66,6 Metal Stories (eBook)
192 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-2506-5 (ISBN)
Andrea Leim schreibt seit mehr als 20 Jahren für verschiedene Redaktionen, überwiegend im Musikbereich. Auch ihre Freizeit verbringt sie am liebsten bei Konzerten oder Festivals. Zu Hause rockt ein kleiner Lockenkopf ihr Leben als Mama. Christof Leim kam mit dem KISS-Debüt auf die Welt und erhielt seine erste Gitarre, als Zakk Wylde bei Ozzy Osbourne einstieg. Später war er Chefredakteur des Musikmagazins »Metal Hammer«. Heute schreibt und spricht er für verschiedene Medien, steht mit seinem Spoken-Word-Programm »Rock Stories« auf der Bühne und spielt Gitarre bei Heavysaurus. Andrea Leim arbeitet seit mehr als 25 Jahren für diverse Redaktionen, lange Zeit als Ressortleiterin für Tageszeitungen in Berlin und im Ruhrgebiet. Heute agiert sie überwiegend im Musikbereich und ist Chefredakteurin des Wacken-Open-Air-Magazins »The Bullhead«. Außerdem schreibt sie regelmäßig für »Zeit Leo«, »Zeit Online« und die »WAZ«.
Andrea Leim schreibt seit mehr als 20 Jahren für verschiedene Redaktionen, überwiegend im Musikbereich. Auch ihre Freizeit verbringt sie am liebsten bei Konzerten oder Festivals. Zu Hause rockt ein kleiner Lockenkopf ihr Leben als Mama. Christof Leim kam mit dem KISS-Debüt auf die Welt und erhielt seine erste Gitarre, als Zakk Wylde bei Ozzy Osbourne einstieg. Später war er Chefredakteur des Musikmagazins »Metal Hammer«. Heute schreibt und spricht er für verschiedene Medien, steht mit seinem Spoken-Word-Programm »Rock Stories« auf der Bühne und spielt Gitarre bei Heavysaurus. Andrea Leim arbeitet seit mehr als 25 Jahren für diverse Redaktionen, lange Zeit als Ressortleiterin für Tageszeitungen in Berlin und im Ruhrgebiet. Heute agiert sie überwiegend im Musikbereich und ist Chefredakteurin des Wacken-Open-Air-Magazins »The Bullhead«. Außerdem schreibt sie regelmäßig für »Zeit Leo«, »Zeit Online« und die »WAZ«.
2
Trivia
Verrückte Fakten für Nerds, Experten und Musikliebhaber
♫ »Tell me a story, will ya, will ya?
A real good story!« ♫
Mit dem Corpsegrinder auf Kuschel(tier)kurs
Der Mann hat eine Statur wie eine Schrankwand und brüllt wie ein wütender Braunbär aus der Hölle. Nicht mal Shrek oder der Hulk haben einen so massiven Nacken, und die Texte seiner Band Cannibal Corpse sollte man keinesfalls kleinen Kindern zum Einschlafen vorlesen. Und doch dreht sich das Leben von George »Corpsegrinder« Fisher oft um knuffige kleine Plüschtiere.
Mindestens ein halbes Dutzend der Veröffentlichungen von Cannibal Corpse stehen in Deutschland auf dem Index. Songs und Alben tragen so lebensbejahende Titel wie »Butchered At Birth« (»Bei der Geburt zerhackt«), Violence Unimagined (»Undenkbare Gewalt«) oder schlicht Kill (»Töte«). Die Texte befassen sich mit Serienmördern, Folter, Kannibalismus oder Nekrophilie, sie sind für ihre explizite Beschreibung von Gewalt und Gore bekannt und könnten womöglich, ganz vielleicht, eventuell von empfindlicheren Seelen als irritierend empfunden werden. Anders gesagt: Cannibal Corpse wirken auf die freundlichen Nachbarn aus der Reihenhaussiedlung wie das Sinnbild des blanken, bluttriefenden und natürlich gemeingefährlichen Horrors. Und das finden die Musiker auch ganz in Ordnung. Denn schlussendlich stecken in Death Metal eben die makabren, brutalen Seiten des Daseins – oder einfach ein vertonter Splatter-Film.
Abseits der Bühne sieht es aber beim furchterregenden Sänger der Band, der den Künstlernamen Corpsegrinder (zu Deutsch: Leichenzermahler) wählte, ganz anders aus: Im wahren Leben ist George Fisher nämlich ein echter Softie mit einem riesigen Herz aus und für Plüsch. Und zwar besonders dann, wenn dieser Plüsch aus einer Greifarmmaschine kommt. Ihr wisst schon, diese Spielautomaten, bei denen man einen Greifarm über einen Berg aus Kuscheltieren oder Spielzeugen bewegt und versucht, eins davon zu schnappen – meistens vergeblich, weil die Greifer sich erstens nur eingeschränkt bewegen lassen und sie zweitens das knuffige Spielzeug oft nicht halten können.
In Ocean City, Maryland, wo seine Eltern lebten, gab es einen solchen Greifautomaten mit kleinen Spielzeugen drin, erinnert sich Fisher in einem Interview mit Metal Injection. Ein Spiel kostete damals nur 10 Cent, weshalb er und seine Kumpels andauernd zockten. Mit Cannibal Corpse und der vielen Tourerei nahm das sogar noch zu, denn an vielen Raststätten in den USA gibt es solche Greifarmmaschinen, in denen heute meist Plüschwesen stecken. Wenn der Corpse-Tourbus also einen Stopp einlegt und die anderen Musiker die Zeit nutzen, um zu duschen oder zu essen, schafft es unser Mann nach eigenen Angaben höchstens auf die Toilette, bevor er umgehend zu den Maschinen marschiert. »Die Dusche kann mich dann mal, ich will nur zocken«, sagt er im Interview mit Metal Injection. Dann daddelt er regelmäßig so lange, bis der Busfahrer nervös wird. Sein einziges Ziel: gewinnen! Neue Fellfreunde abgreifen! Dabei folgt Fisher einer Regel: Niemals jubeln, bevor das Plüschtier nicht wirklich ihm gehört. Denn wie der Greifarmkönner weiß, passiert es zu oft, dass der kunstfertig hochgehobene Preis auf dem Weg zum Ausgabeschacht wieder runterfällt. Und selbst eine Krallenkoryphäe wie George Fisher kann sich über solche Fehlgriffe nach eigenen Aussagen immer noch richtig ärgern. Allerdings freut er sich auch tierisch, wenn er gewinnt, ganz besonders dann, wenn die Maschine es ihm extra schwer gemacht hat.
Für »extra schwer« sorgen dabei genau genommen nicht die Geräte, sondern ihre Betreiber. Kurzer Geschichts- und Fakteneinwurf dazu: Greifautomaten gibt es seit 1965 und laut Wikipedia greift die Kralle unterschiedlich stark zu, sodass Fehlgriffe auch bei guter Stellung der Greifer möglich sind. Die Stärke der Kralle kann nämlich vom Automatenaufsteller selbst eingestellt werden, beispielsweise auf »zufallsgesteuert« oder darauf, dass eine vorgegebene Gewinnrate nicht überstiegen wird. (Man kann also vermutlich von Glück reden, dass die Verantwortlichen dem Corpsegrinder nie persönlich gegenüberstehen, wenn er wieder einmal verliert. Womöglich würde er sie mit seiner berühmten »Mosh-Windmühle« – also: Headbangen mit im Kreis fliegenden Haaren – ummähen oder kurzerhand in die Verdammnis brüllen.)
Weil der 1970 geborene Frontmann, der sich schon früh für Comics und Horrorszenarien interessierte, viel Zeit an den Maschinen verbringt, gewinnt er auch häufig – so häufig, dass er regelrecht zum Kuscheltiersammler wird und irgendwann Säcke voller Fellfiguren im Tourbus mitfahren. Als die Band schließlich in einem Club spielt, der um Spielzeugspenden für bedürftige Kinder bittet, bekommt Fishers Hobby einen tieferen Sinn: Der Sänger verschenkt seine flauschigen Trophäen kurzerhand und startet in dem Moment eine kuschelig-süße Tradition. Seitdem spenden er und seine Frau Stacey regelmäßig Plüschtiere an Einrichtungen wie Kinderkrankenhäuser oder Vorschulen.
Über die Jahre hat sich die Spielfreude des Familienmenschen erweitert: Mit seiner Frau Stacey und manchmal noch begleitet von den beiden Töchtern besucht er regelmäßig Vergnügungsparks, ganz besonders oft einen in der Nähe seiner Wohnadresse. Dort geht es dann nicht nur an die Greifarmmaschinen, sondern auch an die Ringwurfbude. Das Ergebnis: Gewinne, Gewinne, Gewinne! Große, kleine, winzige und völlig überdimensionierte Kuscheltiere tragen die Fishers nach Hause und sammeln sie für die nächste Spendenaktion. Die Fans unterstützen Familie Corpsegrinder dabei tatkräftig: Zu Meet and Greets oder Autogrammstunden bringen viele mittlerweile Plüschtiere mit. Könnte man deshalb sagen, dass Cannibal Corpse die kuscheligsten Fans im Death Metal haben? Wir wagen es nicht, aber charmant finden wir den Gedanken durchaus.
Die Sache mit dem Nacken
George Fisher ist kein Leichtgewicht, sondern gebaut wie ein Wrestler einer ziemlich hohen Gewichtsklasse. Das verleiht seinem Auftreten natürlich eine gewisse Wirkung, und wenn der Mann die bereits erwähnte »Windmühle« auspackt, klappen Kinnladen herunter. Vor allem aber fällt sein unglaublich massiver und breiter Nacken auf.
Corpsegrinder sagt selbst, sein Hals sei breiter als sein Kopf auf Höhe der Ohren. Dem britischen Metal Hammer erzählte er mal, dass ein Kumpel dafür eine passende Beschreibung gefunden habe. Der sagte nämlich, Fisher habe keinen Kopf, er habe einen »Hals mit Lippen«. In einem Radiointerview mit Sirius XM berichtet der Sänger sogar, dass er bei den meisten seiner Shirts den Kragen rausschneiden muss, damit sie ihm passen. Und wenn bei Konzerten wieder einmal Security-Leute oder andere Bodybuilder fragen, wie er es geschafft hat, seinen Hals so voluminös werden zu lassen, werden sie folgende Antwort erhalten: Reign In Blood von Slayer hören und ganz viel headbangen.
Zwar hat Fisher in seiner Jugend mit Freunden ausgiebig trainiert und Gewichte gestemmt, aber damals waren Hals und Nacken trotzdem noch deutlich schmaler. Mit dem Gewichtheben ist es schon länger vorbei, doch die Kragenweite wächst weiter. Seine einzige regelmäßige Betätigung, die auch den Hals betrifft: natürlich headbangen. Insbesondere die »Windmühle« scheint auf die Muskulatur am Hals zu wirken. Womit bewiesen wäre: Metal macht Muckis!
Corpsegrinder und … Cher?
Als Sänger einer der größten Death-Metal-Bands der Welt kommt man ganz schön rum, und das nicht nur in dunkle Metal-Bunker und auf Extremkrach-Festivals. Denn der Corpsegrinder, König aller Hälse und Greifarme, Gemetzeltexter und grunzender Brüllwürfel, hing auch schon mit Cher ab. Ja, mit der Cher: Sängerin, Schauspielerin, Showbusiness-Ikone seit Dekaden. Und sie hat ihn sogar ordentlich auflaufen lassen.
Wie das kommt, erzählt der Sänger in einem Interview mit Loudersound: Chers Sohn Elijah Blue Allman singt in der Industrial-Metal-Truppe Deadsy und ist großer Cannibal-Corpse-Fan. Deshalb bittet er die Band irgendwann Anfang der Zweitausender, auf seiner Geburtstagsparty im Viper Room in Los Angeles zu spielen. Vorher lädt Elijah den Corpsegrinder und seine Frau in die Villa seiner Mutter ein. Die Hausherrin ist nicht zugegen, sondern beim Shopping – was Fisher etwas süffisant kommentiert, aber gelassen nimmt: Die Sängerin zu treffen, fände er zwar cool, aber seine Idole heißen King Diamond oder Chuck Billy. Irgendwann tippt ihm seine Frau Stacey jedoch immer wieder auf den Arm und flüstert schließlich nur: »Cher!« Die Ikone war doch noch eingetroffen.
Cher erweist sich als äußerst nett, bereitet Essen für alle zu und kommt sogar zur Show in den Club auf dem Sunset Strip in Hollywood. Als Fisher sich anschließend dafür entschuldigt, dass sie Cannibal Corpse hören musste, winkt Cher ab und antwortet, dass ihr das gefallen habe. Das nimmt er ihr nicht so richtig ab und fordert sie auf, die internationale Metal-Handgeste, die »Pommesgabel« oder devil horns, zu machen. Doch Cher lacht nur: »Schätzchen, ich war schon Metal, bevor du geboren wurdest.«
Wie die Black-Metal-Zwillinge von Nifelheim in einem Werbespot landeten
Stellen wir uns mal vor, Black-Metaller würden Werbung machen. Wofür könnte das wohl am besten sein? Für Särge? Schwarzwaschmittel? Ketten, Patronen und Nieten? Ja, so was in der Art. Für spießige Versicherungen jedenfalls bestimmt nicht. Oder doch?
Wir schreiben das Jahr 1990. Im schwedischen Dals Långed, 100 Kilometer nördlich von Göteborg gelegen, gründen die beiden Zwillingsbrüder Erik...
Erscheint lt. Verlag | 17.11.2024 |
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Reihe/Serie | Rock Stories |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Musik |
Schlagworte | 101 Rock Stories • 80er • 90er • Band • Big Four • E-Gitarre • Festival • Geschenk • Heavy metal • Kutte • Musik • Musik Buch • Musiker • Musikfan • Musikgeschichte • Musikwissen • Pommesgabel • Popgeschichte • Popkultur • Rock Buch • Rockmusik • Rockstars • Skandale • unnützes Wissen • Wacken |
ISBN-10 | 3-7453-2506-0 / 3745325060 |
ISBN-13 | 978-3-7453-2506-5 / 9783745325065 |
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