Die Schwangerschaft des Max Leif (eBook)

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2017 | 1. Auflage
352 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44023-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Schwangerschaft des Max Leif -  Juliane Käppler
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In ihrem neuen anrührenden und gleichzeitig wunderbar komischen Roman 'Die Schwangerschaft des Max Leif' konfrontiert die beliebte Autorin Juliane Käppler ihren charmanten Helden mit der größtmöglichen Herausforderung für einen männlichen Hypochonder: Er wird Vater - von Zwillingen. Über neun Monate traktiert Max Leif seine Frau, ja seine gesamte Umwelt samt seiner liebenswert-dominanten russischen Putzfrau mit immer neuen Ängsten - eine ebenso emotionale wie skurril-komische Geschichte mit hohem Wiedererkennungswert! Als Max Leif erfährt, dass seine Maja Zwillinge erwartet, avanciert er zum Schwangerschaftsmanager. Nicht nur vor ungesundem Essen bewahrt er die Frau seines Herzens, sondern auch vor fremdländischen Parasiten und den keimtechnisch riskanten Zuneigungsbeweisen von Hund Hannibal. Selbstverständlich fühlt er auch ihren Ärzten auf den Zahn, unterzieht alle am Markt verfügbaren Babyphone einem Sicherheitscheck und testet die Kurvenlage des Kinderwagens so gründlich wie die der neuen Familienkutsche. Nur eine scheint über seine Hingabe nicht sonderlich glücklich zu sein ... 'Von den Geschichten aus Juliane Käpplers Feder bekommt man einen ausgewachsenen Lachmuskelkater und ganz feuchte Augen. Denn diese scheinen getränkt zu sein mit jeder Menge Humor - und noch mehr Emotionen.' Literaturmarkt.info

Juliane Käppler, Jahrgang 1977, lebt gemeinsam mit ihrem Sohn in Mainz. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und ist seit 2011 als freiberufliche Autorin für verschiedene Verlage und in unterschiedlichen Genres tätig. 'Die sieben Tode des Max Leif' ist ihr erster Roman im Knaur Verlag.

Juliane Käppler, Jahrgang 1977, lebt gemeinsam mit ihrem Sohn in Mainz. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und ist seit 2011 als freiberufliche Autorin für verschiedene Verlage und in unterschiedlichen Genres tätig. "Die sieben Tode des Max Leif" ist ihr erster Roman im Knaur Verlag.

Staying aLeif


Ich bin der Ritter im gelben Porsche. Der Daniel Düsentrieb des Schwangerentaxis. Der selbstlose Beschützer ungeborenen Lebens. Das sind die Headlines, mit denen die Presse mein Engagement betitelt. Mein nicht ganz freiwilliges Engagement. Ich hatte keine Wahl.

Mit der Erinnerung gezolltem Schaudern falte ich die Samstagszeitung zusammen und lege sie neben mich auf die Fliesen, lehne den Kopf gegen die Eingangstür und schließe die Augen, als es zum zehnten Mal klingelt. Und klopft. Und tönt: »Herr Leif, machen Sie doch mal auf! Kommen Sie schon! Nur eine Frage!«

Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich zwei nackte Beine. Majas schöne, nackte Beine. Sie stecken in karierten Pyjamashorts. Darüber trägt sie ein Hemdchen. Sie stemmt die Hände in die Seiten.

»Max, ernsthaft«, höre ich von ihr. »Soll das den ganzen Tag so gehen? Das ganze Wochenende, wenn es hochkommt? Zieh dir was Anständiges an oder bleib meinetwegen im Schlafanzug, aber beantworte denen bitte die eine verdammte Frage.«

Es ist nie nur eine Frage. Die erste Frage geht in die zweite über und die in die dritte, und an irgendeiner Stelle erzählt man dann irgendeinen Mist, der weitere Fragen nach sich zieht. Außerdem … ich will nicht in die Zeitung. Ich will bloß meine Ruhe. Auch das Notebook, das links neben mir steht und mir die Berichte anderer Zeitungen präsentiert hat, klappe ich zu.

»Die sollen sich vom Acker machen«, knurre ich.

»Meinetwegen. Dann sag denen halt das und komm zum Frühstück. Wie lange willst du hier noch sitzen? Echt, ich finde das nicht witzig.«

Gestern fand sie das noch. Zum Kaputtlachen fand sie es. Sie hat gelacht, bis sie zuerst einen Schluckauf und dann Bauchschmerzen bekommen hat, während ich dumpf vor mich hinbrütend auf der Terrasse gehockt habe. Sie hat gemeint, das sei typisch für mich, so was könne nur mir passieren. Ich hoffe, es passiert mir nie wieder.

Ich will mich gar nicht erinnern, doch die Bilder und Worte – vor allem die Worte – überrollen meinen Geist. Ich sehe sie wieder vor mir, die zwei Spuren der A67 kurz vor Darmstadt. So wenige Kilometer vor dem Ziel, Frankfurt am Main, ging gar nichts mehr. Stau mit Stillstand. Die erste Fahrt im neuen Lieblingsauto hatte ich mir schon zu diesem Zeitpunkt ganz anders vorgestellt, doch es sollte noch schlimmer kommen.

Weil Maja im Kindergarten unentbehrlich war, habe ich Flo zur Werksabholung eingeladen. Mit dem Zug sind wir am Morgen nach Zuffenhausen gefahren, haben das Porsche-Museum besucht, uns am vom Autobauer gesponserten All-you-can-eat-Büfett gelabt und endlich das Geschoss übernommen – einen Porsche in Racing-Gelb. Auf dem Erinnerungsfoto stehen mir die Freudentränen in den Augen, wohingegen Flo wegen der Farbe, die er als Vergewaltigung einer Legende bezeichnete, eher gequält grinst. Der Stau mit Stillstand hat ihn schließlich so sehr frustrierst, dass er zu telefonieren begann. Er ist Marketingleiter meines Ex-Unternehmens, LeifMusic, und hatte nach unserer Tour noch einmal ins Büro gewollt, um notorisch bis Mitternacht zu arbeiten. Auf meinen Einwurf hin, dass das Büro auch nach Mitternacht noch steht, hat er geschnaubt und den Manager einer Band angerufen, um über die Konditionen für den Vertrag zu sprechen. Indes habe ich mir die Route für die erste richtige Ausfahrt des Porsches zusammen mit Maja überlegt. Sie mag die Farbe und fand es verrückt, dass ich mit dem Kauf so lange gewartet habe.

Es ist bald zwei Jahre her, dass ich meine Hypochondrie überwand und mit ihr die Panik vor schnellen Autobahnfahrten, wegen der ich Flo meinen alten Porsche vermacht hatte. Ich hätte mir sofort ein neues Geschoss zulegen können, doch ich hatte beschlossen, damit zu warten, bis beide Gruppen in Majas Kindergarten jeweils acht Kinder stark sind – und die Einrichtung so gut wie ausgebucht ist. Ein Jahr nach der Eröffnung, im vergangenen Juni, war es so weit. Inzwischen gibt es im Kling Klang, so heißt Majas auf musikalische Früherziehung fokussierte Kindertagesstätte, wie in vielen anderen Kinderbetreuungseinrichtungen der Stadt eine Warteliste.

Flos Telefonat dauerte an, und er tat mir ein bisschen leid. Nicht so sehr, weil er so beschäftigt ist, sondern vielmehr, weil ihm nicht bewusst ist, mit welchem Schwachsinn er sich einen Großteil seiner Zeit befasst. Wie viel Nerven er dabei lässt. Dank meiner damaligen Einsicht habe ich mein Unternehmen, mein Lebenswerk, relativ spontan losgelassen. Einen Job ohne Musik konnte ich mir aber nicht vorstellen, nur mit dem Markt selbst wollte ich nichts mehr zu tun haben.

Heute bin ich Musiklehrer im Kling Klang. Das lag nahe, denn ich habe den Kindergarten praktisch aus dem Boden gestampft – für Maja – und beherrsche zwei Instrumente. Klavier und Gitarre. Neben Instrumenten- und Singstunden findet für die älteren Kinder Notenunterricht in kleineren Gruppen statt. Den betreut ausschließlich Annette, die als Erzieherin und Musikpädagogin eine entsprechende Ausbildung hat. Außerdem hat sie die Jüngeren in ihrer Obhut. Um Maja zu entlasten, kümmere ich mich nebenbei um alles Organisatorische. Um die Buchhaltung, um Bestellungen und Einkäufe, um alles, was nicht so ist, wie es gehört, und um kaputte Dinge. Ich bin der Mann für fast alle Fälle. Lediglich Kinder sind nicht so mein Fall, was aber schlichtweg daran liegt, dass ich nie mit ihnen zu tun hatte und mich noch an sie und ihre Eigenarten gewöhnen muss. Es ist gewiss nicht so, dass ich sie nicht mag. Ich will sie mögen, aber manche Exemplare machen es mir schwer. Ich es ihnen aber auch. So einiges habe ich dazugelernt, und obwohl es an den wenigsten Tagen im Kindergarten entspannt zugeht, bin ich doch vollkommen glücklich mit meiner Entscheidung.

 

Der Stau dauerte jedenfalls an. Ich schloss mein Fenster, damit die Wärme des Augusttages draußen blieb, und lehnte mich an Flo vorbei zum Handschuhfach, um die Gebrauchsanweisung herauszunehmen und darin zu blättern. Dabei fiel mein Blick auf den Wagen, der neben uns auf der rechten Spur stand. Hinter dem Lenkrad saß eine Blondine und schaute mit seltsam starrem, anscheinend hasserfülltem Blick herüber.

»Was hat die denn für ein Problem?«, murmelte ich, ohne Flos Aufmerksamkeit zu bekommen, nahm die Mappe mit den Fahrzeugdetails aus dem Handschuhfach und wollte mich zurücklehnen, da runzelte die Frau die Stirn und öffnete den Mund, als würde sie schreien. Ihr Blick war geradezu angsteinflößend. Zunehmend besorgt beobachtete ich, wie sie die Tür aufstieß und ausstieg. Mein Verstand hielt es für unwahrscheinlich, dass sie etwas Schreckliches planen könnte – eine Beule in den Kotflügel meines Porsches treten oder die Frontscheibe mit einem Baseballschläger einhauen –, aber mein Verstand ist nicht der anderer Leute, die Kinoereignisse auf der Straße erwarten. Wozu Menschen so fähig sind, erfährt man allerdings täglich in allen Medien, und so nahm ich an, dass diese Lady zumindest ein überzogenes Vorurteil gegen Porsche hegte oder dass die Farbe – Racing-Gelb – eine Aggression bei ihr auslöste.

In null Komma nix stieg ich ebenfalls aus und eilte um den Wagen herum, um die Blondine zu beruhigen.

Das war mein Fehler.

Die Frau schrie und krümmte sich. Vor Schreck hielt ich inne, bewegte mich aber weiter, als sie ein tierisch klingendes Grunzen von sich gab.

Vorsichtig legte ich ihr die Hand auf den Rücken und fragte: »Haben Sie Schmerzen?«

Sie umschlang mein Bein mit beiden Armen, schrie noch einmal und ächzte: »Es geht los.«

Ratlos sah ich mich um. Flo saß noch im Wagen, telefonierte und hatte nichts mitbekommen. Von hinter den Windschutzscheiben anderer Autos glotzten mich Leute an. Ich wandte mich wieder an die Frau und löste ihre Arme sanft von meinem Bein, damit ich mich vor sie hocken und sie anschauen konnte. Sie richtete sich aber auf, starrte mit wildem Blick auf mich herab und legte die Hände auf ihren Bauch. Als ich die Rundung unter ihrem luftig-weiten Sommerkleid bemerkte, wurde mir klar, was losgeht.

Mit einem »Ach du meine Güte!« sprang ich auf und wollte zurückweichen, doch sie packte mein Handgelenk und drückte so fest zu, dass die Blutzufuhr zu den Fingern sicher unterbrochen wurde. Unglaublich, was dieses mit Ausnahme ihres Bauches zierliche Wesen von schätzungsweise zwanzig Jahren für eine Kraft hatte.

»Willst du dich jetzt verpissen, oder wie?«, fauchte sie.

»Nun ja, genau genommen …«, hob ich an, kam aber nicht weiter, weil sie sich wieder krümmte und brüllte.

»Sie brauchen einen Arzt«, stellte ich fest und erntete dafür ein: »Scheiße, du Arsch, tut das weh!«

Ich versuchte, meine Hand zu befreien. »Würden Sie kurz mal loslassen, dann könnte ich mein Handy holen und telefonieren.«

Sie zog ein Loslassen nicht mal in Erwägung, sondern packte auch meinen bis dahin freien Arm und drückte mit gleicher Schraubstock-Power zu. »Bis der hier ist, Idiot, ist er da.«

Nicht den Arzt kündigte sie an, sondern das Kind. Ein Junge. Ich rang um Konzentration und warf Flo einen hilfesuchenden Blick zu, doch der telefonierte immer noch. Aus den umgebenden Autos stiegen Leute. Offenbar aber nur, um besser sehen zu können.

»Ist hier jemand Arzt?«, rief ich mit versucht ruhiger Stimme, doch der Gedanke, Geburtshelfer auf einer Autobahn zu sein, trieb mir den Schweiß auf die Stirn. »Hallo? Irgendein Arzt?« Mit einem schrecklich hilflosen Gefühl in der Brust sah ich von einem geschüttelten Kopf zum nächsten.

»Ich bin Friseurin«, rief eine Frau.

»Und ich Fleischereifachverkäufer«, kam es von einem Mann.

»Wir sind Rentner«,...

Erscheint lt. Verlag 27.2.2017
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Arthur Janosch • Baby • Bärbeißer • Deutschland • Fastfood • Frankfurt • Geburtsvorbereitungskurs • Hypochonder • Jekaterina Poljakow • Juliane Käppler • Maja • Maja Rados • Max Leif • Niki Papadopoulu • Pantelleria • Roman • Schwangerschaft • Vaterschaft • Zwillinge
ISBN-10 3-426-44023-7 / 3426440237
ISBN-13 978-3-426-44023-0 / 9783426440230
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