Im Meer schwimmen Krokodile - (eBook)

Eine wahre Geschichte -

(Autor)

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2011 | 1. Auflage
192 Seiten
Knaus (Verlag)
978-3-641-05480-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Meer schwimmen Krokodile - -  Fabio Geda
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Die wahre Geschichte eines afghanischen Flüchtlingskindes, die uns den Glauben an das Gute zurückgibt
Als der 10-jährige Enaiat eines Morgens erwacht, ist er allein. Er hat nichts als die Erinnerungen an seine Familie und drei Versprechen, die er seiner Mutter noch am Abend zuvor gegeben hat. Auf der Suche nach einem besseren Leben begibt er sich auf eine jahrelange Odyssee durch viele Länder, immer Richtung Europa. Er reist auf Lastwagen, muss hart arbeiten, lernt das Leben von seiner grausamen Seite kennen. Und trotzdem bleibt er voller Zuversicht, denn er hat den unerschütterlichen Willen, das Glück zu finden ...

Die erweiterte Neuausgabe enthält ein exklusives Interview mit Fabio Geda und dem (inzwischen über 30jährigen) Enaiatollah Akbari, Hintergrundinformationen über die Erfolgsgeschichte des Buches sowie Anregungen für Diskussionen im Schulunterricht oder in Lesekreisen.

Fabio Geda, 1972 in Turin geboren, veröffentlichte mehrere Romane. Bei einer Lesung lernte er eines Abends Enaiatollah Akbari kennen, der ihm seine Geschichte erzählte. Ihr gemeinsames Buch 'Im Meer schwimmen Krokodile' eroberte in Italien die Bestsellerlisten und verhalf seinem Autor auch international zum Durchbruch: Der Roman erschien in 18 Ländern.

Griechenland (S. 82-83)

Gegen Mitternacht wurde das Meer unruhig. Wir ruderten schnell, aber ohne uns Kommandos zu geben wie die Profis. Die haben nämlich jemanden hinter oder vor sich, der und eins und zwei, und eins und zwei sagt, damit alle im Takt rudern. Doch das konnten und wollten wir nicht, ja wir hatten sogar Angst zu niesen, was in unserem halbnackten Zustand gar nicht mal so unwahrscheinlich war. (Unsere Kleider und die anderen Sachen hatten wir in Plastiktüten verpackt und diese mit Klebeband verschlossen, damit kein Wasser hineinkam). Wie fürchteten uns also bereits davor zu niesen, aus Angst, der Radar der Küstenwache könnte unser Niesen inmitten der Schaumkronen orten. Man hatte uns gesagt, dass wir Griechenlands Küste bei schnellem Rudern in zwei, drei Stunden erreichen würden.

Dabei war allerdings nicht das viele Wasser mit eingerechnet, das uns ins Boot schwappte. Als das Meer zu tosen begann und auf uns einprasselte, als würde es regnen, nahm ich eine Wasserflasche, halbierte sie mit den Zähnen, um eine Schale daraus zu machen, und befahl Hussein Alì: Lass den Flicken los, schöpf das Wasser zurück ins Meer. Wie denn? Hiermit, sagte ich und zeigte ihm die halbierte Flasche. Im selben Moment entriss sie mir eine Welle, so als hätte sie zugehört und wäre nicht damit einverstanden. Ich stellte eine zweite Schale her, nahm Hussein Alìs Hand und legte sie um die Schale.

Hiermit, sagte ich erneut. Wir ruderten und ruderten. Aber warum hatten wir dann das Gefühl, als kämen wir gar nicht vorwärts, ja, als machten wir sogar kehrt? Zu allem Überfluss behinderten uns auch noch die Reifenschläuche, die wir als Rettungsringe mitbekommen hatten. Zu dumm, dass wir sie mit langen Seilen am Schlauchboot befestigt hatten, weil wir dachten, sie könnten uns beim Rudern stören. Jetzt, wo es stürmte, hob sie der Wind in die Höhe und verwandelte sie in Luftballons, die das Schlauchboot kreiseln und schlingern ließen.

Manchmal trieben uns die Strömung, der Wind oder die Wellen wieder in Richtung türkische Küste – so kam es uns wenigstens vor: Wir wussten nicht mehr genau, wo die Türkei und wo Griechenland lag, so dass der kleine Hussein Alì, ohne auch nur eine Sekunde aufzuhören, Wasser aus dem Schlauchboot zu schöpfen, sagte: Ich weiß, warum wir nie in Griechenland ankommen werden. Ganz einfach, weil das Meer in diese Richtung ansteigt. Er sagte es mit einer äußerst kläglichen Stimme. An der Küste stand ein Leuchtturm. Er war unser Anhaltspunkt. Aber irgendwann sahen wir ihn nicht mehr.

Die Wellen waren dermaßen hoch, dass sie ihn verdeckten, und da begann Hussein Alì zu kreischen und völlig auszuflippen. Wir sind so groß wie ein Walfischzahn, sagte er. Die Wale werden uns fressen. Und wenn sie uns nicht fressen, dann die Krokodile, auch wenn ihr behauptet, dass es keine gibt. Wir müssen umkehren, wir müssen umkehren! Ich sagte: Ich kehre nicht um. Wir sind gleich in Griechenland, und wenn nicht, haben wir bestimmt schon die Hälfte der Strecke hinter uns. Da ist es auch egal, ob wir jetzt umkehren oder nicht. Außerdem sterbe ich lieber draußen auf dem Meer, als den Weg, den wir bereits hinter uns haben, erneut zurückzulegen.

Erscheint lt. Verlag 1.4.2011
Übersetzer Christiane Burkhardt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Nel mare ci sono i cocodrilli
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte ab 12 • Afghanistan • eBooks • Erinnerungen • Flüchtlinge • Flüchtlingskind • Flüchtlingswelle • Glück • Iran • Italien • Junge • Migration • Pakistan • Reise • Roman • Schmuggel • Schullektüre • Taliban • Versprechen • wahre Begebenheiten • Wahre GEschichte • weltflüchtlingstag • Zusatzmaterial
ISBN-10 3-641-05480-X / 364105480X
ISBN-13 978-3-641-05480-9 / 9783641054809
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