Frau Luther -  Stefan Zawilla

Frau Luther (eBook)

Lass uns heute die Welt verändern
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2016 | 1. Auflage
140 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7431-9906-4 (ISBN)
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Katharina von Bora, Morgenstern von Wittenberg, die Lutherin: die Frau an Luthers Seite trägt viele Namen. Stefan Zawilla zeichnet in vier Akten die Biographie einer großen historischen Frauengestalt. Die Welt im Jahr 1500: Gerade hat Kolumbus Amerika entdeckt und der Buchdruck breitet sich in ganz Europa aus. Die allmächtige Kirche betreibt einen regen Ablasshandel: Gegen teures Geld oder fromme Gebete kann man sich von seinen Sünden freikaufen. Ein einzelner Mann, ein Mönch, erhebt sich gegen den Papst und die gesamte Weltordnung: Martin Luther. Doch er schafft dies nicht allein, er verhilft einer Nonne zur Flucht aus dem Kloster und heiratet sie. Von nun an heißt es für beide: Lass uns heute die Welt verändern. Thesenanschlag, Reichstag in Worms, Bibelübersetzung: dieser Teil der Geschichte ist bekannt. Doch was ist mit der Frau, die sagte: "Wenn ich schon heiraten muss, dann nehme ich Luther und keinen anderen."? Wer hat seine Kinder erzogen, ihn gepflegt und verarztet - wer hat seine Hauswirtschaft geführt und ihn vor dem sicheren Ruin bewahrt? Ein Schauspiel in vier Akten von Stefan Zawilla.

Stefan Zawilla, Jahrgang 1974, wurde in der Rattenfängerstadt Hameln geboren. Seit seiner Jugend beschäftigt er sich mit dem Schreiben, zunächst der Lyrik, später wendet er sich "familienbedingt" dem Schauspiel zu. Er textet und bearbeitet die Stücke der Theatergruppe Didel-Dadel-Dum Junges Theater St. Magnus in Beber, deren Gründerin seine Frau Peggy ist. 2011 adaptiert er mit großem Erfolg den Roman Don Quijote als Komödie. Frau Luther ist sein erstes Drama, entstanden innerhalb von 15 Monaten und rechtzeitig fertiggestellt vor dem Jubiläumsjahr der Reformation in 2017.

Akt I


Szene 1


Kloster Brehna. An der Klosterpforte. Später Abend, es ist bereits dunkel. Einsetzender Starkregen, vereinzelt Blitz- und Donnergeräusche. Hintergrund: Hohe Klostermauern.

Die 6-jährige Katharina mit ihrem Vater und der Stiefmutter. An der Pforte: Äbtissin und zwei Gehilfinnen.

Später: Die drei Katharinas. Danach: der junge Luther.

ÄBTISSIN (mit einer Laterne oder Kerze.)

Kommt herein, das Wetter ist ganz grauslig.

VATER Wir mögen uns gar nicht lange aufhalten. Hier ist also das Mädchen.

6-JÄHRIGE KATHARINA (quengelig.)

STIEFMUTTER (resolut, hartherzig.)

Jetzt bist aber still. Gleich bist uns los.

VATER (weniger hart.)

Nun lass sie schon. Käthchen, hier ist nun das Kloster. Die Äbtissin nimmt dich in ihre Obhut. Hier wird es dir gutgehen. – Frau Äbtissin, herzlichen Dank, 30…

6-JÄHRIGE KATHARINA (reißt sich los und läuft davon.)

ÄBTISSIN So lauft doch schon hinterher.

GEHILFINNEN (fangen die Kleine ein, bringen sie zurück an die Pforte.)

6-JÄHRIGE KATHARINA (protestiert und lässt sich nur unter Mühen ziehen.)

Ich will nicht, ich WILL da nicht rein!

ÄBTISSIN Geh, Käthchen, du wirst es gut bei uns haben. Dein Vater und deine Mutter wollen nur dein Bestes.

6-JÄHRIGE KATHARINA (versucht weiterhin sich loszureißen.)

Nein, nein, das ist nicht meine Mutter!

ÄBTISSIN Herr von Bora, das ist ganz normal. Viele der Kleinen versuchen am Anfang wegzulaufen, aber dann…

VATER Ja, vielen Dank. Frau Äbtissin, wir sind in Eile, müssen heute Nacht noch zurück. 30 Gulden waren abgemacht?

(überreicht ihr einen schmalen Geldbeutel.)

ÄBTISSIN Vergelts Euch Gott.

VATER Vergelts EUCH. Ihr müsst verstehen, wir können sie nicht länger ernähren. Die Ernte war schlecht, es ist uns alles verhagelt.

STIEFMUTTER Wir ham kaum g'nug für uns selbst und die Ältesten. Auf dem Feld isse keine Hilfe…

VATER Auch für die schwere Hausarbeit ist sie noch zu klein.

STIEFMUTTER Ihr wisst ja, wie das mit den Gören ist. Wenn sie a Junge geworden wär, so wie ihre Brüder, ja dann…

VATER Lass gut sein.

ÄBTISSIN Es ist gut, der Herrgott wird…

(Sie wird von Käthchens Geschrei unterbrochen, die unter lauten Protesten durch die Pforte ins Kloster gebracht wird.)

ÄBTISSIN Sie wird nun ein Kind des Klosters sein und in ein paar Jahren eine Braut Christi. Sie wird lernen, gehorsam und fromm zu sein.

STIEFMUTTER Wir können es nit länger, und… sie ist ja nicht mal mein eigenes.

VATER Meine erste Frau ist schon tot, wisst Ihr.

Äbtissin Es ist gut, geht mit Gott.

(Ab.)

VATER Auf Wiedersehen.

STIEFMUTTER Endlich, nu ist mir leichter ums Herz.

VATER Ach, sei still. Gehen wir.

(Beide gehen quer über die Bühne ab.)

Die drei Katharinas.

KLEINE KATHARINA Meine Familie stammte aus einem alten Adelsgeschlecht im Herzogtum Meißen.

JUNGE KATHARINA Allerdings waren wir völlig verarmt.

ERWACHSENE KATHARINA Wie so viele zu dieser Zeit gaben auch meine Eltern mich aus wirtschaftlicher Not ins Kloster, weil sie mich nicht ernähren konnten oder dies zumindest glaubten.

KLEINE KATHARINA Ich war sechs Jahre alt.

JUNGE KATHARINA Für 30 Gulden kauften meine Eltern sich los von ihrem 6-jährigen Balg.

KLEINE KATHARINA Das klingt nicht nach viel Geld…

JUNGE KATHARINA Das IST nicht viel Geld. Mehr hatten sie nicht.

ERWACHSENE KATHARINA Das Kloster in Brehna verhieß ihrer verstoßenen Tochter Versorgung auf Lebenszeit und zumindest noch eine ordentliche Portion Bildung – die beste, die ein junges Mädchen damals bekommen konnte: Lesen, Schreiben und Latein.

KLEINE KATHARINA Ich habe meine Eltern nie mehr wiedergesehen.

JUNGE KATHARINA Bei meiner Einsegnung, zehn Jahre später, waren beide schon tot.

ERWACHSENE KATHARINA Ich bin ihnen nicht böse. Nicht mehr.

(Pause.)

KLEINE KATHARINA Zur gleichen Zeit, einen Monat früher oder später, darauf kommt es nicht an…

JUNGE KATHARINA… geht ein junger Student der Jurisprudenz, Sohn des Bergarbeiters Hans Luther, von Mansfeld nach Erfurt. Er ist auf dem Rückweg von einem Besuch bei seinen Eltern.

(Drei Katharinas ab.)

(Wieder aufkommender Regen und Donner.)

Luther, Student in weltlicher Kleidung, betritt die Bühne.

LUTHER (versucht mühsam, sich vor Regen und Donner zu schützen.)

Weiter, weiter, schnell, da vorn muss Stotternheim sein, nur noch eine Stunde bis Erfurt.

(Ein heftiger Blitzschlag trifft genau vor ihm auf den Boden.)

LUTHER (stürzt/wirft sich hin.)

O Gott, o mein Gott.

(auf die Knie.)

Das ist das Ende.

(Weitere Blitzeinschläge.)

LUTHER Hilfe, Hilfe!

(weicht den Blitzen aus.)

Heilige Anna, Mutter Marias…

(schreit.)

hilf mir… wenn ich das überlebe…

(in Todesangst.)

so will ich ein Mönch werden!!!

(Luther hat sich neben einem Busch zusammengerollt, der schließlich Feuer fängt.)

(Blitz und Donner lassen allmählich nach. Regen prasselt. Dunkel.)

Szene I.2


Kloster Nimbschen. Großer Saal: Dicke Mauern, strenger Baustil, schmale gotische Fenster.

Luther. Junge und Erwachsene Katharina. Vier junge Nonnen: Elsa, Veronika und ihre Schwester Grete. Laneta. Im Hintergrund: die 6-jährige Katharina.

Später: Kleine Katharina. Danach: Äbtissin Margarete und Lene.

- Eintritt in Marienthron


JUNGE KATHARINA Zwei Wochen danach feiert Martin Luther mit seinen Kommilitonen ein Abschiedsfest und sagt zu ihnen: Mich seht ihr nicht wieder. Er bricht sein Studium ab, verkracht sich mit seinem Vater und tritt freiwillig in das Augustinerkloster in Erfurt ein.

(Glockenläuten. Aus dem Hintergrund treten Luther und die 6-jährige Katharina ins Rampenlicht, jeweils begleitet von zwei Nonnen, die ihnen ein Ordensgewand überstülpen. Luther erhält die schwarze Kutte des Bettelmönchs, die 6-jährige den grauen Habit der Klosterschülerinnen.)

ERWACHSENE KATHARINA Vier Jahre später wurde ich ins Zisterzienserinnen-Kloster Marienthron nach Nimbschen geschickt.

(Dunkel.)

LUTHER (Ab.)

(Licht. Hinter der 6-jährigen Katharina ist die Kleine Katharina erschienen, im gleichen Gewand einer Klosterschülerin. Dunkel.)

6-JÄHRIGE KATHARINA (Ab.)

(Licht.)

ERWACHSENE KATHARINA Das Kloster Marienthron war für seine strenge Führung bekannt. Hierher kamen hauptsächlich die Töchter der adligen Häuser Sachsens und es herrschten Sitte und Moral – eine Seltenheit für die damaligen Klöster.

JUNGE KATHARINA Vielleicht aber hatte mein Vater Marienthron auch deswegen gewählt, weil die Äbtissin eine Verwandte meiner Mutter war: Margarethe von Haubitz. Von ihr hatte ich allerdings keine bevorzugte Behandlung zu erwarten. Und dann war da noch meine Tante Magdalena von Bora, die als Siechenmeisterin für die Versorgung der Kranken zuständig war.

(Abgang der beiden Katharinas. Die verbliebenen vier Nonnen bilden einen Halbkreis, so dass die Kleine Katharina wie im Abseits steht.)

DIE VIER NONNEN (tuscheln heimlich miteinander.)

ELSA Schau, da kommt die Neue. Ich habe gehört, sie ist erst zehn.

VERONIKA Zehn? Ich dachte neun.

GRETE Achtung, die Äbtissin kommt!

LANETA Und Schwester Lene. Pscht!

(Die Äbtissin tritt auf, in respektvollem Abstand dahinter Lene.)

ÄBTISSIN (streng.)

Gott zum Gruße. – Das ist Katharina von Bora. Katharina kommt aus Brehna zu uns, aus dem Augustiner-Chorfrauenstift.

LENE Grüß dich, Käthchen. Katharina. Was bist du groß geworden! Ich bin Magdalena.

KLEINE KATHARINA Du bist meine Tante Lene?

LENE Ja, ich bin die Schwester deines Vaters.

KLEINE KATHARINA (weint.)

LENE Ach, nun komm, sei nicht traurig. Es wird dir hier gut… besser gehen. Ich kümmere mich um dich, das verspreche ich dir.

ÄBTISSIN Nun, das wird sich zeigen. Dies sind deine Mitschwestern: Elisabeth von Canitz…

(Im folgenden reichen die vier Katharina jeweils die Hand, diese ist sehr schüchtern.)

ELSA Elsa.

ÄBTISSIN… die Schwestern Veronika und Margarete von Zeschau…

GRETE Grete.

ÄBTISSIN… und Laneta von Gohlis.

LANETA Sei gegrüßt.

ÄBTISSIN Katharina, wie du...

Erscheint lt. Verlag 19.10.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
ISBN-10 3-7431-9906-8 / 3743199068
ISBN-13 978-3-7431-9906-4 / 9783743199064
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