Oma geht campen (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
320 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44013-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Oma geht campen -  Regine Kölpin
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In ihrem neuen warmherzig-humorvollen Familienroman 'Oma geht campen' lässt die beliebte ostfriesische Autorin Regine Kölpin erneut eine patente Oma turbulente Abenteuer, amouröse Avancen und kriminelle Ausflüge erleben. Die locker-leicht erzählte Geschichte bietet perfekte Urlaubslektüre, frisches Nordsee-Flair und authentische Camping-Erlebnisse. Regine Kölpins sympathische Heldin ist Bille Rubens, 73 Jahre alt und eigentlich eine sehr patente Frau. Trotzdem ist sie einem Betrüger aufgesessen, dem sie jetzt eine horrende Summe schuldet. Als wären das nicht genug Sorgen, verfolgt Fleischermeister Häwelmann sie mit Heiratsanträgen. Da kommt ihr das Angebot ihrer Nachbarn gerade recht: Für deren Kinder gibt Bille gern die Ersatz-Oma, und in dieser Funktion soll sie mit an die Nordsee, zum Campen. Leider reisen Billes Probleme ihr nach, weshalb es auf dem Campingplatz bald höchst turbulent zugeht. Ein Glück, dass Billes ?Enkelkinder? ihr beistehen, tatkräftig unterstützt von Biker Franz. Der nervt nicht mit Anträgen, dafür hat er eine Harley ...

Regine Kölpin, geb. 1964 in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen). Die Autorin lebt seit ihrer Kindheit in Friesland an der Nordsee. Regine Kölpin schreibt für namhafte Verlage (mit Gitta Edelmann auch unter dem Pseudonym Felicitas Kind) Romane, Geschenkbücher und Kurztexte. Ihre Bücher waren mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Regine Kölpin hat einige Auszeichnungen erhalten. Unter anderem den Bronzenen Homer 2020 (mit Gitta Edelmann), den Titel Starke Frau Frieslands 2011, das Stipendium Tatort Töwerland 2010 u.v.m. Sie gehört dem PEN-Zentrum Deutschland und den Autorenvereinigungen Delia (Liebesroman) und Homer (Historischer Roman) an. Mit ihrem Mann Frank Kölpin lebt sie in einem kleinen idyllischen Dorf an der Küste. Dort konzipieren sie gemeinsam Musik- und Bühnenprojekte und genießen ihr Großfamiliendasein mit fünf erwachsenen Kindern und mehreren Enkeln oder lassen sich auf ihren Reisen mit dem Wohnmobil zu Neuem inspirieren. Mehr Infos unter: www.regine-koelpin.de

Regine Kölpin, geb. 1964 in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen). Die Autorin lebt seit ihrer Kindheit in Friesland an der Nordsee. Regine Kölpin schreibt für namhafte Verlage (mit Gitta Edelmann auch unter dem Pseudonym Felicitas Kind) Romane, Geschenkbücher und Kurztexte. Ihre Bücher waren mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Regine Kölpin hat einige Auszeichnungen erhalten. Unter anderem den Bronzenen Homer 2020 (mit Gitta Edelmann), den Titel Starke Frau Frieslands 2011, das Stipendium Tatort Töwerland 2010 u.v.m. Sie gehört dem PEN-Zentrum Deutschland und den Autorenvereinigungen Delia (Liebesroman) und Homer (Historischer Roman) an. Mit ihrem Mann Frank Kölpin lebt sie in einem kleinen idyllischen Dorf an der Küste. Dort konzipieren sie gemeinsam Musik- und Bühnenprojekte und genießen ihr Großfamiliendasein mit fünf erwachsenen Kindern und mehreren Enkeln oder lassen sich auf ihren Reisen mit dem Wohnmobil zu Neuem inspirieren.  Mehr Infos unter: www.regine-koelpin.de

1. Kapitel


Klack, Tür zu, und der junge Mann war weg.

Oma Bille schüttelte fassungslos den Kopf. Wie lange war er da gewesen? Fünf Minuten? Zehn?

Zumindest lange genug, um sie um 2000 Euro zu melken, zahlbar in drei Tagen. Geld, das Oma Bille weiß Gott nicht hatte, sie war ja schon froh, wenn sie ihre Miete und das tägliche Essen bezahlen konnte. Das würde nun noch schwieriger werden. Dafür türmten sich jetzt in ihrer kleinen Küche zwei dicke Lammfelldecken nebst Kopfkissen.

Lammfelldecken! Mitten im Juli bei 30 Grad im Schatten, ein echtes Schnäppchen. Verdammt, was hatte sie da eben geritten? Oma Bille starrte auf die Rechnung, die ihr der junge Mann zum Abschied mit einem breiten Grinsen in die Hand gedrückt hatte. Er war zuerst so nett gewesen, hatte lange auf sie eingeredet, ihr die Vorzüge solcher Decken wieder und wieder aufgezeigt, so dass sie später gar nicht mehr anders gekonnt hatte, als zu unterschreiben. Vor allem, weil es doch für ihn, den armen entlassenen Strafgefangenen, so wichtig war, dass man ihm etwas abkaufte. »An uns glaubt keiner mehr. Nur so zuvorkommende alte Damen wie Sie«, hatte er mit zitterndem Kinn gesagt, und Oma Billes Mitleid für seinen bedauernswerten Zustand war groß gewesen. Wie von selbst hatten ihre Finger ihren Namenszug unter den Vertrag gesetzt. Erst danach war ihr aufgefallen, dass die Decken keine 200, sondern 2000 Euro kosteten. Der Daumen des jungen Mannes hatte versehentlich eine Null verdeckt. Danach hatte sie einen Augenblick gestutzt, weil er ihr mit einem Mal so bekannt vorgekommen war. Sie meinte plötzlich, ihn schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Aber da spielte ihr wohl das Gedächtnis einen Streich. Das konnte gar nicht sein, sie kannte keine Leute, die schon einmal im Gefängnis gewesen waren.

»Jetzt werden Sie es im Winter immer schön kuschelig haben«, hatte er gesagt, und Oma Bille hatte die kritischen Gedanken gleich wieder verdrängt. Sie wollte ihm eigentlich noch eine Tasse Tee anbieten, weil er doch ein so netter Mensch war, aber er hatte es mit einem Mal sehr eilig gehabt. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel und sie die tatsächliche Summe entdeckte, wusste Bille auch, wieso.

»2000 Euro«, wiederholte sie und ließ sich auf den Küchenstuhl fallen. Das Teewasser hörte eben auf zu blubbern und hinterließ eine eigentümliche Stille. Sie würde trotz der Decken im Winter frieren, weil sie nun ihre Heizkosten nicht mehr zahlen konnte. Immerhin bestand die Möglichkeit, diese monströsen Gebilde über sich aufzutürmen und darunter in eine Art Winterschlaf zu fallen. Aber ob das etwas nützte? Bille bezweifelte das. Denn der junge Mann hatte noch etwas gesagt, bevor die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war. Und genau das hatte weniger freundlich geklungen. »In drei Tagen bin ich wieder da, Omi.« Er hatte seine tätowierten Muskeln spielen lassen. Der kleine, zuvor sympathisch wirkende Drache auf dem linken Unterarm schwoll plötzlich zu einem feuerspeienden Ungeheuer an. »Und wenn du nicht zahlst, nehmen wir dich und deine ganze Bude auseinander. Kapiert?«

Das hatte Bille kapiert, und wie. Ihr zitterten immer noch die Knie. Niemals war sie in kriminelle Machenschaften verwickelt gewesen, sie hatte ihre Rechnungen stets pünktlich bezahlt, nie etwas geklaut oder jemanden übers Ohr gehauen. Doch nun befand sie sich inmitten einer sehr unangenehmen Situation: Sie würde nicht zahlen können. Sie hatte keine 2000 Euro.

Bille strich den grauen Flanellrock glatt und zupfte die Rüschenbluse zurecht. Es war heiß, ihre Strümpfe klebten an den Beinen, ihr Oberteil hatte sie heute schon dreimal gewechselt. Obwohl sie das Fenster zum Hinterhof geöffnet hatte, durchzog keine frische Brise ihre Wohnung im zweiten Stock. Es war, als läge über ganz Oberhausen, ach was, über dem ganzen Ruhrgebiet eine zähe Schicht, unter der man kaum zu atmen vermochte. Die Fliegen schienen an den Wänden festzukleben, und auch vom gegenüberliegenden Schulhof drang kaum Kindergelächter herüber; selbst zum Spielen war es zu warm. Wer konnte, ging in eines der umliegenden Schwimmbäder und suchte sich dort ein schattiges Plätzchen. Die Übrigen dünsteten in ihren Wohnungen vor sich hin und hofften auf kühlere Abendstunden. Lammfelldecken aber kaufte sicher um diese Jahreszeit niemand.

Bille stand auf und kühlte ihre Handgelenke unter dem fließenden Wasser. Dabei bemühte sie sich, die Gedanken zu sortieren. Ein bisschen Geld hatte sie noch auf der hohen Kante, oder besser gesagt in ihrem Bierhumpen im Wohnzimmerschrank. Es waren genau 553,60 Euro. Gespart für Notfälle. Vielleicht ließ der Mann ja mit sich handeln. Waren Lammfelldecken überhaupt ein Notfall? Nun, wenn sie Gefahr lief, dass man ihr die Wohnung zerlegte, konnte man das wohl so nennen.

Sie hätte längst zum Amt gehen können, Gelder beantragen und schauen, was ihr zustand, dann würde es ihr finanziell nicht so schlechtgehen, doch sie mochte das nicht. Betteln war peinlich, sie hatte es bislang immer allein geschafft, und das sollte auch so bleiben. Ihr würde schon etwas einfallen, wie sie das Geld auftreiben konnte. Sie hatte noch nie aufgegeben, gleichgültig, welche Aufgaben das Leben ihr gestellt hatte. Nicht einmal, als ihr Karl gestorben war, nicht einmal da. Und auch jetzt würde sie eine Lösung für das Dilemma finden. Bille lachte bitter auf. Das war ja eine nette Vorstellung! Wie wollte sie denn innerhalb von drei Tagen an 2000 Euro kommen? Dazu müsste sie eine Bank überfallen oder einen Geldtransport. Zumindest die Supermarktkasse an der nächsten Ecke. Am besten gegen Abend, wenn die Einnahmen sich stapelten.

Bille drehte den Wasserhahn ab. Sie besaß ja nicht einmal eine Strumpfmaske, von einer Knarre ganz zu schweigen. Kriminelle Vorhaben waren bislang in ihrer Lebensplanung nicht vorgesehen gewesen. »Du und deine blöde Gutmütigkeit«, schimpfte sie. »Wie konntest du ihm glauben, dass er ein armer Kerl ist?«

Der junge Mann hatte ihr wirklich leidgetan. Natürlich hatte sie ihn unterstützen wollen. Arm sein, nichts haben, das kannte Bille. Und nun steckte sie in dieser vermaledeiten Klemme: Das Geld hatte sie einfach nicht. Und sollte sie tatsächlich vermummt im Supermarkt oder in der Bank auftauchen, würde man sie allenfalls ins nächste Demenzzentrum verfrachten. Wer nahm schon eine alte Schachtel als Gangsterin ernst? Sie war keine Bonnie, und Mr. Clyde fehlte ihr auch.

Bille nahm die Rechnung, ging ins Schlafzimmer und stopfte sie in ihren Kopfkissenbezug. Aus den Augen, aus dem Sinn. Es war eine unsinnige Handlung, aber so machte das Ganze ihr weniger Angst. Vielleicht konnte sie dem jungen Mann zumindest eine Decke zurückgeben, was sollte sie mit zweien? Sie lebte a) allein und b) in Oberhausen und nicht in Sibirien.

Oma Bille schüttelte resigniert mit dem Kopf. Der Mann war kompromisslos. Eher würde der Tattoo-Drache erneut Feuer spucken. Sie musste zahlen!

»Weil ich das Geld nicht habe und ein Überfall, wie auch immer geartet, gegen mein Naturell verstößt, wäre es am besten, unterzutauchen«, murmelte sie. Ihre Ideen wurden immer abstruser. Litt sie etwa schon an Demenz? Abtauchen mit einer neuen Identität, so hatte sie das im Tatort gesehen. Aber dafür musste man der Polizei Fakten gegen Verbrecher liefern, und das einzige Faktum, das es gab, war ihre Unterschrift auf dem Kaufvertrag. Und die war wohl rechtens. Der junge Mann hatte sie schließlich nicht gezwungen. Was war das alles ein Mist!

Als es klingelte, schlurfte Bille zur Tür. Sie warf einen Blick durch den Spion. Nicht, dass der Typ ihr passend zu den Decken nun auch noch ein Bett oder Spezialmatratzen andrehen wollte.

Aber es waren Annemie und Laura, die Zwillinge aus der Wohnung gegenüber. Ihre »Ersatz-Enkel«. Die Winterbergs waren ihr in all den Jahren zur Familie geworden. Das war gut, vor allem, wenn man keine eigene hatte. Bille atmete erleichtert aus und öffnete. Der Besuch würde sie ablenken.

»Mama ist so gemein, Oma!«, legte Annemie gleich los. »Richtig fies.«

»Stimmt!« Laura stampfte mit dem Fuß auf. Die beiden zwölfjährigen Mädchen sahen sich zum Verwechseln ähnlich. Ihre dunklen Haare hatten sie zu Zöpfen geflochten und mit bunten Spangen verziert. Obwohl Bille beide schon von klein auf kannte, hatte selbst sie hin und wieder Probleme, sie auf Anhieb voneinander zu unterscheiden. Jedenfalls so lange, bis sie redeten. Laura war erheblich forscher als Annemie und gestikulierte ständig wie wild, während ihre Schwester eher ruhig blieb und überlegt agierte.

»Kommt erst mal rein!« Oma Bille trat zur Seite. Dabei sah sie sich sicherheitshalber um, wer wusste schon, ob ihr Geldeintreiber sich nicht doch irgendwo versteckt hielt, auch wenn er gesagt hatte, sie habe drei Tage Zeit. Wer alten Damen das Geld aus der Tasche zog und sie mit Tattoo-Drachen bedrohte, hatte bestimmt eine andere Zeitrechnung.

Die Mädchen schlüpften an Oma Bille vorbei in die Küche, wo sie wie selbstverständlich auf ihren Kakao warteten. Es war ein Ritual, von dem sie nie abrückten: Die Zwillinge hatten etwas auf dem Herzen, und Oma Bille machte Kakao. Im Sommer eisgekühlt, im Winter warm, aber nicht mit Haut. Haut war ein Graus für Kinder, das tat sie ihnen nicht an.

Oma Bille stellte die Tassen zurecht und holte Milch aus dem Kühlschrank. Ihre Enkel waren eine willkommene Abwechslung. Sie mochte nicht weiter über Lammfelldecken und fehlende 2000 Euro nachdenken. Schließlich wollten die Winterbergs übermorgen verreisen, und sie würde die beiden Mädchen für zwei Wochen nicht sehen. Dieser Gedanke verschaffte ihr ein noch größeres ungutes Gefühl. Sie war völlig allein und ihrem Widersacher auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Die...

Erscheint lt. Verlag 27.2.2017
Reihe/Serie Omas für jede Lebenslage
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Camping • Familie • Nordsee • Oma
ISBN-10 3-426-44013-X / 342644013X
ISBN-13 978-3-426-44013-1 / 9783426440131
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