Das Sommerbuch (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
204 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-8387-5322-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Sommerbuch -  Tove Jansson
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Sophia und ihre Großmutter verbringen den Sommer auf einer winzigen Insel im finnischen Meerbusen. Die beiden streifen umher, plaudern, streiten, stellen Fragen. Zusammen mit ihnen erleben wir eine Welt voller kleiner Wunder - und eine rundum glückliche (Lese-)Zeit.

Tove Jansson, die Autorin der MUMIN-Geschichten, lässt viele ihrer eigenen Erfahrungen in dieses Buch einfließen. Ein poetischer und heiterer Roman, der den finnischen Sommer atmet.

'Es ist fast magisch zu nennen, Tove Jansson schreibt in einfachen Sätzen, gleichzeitig mit viel Nachhall. Die Lektüre ist wie ein Blick in ein klares, reines Gewässer, bei dem man plötzlich in die Tiefe schaut.' The Guardian



<p>Die Autorin und die Künstlerin <strong>Tove Jansson</strong> (1914-2001) ist berühmt geworden mit ihren <i><b>MUMIN</b></i>-Büchern, die in 35 Ländern erscheinen. <strong>DAS SOMMERBUCH</strong> ist einer von zehn Romanen, die sie für Erwachsene geschrieben hat, und inzwischen ein Klassiker.<br /></p>

Die Autorin und die Künstlerin Tove Jansson (1914-2001) ist berühmt geworden mit ihren Mumin-Büchern, die in 35 Ländern erscheinen. Das Sommerbuch ist einer von zehn Romanen, die sie für Erwachsene geschrieben hat, und inzwischen ein Klassiker.

Vorwort
von Esther Freud


Das Sommerbuch lässt sich in keine literarische Schublade stecken: Es ist eine Erzählung voller Abenteuer, Humor und Weisheit, und sie folgt auf wunderbar beobachtete Art und Weise dem Verlauf der Sommermonate. Es ist eine lebensbejahende Geschichte über jede Blume, über jedes empfindliche Moos, über alles, was sich auf einer abgelegenen Insel im Finnischen Meerbusen behaupten kann, über die unausgesprochene Liebe zwischen einer alten Frau und ihrer Enkeltochter. Gleichzeitig sind jedoch auch Tove Janssons Gedanken über das Sterben darin eingestreut.

Das Sommerbuch beginnt im Frühling, die sechsjährige Sophia wacht mitten in der Nacht auf und erinnert sich, dass sie ein Bett für sich alleine hat, weil ihre Mutter gestorben ist. Ihre Großmutter ist immer in ihrer Nähe, und obwohl sie alt, gebrechlich und ein bisschen tüdelig ist, steckt sie voller lebendiger Weisheit und Vorstellungskraft. In den kommenden Monaten wird sie Sophias Begleiterin sein. Die beiden streifen über die Insel, schlafen unter Sträuchern ein, plaudern über Religion »Gibt es im Himmel Ameisen?« – und diskutieren über das zweifelhafte Vergnügen, in einem Zelt zu schlafen. (Janssons Mutter hatte in Schweden dafür gekämpft, dass auch Mädchen das Recht bekamen, in der freien Natur zu zelten.) Sie verbringen viele Stunden im »Geisterwald«, sammeln rundherum alles vom Boden auf, räumen bis zu dem kleinsten Zweig alles auf. Sie finden einen Seehundschädel und legen ihn dorthin, wo er mit all seinen Zähnen in der Sonne glänzt. »Wann stirbst du?«, fragte das Kind. Und die Großmutter antwortete: »Bald. Das geht dich aber überhaupt nichts an.«

Tove Jansson schrieb Das Sommerbuch 1972, ein Jahr, nachdem ihre Mutter gestorben war. Zuerst war sie auf Reisen gegangen, um ihre Trauer zu verarbeiten, aber nach einigen Monaten kehrte sie auf ihre Insel im äußeren Schärengarten zurück, um zu schreiben. Das Sommerbuch war, soweit man es beurteilen kann, ihr Lieblingsbuch, und um es schreiben zu können, griff sie auf das zurück, was ihr am wertvollsten war. Ihre geliebte Mutter Signe Hammarsten, eine Grafikerin und Illustratorin, ihre junge Nichte Sophia, und das Haus auf der Insel, das sie gemeinsam mit ihrem Bruder Lars, Sophias Vater, gebaut und in dem sie so viele Sommer ihres Lebens verbracht hatte. Mittlerweile war sie bereits berühmt für ihre Mumin-Bücher und Comics, aber mit dem Sommerbuch, das im Norden als ein moderner Klassiker gefeiert wurde, gelang ihr der Durchbruch bei einem ganz neuen, erwachsenen Publikum.

Es ist ein freundlicher, warmer Tag auf der Halbinsel Pellinge, als ich an der Hafenmauer stehe und auf die echte Sophia warte, die mich mit ihrem Boot zur Insel hinüberfahren wird. Ich fühle mich unglaublich privilegiert, die Welt betreten zu dürfen, die diesem Buch als Inspiration gedient hat, und gehe mit großer Vorfreude an Bord. Die See sieht ruhig aus, als wir ablegen, aber der Wind weht uns entgegen, der Seegang wird rau, und das Boot stürzt hinter jedem Wellenberg hinab, tränkt uns in Gischt. Sophia, längst eine erwachsene Frau, ist in jedem Sommer ihres Lebens auf die Insel zurückgekehrt und kennt, wie nicht anders zu erwarten, keine Angst. »Ist es schon einmal gekentert?«, will ich fragen, aber da ich nur eine Antwort wirklich hören möchte, schweige ich lieber.

Zwanzig Minuten später legen wir an. Sophia geht routiniert zwischen langen Tauen vor Anker und hält gekonnt das Gleichgewicht, während sie das Boot festmacht. Wir laden die Schwimmwesten, die Zeitungen, die Lebensmittel und das Trinkwasser aus und waten zum Strand. »Geh nur vor«, ruft Sophia, also gehe ich über weiche graue Steine, betrete die Kühle einer Kiefernlichtung und stoße auf das Haus. Es ist das Haus, das Tove und Lars Jansson im Jahr 1947 gebaut haben, nachdem sie die Insel entdeckt hatten. Hier spielt das Sommerbuch, und ich erkenne sofort den Brennholzstapel und die steile Treppe wieder, die zum Zimmer der Großmutter hinaufführt, die verblichene blaue Farbe, das Fenster, das zu groß ist für die Wand, der Dachboden, in dem der Bademantel des Vaters aufbewahrt wird und in den Sophia sich zum Schmollen verkriecht. Dort ist die Schiebetür, der Ofen, der so wichtig für ihr Leben ist, und dahinter ein Fenster, das sich zu einem anderen Meeresarm öffnete. Ich gehe um eine Ecke des Hauses, und dort ist wieder das Meer. Ich habe nie erwartet, dass die Insel so klein ist.

Sophia setzt einen Kessel Wasser auf. Sie füttert die Katze und gießt gewissenhaft ihren Blumengarten. Ich lasse meine Tasche vor dem Haus stehen und gehe auf Entdeckungstour. Ich halte mich an die äußersten Ränder, umgehe die Felsen an der Nordspitze, klettere über Felsbrocken, kämpfe mich durch Gestrüpp, komme an einer winzigen Blumenwiese vorbei, dann an einer Trockengraswiese, gehe durch den Kiefernhain wieder hinauf und bin am Haus. Mir ist etwas seltsam zumute. Fast klaustrophobisch. Mein Spaziergang hat viereinhalb Minuten gedauert.

Um mich selbst zu beruhigen, denke ich an all die Dinge, die Sophia und ihre Großmutter in den langen, langsamen Monaten zwischen Frühling und Herbst auf dieser kleinen Insel unternehmen. Sie stellen Tierskulpturen her, schnitzen Boote aus Rinde, sie sammeln Beeren, Treibholz und Knochen. Sie zeichnen »Schreckliches«, erzählen Geschichten, bauen Venedig im Moortümpel nach, rudern zu den anderen Inseln hinüber, schlafen und schwimmen und reden. Die Großmutter lässt ihren Stock ins Wasser fallen, und Sophia klettert von einer Bake herunter, die zu betreten ihr Vater verboten hat, um ihn wieder herauszufischen: »Du kannst sehr gut klettern«, sagte die Großmutter streng. »Und mutig bist du auch, ich hab nämlich gesehen, dass du Angst gehabt hast. Soll ich es ihm erzählen, oder soll ich das bleiben lassen?« Sophia schob die eine Schulter hoch und guckte ihre Großmutter an. »Vielleicht reicht es, dass du es weißt«, sagte sie. »Aber auf dem Sterbebett kannst du es ja erzählen, damit es nicht verloren geht.«

Sophia hat Tee gemacht und sitzt auf der Terrasse. Sie erzählt mir von der Insel Klovharun, die weiter draußen am Rande des Archipels liegt und auf die Tove Jansson umgezogen war, als immer mehr Verwandte und Freunde auf die Insel ihrer Familie kamen. Sie zeigt auf etwas, und ich blinzele gegen die Sonne. Beinahe direkt voraus mache ich einen baumlosen Felsbrocken aus. Man könnte dort eine Flagge hissen, und es gäbe nichts, was den Blick davon ablenken würde. Ich kann gerade noch ein kleines, quadratisches Haus erkennen. Jansson hat dort von 1964 bis 1991 zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Tuulikki Pietelä jeden Sommer fünf Monate gelebt, bis ein Sturm die See so weit aufgepeitscht hatte, dass ihr Boot dabei zerstört wurde und sie sich im Alter von siebenundsiebzig Jahren ganz nach Helsinki zurückzog. Mittlerweile ist das Haus eine Art Museum, und bevor sie es verließen, haben die beiden Frauen ihre Becher und Teller und Kunstwerke arrangiert und die beiden Tische aufgeräumt und geputzt, nachdem sie das letzte Mal daran gearbeitet hatten. Sie haben sogar nützliche Hinweise für diejenigen, die es interessieren könnte, an die Wand geheftet, etwa ›Die Abzugsklappe bitte nicht schließen, da sie sonst rostet‹.

Sophia imprägniert die Gartenmöbel, ruft ihre Söhne mit dem Handy an (sie besuchen gerade Freunde auf einer Nachbarinsel) und bereitet geräucherten Fisch für das Abendessen vor. Ich sitze auf der Terrasse, lese noch einmal Das Sommerbuch und bewundere, wie Jansson Gebrauch von ihrer Umgebung macht, wie genau sie sich jedem Detail auf dem kleinsten Fleckchen Erde widmet. Ich erkenne die Landmarken wieder, die Schären, den Steinhaufen, die Insel, auf der ein Geschäftsmann ein neues Haus errichtet, was der Großmutter die Zornesröte ins Gesicht treibt.

Ganz spät noch gehen wir schwimmen. Schon seit wir angekommen sind, habe ich daran gedacht, im Meer zu baden, aber im Bewusstsein, dass es zu dieser Jahreszeit praktisch nie ganz dunkel wird, kann man sich dermaßen der Muße hingeben, dass wir es bis fast zehn Uhr abends vor uns herschieben. Die Luft ist grießig, das Wasser seidig und kalt. Um Mitternacht gehe ich nach draußen, um einen letzten Blick auf den Himmel zu werfen. Die Sonne hängt tieforange über dem Horizont, das Wasser funkelt azurblau, und ich begreife, warum die Finnen die Mittsommernacht mit Freudenfeuern und Feuerwerken feiern und keine einzige Minute dieses kostbaren Lichts dem Schlaf opfern wollen.

Am nächsten Tag fahren wir mit dem Boot nach Klovharun. Sophias Insel ist geradezu ein Paradies an Abwechslungsreichtum und Komfort, wenn man es mit der Schlichtheit von Toves letztem Refugium vergleicht. Das Haus besteht aus einem einzigen, quadratischen Raum, von dem eine Treppe hinunter zur Sauna führt, die sich über eine Felsspalte zum Meer öffnet. Über dem Haus, als hielten sie Wache, kreischen Seeschwalben bedrohlich, ihre Schnäbel gestreckt, jederzeit bereit, sich hinabzustürzen. Was für ein Mensch kann hier leben? Jemand, der von seiner Vorstellungskraft so sehr befeuert wird, den die See so inspiriert, der so grenzenlos kreativ ist, dass er Trost und Eingebung an einem Ort findet, den andere nur als einen nackten Felsen wahrnehmen. Der Schlüssel zum Haus hängt an einem Haken, und im Inneren befindet sich ein Gästebuch. Wir blättern es durch und betrachten die Namen und die Kommentare. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendjemand zu Besuch kommt, um seiner Bewunderung Ausdruck zu...

Erscheint lt. Verlag 13.6.2014
Übersetzer Birgitta Kicherer
Sprache deutsch
Original-Titel Sommarboken
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Altsein • Besonders • Biographie • Bücher • Erzählungen • Familie • Film • Finnland • Geschichtensammlung • helle Jahreszeit • Helsinki • interessant • Kindheit • Kino • Klassiker • Kurze Geschichten • Literatur • Moomin • Mumins • Novellen • Roman • Romane • Roman über Familienleben • Schweden • Skandinavien • Sommer • Sonstige Belletristik • Suomi • tove • Tove Film • Verfilmung
ISBN-10 3-8387-5322-4 / 3838753224
ISBN-13 978-3-8387-5322-5 / 9783838753225
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