken, die Nase tief in ihren staubigen alten Büchern. Da wär ich doch lieber draußen und würde Rosenduft schnuppern.«

»Mir wäre es auch lieber, draußen auf Streife zu sein an so einem schönen Tag.«

»Auf Streife gibt’s allerdings keine Teekessel«, bemerkte der Sergeant. »Wir wollen mal einen aufsetzen. Twitchell wird gleich runterkommen.«

Ihre Stimmen verklangen, begleitet vom Klirren des dicken Schlüsselbundes, den der Sergeant trug, und dem Poltern von Polizistenstiefeln auf dem Mosaikboden, das hohl durch die weiten Räumlichkeiten des Museums hallte.

Der Lauscher zögerte. Der dritte Polizist, Constable Twitchell, würde wahrscheinlich über die Haupttreppe herunterkommen, nachdem er in den oberen Stockwerken die erste Runde der Nacht gedreht hatte. Selbst wenn es das Unglück wollte und er diese Treppe nahm, würde er sich wahrscheinlich nicht wundern über einen weiteren Spätarbeiter wie den Präparator im Vogel-Zimmer und die Lesenden in der Bibliothek. Dennoch wollte er besser nicht unnötig gesehen werden. Er blieb, wo er war, und lauschte, ob er Schritte eines dritten hören konnte. Nur sein eigener Atem rauschte in seinen Ohren. Das riesige viktorianische Gebäude verschluckte sogar den schweren Tritt dreier Polizisten und verriet nichts über ihren Verbleib. Zwei hatten wohl inzwischen den Polizeiposten am Haupteingang erreicht, aber war der dritte schon bei ihnen? Entscheidende Minuten verstrichen, während er horchte. Twitchell war doch sicherlich bereits die Haupttreppe heruntergekommen.

Auf seinen leisen Gummisohlen eilte er über die Steinstufen weiter nach oben. Jetzt wurde es ernst, zumindest insofern, als er keinen legitimen Grund hatte, das Erdgeschoss nach oben zu verlassen.

Etwas außer Atem erreichte er den ersten Stock. Sein Instinkt warnte ihn, lieber noch mal nachzuschauen, doch wenn man ihn erwischte, wie er um eine Ecke spähte, würde er sich verdächtig machen. Beherzt schritt er aus. Keine Menschenseele auf dem langen Säulengang vor ihm.

Als er sich dem oberen Ende der Haupttreppe näherte, zu dem er aber ein gutes Stück Abstand hielt, blickte er nach vorn. Aus dem Augenwinkel sah er die Umrisse einer reglosen Gestalt auf dem breiten Treppenabsatz. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Sir Richard Owen rührte sich zwar nicht, da er aus Bronze war, aber von unten aus der Haupthalle erklangen Schritte.

Schritte von schweren Stiefeln, nicht die eines der wissenschaftlichen Mitarbeiter – damit waren also alle drei Polizisten zusammen. Er war zwar versucht, sich über die Brüstung zu beugen, um sicherzugehen, dass es sich bei den Schritten um die des dritten Polizisten handelte, nicht um die eines vereinzelten Museumsangestellten, zwang sich jedoch, an der Fensterseite des Säulengangs weiterzugehen. Zwischen ihm und der verlockenden Balustrade marschierte eine stumme, starre Parade von Giraffen und Okapis auf. Nach einem Absatz von vier Zwischenstufen führte die Treppe zu seiner Rechten quer über die Haupthalle in den zweiten Stock. Das schwere schwarze schmiedeeiserne Tor zur Mineraliensammlung versperrte den Weg zu seiner Linken, während Pettigrews privates Arbeitszimmer direkt vor ihm lag. Der Leiter der Mineralogie hatte gerade seinen zweiwöchigen Jahresurlaub angetreten.

Es war eine düstere Ecke des Museums. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Umriss auf den Milchglasscheiben der Tür von der Giraffen-Sammlung und der Treppe aus nur allzu deutlich sichtbar war.

Er duckte sich unter die Glasscheiben und kramte in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel.

Seine Entdeckung, dass der Schlüssel zum Büro des Leiters der Geologie auch zu Pettigrews direkt darüber gelegenem Raum passte, war pures Glück gewesen. Zufällig war er letztes Jahr an jenem Tag anwesend gewesen, als Dr. Smith Woodward, der mal wieder seine eigenen Schlüssel verlegt hatte, sich den von Pettigrew auslieh. Dieser glückliche Umstand hatte zu seinem genialen Plan geführt. Da der alte Herr gerne alles, was nicht direkt mit seinen geliebten Fossilien zusammenhing, vergaß, war es einfach gewesen, die Schlüssel zu entwenden und sich die nachmachen zu lassen, die er brauchen würde.

Die Schlüsselkopie machte ein quietschendes Geräusch, als er sie ins Schloss steckte, sein Herz blieb stehen. Er blickte um sich, aber nur Giraffa camelopardalis beobachtete ihn mit ihrem glasigen Blick.

Der Schlüssel drehte sich klickend. Er zog sein Taschentuch heraus und wischte sich die unvermutet feuchte Stirn, dann drehte er mit dem Tuch den Knauf. Die Tür öffnete sich. Er trat ein und schloss sie rasch hinter sich …

… und ließ dabei doch tatsächlich den verdammten Schlüssel außen stecken.

Das war die Art von törichtem Fehler, der ihm zum Verhängnis werden konnte. Dennoch, er würde riskieren, ihn die paar Minuten stecken zu lassen. Bestimmt würde er Pettigrews Schlüssel rasch finden, sonst konnte er die Sache gleich sein lassen. Falls der Leiter der Mineralogie jedoch beschlossen hatte, den Schlüsselbund mit nach Hause zu nehmen, war der gesamte Plan geplatzt. Er steckte sein Taschentuch ein, zog seine leichten Sommerhandschuhe heraus und überblickte den weitläufigen Raum. Die beiden großen Fenster ließen trotz der Bäume davor und der späten Stunde genug Licht herein.

An einer Reihe von Haken hinter der Tür baumelte ein Seidenschal mit einem braun-blauen Paisleymuster. Leider hingen weder daneben noch unter dem Schal die Schlüssel, wie er feststellte. Links von ihm, auf einem Arbeitstisch unter dem Ostfenster, lagen diverse Werkzeuge und mindestens ein Dutzend Gesteinsproben in verschiedenen Größen und Farben, die in seinen Augen jedoch unspezifisch und unbedeutend waren. Pettigrew gefiel anscheinend der Blick auf die Bäume und die Busse, auf Hansom-Cabs, Motortaxis und Pferdefuhrwerke in der Cromwell Road, denn der erhöhte Schreibtisch, der zur offiziellen staatlichen Einrichtung gehörte, stand vor dem Südfenster. An der rechten Wand befanden sich ein Aktenschrank und ein Bücherregal.

Schreibtisch, Schrank und Bücherregal, die dem Rang eines Abteilungsleiters zustanden, waren die gleichen wie die von Smith Woodward einen Stock tiefer. Ob auch dieselben Schlüssel dazu passten, würde er gleich feststellen. Er ging auf den Schreibtisch zu, zog die mittlere Schublade auf und entdeckte Briefpapier, Kuverts, ein Heft mit Briefmarken und Löschpapier in der Größe der Briefbögen. Die erste Schublade links enthielt einen alten Füllfederhalter mit gesprungener Kappe, ein Fass mit blauschwarzer Tinte und ein weiteres mit Tusche, einen Brieföffner und anderen Kleinkram. Das Schubfach darunter war verschlossen.

Smith Woodwards Schreibtischschlüssel passte. Typisch für die Standardisierung von Staatseigentum! Das Schubfach glitt auf. Es enthielt Schlüssel in Hülle und Fülle.

Einen Moment lang starrte er hinein und konnte sein Glück kaum fassen. Da lagen sie, der große Eisenschlüssel für das gusseiserne Tor und die drei kleinen Messingschlüssel für die Vitrinen. Letztere waren sogar mit den Nummern der Vitrinen versehen, zu denen sie passten. Er wurde von einem Gefühl der Unumgänglichkeit überfallen. Alles schien sich verschworen zu haben, ihm zu helfen: die Schlüssel, die ihm in die Hand gefallen waren; Pettigrews Abwesenheit in einer Zeit, als die kurzen Sommernächte eine verräterische Taschenlampe unnötig machten; ein glücklicher Zufall nach dem anderen. Fortuna war auf Seiten der Mutigen, Klugen, Geduldigen, die zugriffen, wenn sich die Gelegenheit bot.

Lange Vorbereitung hatte diesen Abend ermöglicht, doch in den nächsten paar Stunden war Eile geboten. Er nahm die Schlüssel heraus, steckte alle außer dem großen in seine Jackentaschen, damit sie nicht klirrten, und eilte zur Tür.

Jetzt hieß es vorsichtig sein. Er hatte die Grenze überschritten; wenn man ihn erwischte, wie er, die Taschen voller Schlüssel, aus Pettigrews Büro kam, hätte er keine Ausrede und wäre geliefert. Er öffnete die Tür einen Spalt und spähte hinaus.

Er bemerkte nichts Verdächtiges. Mit geschlossenen Augen und zur Seite geneigtem Kopf lauschte er. Sein Herz pochte laut, aber nicht das leiseste Flüstern drang von draußen zu ihm.

Die Tür öffnen, hinaustreten, leise hinter sich abschließen und den Schlüssel abziehen. Auf Zehenspitzen schlich er...

Erscheint lt. Verlag 9.10.2017
Reihe/Serie Miss Daisy ermittelt
Übersetzer Eva Riekert
Sprache deutsch
Original-Titel Rattle his Bones
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 1920er • Agatha Christie • Anne Perry • Ann Granger • Cosy Crime • Daisy Dalrymple • Detektiv • Downton Abbey • England • Frauenfigur • Kriminalroman • London • Mary L. Longworth • Miss Daisy • Miss Marple • Mystery • Scotland Yard • Victoria Thompson • Zwanziger Jahre
ISBN-10 3-8412-1407-X / 384121407X
ISBN-13 978-3-8412-1407-2 / 9783841214072
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