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Unterdrückte Literaturgeschichte in Ostdeutschland 1945 - 1989
Buch | Hardcover
456 Seiten
2024 | 2. Auflage
Lilienfeld Verlag
978-3-940357-50-2 (ISBN)
24,90 inkl. MwSt
Jetzt wieder lieferbar und ergänzt: Über vierzig Jahre Literaturgeschichte, die nicht stattfinden sollte, die unterdrückt und auch nach 1989 kaum in den Blick genommen wurde. In Essays chronologisch und anhand eindrücklicher Schicksale erzählt.
Der DDR-Diktatur ist es gelungen, auch nach ihrem Untergang das öffentliche Gedächtnis im Hinblick auf die Geschichte des literarischen Schaffens zu beeinflussen. Das bekannte Bild, das zu DDR-Zeiten vorherrschte, war das von den "staatstragenden" Künstlern und deren "Kontrapunkten", den kritischen, aber trotzdem loyalen Autorinnen und Autoren, die oft auch im Westen berühmt wurden. Ein sehr geschöntes Bild, denn in Wahrheit ist dies nur der zugelassene Teil der Literaturgeschichte - bestimmte Stoffe und Ästhetiken, ja, alles wirklich Nonkonforme, Experimentelle, Widerständige wurde konsequent behindert, unterdrückt, verfolgt, verschwiegen, abgelegt und weggesperrt. Ines Geipel und Joachim Walther erzählen detail- und kenntnisreich von dieser Seite des literarischen Lebens, das trotz lebensgefährlicher Konsequenzen für die Freiheit des Wortes einstand. In der Neuauflage erweitert um ein Kapitel zur Rezeptionsgeschichte der Unveröffentlichten und ihrer Werke nach 1989.

Ines Geipel, geboren 1960 in Dresden, war Sprintweltrekordlerin, beendete 1985 aus politischen Gründen ihre Sportkarriere und flüchtete 1989 in die Bundesrepublik. Seit 1996 arbeitet sie als Schriftstellerin und Publizistin. 2000 war sie Nebenklägerin im Berliner Doping-Prozess. Seit 2001 ist sie Professorin an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch". Sie veröffentlicht Romane und Lyrik, aber vielfach auch zu konfliktgeladenen Themen der Nachwendezeit, wie Amok, Doping, Leben und Literatur in der DDR-Diktatur und deren Transformation. Zuletzt erschien "Generation Mauer. Ein Porträt", 2014. Gemeinsam mit Joachim Walther begründete sie das "Archiv unterdrückter Literatur in der DDR". Joachim Walther, geboren 1943 in Chemnitz, arbeitete 1968 - 1983 als Lektor, Herausgeber und Redakteur, sah sich aber ab 1983 aus politischen Gründen gezwungen, als freier Schriftsteller zu leben. Von ihm erschienen u.a. Romane (zuletzt "Himmelsbrück", 2009), Erzählungen und Hörspiele. 1996 erhielt seine Studie "Sicherungsbereich Literatur - Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik" besondere Aufmerksamkeit. Zusammen mit Ines Geipel gab er bei der Büchergilde Gutenberg in der Reihe "Die Verschwiegene Bibliothek" Werke ostdeutscher Autorinnen und Autoren heraus.

Zur Angst vor dem, was greifbar ist, gehört auch die Chronik der Notunterkünfte bedrohter Manuskripte, denn das rein Physische der Texte konnte durchaus zur Gefahr für die Schreibenden werden. Sie ergibt eine ganz eigene Erzählung über das Dilemma, das Geschriebene an möglichst unwahrscheinlichen Orten zu verstecken. Mussten in der frühen DDR Autorinnen und Autoren im Zuchthaus fast durchweg ohne Papier auskommen und aus dieser Zwangssituation eine eigene Form des mündlichen Memorierens begründen, berichten widerständige Autoren der entwickelten DDR-Diktatur immer wieder von sorgsam bedachten Textaufbewahrungsorten, etwa in der Jauchengrube, im Kartoffelkeller, zwei Meter tief unter der Birke im Garten, von Verstecken in Schließfächern auf Bahnhöfen, eingenäht in Kissen, in den Spielzeugen ihrer Kinder oder unter Holzdielen. Hatten widerständige Autoren also mit der permanenten Angst zu leben, dass das, was sie dachten und fühlten, als Text greifbar werden könnte, so lebten Apparat und Geheimdienst in dem Dauerwahn, dass sie dieses ortlos gemachten Textes nicht habhaft werden könnten, was eine ganz eigene Phänomenologie der Textverstecke begründete.

Erscheint lt. Verlag 28.2.2024
Verlagsort Düsseldorf
Sprache deutsch
Maße 125 x 205 mm
Gewicht 606 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Kunst / Musik / Theater
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Autoren • Autorinnen • DDR • Deutsche Demokratische Republik (DDR), Literatur • Deutsche Demokratische Republik, Literatur • Literaturgeschichte • Literaturgeschichte; Deutsche Demokratische Republik • Ostdeutschland • Schriftsteller • Schriftstellerinnen • Stasi
ISBN-10 3-940357-50-2 / 3940357502
ISBN-13 978-3-940357-50-2 / 9783940357502
Zustand Neuware
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