Die Kameliendame -  Alexandre Dumas

Die Kameliendame (eBook)

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2013 | 3. Auflage
431 Seiten
e-artnow (Verlag)
978-80-268-0054-5 (ISBN)
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Dieses eBook: 'Die Kameliendame' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Die Kameliendame (La dame aux camélias) ist ein Roman des französischen Autors Alexandre Dumas d. J. Er erschien 1848 in Paris und wurde zu einem der größten Erfolge des sonst im Schatten seines Vaters stehenden Autors. Wie auch andere Romane Dumas' d. J. beschäftigt sich das Buch mit der Pariser Halbwelt, der demi-monde, in der sich Dumas bewegte. Die Handlung der Kameliendame ist teilweise autobiografisch und erzählt die Geschichte seiner Begegnung als Zwanzigjähriger mit der Modistin und Kurtisane Marie Duplessis. Marie Duplessis war eine französische Kurtisane. Sie war das historische Vorbild für Alexandre Dumas (des Jüngeren) Roman- und Bühnengestalt 'Marguerite Gautier' (Die Kameliendame) und Giuseppe Verdis Violetta Valery (Oper La Traviata). Ab 1880 spielte die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt die Hauptrolle in der Kameliendame als Bühnendrama und feierte damit weltweit große Erfolge. Das Stück sollte zu ihrer Lebensrolle werden, die 1911 auch mit ihr verfilmt wurde; 1936 wurde es nochmals unter der Regie von George Cukor verfilmt, diesmal mit Greta Garbo und Robert Taylor in den Hauptrollen.

II.



Die Versteigerung war auf den 16. angesetzt. Man hatte einen Tag zwischen den Besuchen der Kauflustigen und der Versteigerung gelassen, um den Tapezierern Zeit zu geben, die Vorhänge, Tapeten u. dgl. abzunehmen.

Ich war damals eben von der Reise gekommen. Es war nicht sehr zu verwundern, daß man mir bei meiner Rückkehr in die Hauptstadt unter den Neuigkeiten den Tod Margaretens nicht als eine jener wichtigen Stadtneuigkeiten gemeldet hat, die man sonst von Freunden und Bekannten nach längerer Abwesenheit zu erfahren pflegt. Margarete war eine bekannte Schönheit, aber sie war im Grunde doch nur eine fille entretenue, und wie großes Aufsehen diese schonen Sünderinnen unter der Pariser Modewelt im Leben auch machen, so wenig wird ihr Tod beachtet. Es sind Sonnen, die ebenso glanzlos untergehen, wie sie aufgegangen sind. Sterben sie jung, so wird ihr Tod von allen ihren Geliebten zugleich vernommen, denn in Paris leben fast alle Verehrer einer bekannten Buhlerin auf dem freundschaftlichsten Fuße. Zehn Minuten, höchstens eine Stunde lang werden einige Ausdrücke des Bedauerns gewechselt und alle leben dann in ihrer gewohnten Weise fort, ohne daß ihnen die Nachricht eine Träne entlockt.

Wenn man in dieser Hauptstadt der zivilisierten Welt einmal das fünfundzwanzigste Jahr erreicht hat, so werden die Tränen eine zu seltene Ware, als daß man sie so leicht hingeben könnte. Höchstens werden nahe Verwandte, welche die Tränen mit ihrem Nachlaß bezahlen, nach Verhältnis des letzteren beweint.

Was mich betrifft, so stand mein Namenszug freilich auf keinem Schmuckkästchen Margaretens, ich hatte sie kaum gesehen und kannte sie nur, wie jeder junge Pariser die bekanntesten Modedamen kennt; aber jenes gleichsam instinktmäßige Mitleid, das ich soeben eingestanden habe, führte meine Gedanken öfter und länger auf ihren Tod zurück, als sie vielleicht verdiente.

Ich erinnerte mich, Margarete sehr oft in den Champs Elysées gesehen zu haben; sie pflegte dort täglich in einem eleganten blauen Coupé zu erscheinen. Es war mir auch erinnerlich, daß sie nicht nur eine seltene Schönheit gewesen war, sondern auch eine unter ihresgleichen keineswegs gewöhnliche äußere Distinktion gezeigt hatte.

Andere femmes entretenues pflegten auf ihren Spazierfahrten den Kopf beständig zum Schlage hinauszustecken und ihren Bekannten zuzulächeln. Sie tragen außerdem in ihrem Anzuge einen unglaublichen Luxus zur Schau, weshalb sich die wirklich distinguierten Damen äußerst einfach kleiden.

Dabei lassen sich jene Unglücklichen jederzeit von jemand begleiten. Da sich ein Mann nur höchst selten entschließt, ein Verhältnis, das den Schleier der Nacht erheischt, der Öffentlichkeit preiszugeben, und da ihnen die Einsamkeit unausstehlich ist, so fahren sie in Begleitung minder glücklicher »Freundinnen«, die keine Equipage haben, oder alter Buhlschwestern, an die man sich ohne Bedenken wenden kann, wenn man über die jüngeren, die sie begleiten, etwas Näheres zu erfahren wünscht.

Auf Margarete fanden diese allgemeinen Merkmale keine Anwendung. Sie saß immer allein in ihrem Wagen und war für die Vorübergehenden kaum sichtbar. Im Winter hüllte sie sich in einen großen Kaschmirschal, im Sommer trug sie sehr einfache Kleider; und obgleich sie auf der Promenade vielen ihrer Bekannten begegnete, so lächelte sie ihnen nur selten und so anständig und würdevoll zu, als ob sie eine Herzogin gewesen wäre.

So fuhr sie stets im schnellen Trabe durch die Alleen in das Boulogner Wäldchen. Dort stieg sie aus und ging eine Stunde spazieren; dann setzte sie sich wieder in ihr Coupé und kehrte ebenso schnell, wie sie gekommen war, nach Hause zurück.

Übrigens war ihr eleganter, geschmackvoller Wagen so bekannt, daß sich auf der Place Louis XV. meistens jemand befand, der auf den vorüberfahrenden Wagen deutete und sagte: »Da fährt Margarete in das Boulogner Wäldchen.«

Ich erinnere mich aller dieser Umstände, deren Zeuge ich zuweilen gewesen war, und ich beklagte den Tod Margaretens, wie man die gänzliche Zerstörung eines schönen Kunstwerkes stets beklagen muß.

Es war in der Tat auch unmöglich, eine reizendere Schönheit zu sehen, als Margarete Gautier. Sie war groß und vielleicht etwas zu schlank, aber sie besaß im höchsten Grade die Kunst, durch die Wahl und Anordnung ihres Anzuges dieses Versehen der Natur wieder gut zu machen. Ihr Schal, dessen Spitze den Boden berührte, ließ zu beiden Seiten die breiten Volants eines seidenen Kleides sehen, und der große Muff, in welchem sie ihre Hände versteckte, war mit so geschickt verteilten Falten umgeben, daß selbst ein sehr wählerisches Auge an den Umrissen ihrer Gestalt nichts auszusetzen hatte.

Das reizende Köpfchen war der Gegenstand einer besonderen Koketterie; es schien, wie Alfred de Musset sagen würde, von ihrer Mutter so gemacht zu sein, um recht sorgfältig gepflegt zu werden.

Das Gesicht bildete ein unbeschreiblich liebliches Oval. Die Augenbrauen waren so regelmäßig schön und rein, daß sie gemalt zu sein schienen, und die schwarzen Augen waren von langen Wimpern verschleiert, welche auf die sanft geröteten Wangen einen Schatten warfen. Die Nase war fein und edel geformt und gab dem ganzen Gesicht einen geistreichen Ausdruck. Der Mund, der durch keinen Ausdruck von seiner jungfräulichen Schönheit etwas einbüßte, verdiente wirklich, daß man stehen blieb, um ihn anzusehen. Die Haut hatte jenen zarten Flaum, auf welchem das glänzende Tageslicht spielt, wie auf dem Flaum der Pfirsiche, die noch keine Hand berührt hat.

Die glänzend schwarzen Haare waren in zwei breite Scheitel geteilt, welche, sich an den Augenbrauen vorüberziehend, am Hinterhaupte zusammengebunden waren und die Ohrläppchen sehen ließen, an welchen zwei Diamanten im Werte von acht-bis zehntausend Franks funkelten.

Dieses reizende Köpfchen hatte einen ganz kindlich-naiven Ausdruck; man hätte glauben können, diese großen, unschuldigen Augen hätten nie etwas anderes als den blauen Himmel angesehen und der Mund habe nur fromme Worte gesprochen und keusche Küsse gegeben.

Margarete hatte ihr Porträt von Vidal anfertigen lassen. Dieses ausgezeichnet schöne Bild hatte ich nach ihrem Tode einige Tage zu meiner Verfügung, und es war so wunderbar ähnlich, daß ich mich desselben bediente, um die Nachweisungen zu geben, für welche mein Gedächtnis vielleicht nicht ausgereicht haben würde.

Als ich ihre Wohnung besuchte, war dieses Bild nicht mehr da; ich sah nur das Seitenstück dazu, » 1a femme aux étoiles«, welches sie gekauft hatte.

Einige in diesem Kapitel enthaltene Nachrichten erfuhr ich erst später, aber ich führe sie hier mit an, um bei Margaretens Geschichte nicht wieder darauf zurückkommen zu müssen.

Margarete war bei allen ersten Vorstellungen zugegen und brachte jeden Abend im Theater oder auf Bällen zu. So oft ein neues Stück gegeben wurde, saß sie zuverlässig in einer Parterreloge. Drei Gegenstände lagen immer vor ihr: eine Lorgnette, ein Papier mit Zuckerwerk und ein Kamelienstrauß.

Fünfundzwanzig Tage hatte sie weiße Kamelien, an den übrigen fünf Tagen waren sie rot. Die Ursache dieses Farbenwechsels ist nie bekannt geworden; ich führe ihn nur an, ohne ihn erklären zu können; die Besucher der Theater, in denen sie am häufigsten war, und ihre Freunde haben ihn ebenfalls bemerkt.

Man hatte nie gesehen, daß Margarete andere Blumen trug als Kamelien; ich will jedoch nicht behaupten, daß sie nie andere Blumen bekommen hätte. Sie erhielt daher bei Madame Barjon, ihrer Blumenlieferantin, den Beinamen: »Die Dame mit den Kamelien« und diesen Beinamen hat sie behalten.

Dies war so ziemlich alles, was ich von ihr wußte, als mir der Besuch in ihre Wohnung Gelegenheit gab, mich an alle diese Umstände zu erinnern.

Außerdem wußte ich, wie alle in gewissen Kreisen lebenden jungen Pariser, daß Margarete die Geliebte der elegantesten jungen Männer gewesen war, daß sie es ganz offen sagte und daß die ersteren selbst sich dessen rühmten. Man war also gegenseitig aufeinander stolz.

Seit drei Jahren jedoch hatte, dem Gerüchte zufolge, nur ein fremder Kavalier, ein alter, außerordentlich reicher Herzog Zutritt bei ihr gehabt. Sie war mit demselben aus dem Badeort Bagnères nach Paris zurückgekehrt und aus Rücksicht gegen diesen neuen und einzigen Verehrer hatte sie, wie man sagte, mit ihren früheren Bekannten gebrochen.

Zum Lohne für diese achtungsvolle Rücksicht – denn das Alter des Herzogs erlaubte ihm nur diese zu belohnen – hatte er ihr die uns bereits bekannte Wohnung, ihre Equipage und Brillanten geschenkt, und sehr oft bemerkte man im Hintergrunde der Loge, in welcher Margarete saß, das Gesicht des Herzogs, der sich trotz seiner Verwandten nicht scheute mit ihr gesehen zu werden.

In dem letzten Jahre ihres Lebens war der alte Kavalier weit seltener zu ihr gekommen; und dennoch pflegte er sie sorgfältig in ihrer Krankheit, und als sie gestorben war, folgte er ihr zu Grabe.

Sie mußte wohl keine gewöhnliche Buhlerin gewesen sein, da ein Greis von so hohem Stande öffentlich den Beweis seiner Liebe zu ihr gab.

Über dieses Verhältnis erfuhr ich später folgendes. Margarete litt an einem Brustübel, welches sie schon einmal an den Rand des Grabes gebracht hatte. Die Pariser Winter mit den Bällen und Soupers hatten diese Krankheit immer mehr verschlimmert und zuletzt ganz unheilbar gemacht. Im Frühjahr 1842 war...

Erscheint lt. Verlag 3.12.2013
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alexandre Dumas d. J. • Die Dame mit den Kamelien • Die Kamelien Dame • Klassiker • Kurtisane • La dame aux camélias • Paris
ISBN-10 80-268-0054-0 / 8026800540
ISBN-13 978-80-268-0054-5 / 9788026800545
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