Nathan der Weise: Historiendrama aus der Zeit des Dritten Kreuzzugs (eBook)

Bitte um religiöse Toleranz in Jerusalem
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
170 Seiten
e-artnow (Verlag)
978-80-268-3539-4 (ISBN)

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Nathan der Weise: Historiendrama aus der Zeit des Dritten Kreuzzugs -  Gotthold Ephraim Lessing
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Dieses eBook: 'Nathan der Weise: Historiendrama aus der Zeit des Dritten Kreuzzugs' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Nathan der Weise ist der Titel und die Hauptfigur eines fünfaktigen Ideendramas von Gotthold Ephraim Lessing, das 1779 veröffentlicht und am 14. April 1783 in Berlin uraufgeführt wurde. Das Werk hat als Themenschwerpunkte den Humanismus und den Toleranzgedanken der Aufklärung. Die Handlung spielt zur Zeit des Dritten Kreuzzugs (1189-1192) während eines Waffenstillstandes in Jerusalem. Als der Jude Nathan von einer Geschäftsreise zurückkommt, erfährt er, dass seine Pflegetochter Recha von einem jungen christlichen Tempelherrn aus dem Feuer seines brennenden Hauses gerettet worden ist. Der Ordensritter wiederum verdankt sein Leben dem muslimischen Herrscher Jerusalems, Sultan Saladin, der ihn als einzigen von zwanzig Gefangenen begnadigt hat, weil er seinem verstorbenen Bruder Assad ähnlich sieht. Trotz dieser glücklichen Umstände ist der rational denkende Nathan nicht bereit, dahinter ein Wunder zu vermuten, und überzeugt auch Recha davon, dass es schädlich sei, an das Wirken von Schutzengeln zu glauben. Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) war ein bedeutender Dichter der deutschen Aufklärung. Lessing ist der erste deutsche Dramatiker, dessen Werk bis heute ununterbrochen in den Theatern aufgeführt wird.

Zweiter Aufzug


Erster Auftritt

(Die Szene: des Sultans Palast.)

Saladin und Sittah spielen Schach.

Sittah.
Wo bist du, Saladin? Wie spielst du heut?

Saladin.
Nicht gut? Ich dächte doch.

Sittah. Für mich; und kaum.
Nimm diesen Zug zurück.

Saladin. Warum?

Sittah. Der Springer
Wird unbedeckt.

Saladin. Ist wahr. Nun so!

Sittah. So zieh
Ich in die Gabel.

Saladin. Wieder wahr. – Schach dann!

Sittah.
Was hilft dir das? Ich setze vor: und du
Bist, wie du warst.

Saladin. Aus dieser Klemme seh
Ich wohl, ist ohne Buße nicht zu kommen.
Mag's! nimm den Springer nur.

Sittah. Ich will ihn nicht.
Ich geh vorbei.

Saladin. Du schenkst mir nichts. Dir liegt
An diesem Plane mehr, als an dem Springer.

Sittah.
Kann sein.

Saladin. Mach deine Rechnung nur nicht ohne
Den Wirt. Denn sieh! Was gilt's, das warst du nicht
Vermuten?

Sittah. Freilich nicht. Wie konnt' ich auch
Vermuten, daß du deiner Königin
So müde wärst?

Saladin. Ich meiner Königin?

Sittah.
Ich seh nun schon: ich soll heut meine tausend
Dinar', kein Naserinchen mehr gewinnen.

Saladin.
Wieso?

Sittah. Frag noch! – Weil du mit Fleiß, mit aller
Gewalt verlieren willst. – Doch dabei find
Ich meine Rechnung nicht. Denn außer, daß
Ein solches Spiel das unterhaltendste
Nicht ist: gewann ich immer nicht am meisten
Mit dir' wenn ich verlor? Wenn hast du mir
Den Satz, mich des verlornen Spieles wegen
Zu trösten, doppelt nicht hernach geschenkt?

Saladin.
Ei sieh! so hättest du ja wohl, wenn du
Verlorst, mit Fleiß verloren, Schwesterchen?

Sittah.
Zum wenigsten kann gar wohl sein, daß deine
Freigebigkeit, mein liebes Brüderchen,
Schuld ist, daß ich nicht besser spielen lernen.

Saladin.
Wir kommen ab vom Spiele. Mach ein Ende!

Sittah.
So bleibt es? Nun dann: Schach! und doppelt Schach!

Saladin.
Nun freilich; dieses Abschach hab ich nicht
Gesehn, das meine Königin zugleich
Mit niederwirft.

Sittah. War dem noch abzuhelfen?
Laß sehn.

Saladin. Nein, nein; nimm nur die Königin.
Ich war mit diesem Steine nie recht glücklich.

Sittah.
Bloß mit dem Steine?

Saladin. Fort damit! – Das tut
Mir nichts. Denn so ist alles wiederum
Geschützt.

Sittah. Wie höflich man mit Königinnen
Verfahren müsse: hat mein Bruder mich
Zu wohl gelehrt. (Sie läßt sie stehen.)

Saladin. Nimm, oder nimm sie nicht!
Ich habe keine mehr.

Sittah. Wozu sie nehmen?
Schach! – Schach!

Saladin. Nur weiter.

Sittah. Schach! – und Schach! – und Schach! –

Saladin.
Und matt!

Sittah. Nicht ganz; du ziehst den Springer noch
Dazwischen; oder was du machen willst.
Gleichviel!

Saladin. Ganz recht! – Du hast gewonnen: und
Al-Hafi zahlt. – Man lass' ihn rufen! gleich!
Du hattest, Sittah, nicht so unrecht; ich
War nicht so ganz beim Spiele; war zerstreut.
Und dann: wer gibt uns denn die glatten Steine
Beständig? die an nichts erinnern, nichts
Bezeichnen. Hab ich mit dem Iman denn
Gespielt? – Doch was? Verlust will Vorwand. Nicht
Die umgeformten Steine, Sittah, sind's,
Die mich verlieren machten: deine Kunst,
Dein ruhiger und schneller Blick ...

Sittah. Auch so
Willst du den Stachel des Verlusts nur stumpfen.
Genug, du warst zerstreut; und mehr als ich.

Saladin.
Als du? Was hätte dich zerstreuet?

Sittah. Deine
Zerstreuung freilich nicht! – O Saladin,
Wenn werden wir so fleißig wieder spielen.

Saladin.
So spielen wir um so viel gieriger! –
Ah! weil es wieder losgeht, meinst du? – Mag's! –
Nur zu! – Ich habe nicht zuerst gezogen;
Ich hätte gern den Stillestand aufs neue
Verlängert; hätte meiner Sittah gern,
Gern einen guten Mann zugleich verschafft.
Und das muß Richards Bruder sein: er ist
Ja Richards Bruder.

Sittah. Wenn du deinen Richard
Nur loben kannst!

Saladin. Wenn unserm Bruder Melek
Dann Richards Schwester wär' zu Teile worden:
Ha! welch ein Haus zusammen! Ha, der ersten,
Der besten Häuser in der Welt das beste!
Du hörst, ich bin mich selbst zu loben, auch
Nicht faul. Ich dünk mich meiner Freunde wert.
Das hätte Menschen geben sollen! das!

Sittah.
Hab ich des schönen Traums nicht gleich gelacht?
Du kennst die Christen nicht, willst sie nicht kennen.
Ihr Stolz ist: Christen sein; nicht Menschen. Denn
Selbst das, was, noch von ihrem Stifter her,
Mit Menschlichkeit den Aberglauben würzt,
Das lieben sie, nicht weil es menschlich ist:
Weil's Christus lehrt; weil's Christus hat getan. –
Wohl ihnen, daß er so ein guter Mensch
Noch war! Wohl ihnen, daß sie seine Tugend
Auf Treu und Glaube nehmen können! – Doch
Was Tugend? – Seine Tugend nicht; sein Name
Soll überall verbreitet werden; soll
Die Namen aller guten Menschen schänden,
Verschlingen. Um den Namen, um den Namen
Ist ihnen nur zu tun.

Saladin. Du meinst: warum
Sie sonst verlangen würden, daß auch ihr,
Auch du und Melek, Christen hießet, eh'
Als Ehgemahl ihr Christen lieben wolltet?

Sittah.
Jawohl! Als wär' von Christen nur, als Christen,
Die Liebe zu gewärtigen, womit
Der Schöpfer Mann und Männin ausgestattet!

Saladin.
Die Christen glauben mehr Armseligkeiten,
Als daß sie die nicht auch noch glauben könnten!
Und gleichwohl irrst du dich. – Die Tempelherren,
Die Christen nicht, sind schuld: sind nicht, als Christen,
Als Tempelherren schuld. Durch die allein
Wird aus der Sache nichts. Sie wollen Acca,
Das Richards Schwester unserm Bruder Melek
Zum Brautschatz bringen müßte, schlechterdings
Nicht fahren lassen. Daß des Ritters Vorteil
Gefahr nicht laufe, spielen sie den Mönch,
Den albern Mönch. Und ob vielleicht im Fluge
Ein guter Streich gelänge: haben sie
Des Waffenstillestandes Ablauf kaum
Erwarten können. – Lustig! Nur so weiter!
Ihr Herren, nur so weiter! – Mir schon recht! –
Wär' alles sonst nur, wie es müßte.

Sittah. Nun?
Was irrte dich denn sonst? Was könnte sonst
Dich aus der Fassung bringen?

Saladin. Was von je
Mich immer aus der Fassung hat gebracht. –
Ich war auf Libanon, bei unserm Vater.
Er unterliegt den Sorgen noch ...

Sittah. O weh!

Saladin.
Er kann nicht durch; es klemmt sich allerorten;
Es fehlt bald da, bald dort –

Sittah. Was klemmt? was fehlt?

Saladin.
Was sonst, als was ich kaum zu nennen würd'ge?
Was, wenn ich's habe, mir so überflüssig,
Und hab ich's nicht, so unentbehrlich scheint. –
Wo bleibt Al-Hafi denn? Ist niemand nach
Ihm aus? – Das leidige, verwünschte Geld! –
Gut, Hafi, daß du kömmst.

Zweiter Auftritt

Der Derwisch Al-Hafi. Saladin. Sittah.

Al-Hafi. Die Gelder aus
Ägypten sind vermutlich angelangt.
Wenn's nur fein viel ist.

Saladin. Hast du Nachricht?

Al-Hafi. Ich?
Ich nicht. Ich denke, daß ich hier sie in
Empfang soll nehmen.

Saladin. Zahl an Sittah tausend
Dinare! (In Gedanken hin und her gebend.)

Al-Hafi. Zahl! anstatt empfang! O schön!
Das ist für Was noch weniger als Nichts. –
An Sittah? – wiederum an Sittah? Und
Verloren? – wiederum im Schach verloren? –
Da steht es noch das Spiel!

Sittah. Du gönnst mir doch
Mein Glück?

Al-Hafi (das Spiel betrachtend).
Was gönnen? Wenn – Ihr wißt ja wohl.

Sittah (ihm winkend).
Bst! Hafi! bst!

Al-Hafi (noch auf das Spiel gerichtet).
Gönnt's Euch nur selber erst!

Sittah.
Al-Hafi; bst!

Al-Hafi (zu Sittah). Die Weißen waren Euer?
Ihr bietet Schach?

Sittah. Gut, daß er nichts gehört.

Al-Hafi.
Nun ist der Zug an ihm?

Sittah...

Erscheint lt. Verlag 17.5.2015
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Christian Fürchtegott Gellert • Christoph Martin Wieland • Die zärtlichen Schwestern • Geschichte des Agathon • Heinrich Heine • Molière • Moses Mendelssohn • Saladin • Shakespeare • Theater
ISBN-10 80-268-3539-5 / 8026835395
ISBN-13 978-80-268-3539-4 / 9788026835394
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