Gesammelte Dramen und Komödien (eBook)

Reigen + Liebelei + Die Gefährtin + Anatol + Der einsame Weg + Anatols Grössenwahn + Das weite Land + Marionetten + Lebendige Stunden + Der grüne Kakadu + Der Ruf des Lebens + Paracelsus und mehr
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2014 | 1. Auflage
1010 Seiten
e-artnow (Verlag)
978-80-268-2507-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gesammelte Dramen und Komödien -  Arthur Schnitzler
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Dieses eBook: 'Gesammelte Dramen und Komödien' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Arthur Schnitzler (1862-1931) war ein österreichischer Erzähler und Dramatiker. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Wiener Moderne. Schnitzler schrieb Dramen und Prosa, in denen er das Augenmerk vor allem auf die psychischen Vorgänge seiner Figuren lenkt. Gleichzeitig mit dem Einblick in das Innenleben der Schnitzlerschen Figuren bekommt der Leser auch ein Bild von der Gesellschaft, die diese Gestalten und ihr Seelenleben prägt. Die Handlung der Werke Schnitzlers spielt meist im Wien der Jahrhundertwende. Viele seiner Erzählungen und Dramen leben nicht zuletzt vom Lokalkolorit. Ihre handelnden Personen sind typische Gestalten der damaligen Wiener Gesellschaft: Offiziere und Ärzte, Künstler und Journalisten, Schauspieler und leichtlebige Dandys, und nicht zuletzt das süße Mädel aus der Vorstadt. Es geht Schnitzler meist nicht um die Darstellung krankhafter seelischer Zustände, sondern um die Vorgänge im Inneren gewöhnlicher, durchschnittlicher Menschen mit ihren gewöhnlichen Lebenslügen, zu denen eine Gesellschaft voll von ungeschriebenen Verboten und Vorschriften, sexuellen Tabus und Ehrenkodices besonders die schwächeren unter ihren Bürgern herausfordert. Inhalt: Anatol Der einsame Weg Der grüne Kakadu Der Ruf des Lebens Der Schleier der Beatrice Die Gefährtin Marionetten Paracelsus Professor Bernhardi Reigen Zwischenspiel Liebelei Anatols Grössenwahn Lebendige Stunden Komtesse Mizzi oder Der Familientag Das weite Land

Weihnachtseinkäufe


Inhaltsverzeichnis


Anatol. Gabriele.

Weihnachtsabend 6 Uhr. Leichter Schneefall. In den Straßen Wiens.

Anatol. Gnädige Frau, gnädige Frau ...!

Gabriele. Wie? ... Ah, Sie sind's!

Anatol. Ja!... Ich verfolge Sie! – Ich kann das nicht mit ansehen, wie Sie all diese Dinge schleppen! – Geben Sie mir doch Ihre Pakete!

Gabriele. Nein, nein, ich danke! – Ich trage das schon selber!

Anatol. Aber ich bitte Sie, gnädige Frau, machen Sie mir's doch nicht gar so schwer, wenn ich einmal galant sein will –

Gabriele. Na – das eine da ...

Anatol. Aber das ist ja gar nichts ... Geben Sie nur... So ... das ... und das ...

Gabriele. Genug, genug – Sie sind zu liebenswürdig!

Anatol. Wenn man's nur einmal sein darf – das tut ja so wohl!

Gabriele. Das beweisen Sie aber nur auf der Straße und – wenn's schneit.

Anatol. ... Und wenn es spät abends – und wenn es zufällig Weihnachten ist – wie?

Gabriele. Es ist ja das reine Wunder, daß man Sie einmal zu Gesicht bekommt!

Anatol. Ja, ja ... Sie meinen, daß ich heuer noch nicht einmal meinen Besuch bei Ihnen gemacht habe –

Gabriele. Ja, so etwas Ähnliches meine ich!

Anatol. Gnädige Frau – ich mache heuer gar keine Besuche – gar keine! Und – wie geht's denn dem Herrn Gemahl? – Und was machen die lieben Kleinen? –

Gabriele. Diese Frage können Sie sich schenken! – Ich weiß ja, daß Sie das alles sehr wenig interessiert!

Anatol. Es ist unheimlich, wenn man auf so eine Menschenkennerin trifft!

Gabriele. Sie – kenne ich!

Anatol. Nicht so gut, als ich es wünschte!

Gabriele. Lassen Sie Ihre Bemerkungen! Ja –?

Anatol. Gnädige Frau – das kann ich nicht!

Gabriele. Geben Sie mir meine Päckchen wieder!

Anatol. Nicht bös sein – nicht bös sein!! – Ich bin schon wieder brav ... (Sie gehen schweigend nebeneinander her.)

Gabriele. Irgend etwas dürfen Sie schon reden!

Anatol. Irgend etwas – ja – aber Ihre Zensur ist so strenge ...

Gabriele. Erzählen Sie mir doch was. Wir haben uns ja schon so lange nicht gesehen ... Was machen Sie denn eigentlich? –

Anatol. Ich mache nichts, wie gewöhnlich!

Gabriele. Nichts?

Anatol. Gar nichts!

Gabriele. Es ist wirklich schad um Sie!

Anatol. Na ... Ihnen ist das sehr gleichgültig!

Gabriele. Wie können Sie das behaupten? –

Anatol. Warum verbummle ich mein Leben? – Wer ist schuld? – Wer?!

Gabriele. Geben Sie mir die Pakete! –

Anatol. Ich habe ja niemandem die Schuld gegeben ... Ich fragte nur so ins Blaue ...

Gabriele. Sie gehen wohl immerfort spazieren?

Anatol. Spazieren! Da legen Sie so einen verächtlichen Ton hinein! Als wenn es was Schöneres gäbe! – Es liegt so was herrlich Planloses in dem Wort! – Heut paßt es übrigens gar nicht auf mich – heut bin ich beschäftigt, gnädige Frau – genau so wie Sie! –

Gabriele. Wieso?!

Anatol. Ich mache auch Weihnachtseinkäufe! –

Gabriele. Sie!?

Anatol. Ich finde nur nichts Rechtes! – Dabei stehe ich seit Wochen jeden Abend vor allen Auslagefenstern in allen Straßen! – Aber die Kaufleute haben keinen Geschmack und keinen Erfindungsgeist.

Gabriele. Den muß eben der Käufer haben! Wenn man so wenig zu tun hat wie Sie, denkt man nach, erfindet selbst – und bestellt seine Geschenke schon im Herbst. –

Anatol. Ach, dazu bin ich nicht der Mensch! – Weiß man denn überhaupt im Herbst, wem man zu Weihnachten etwas schenken wird? – Und jetzt ist's wieder zwei Stunden vor Christbaum – und ich habe noch keine Ahnung, keine Ahnung –!

Gabriele. Soll ich Ihnen helfen?

Anatol. Gnädige Frau ... Sie sind ein Engel – aber nehmen Sie mir die Päckchen nicht weg ...

Gabriele. Nein, nein ...

Anatol. Also Engel! darf man sagen – das ist schön – Engel! –

Gabriele. Wollen Sie gefälligst schweigen?

Anatol. Ich bin schon wieder ganz ruhig!

Gabriele. Also – geben Sie mir irgendeinen Anhaltspunkt ... Für wen soll Ihr Geschenk gehören?

Anatol. ... Das ist... eigentlich schwer zu sagen...

Gabriele. Für eine Dame natürlich?!

Anatol. Na, ja – daß Sie eine Menschenkennerin sind, hab ich Ihnen heut schon einmal gesagt!

Gabriele. Aber was... für eine Dame? – Eine wirkliche Dame?!

Anatol. ... Da müssen wir uns erst über den Begriff einigen! Wenn Sie meinen, eine Dame der großen Welt – – da stimmt es nicht vollkommen ...

Gabriele. Also ... der kleinen Welt? ...

Anatol. Gut – sagen wir der kleinen Welt. –

Gabriele. Das hätt' ich mir eigentlich denken können ...!

Anatol. Nur nicht sarkastisch werden!

Gabriele. Ich kenne ja Ihren Geschmack ... Wird wohl wieder irgendwas vor der Linie sein – dünn und blond!

Anatol. Blond – gebe ich zu...!

Gabriele. ... Ja, ja ... blond ... es ist merkwürdig, daß Sie immer mit solchen Vorstadtdamen zu tun haben – aber immer!

Anatol. Gnädige Frau – meine Schuld ist es nicht.

Gabriele. Lassen Sie das – mein Herr! – Oh, es ist auch ganz gut, daß Sie bei Ihrem Genre bleiben ... es wäre ein großes Unrecht, wenn Sie die Stätte Ihrer Triumphe verließen ...

Anatol. Aber was soll ich denn tun – man liebt mich nur da draußen ...

Gabriele. Versteht man Sie denn ... da draußen?

Anatol. Keine Idee! – Aber, sehen Sie... in der kleinen Welt werd ich nur geliebt; in der großen – nur verstanden – Sie wissen ja ...

Gabriele. Ich weiß gar nichts ... und will weiter nichts wissen! – Kommen Sie ... hier ist gerade das richtige Geschäft ... da wollen wir Ihrer Kleinen was kaufen ...

Anatol. Gnädige Frau! –

Gabriele. Nun ja ... sehen Sie einmal ... da ... so eine kleine Schatulle mit drei verschiedenen Parfüms ... oder diese hier mit den sechs Seifen ... Patschuli ... Chypre ... Jockey-Club – das müßte doch was sein – nicht?!

Anatol. Gnädige Frau – schön ist das nicht von Ihnen!

Gabriele. Oder warten Sie, hier ...! – Sehen Sie doch ... Diese kleine Brosche mit sechs falschen Brillanten denken Sie – sechs! – Wie das nur glitzert! – Oder dieses reizende, kleine Armband mit den himmlischen Berloques ... ach – eins stellt gar einen veritablen Mohrenkopf vor! – Das muß doch riesig wirken ... in der Vorstadt! ...

Anatol. Gnädige Frau – Sie irren sich! Sie kennen diese Mädchen nicht – die sind anders, als Sie sich vorstellen ...

Gabriele. Und da ... ach, wie reizend! – Kommen Sie doch näher – nun – was sagen Sie zu dem Hut!? – Die Form war vor zwei Jahren höchst modern! Und die Federn – wie die wallen – nicht!? Das müßte ein kolossales Aufsehen machen – in Hernals?!

Anatol. Gnädige Frau ... von Hernals war nie die Rede ... und übrigens unterschätzen Sie wahrscheinlich auch den Hernalser Geschmack ...

Gabriele. Ja ... es ist wirklich schwer mit Ihnen – so kommen Sie mir doch zu Hilfe – geben Sie mir eine Andeutung –

Anatol. Wie soll ich das ...?! Sie würden ja doch überlegen lächeln – jedenfalls!

Gabriele. O nein, o nein! – Belehren Sie mich nur ...! Ist sie eitel – oder bescheiden? – Ist sie groß oder klein? – Schwärmt sie für bunte Farben ...?

Anatol. Ich hätte Ihre Freundlichkeit nicht annehmen sollen! – Sie spotten nur!

Gabriele. O nein, ich höre schon zu! – Erzählen Sie mir doch was von ihr!

Anatol. Ich wage es nicht –

Gabriele. Wagen Sie's nur! ... Seit wann ...?

Anatol. Lassen wir das!

Gabriele. Ich bestehe darauf! – Seit wann kennen Sie sie?

Anatol. Seit – längerer Zeit!

Gabriele. Lassen Sie sich doch nicht in dieser Weise ausfragen ...! Erzählen Sie mir einmal die ganze Geschichte ...!

Anatol. Es ist gar keine Geschichte!

Gabriele. Aber, wo Sie sie kennengelernt haben, und wie und wann, und was das überhaupt für eine Person ist – das möcht' ich wissen!

Anatol. Gut – aber es ist langweilig – ich mache Sie darauf aufmerksam!

Gabriele. Mich wird es schon...

Erscheint lt. Verlag 16.10.2014
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Anthologien
Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Die letzten Tage der Menschheit • Erotik • Heinrich Böll • Henry Miller • Hermann Bahr • Karl Kraus • Traumnovelle
ISBN-10 80-268-2507-1 / 8026825071
ISBN-13 978-80-268-2507-4 / 9788026825074
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