Geliebter Fremder (eBook)

Wie Frauen ihren Asperger-Mann lieben und verstehen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 2. Auflage
136 Seiten
Trias (Verlag)
978-3-432-11611-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Geliebter Fremder -  Eva Daniels
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<p><strong>Liebe zu Menschen mit Asperger</strong></p> <p>So außergewöhnlich Asperger-Betroffene sind, so besonders ist auch eine Beziehung zu Ihnen und die Kommunikation in der Partnerschaft. In diesem Buch teilen Partnerinnen von Asperger-Männern offen, humorvoll und berührend ihre Erfahrungen: von schüchternen Annäherungen, ungekannter Intensität, frühen Irritationen und von den alltäglichen „Kämpfen“ mit ihrem geliebten Fremden.</p> <ul> <li>Asperger-Partnerschaften verstehen: Der behutsame Kommentar von Eva Daniels entschlüsselt die besonderen Dynamiken der Asperger-„NT“-Partnerschaft.</li> <li>Nah dran am Leben: „Aspergerisch“ für Nicht-Asperger und lebensnahe Tipps für den Alltag.</li> <li>Die eigene Persönlichkeit besser verstehen: Selbsttest nach MBTI - Welcher Persönlichkeits-Typ bin ich?</li> </ul> <p> </p>

Eva Daniels arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Coach und Trainerin für Persönlichkeits- und Teamentwicklung. Sie lebt und arbeitet in Regensburg und ist in der Asperger-Selbsthilfe-Szene aktiv. Mit ihrem Buch möchte sie zu mehr Verständnis zwischen Asperger-Persönlichkeiten und "normalen" Menschen beitragen. Denn: Das Leben ist viel zu kurz für Intoleranz.

Eva Daniels arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Coach und Trainerin für Persönlichkeits- und Teamentwicklung. Sie lebt und arbeitet in Regensburg und ist in der Asperger-Selbsthilfe-Szene aktiv. Mit ihrem Buch möchte sie zu mehr Verständnis zwischen Asperger-Persönlichkeiten und "normalen" Menschen beitragen. Denn: Das Leben ist viel zu kurz für Intoleranz.

Verliebt in einen Asperger-Mann


Zunächst sieht die Frau nur den attraktiven Mann, der faszinierend anders ist als die Männer, die sie bisher kannte, und sie auf ungewöhnliche Weise umwirbt.

Der Mann hinter der Mauer


Sie stand auf der Anhöhe und betrachtete das kleine Anwesen weiter unten im Tal. Es war das einzige Anwesen weit und breit. Vor einiger Zeit hatte sie es rein zufällig entdeckt. Eigentlich sah sie nicht mehr als den weißen Wall, der es umgab, beherrscht von einem massiven Tor, das jetzt verschlossen war. Lange verweilte ihr Blick auf der Mauer, die unüberwindbar schien. Sie war gekommen, um sich still und leise zu verabschieden. Ihr Blick verriet Wehmut und Traurigkeit und doch umspielte ein Lächeln ihre Lippen. Sie kannte denjenigen, der hinter dieser Mauer lebte. Oft hatte sie ihn besucht, aber heute wusste sie, sie würde nie wieder dorthin zurückkehren. Der Mann, der das kleine Haus bewohnte, war ihr vertraut, bis er eines Tages das Tor verriegelte und sie nicht mehr einließ. Erst da bemerkte sie, dass er nicht nur ihr Geliebter, sondern auch ein Fremder war, den sie nicht verstanden hatte. Dieser Gedanke, der geliebte Fremde, brachte das Lächeln auf ihre Lippen und sie schweifte noch einmal ab, zurück in die Vergangenheit. Der Zufall ließ sie eines Tages in seine Arme stolpern. Ihr sonniges Gemüt begeisterte ihn augenblicklich und er lud sie kurzerhand zum Eintreten ein, wobei er die großen Torflügel weit aufstieß. Die Mauer hatte sie nicht wahrgenommen, zumal sie sofort ihre Faszination für seine Welt entdeckte.

Es begann eine herrliche Zeit für beide, geprägt von gegenseitiger Bewunderung und Neugierde für und auf den jeweils anderen. Sein außergewöhnliches Wissen, welches sich in den vielen Bücherreihen seines kleinen Hauses widerspiegelte, gab er gern und großzügig weiter, wann immer sie fragte. Sein Gehirn schien ungewöhnlich schnell zu funktionieren und vergleichbar zu sein mit dem Speicherplatz eines Computers für alles, was er gehört oder gelesen hatte. Manchmal bluffte er. Wenn sie ihn erwischte, gab er es sofort zu und sie amüsierten sich darüber, zumal ihr eigenes Wissen diesbezüglich chaotisch in klemmenden Schubladen verstaut zu sein schien.

Er liebte ihr klares, lachendes Wesen und ihre ausgeprägte Fähigkeit, leichten Zugang zu anderen Menschen zu finden. Sie fühlten sich beide wohl in der Natur und fanden immer mehr Gemeinsamkeiten. Sie verliebte sich in den Blick, den er ihr schenkte, wenn seine Augen strahlten, während er sie betrachtete. Tat oder sagte sie Ungewöhnliches, konnte er eine ganze Weile vor sich hin schmunzeln. Zuweilen sah er sie neugierig an, wenn er auf eine Reaktion von ihr wartete. Dann wirkte er wie ein großer Junge, dem sie niemals hätte böse sein können. War er aufgeregt oder begeistert, sprach er in einem Tempo, dass sie ihn kaum verstehen konnte und ein wenig bremsen musste. Manchmal ertappte sie sich bei dem Gedanken, er käme von einem anderen Planeten, was sie zum Lächeln brachte.

Mit jedem Zusammentreffen wuchsen die gemeinsame Vertrautheit und ihre Sehnsucht, mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Gerade Zeit schien ihm fremd zu sein. Den Begriff »Zeit« schien er nicht zu erfassen und dies war für sie der Beginn davon, ihn nicht mehr zu verstehen.

Zum ersten Mal drang die Mauer in ihr Bewusstsein. Unvermittelt war dieser riesige Wall präsenter als zuvor und es schien, als müsse sie kämpfen, um durch den Wall noch zu ihm durchzudringen. Sie verstand nicht, was vor sich ging, und er gab ihr keine Erklärungen – nur so viel: Er brauche Zeit und er wisse nur, dass die Mauer ihn und seine Zeit schützen. Das sei sein ganzes Leben so gewesen und dann verriegelte er das schwere Tor. Wie gelähmt stand sie davor und versuchte zu begreifen, was geschehen war.

Es begannen schwere und traurige Tage mit der verzweifelten Ausschau nach dem Schlüssel zum Tor. In jener Zeit wurde ihr die Ungewöhnlichkeit seiner Welt, in der er lebte, bewusst. Je mehr sie nach einer Lösung suchte, desto klarer wurde ihr, wie anders seine Gedankenwelt im Gegensatz zu ihrer eigenen war. Selbst noch so gleich klingende Wörter schienen eine andere Bedeutung zu haben, als sprächen sie unterschiedliche Sprachen. Sie wollte mehr über seine Welt erfahren, sie suchte nach Übersetzungen in seine Sprache, sie suchte nach Menschen, die ihr helfen konnten, sie suchte, weil sie ihn liebte und verstehen wollte. Schließlich fand sie Antworten und lief damit zum großen Tor zurück. Sie klopfte und trommelte. Sie rief nach ihm, sie schrie, sie habe jetzt die Antwort, sie verstehe ihn jetzt, sie wisse, dass er eine andere Sprache spreche, sie wisse jetzt, was er mit seiner Zeit meine, und sie wolle mit ihm reden, damit alles gut werden könne. Das schwere Tor blieb verschlossen. Jeden Tag kam sie vorbei und saß auf einem kleinen Mauervorsprung. Irgendwann hörte sie auf, sich bemerkbar zu machen. Obwohl es eine einzige Qual für sie bedeutete, übte sie sich in Zurückhaltung und wartete auf ein Zeichen von ihm. Sie vermisste es unendlich, seine Nähe und Wärme zu spüren. Sie weinte still vor sich hin, als sie begriff, dass er sein Tor selbst nicht öffnen konnte. Viel zu viel Kraft würde es ihn kosten, obwohl er die gleiche Sehnsucht nach ihr empfand.

Eines Tages begann er, ihr Briefe zukommen zu lassen, die er unter dem Tor durchschob. Sie enthielten Botschaften, für deren Entzifferung sie den Rat von Menschen einholte, die mehr Erfahrung mit seiner Sprache und deren Entschlüsselung hatten.

Die wahre Lösung kannte niemand, der Lösung näher kommen, das war offenbar möglich. Sie fing an, Briefe immer öfter und besser in seiner Sprache zu verfassen. Mit jeder Antwort von ihm wuchs die Hoffnung, er werde ihre Sprache lernen und verstehen wollen, damit sie sich gegenseitig helfen und ihre wunderbare Zeit zusammen fortsetzen könnten. Der schriftliche Austausch dauerte an, und nach einiger Zeit hielt er wieder Ausschau nach ihr. Neugierig hatte er eine kleine Seitentür aufgemacht, um nachzusehen, ob sie noch da sei.

In der Folge begannen sie, herrliche gemeinsame Momente zu erleben. Geblendet von der Euphorie, unterlief ihr ein gravierender Fehler. Für einen Augenblick erlaubte sie sich, sie selbst zu sein. Sie bat ihn um ein Gespräch mit dem Ziel, ihre unterschiedlichen Sprachen und Interpretationen besser verstehen zu können. Er sah sie hilflos an, flüsterte: »Ich will ja … aber ich kann nicht«, ging durchs Tor zurück nach drinnen und mauerte es von innen zu.

Und nun stand sie ein letztes Mal auf dieser Anhöhe und nahm leise Abschied von ihrem geliebten Fremden. Sie wusste, sie würde nie wieder dorthin zurückkehren.

Die autistische Mauer


Was als Mauer empfunden wird, ist ein autistischer Bereich in der Asperger-Persönlichkeit. Diesen Bereich zu verstehen und damit umzugehen, bedeutet für Partnerinnen von AS-Persönlichkeiten oftmals einen ungeheuren Kraftaufwand. Unweigerlich verlangt ihnen dies vieles ab. Charakteristisch ist, und damit eine zusätzliche Herausforderung, dass die Mauer meist nur innerhalb der Partnerschaft richtig zur Geltung kommt und von der Außenwelt, der Familie und im Freundeskreis kaum bis gar nicht wahrgenommen wird.

Viele erwachsene Menschen mit Asperger-Syndrom sind sozial integriert, obwohl dies aufgrund der mangelnden Fähigkeit, zwischen den Zeilen lesen zu können, nicht selbstverständlich ist. Im Gegensatz zu neurotypischen Menschen (NT) verfügen sie nicht über intuitives soziales Verhalten. Durch Beobachtung und Nachahmung ist es ihnen möglich, dieses Handicap im Umgang mit anderen Menschen zu kompensieren. Da sie die empathischen Nuancen nicht erfassen, bleibt ihnen die neurotypische Wahrnehmung verschlossen. Ihre eigene Wahrnehmung ist für sie die reale Norm.

Das hat zur Folge, dass die Partnerinnen dieser AS-Männer damit konfrontiert sind, dass ihre Bedürfnisse nicht intuitiv erkannt werden können. Es erfordert viel Verständnis, Durchhaltevermögen und erklärt den wiederkehrenden Balanceakt zwischen der Liebe zu ihrem AS-Partner und der eigenen Frustration. Wenn nicht offen und klar kommuniziert wird, bleibt manch inniger Wunsch im Dunkeln. Das kostet viel Kraft und verlangt Stärke, doch sie wissen, unter bestimmten Voraussetzungen lohnt es sich.

Manche haben gelernt, mit der Mauer ihrer AS-Partner gut umzugehen, und sind in der Lage, das Tor offen zu halten, andere geben den Kampf auf, und wieder andere laufen Gefahr, daran zu zerbrechen. – Lassen wir nun die Frauen selbst zu Wort kommen: Wie haben sie ihren Asperger-Partner kennengelernt? Was hat sie fasziniert? Was war anders? Und wie erging es Ihnen mit diesen Männern, die sich immer wieder hinter eine Mauer zurückziehen?

Ich fand ihn attraktiv. Er wirkte sanft und ruhig. War ich endlich angekommen, bei einem Mann, der mich so sein ließ, wie ich war? Ein Fels? Ein Mann zum Anlehnen?

Silke, seit zehn Jahren verheiratet, vier Kinder

Er war nicht nur attraktiv, sondern hatte eine sanfte, bedachte Art

Silke ist promovierte Freiberuflerin, die in zweiter Ehe seit zehn Jahren mit ihrem AS-Partner verheiratet ist. In der Familie leben zwei gemeinsame Kinder und zwei Kinder aus erster Ehe. Ihr Mann akzeptiert die Diagnose »Asperger-Syndrom«. Silke würde allerdings andere Symptome aufzählen als diejenigen, die ihren AS-Mann vom Syndrom überzeugt haben....

Erscheint lt. Verlag 3.8.2022
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Asperger • Asperger-Syndrom • Beziehung • Kommunikation • Liebe • Männer • Partnerin • Partnerschaft • Persönlichkeitstypen • Sebsttest
ISBN-10 3-432-11611-X / 343211611X
ISBN-13 978-3-432-11611-2 / 9783432116112
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