Immer der Nase nach (eBook)

Wie Hals, Nase und Ohren uns im Leben lenken - Mit HNO-Check für Ihre Gesundheit -
eBook Download: EPUB
2021
Mosaik (Verlag)
978-3-641-26861-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Immer der Nase nach - Christine Löber, Hanna Grabbe
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Die Nase sitzt mitten im Gesicht, trotzdem wissen die meisten erstaunlich wenig über sie. Dabei managt unsere HNO-Abteilung - vom Atmen mal ganz abgesehen - einen Großteil unserer Wahrnehmung. Neben den Augen bilden Nase, Ohren und Rachen unsere wichtigste Verbindung zur Außenwelt. Dr. Christine Löber erklärt in bester Pop-Science-Manier, wie Riechen geht, wo die Stimme herkommt und warum Wattestäbchen nichts im Ohr zu suchen haben. Sie macht uns eindrücklich bewusst, welchen Einfluss der HNO-Bereich auf unsere Psyche nimmt. Und sie gibt Tipps, wie Hals, Nase und Ohren gesund bleiben. Das große Wissensbuch rund um Hals, Nase und Ohren.

Dr. med. Christine Löber ist Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde mit eigener Praxis in Hamburg. Sie legt bei ihrer Arbeit Wert darauf, den Menschen ganzheitlich zu betrachten und setzt sich unter anderem im Rahmen der #Twankenhaus-Bewegung für ein menschenorientiertes Gesundheitssystem ein.

2. ABGRUNDTIEF: DER RACHEN


HEISER BIS WOLKIG – DIE STIMME


Ich zähle nicht zu den Menschen, die sich ständig wünschen, wieder ein Kind zu sein. Kinder sind absolut nicht beneidenswert. Ständig müssen sie tun, was die Erwachsenen ihnen sagen, und Rotwein trinken dürfen sie auch nicht. Nur in einem Punkt haben es die Kleinen wirklich besser: Sie pflegen ein ziemlich unverklemmtes Verhältnis zu ihrer Stimme.

Schon Babys brabbeln unaufhörlich vor sich hin. Ob ihnen jemand zuhört, scheint dabei völlig egal zu sein, Hauptsache sie selbst haben Spaß. Im Alter von knapp drei Jahren konnten meine Kinder Stunden damit verbringen, »Bruder Jakob«, »Alle meine Entchen« und »Das Krokodil aus Afrika« in die Diktier-App meines Smartphones einzusingen, um sich ihr Werk danach gefühlte tausendmal begeistert anzuhören. Ich hoffe, dass die beiden sich diese gesunde Portion Narzissmus möglichst lange bewahren können. Mir selbst geht es nämlich wie den meisten Erwachsenen: Ich finde meine Stimme furchtbar.

Natürlich habe auch ich als Kind sehr gern, sehr laut und sehr falsch gesungen. Es muss in all diesen drei Punkten extrem gewesen sein, jedenfalls ist es immer das Erste, was zur Sprache kommt, wenn von meiner Kindheit erzählt wird. Höre ich mich heute auf Tonband oder MP3 sprechen, empfinde ich das als eine besonders perfide Form der Körperverletzung. Ich nuschle, ich lisple, und das alles in viel zu tiefer Tonlage. Wie schaffen es andere Menschen überhaupt, mir zuzuhören, ohne dabei durchzudrehen?

Beim Singen kann ich meine Stimme etwas besser ertragen. Ich bin sogar Sängerin in einer Jazzband, was ich bei genauerem Nachdenken unvorstellbar finde. Doch erstaunlicherweise freunde ich mich mit jeder Probe und jedem Auftritt ein wenig mehr mit diesen merkwürdigen Geräuschen aus meinem Hals an. Vielleicht ist die Jazzband meine Art der Konfrontationstherapie. Auf Dauer ist es ja doch recht anstrengend, seine Stimme zu hassen. Sie ist immerhin eines unserer wichtigsten Kommunikationsmittel. Wenn wir uns unterhalten, kommt es eben nicht nur auf den Inhalt an, sondern ebenso sehr darauf, wie wir etwas sagen. Je nachdem ob wir schreien, heulen, flüstern oder quietschen, erhalten unsere Aussagen eine völlig andere Bedeutung.

Wie wichtig die Stimme bei der Verständigung ist, merken wir vor allem, wenn sie fehlt, zum Beispiel beim SMS-Schreiben. Ständig muss man mit zahllosen Emojis nachhelfen oder durch peinliche Chatabkürzungen wie lol (»laughing out loud«) klarmachen, dass etwas lustig sein soll.

Die Stimme hat solche Prothesen nicht nötig. Sie macht ziemlich unmittelbar klar, ob »Da bist du ja« bedeutet »Schön, dass du da bist, Schatz« oder »Warum kommst du erst jetzt, Idiot«. Unsere Stimme ist so individuell wie ein Fingerabdruck, und wir haben sie, im Gegensatz zum Smartphone, wirklich immer dabei. Zeit also, sich mit ihr zu beschäftigen.

Röhre mit Gummiband: Wo die Stimme herkommt

Welche faszinierende Rolle die Stimme in unserem Leben spielt, werde ich in einem späteren Kapitel noch ausführlich erklären. Zunächst möchte ich Sie dazu einladen, dieses wunderbare Werkzeug zu erforschen und ihm etwas Wertschätzung entgegenzubringen. Zum Beispiel indem wir der Frage nachgehen, warum die meisten Menschen ihre eigene Stimme irgendwie komisch finden.

Für unsere Mitmenschen sind wir wandelnde Lautsprecher: Wir senden die Schallwellen unserer Stimme in fremde Ohren, wo sie ins Gehirn weitergeleitet und zu unserem speziellen Stimmklang umcodiert werden. Unsere eigene Stimme dagegen nehmen wir doppelt wahr: einmal über die Schallwellen, die von außen auf unser Ohr treffen, und zusätzlich von innen, durch die Schallübertragung unserer Schädelknochen. Zusammen ergibt das ein ziemlich verzerrtes Bild unserer Stimme, aber an genau diese Zerrstimme haben wir uns unser ganzes Leben lang gewöhnt.

Wenn wir dann zum ersten Mal unsere wirkliche Stimme auf Anrufbeantwortern oder Diktiergeräten hören, klingt sie bestenfalls fremd, schlimmstenfalls unerträglich. Mehr noch, wenn man sich vorstellt, dass andere Menschen sie immer (!) so hören. Damit muss man erst mal klarkommen. Das Gute daran: Je häufiger Sie Ihre echte Stimme hören, desto schneller werden Sie auch diese noch ungewohnte Version akzeptieren. Mit Kindern Gesänge aufzunehmen hilft dabei ungemein.

Woher kommt die Stimme? Ein Patient fragte mich in der Sprechstunde einmal, ob die Stimmbänder als lange Schnüre in Bündeln vom Hals in den Magen hingen. Wie Lametta, dachte ich sofort und fand die Vorstellung, über bündelweise Stimmbänder zu verfügen, so faszinierend, dass sie nun wie ein Ohrwurm in meinem Kopf festsitzt. Leider hat sie mit der Realität nicht viel zu tun.

Wenn von Stimmbändern die Rede ist, sind meist die Stimmlippen gemeint. Die Stimmbänder sind nämlich nicht mehr als eine von Schleimhaut bedeckte Faserschicht der Stimmlippen. Und die hat man nicht bündelweise, sondern nur zweimal. Man sollte also nett zu ihnen sein.

Nehmen wir Spiegel, Löffel und Taschenlampe und wagen einen Blick in den Mund: Unten fläzt sich die Zunge, oben spannt der Gaumen. In der Mitte hinten winkt, am Gaumensegel befestigt, das Gaumenzäpfchen, das man sich – wie ich kürzlich in meiner Praxis festgestellt habe – sogar piercen lassen kann. Rechts und links davon hängen manchmal noch die Mandeln herum, sofern sie nicht bei einer Operation entfernt wurden, nach der man sehr viel Eis essen durfte. Das Letzte, was wir mit Löffel und Taschenlampe sehen können, ist die Rachenhinterwand. Dann geht es steil nach unten.

Stiege man diesen Schacht hinab, träfe man bald auf den Kehlkopf, ein knorpeliges Gebilde, das sich von außen ungefähr in der Mitte des Halses als harter Vorsprung ertasten lässt. Bei Männern wird dieser Vorsprung Adamsapfel genannt, weil Adam die verbotene Frucht im Halse stecken geblieben sein soll, was ich im Vergleich zu Evas Strafe (»unter Schmerzen sollst du Kinder gebären«) geradezu witzlos finde. In Wirklichkeit handelt es sich beim Adamsapfel einfach um den sogenannten Schildknorpel, den größten Knorpel des Kehlkopfes.

Der Kehlkopf ist ein Meisterwerk der Evolution. Er verbindet den Rachen mit der Luftröhre und beherbergt die Stimmbänder oder besser: Stimmlippen. Ohne ihn könnten wir weder sprechen noch schnarchen oder singen. Man kann sich den Kehlkopf wie die Pappröhre einer leeren Küchenrolle vorstellen, über deren Öffnung V-förmig zwei Gummibänder gespannt sind, die Stimmlippen. Sie sind zwischen einem und drei Zentimetern lang. Der Spalt zwischen den Bändern wird Stimmritze genannt.

Beim Einatmen ziehen sich die Stimmbänder auseinander, um Luft in die nach unten angrenzende Luftröhre zu lassen. Beim Ausatmen strömt die Luft aus der Lunge wieder nach oben und bringt die Stimmbänder zum Schwingen. Klang entsteht, wenn sich die Stimmbänder so eng aneinanderlegen, dass die Stimmritze so gut wie verschlossen ist. Das Prinzip ähnelt dem eines Topfs mit kochendem Wasser. Der Druck des Wasserdampfs hebt den Deckel leicht an, es klappert.

Liegen unsere Stimmlippen einigermaßen locker im Kehlkopf, schwingen sie langsamer, heraus kommt ein tiefer Ton. Geht unsere Stimme nach oben, spannen sie sich an und schwingen schneller. Man kann diesen Effekt auch an den Gummibändern über unserer Küchenrolle beobachten: Zieht man die Gummis ganz straff und zupft an ihnen, geben sie einen hohen Ton von sich. Legt man sie etwas lockerer an, hört man einen eher dunklen Ton.

Bei einer durchschnittlichen Männerstimme schwingen die Stimmlippen mit rund 100 Bewegungen pro Sekunde, hohe Frauenstimmen schaffen doppelt so viele. Zusammengezählt legen die Stimmlippen durch diese unzähligen winzigen Schwingungen manchmal mehrere Kilometer pro Tag zurück.

Umso wichtiger ist es, die Stimmbänder dabei möglichst schonend, also ganz natürlich, zu benutzen. Sie werden dazu später noch einiges erfahren, doch so viel schon einmal vorweg: Flüstern gehört nicht dazu! Gerade erkältete Menschen meinen, ihrer Stimme damit einen Gefallen zu tun, dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Beim Flüstern werden die Stimmlippen auf völlig abnorme Weise und viel zu stark angespannt, weshalb Sie es wirklich nur im Notfall tun sollten. Bei Heiserkeit empfiehlt sich, den Mund zu halten (leider völlig unrealistisch) oder einfach weiterhin so normal wie möglich zu sprechen und sich nicht an dem komischen Gekrächze aus Ihrem Hals zu stören.

Seine ganz eigene Persönlichkeit bekommt der Stimmklang auch durch die unzähligen Höhlen in unserem Kopf: die Nase, die Nebenhöhlen, den Rachen oder den Mund. Die Architektur dieser sogenannten Resonanzräume ist so individuell wie wir selbst und sie verändert sich unentwegt, wenn wir beim Sprechen Gaumen, Zunge, Unterkiefer oder Lippen bewegen. Beobachten Sie einmal, was sich alles an und in Ihrem Mund verändert, wenn Sie die fünf Vokale A-E-I-O-U langsam, laut und deutlich hintereinander aufsagen oder singen. Eine verstopfte Nase oder zugeschwollene Nebenhöhlen verkleinern diese Resonanzräume, weshalb wir bei einer Erkältung eben auch »verschnupft« klingen.

Teenies, Mumien und Eunuchen: Wie Stimmen klingen

Warum Männer tiefere Stimme haben als Frauen, lässt sich anatomisch leicht erklären. Sie haben größere Kehlköpfe und damit längere Stimmlippen. Grundsätzlich sind lange Stimmlippen für tiefe Bass- oder Baritonstimmen verantwortlich, weil sie langsamer schwingen. Sopranisten dagegen haben kurze, schnellschwingende Stimmlippen in einem eher kleinen Kehlkopf. Dass die männliche Stimme während...

Erscheint lt. Verlag 22.3.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Darm mit Charme • eBooks • Erkältung • Geruchsverlust • Gesundheit • Halsschmerzen • Heiserkeit • Mittelohrentzündung • Mundgeruch • Nasenspray • Nebenhöhlen • Ohrenschmerzen • Pheromone • Ratgeber • Schluckbeschwerden • Schnarchen • Schwerhörigkeit • Schwindel • Sinusitis • Tinnitus • Tonsillensteine • vocal fry
ISBN-10 3-641-26861-3 / 3641268613
ISBN-13 978-3-641-26861-9 / 9783641268619
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