Hochsensibel ist das neue Stark (eBook)

Warum Empathie der Schlüssel für ein besseres Leben und eine bessere Welt ist - Mit gezielten Energieübungen für Beruf und Alltag
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
288 Seiten
Arkana (Verlag)
978-3-641-27619-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hochsensibel ist das neue Stark -  Anita Moorjani
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Hochsensible und empathische Menschen spüren die Emotionen ihrer Mitmenschen besonders stark - oft zu ihrem eigenen Nachteil, wenn sie sich von Gefühlen überschwemmen lassen und darüber die eigenen seelischen Bedürfnisse aus dem Blick verlieren. Die Bereitschaft anderen zu helfen, kostet sie mehr Energie als ihnen zur Verfügung steht. Anita Moorjani, Autorin des Bestsellers »Heilung im Licht« und selbst hochsensibel, beleuchtet emotionale Durchlässigkeit aus einer neuen Perspektive: als Leitplanke auf dem Weg zu einem authentischen Selbst und als wichtige Ressource in einer unfreundlichen Welt. Mantras, Affirmationen und Meditationen helfen dabei, die innere Herzensstimme zu schulen und sich abzugrenzen.
Mit Selbsttest: »Wie empathisch bin ich?«

Anita Moorjani wurde als Tochter indischer Eltern in Singapur geboren und lebte die meiste Zeit ihres Lebens in Hongkong. 2002 wurde bei ihr Krebs diagnostiziert. 2006 hatte sie ein Nahtoderlebnis, in dessen Folge sich ihr Krebs zurückbildete. Anita Moorjani ist eine international gesuchte Rednerin auf Kongressen zum Thema Nahtoderfahrung, Sterben, Tod und Spiritualität. Sie ist verheiratet und lebt heute in den USA.

1

Gehörst du zu diesen besonders feinsinnigen Menschen?

Ich bin eine Seele, keine Rolle.

Ich lag auf meiner Matte und atmete die Mischung aus Weihrauch und Neroliöl ein. Langsam öffnete ich die Augen, nur einen Spalt, und spähte verstohlen herum. Der Schamane umkreiste die rund vierzig Teilnehmenden der Zeremonie und sang dabei in seiner Muttersprache Mantras, die hoch hinauf zum Dach unserer Hütte aufstiegen. Einige Zeit war er damit beschäftigt, mit einem Bündel aus weißem Räuchersalbei über dem Kopf jedes Anwesenden einen Kreis in die Luft zu zeichnen. Ein Helfer versprühte eine Flüssigkeit, die genauso roch wie die Öle, die ich zu Hause zur Aromatherapie verwendete. Ein anderer malte mit einem Stock, der aussah wie die Geweihstange eines Hirschs, Zeichen in den dichten Rauch. Das Ritual sollte, so hatte man uns gesagt, uns von unerwünschten Energien befreien, die wir unbewusst mit uns herumtrugen – Energien aus unserem Leben in den Städten, die uns irgendwann in Erschöpfung, Stress und Depression enden lassen würden.

Ich schloss die Augen wieder und nach ein paar Minuten hörte ich, wie der Schamane sich mir näherte, gefolgt von seinen tanzenden, trommelnden und in einem fort räuchernden Helfern. Ich spürte, wie er auf mich hinunterblickte. Der Rauchgeruch wurde fast unerträglich stark, als ich eine kräftige, tiefe Stimme hörte, die mir ins Ohr flüsterte: »Steh auf und komm mit mir.«

Der Schamane war ganz in Weiß gekleidet und trug einen Kopfschmuck aus weißen Federn. Links und rechts von ihm standen seine Helfer. Noch einmal forderte er mich auf, mich zu erheben und mit ihm zu kommen. Ich schaute mich im Kreis um. Die anderen lagen immer noch in tiefer Trance auf ihren Matten.

Seine Helfer hielten den Rhythmus der Trommel und chanteten leise, um die anderen in ihrer Trance zu unterstützen. Ich folgte dem Schamanen zur Stirnseite des Raumes, wo es, abgesehen vom Licht einiger Kerzen, völlig dunkel war. Ich wusste zwar, dass diese Zeremonie die ganze Nacht dauern sollte, hatte aber keine Ahnung, wie spät es mittlerweile war. Zwei Uhr morgens? Drei Uhr? Und warum hatte der Schamane mich als Einzige aufgeweckt, hier in dieser weiträumigen Hütte im costa-ricanischen Dschungel? (Eigentlich hatte ich hier nur Urlaub machen wollen, stattdessen nahm ich, angestachelt von zwei Freunden und meiner eigenen Neugier, an einer mir völlig neuen Zeremonie teil.)

Der Schamane setzte sich in einen großen Sessel aus Weidengeflecht, dessen Rückenlehne sich über ihm wölbte wie ein Pfauenrad. Er bedeutete mir, vor ihm auf dem Boden Platz zu nehmen. Ich war gespannt und irgendwie auch aufgeregt. Was würde er mir wohl sagen?

»Ich habe den Eindruck, dass du eine besondere Form der Heilung brauchst«, sagte er. »Und die würde ich dir sehr gern geben.«

Wieso ich?

»Du bist anders«, antwortete er, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Du hast eine besondere Aufgabe hier, und ich spüre, dass du dabei ein wenig Unterstützung brauchst.«

Er bat mich, die Augen zu schließen. Dann legte er mir die Hände auf den Kopf und fing wieder an zu chanten. Er lud mich ein, mich hinzulegen. Dann besprenkelte er meinen Körper mit der schon bekannten Mischung aus Weihrauch und Neroliöl. Das Ritual dauerte gut zwanzig Minuten. Am Ende meinte er, ich könne mich wieder aufsetzen. Ich fühlte mich ein wenig benommen und aus dem Gleichgewicht.

»Du hast eine besondere Aufgabe«, wiederholte er schließlich. »Aber du kannst sie nicht nach besten Kräften erfüllen. Du hast eine Menge Energie aufgenommen, die nicht zu dir gehört. Ist dir in deinem Leben vielleicht irgendetwas Besonderes passiert? Du bist anders. Deine Energie ist verschieden von der der Übrigen. Du hast eine Gabe, aber du hast sie tief in dir verborgen.«

Tatsächlich war mir etwas recht Ungewöhnliches widerfahren. Ich erzählte dem Schamanen, dass ich einige Jahre zuvor beinahe an Krebs gestorben wäre. Ich schilderte ihm meine Nahtoderfahrung, die mir das Leben gerettet hatte. Und wie ich dann angefangen hatte, darüber zu berichten und sie zu beschreiben. Der mittlerweile verstorbene, großartige Wayne Dyer hatte meine Geschichte im Internet gelesen und mich ermutigt, mein erstes Buch zu schreiben: Heilung im Licht. Dieses katapultierte mich urplötzlich auf die Bühne der großen, weiten Welt. Tief drinnen wusste ich, dass dies meine Berufung war, mein Schicksal. Ich sollte mit der Welt teilen, was ich durch diese Erfahrung gelernt hatte. Die Botschaft der Selbstliebe, die darin bestand, furchtlos authentisch zu sein und unsere Wahrheit auszudrücken, kompromisslos das zu sein, was wir im Innersten sind. Schließlich sind alle Menschen ein Ausdruck des Göttlichen.

Allerdings versetzte mir die Veröffentlichung meines Buches einen Schubs in ein Leben, das größer war als alles, was ich mir je hätte vorstellen können. Es fühlte sich unglaublich richtig an – wie das Leben, das mir zugedacht war. Und doch war es gleichzeitig ein Dasein, auf das mich meine Sozialisation nicht vorbereitet hatte.

Denn in der Vergangenheit, also vor meiner Nahtoderfahrung, war ich unsichtbar gewesen. Ich hatte mich emotional verbogen, um anderen Leuten zu gefallen. Ich hatte meine Bedürfnisse verleugnet und stets Ja gesagt, auch wenn ich Nein meinte. Ich hatte mein Licht unter den Scheffel gestellt, damit ich die Anerkennung anderer bekam oder sie zumindest nicht enttäuschte. Bei alldem war ich hochgradig sensibel – so sehr, dass ich häufig die emotionalen oder physischen Leiden anderer Menschen am eigenen Leib spürte. Ich war für fremde Gefühle empfänglicher als für meine eigenen, denn ich hatte mich stets an die letzte Stelle gesetzt und mich dafür entschuldigt, dass ich überhaupt da war.

Und nun gab es plötzlich nirgendwo mehr ein Versteck für mich, ja noch nicht einmal einen Grund, mich zu verstecken. Aber diese neue Erfahrung war schwieriger, als ich gedacht hatte. Zehntausende hatten plötzlich das große Bedürfnis, von mir etwas über Wege zur Heilung zu erfahren. Sie suchten nach Weisheit, Trost und Verbundenheit. Und ich wollte ja aus ganzem Herzen helfen, jedem einzelnen Menschen, der mich kontaktierte. Aber das war nicht möglich, schließlich war ich allein. Und das tat mir noch mehr weh – die Tatsache, dass ich Menschen vielleicht enttäuschen oder im Stich lassen könnte.

»Du hast eine zweite Chance im Leben bekommen und das Geschenk der Heilung erfahren«, sagte der Schamane zu mir. Er sah mir direkt in die Augen. »Deine Nahtoderfahrung hat dich offen gemacht für die Energien um dich herum. So wurdest du selbst geheilt. Das ist eine große Gabe – aber auch eine Herausforderung, die Verantwortung mit sich bringt. Denn du bist empfänglich für die machtvollen Energien der Heilung, aber auch für solche, die deinem Wohlergehen schaden. Es ist nicht deine Aufgabe, fremde Energien aufzunehmen. Es ist nicht deine Bestimmung, Menschen auf deine Kosten zu retten oder sie davon zu überzeugen, dass Heilung möglich ist, wenn sie dir nicht glauben wollen. Deine einzige Aufgabe ist es, dir selbst Kraft zu schenken. Bleib in Verbindung mit deiner Mitte und lass deine Präsenz andere inspirieren. Dann werden sie von allein wissen, was in puncto Heilung möglich ist, wenn dies ihr Schicksal sein sollte.«

Ich saß da und hing an seinen Lippen. Niemand hatte zu mir je so gesprochen, hatte mit solcher Klarheit und Gewissheit von meinem Zustand geredet.

»Wenn du nicht bewusst zentriert bleibst«, meinte der Schamane, »wirst du ständig fremde Energien in dich aufnehmen, wenn du anderen Menschen hilfst. Ich habe dich mit diesem Ritual von diesen Energien befreit. Hätte ich das nicht getan, hättest du vielleicht wieder eine so schwere Erkrankung bekommen wie beim ersten Mal.« Nun war mir einiges klar. »Du musst dich schützen«, fuhr er fort. »Du hast hier eine große Aufgabe zu erledigen. Größer, als dir im Moment bewusst ist. Deine zweite Chance war ein Geschenk – ein Geschenk der tiefen Einsicht und auch eine Gelegenheit. Vergeude sie nicht.«

Die Macht seiner Worte durchdrang mich auf jeder Ebene meines Seins. Sie verwies mich einmal mehr zurück auf eine Frage, die ich mir ohnehin schon oft gestellt hatte: Wenn meine Gabe Segen und Fluch zugleich ist, ein zweischneidiges Schwert, wie kann ich mich selbst stärken und in meiner Mitte bleiben? Wie kann ich das Wissen, das ich während meiner Nahtoderfahrung erlangt hatte, im Leben umsetzen? Wie kann ich mich schützen und mir zugleich ein offenes Herz bewahren, damit ich anderen und auch mir selbst besser dienen kann? Wie können Menschen, die mit der gleichen scharfen und mitunter überwältigenden Sensibilität dem Leben gegenüber ausgestattet sind, diese Kraft praktisch nutzen? Ich persönlich wusste jedenfalls nicht, wie ich es hätte anders machen können. Ich hatte keine entsprechenden Strategien in petto. Aber der Schamane hatte etwas Entscheidendes entdeckt.

Und so war meine Nahtoderfahrung damals abgelaufen: Der 2. Februar 2006 hätte der letzte Tag meines Lebens sein sollen. Das war der Tag, an dem die Ärzte meiner Familie eröffneten, dass ich ein Hodgkin-Lymphom im letzten Stadium hatte, einen bösartigen Tumor der Lymphdrüsen. Dieser hatte sich längst über meinen ganzen Körper ausgebreitet, vom Hals zu den Brüsten, unter den Armen und bis in die Bauchregion hinunter. Meine Lunge hatte sich mit Flüssigkeit gefüllt, und ich konnte keine Nährstoffe mehr aufnehmen. Ich fiel ins Koma, meine Organe begannen zu versagen. Mein Tod stand...

Erscheint lt. Verlag 25.10.2021
Übersetzer Elisabeth Liebl
Sprache deutsch
Original-Titel Sensitive is the New Strong. The Power of Empaths in an Increasingly Harsh World
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte eBooks • Einsamkeit • Emotionale Intelligenz • Empathie • Hsp • HSP Hochsensibilität • Meditation • meditation buch • Neuerscheinung 2021 • Persönlichkeitsentwicklung • Ratgeber • Reizüberflutung • Rolf Sellin • Schüchternheit • sylvia harke • Überforderung
ISBN-10 3-641-27619-5 / 3641276195
ISBN-13 978-3-641-27619-5 / 9783641276195
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