Eingekerkerte und Ausbrecher (eBook)

(Komplettausgabe)
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2013 | 2. Auflage
449 Seiten
e-artnow (Verlag)
978-80-7484-167-5 (ISBN)

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Eingekerkerte und Ausbrecher -  Heinrich Conrad
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Dieses eBook: 'Heinrich Conrad: Eingekerkerte und Ausbrecher' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Die Abenteuer der Eingekerkerte und Ausbrecher: Freiherr Friedrich von der Trenck Fürst Peter Krapotkin Graf von Lavalette und seine Frau Masers de Latude Heinrich Conrad (1866 - 1919), auch Conradt, eigentlich Hugo Storm, war ein deutscher Schriftsteller, Verleger, Herausgeber und Übersetzer aus dem Italienischen und Französischen. Nach einem Bankrott, der ihn mit 100.000 Reichsmark verschuldete, verließ Conrad Anfang April 1898 Berlin mit unbekanntem Ziel, angeblich flüchtete er in die USA. Seit 1900 trat er auch als Übersetzer beispielsweise der Werke von Ralph Waldo Emerson und Henri Rochefort hervor. In Siena erschien im Selbstverlag und ohne Jahresangabe seine Übersetzung der Bilder aus dem Privatleben der römischen Cäsaren von Pierre-François Hugues d'Hancarville. Für den Stuttgarter Verlag Robert Lutz übertrug er Meisterwerke von Fritz Reuter ins Hochdeutsche. Hier und in anderen Verlagen erschien die gemeinsam mit Hanns Heinz Ewers betreute Reihe Rara. Eine Bibliothek des Absonderlichen. Bekannt wurde er unter dem Namen Heinrich Conrad auch in München. Er fand Arbeit als Lektor beim Verlag von Georg Müller, für den er weitere Reihen erotischer und kulturgeschichtlich interessanter Literatur konzipierte und den er auch in Fragen der Buchgestaltung beriet. Inhalt: Vorwort Freiherr Friedrich von der Trenck Fürst Peter Krapotkin Graf von Lavalette und seine Frau Masers de Latude

Fürst Peter Krapotkin




Fürst Peter Krapotkin ist 1842 in Moskau geboren. Er wurde im kaiserlichen Pagenkorps in St. Petersburg erzogen und dann Offizier eines Kosakenregiments in Sibirien; dort quittierte er den Militärdienst 1867 und widmete sich den Wissenschaften, vorzüglich der Geographie und Geologie. Sein ideales, für das Unglück anderer tief empfängliches, zu allen persönlichen Opfern stets bereites Wesen führte ihn in die soziale Reformbewegung. Als Angehöriger des Tschaykowsky-Kreises, der die sozialistische Propaganda heimlich unterm Volke trieb, wurde der Fürst verhaftet. — Die Schilderung seiner Flucht entnehme ich seiner Selbstbiographie, die deutsch unter dem Titel »Memoiren eines Revolutionärs« in zwei Bänden erschienen ist.

C.


In den zwei nächsten Jahren, von denen ich nun zu reden habe, wurden in Petersburg wie in den Provinzen viele Verhaftungen vorgenommen. Es verging kein Monat, ohne daß wir nicht einen oder den andern unserer Freunde verloren oder von dem Verschwinden verschiedener Mitglieder aus den Provinzialgruppen gehört hätten. Gegen Ende des Jahres 1873 häuften sich die Verhaftungen immer mehr. Im November drang die Polizei plötzlich auch in eines unserer Hauptversammlungslokale in einer Petersburger Vorstadt. Wir verloren damals die Perowskaja und drei andere Freunde und mußten fürs erste alle unsere Beziehungen zu den Arbeitern dieser Stadtgegend abbrechen. Wir gründeten darauf etwas weiter von der Stadt entfernt einen neuen Agitationsherd, mußten ihn aber bald wieder aufgeben. Die Wachsamkeit der Polizei steigerte sich, es konnte sich kein Student mehr unbemerkt in einem Arbeiterviertel zeigen, und überall waren die Arbeiter von Spähern umgeben, die ihr Tun und Treiben scharf kontrollierten. Wir drei, Dmitri Kelnitz, Sergei und ich, kamen in unsern Schafspelzen und mit unsern unverdächtigen Mienen immer glücklich durch und dachten nicht daran, den gefährlichen Boden zu meiden. Doch wurden Dmitri und Sergei, deren Namen in den Arbeitervierteln weithin bekannt geworden waren, von der Polizei eifrig gesucht, und hätte man sie zufällig bei einer nächtlichen Haussuchung in der Wohnung eines Freundes gefunden, so wäre ihre Verhaftung sofort erfolgt. Zu manchen Zeiten mußte Dmitri jeden Tag nach einem Platze herumsuchen, wo er die Nacht verhältnismäßig sicher zubringen könnte.

In den ersten Tagen des Januars 1874 ging uns ein weiterer Versammlungsort verloren, der den Mittelpunkt unserer Agitation unter den Webern gebildet hatte. Einige von unseren tätigsten Mitgliedern verschwanden hinter den Toren der geheimnisvollen Dritten Abteilung. Unser Kreis wurde enger und allgemeine Versammlungen immer schwieriger. Wir machten daher die äußersten Anstrengungen, neue Vereinigungen von jungen Männern zu bilden, die unser Werk fortsetzen könnten, wenn wir alle verhaftet wären. Tschaykowsky befand sich bereits im Süden, und Dmitri und Sergei wurden von uns geradezu mit Gewalt gezwungen, Petersburg gleichfalls zu verlassen. Es blieben nur fünf oder sechs von uns zurück, die nun alle Arbeit unseres Kreises auf sich nehmen mußten. Auch ich hatte die Absicht, sobald ich meinen Bericht an die Geographische Gesellschaft zum Vortrag gebracht hätte, nach dem Südwesten Rußlands zu gehen und dort eine Art Landliga, ähnlich der, die in Irland am Ende der siebziger Jahre so mächtig geworden ist, zu gründen.

Nachdem es zwei Monate verhältnismäßig ruhig gewesen war, erfuhren wir Mitte März, daß so ziemlich der ganze Verein der Maschinisten verhaftet worden sei und mit ihnen auch ein junger Mann, Namens Nisowkin, ein früherer Student, der unglücklicherweise ihr Vertrauen besaß, von dem wir aber überzeugt waren, er würde sich bald durch Verrat alles dessen, was er über uns wußte, freizumachen suchen. Außer Dmitri und Sergei kannte er Serdukow, den Gründer des Kreises, und mich, und wir machten uns daher darauf gefaßt, er würde, sobald man ihn mit Fragen drängte, unsere Namen nennen. Ein paar Tage darauf verhaftete man ferner zwei Weber, höchst unzuverlässige Burschen, die sogar ihren Kameraden gehöriges Geld unterschlagen hatten, und die mich unter dem Namen Borodin kannten. Es war nicht zu zweifeln, daß diese sofort die Polizei auf die Spur Borodins, des Mannes in Bauerntracht, der bei den Weberversammlungen das Wort führte, bringen würden. Es dauerte nun keine Woche mehr, so waren alle Mitglieder unseres Kreises außer Serdukow und mir verhaftet.

Auch uns blieb hiernach nichts anderes übrig, als aus Petersburg zu flüchten, aber gerade das wollten wir nicht. Wir dachten an unsere umfassende Organisation zum Druck unserer Flugschriften im Auslande und zur Einschmuggelung derselben in Rußland, an das Netzwerk von geheimen Vereinen, eigenen Landgütern und sonstigen Agitationsherden auf dem Lande in fast vierzig (von den insgesamt fünfzig) Provinzen des europäischen Rußland, mit denen wir in Korrespondenz standen, nachdem wir sie erst mühsam in den letzten zwei Jahren gegründet hatten, wir dachten endlich auch an unsere Arbeitergruppen in der Hauptstadt und unsere hier, in Petersburg, noch bestehenden vier Agitationsherde. Wie konnten wir dies alles im Stiche lassen, ehe wir Männer gefunden hatten, die unsere Beziehungen und die Korrespondenz aufrecht erhielten? Wir, Serdukow und ich, beschlossen daher, in unseren Kreis zwei neue Mitglieder aufzunehmen und ihnen die Arbeit zu übertragen. Jeden Abend trafen wir uns in verschiedenen Stadtteilen, und da wir niemals schriftliche Verzeichnisse von Adressen oder Namen führten, — nur die Schmuggeladressen waren chiffriert an einem sicheren Platze hinterlegt — so mußten wir unsere neuen Mitglieder Hunderte von Namen und Adressen und ein Dutzend Chiffren lehren, die wir solange wiederholten, bis sie unsere beiden Freunde auswendig kannten. So gingen wir allabendlich die ganze Karte von Rußland durch. Hierbei verweilten wir besonders lange auf der Westgrenze, wo eine große Zahl von Männern und Frauen zu merken war, welche Bücher von den Schmugglern in Empfang nahmen, sowie in den Ostprovinzen, wo wir unsere Hauptniederlassungen besaßen. Darauf hatten wir, natürlich immer in Verkleidung, die neuen Mitglieder bei unsern Gönnern in der Stadt und bei den noch nicht verhafteten Mitgliedern einzuführen.

Unter diesen Umständen galt es, aus der eigenen Wohnung zu verschwinden und irgendwo sonst in Petersburg unter einem angenommenen Namen aufzutauchen. Serdukow hatte denn auch sein Zimmer geräumt; da er aber keinen Paß besaß, hielt er sich bei Freunden verborgen. Ich hätte dasselbe tun sollen, wurde aber durch einen besonderen Umstand daran gehindert. Ich hatte nämlich soeben meinen Bericht über die Eisformation in Finnland und Rußland beendet, und dieser Bericht sollte in einer Sitzung der Geographischen Gesellschaft zum Vortrag kommen. Die Einladungen waren schon erfolgt, doch zufällig hatten die beiden Petersburger geologischen Gesellschaften auf den bestimmten Tag eine gemeinsame Sitzung anberaumt und ersuchten deshalb die Geographische Gesellschaft, die Vorlesung meines Berichtes um eine Woche zu verschieben. Man wußte, ich wollte bestimmte Ideen über die Ausdehnung der Vereisung bis über das mittlere Rußland entwickeln, eine Annahme, die unsere Geologen mit Ausnahme meines Freundes und Lehrers, Friedrich Schmidt, für viel zu weitgehend hielten und darum einer gründlichen Diskussion zu unterwerfen gedachten. Ich mußte daher noch eine Woche länger in meiner Wohnung aushalten.

Fremde trieben sich um mein Haus herum und drangen unter allerhand unglaublichen Vorwänden in mein Zimmer; so wollte einer angeblich einen Wald auf meiner Tambower Besitzung kaufen, die doch in einer völlig baumlosen Gegend gelegen war. Auch bemerkte ich in meiner Straße — der vornehmen Morskaja — einen von den erwähnten verhafteten Webern und erkannte daraus ganz klar, daß es auf mein Haus abgesehen war. Trotzdem mußte ich tun, als wäre alles in Ordnung, da ich am folgenden Freitag abends in der Sitzung der Geographischen Gesellschaft erscheinen sollte.

Die Sitzung kam, die Diskussionen waren sehr belebt, und zum mindesten war eines hierbei gewonnen: man erkannte an, daß alle früheren Theorien über die Diluvialzeit in Rußland jeder Grundlage entbehrten, und daß die ganze Frage aufs neue in Angriff genommen werden müßte. Ich hatte die Genugtuung, unsern maßgebenden Geologen, Barbot de Marny, sagen zu hören: »Vereisung oder nicht; so viel müssen wir zugeben, meine Herren, daß alles, was bisher über die Wirkung schwimmender Eisberge behauptet worden ist, erst noch eines auf wissenschaftlicher Forschung beruhenden Beweises harrt.« Im Verlaufe der Sitzung schlug man mich zum Vorsitzenden der Sektion für physische Geographie vor, während ich mich fragte, ob ich nicht noch dieselbe Nacht in einem Gefängnisse der Dritten Abteilung zubringen würde.

Es wäre das beste gewesen, gar nicht in meine Wohnung zurückzukehren, aber ich fühlte mich nach den Anstrengungen der letzten Tage zu angegriffen, und meine Müdigkeit trieb mich heim. Die Polizei erschien am Abend nicht. Ich sah noch alle meine Papiere durch, vernichtete, was irgend jemanden hätte kompromittieren können, packte meine Sachen und bereitete alles zum Verlassen der Wohnung vor. Ich wußte, daß man meine Zimmer beobachtete, hoffte aber, die Polizei würde sich, wenn überhaupt, erst sehr spät einstellen, und ich könnte mich im Dunkeln unbemerkt entfernen. Als ich mich im Finstern aufmachte, sagte eins von den Dienstmädchen zu mir : »Sie tun besser, wenn Sie die Dienertreppe hinuntergehn.« Ich verstand, was sie sagen wollte, ging schnell diese...

Erscheint lt. Verlag 16.8.2013
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Biografien • romanhaft
ISBN-10 80-7484-167-7 / 8074841677
ISBN-13 978-80-7484-167-5 / 9788074841675
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