Die Kunst, die Welt zu sehen
MEHRING Verlag
978-3-88634-077-4 (ISBN)
Alexander Konstantinowitsch Woronski wurde im September 1884 in der Kleinstadt Choroschawka im russischen Gouvernement Tambow geboren. Am 13. August 1937 wurde er von einem stalinistischen Henker durch Erschießen hingerichtet und in einem Massengrab nahe Moskau verscharrt. Sein Leben umspannt eine der stürmischsten Perioden der modernen Geschichte: Er nahm aktiv an den Revolutionen von 1905 und 1917 teil und spielte eine wichtige Rolle beim Aufbau des ersten Sowjetregimes und im Kampf gegen dessen Degeneration. Er war im bolschewistischen Untergrund und in der politischen Verbannung, bekleidete Leitungsfunktionen in verschiedenen staatlichen politischen Komitees, gab mehrere einflussreiche Zeitungen und Zeitschriften heraus, wurde als Oppositioneller verbannt und als alter Bolschewik verfolgt, der wie die meisten marxistischen Revolutionäre seiner Generation nach Wegen suchte, in einem Regime zu überleben, welches allem, wofür er einst eingetreten war, zunehmend feindlich begegnete.
Vorwort
1911
Publizistische Skizzen über Gorki
Publizistische Skizzen über Gorki
1918
Kommunismus, Kirche und Staat
1919
Das Rote Gouvernement
1920
G. W. Plechanow
Zum Gedenken an G. W. Plechanow
1921
H. G. Wells über Sowjetrussland
Der Verfall der Ideologie
1922
Literarische Silhouetten: Boris Pilnjak
1923
Über eine forsche Phrase und die Klassiker
Die Kunst als Erkenntnis des Lebens und die Gegenwart
Über proletarische Kunst und über die Kunstpolitik unserer Partei
1925
Freudianismus und Kunst
Über Kunst
Michail Wassiljewitsch Frunse
1926
Zum Gedenken an Jessenin
Larissa Michailowna Reissner
Kriecher und Speichellecker
5
1927
Aus der Vergangenheit
Bemerkungen zum künstlerischen Schaffen
Unsere Literatur
Ein donnernder Applaus
1928
Über künstlerische Wahrheit
Die Kunst, die Welt zu sehen
1930
Über Perewal
1936
Begegnungen und Gespräche mit Gorki
Anhang
1925
Resolution der Ersten Allunionskonferenz der proletarischen Schriftsteller
Über die Politik der Partei auf dem Gebiet der künstlerischen Literatur
1927
Fünf Jahre »Krasnaja now«
Brief von Woronski an Ordshonikidse vom 3. März 1927
An das Zentralkomitee des Allrussischen Verbands der Metallarbeiter
Leo Trotzki: Kultur und Sozialismus
Zu dieser Ausgabe
Biografische Anmerkungen
Glossar
Personenregister
Sachregister
Register der literarischen Werke und Gestalten
»Woronskis Arbeiten sind vorzüglich geschrieben, man liest sie mit Gewinn über große russische und sowjetische Literatur und mit Freude an seiner Kunst der Analyse und der Polemik. Die Texte und die im Anhang abgedruckten Dokumente bieten einen Einblick in die Entwicklung seiner ästhetischen Auffassungen und in die verbissenen Fraktionskämpfe innerhalb der sowjetischen Literaturbewegung der 20er Jahre.«
Werner Röhr, junge welt
Die Lektüre des Bandes kann den heutigen Leser durchaus wehmütig stimmen angesichts des Idealismus und des Glaubens an eine bessere und gerechtere Zukunft, des Vertrauens in die Bedeutung des Schriftstellers und die Kraft der Literatur bei der Schaffung dieser künftigen neuen Welt, von denen die Texte Woronskis getragen werden ...
Gleichwohl versammelt der Band eine so große Fülle an bisher unzugänglichem und hiermit größter Sorgfalt ediertem Quellenmaterial, das auch dem nicht russischsprachigen Leser die Geschichte dieses Zeitraums näher bringt, so dass die mit diesem Band geleistete Arbeit als höchst verdienstvoll bezeichnet werden muss.
Rosalinde Sartorti, H-Net, Clio-online
Alexander Konstantinowitsch Woronski wurde im September 1884 in der Kleinstadt Dobrinka im russischen Gouvernement Tambow geboren. Am 13. August 1937 wurde er von einem stalinistischen Henker durch Erschießen hingerichtet und in einem Massengrab nahe Moskau verscharrt. Sein Leben umspannt eine der stürmischsten Perioden der modernen Geschichte: Er nahm aktiv an den Revolutionen von 1905 und 1917 teil und spielte eine wichtige Rolle beim Aufbau des ersten Sowjetregimes und im Kampf gegen dessen Degeneration. Er war im bolschewistischen Untergrund und in der politischen Verbannung, bekleidete Leitungsfunktionen in verschiedenen staatlichen politischen Komitees, gab mehrere einflussreiche Zeitungen und Zeitschriften heraus, wurde als Oppositioneller verbannt und als alter Bolschewik verfolgt, der wie die meisten marxistischen Revolutionäre seiner Generation nach Wegen suchte, in einem Regime zu überleben, welches allem, wofür er einst eingetreten war, zunehmend feindlich begegnete. Als Sohn eines Dorfpfarrers besuchte Woronski das Geistliche Seminar in Tambow, wo er 1904 dem bolschewistischen Flügel der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (RSDAP-B) beitrat. Ein Jahr später wurde er als Anführer einer Studentenrebellion gegen die repressive Leitung aus dem Seminar relegiert. Das Jahr 1905 sah nicht nur die Radikalisierung einiger theologischer Seminaristen im hinterwäldlerischen Tambow. Nach dem Blutsonntag in St. Petersburg fanden im ganzen Land Streiks statt, die in den revolutionären Kämpfen im Herbst kulminierten und die Hauptstadt erschütterten. Tausende Arbeiter, Bauern, Intellektuelle und Studenten beteiligten sich aktiv an den revolutionären Geschehnissen, doch dem zaristischen Regime gelang es, die Revolte zu zerschlagen. Als ernsthafter, aber relativ unerfahrener Bolschewik nahm Woronski an der Revolution von 1905 in Petersburg teil und wurde wie viele andere junge Marxisten bald nach ihrem Scheitern verhaftet. 1906 wurde er in einem Prozess zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Zehn Monate davon verbrachte er im Petersburger Kresty-Gefängnis, die letzten beiden im Provinzgefängnis von Tambow. Nach seiner Freilassung wurde er im Oktober 1907 erneut verhaftet und zu zwei Jahren Verbannung in Jarensk (Provinz Wologda) verurteilt. Die Erlebnisse dieser Periode hat Woronski in seiner halbfiktiven Autobiografie »Auf der Suche nach dem Wasser des Lebens und des Todes« sehr lebendig geschildert. Aus der zeitlichen Distanz von zwanzig Jahren zeichnet der Autor anhand der Charaktere von Valentin und Alexander ein akkurates Porträt des an der Untergrundarbeit wachsenden jungen Bolschewiken. Der Leser begleitet Valentin/Woronski dann bis zur Prager Konferenz von 1912 und erlebt Porträts von Lenin, Sinowjew, Kamenew, Serebrjakow und Woronski selbst, die nun die eher lyrische Schilderung der Jugend ablösten. Die Prager Konferenz war ein Wendepunkt in Woronskis Leben: Einerseits war sie der Anlass für seinen einzigen Aufenthalt in Europa (zu diesem Zeitpunkt studierten mehrere tausend Russen im Ausland, teils freiwillig, teils als Exilanten, die revolutionären Zirkeln angehört hatten), andererseits führte sie ihn mit vielen der zukünftigen Führer der russischen Revolution von 1917 zusammen. Woronski trat dort leidenschaftlich für eine revolutionäre Tageszeitung ein und wurde eingeladen, diese Idee auf einem Spaziergang mit Lenin zu diskutieren. Genossen wie Sinowjew, Kamenew, Serebrjakow und Ordshonikidse sollten eine Schlüsselrolle in Woronskis Leben spielen. Das Jahr 1912 verschaffte Woronski Zugang zu den führenden Kreisen der bolschewistischen Partei; er verfehlte die Wahl zum Mitglied des Zentralkomitees nur mit einer Stimme weniger als Goloschtschekin. Woronski führte das Protokoll der Prager Konferenz und wurde beauftragt, vor bolschewistischen Gruppen in Nikolajew und Saratow über die Konferenz zu berichten ...
Alexander Konstantinowitsch Woronski wurde im September 1884 in der Kleinstadt Dobrinka im russischen Gouvernement Tambow geboren. Am 13. August 1937 wurde er von einem stalinistischen Henker durch Erschießen hingerichtet und in einem Massengrab nahe Moskau verscharrt. Sein Leben umspannt eine der stürmischsten Perioden der modernen Geschichte: Er nahm aktiv an den Revolutionen von 1905 und 1917 teil und spielte eine wichtige Rolle beim Aufbau des ersten Sowjetregimes und im Kampf gegen dessen Degeneration. Er war im bolschewistischen Untergrund und in der politischen Verbannung, bekleidete Leitungsfunktionen in verschiedenen staatlichen politischen Komitees, gab mehrere einflussreiche Zeitungen und Zeitschriften heraus, wurde als Oppositioneller verbannt und als alter Bolschewik verfolgt, der wie die meisten marxistischen Revolutionäre seiner Generation nach Wegen suchte, in einem Regime zu überleben, welches allem, wofür er einst eingetreten war, zunehmend feindlich begegnete. Als Sohn eines Dorfpfarrers besuchte Woronski das Geistliche Seminar in Tambow, wo er 1904 dem bolschewistischen Flügel der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (RSDAP-B) beitrat. Ein Jahr später wurde er als Anführer einer Studentenrebellion gegen die repressive Leitung aus dem Seminar relegiert.Das Jahr 1905 sah nicht nur die Radikalisierung einiger theologischer Seminaristen im hinterwäldlerischen Tambow. Nach dem Blutsonntag in St. Petersburg fanden im ganzen Land Streiks statt, die in den revolutionären Kämpfen im Herbst kulminierten und die Hauptstadt erschütterten. Tausende Arbeiter, Bauern, Intellektuelle und Studenten beteiligten sich aktiv an den revolutionären Geschehnissen, doch dem zaristischen Regime gelang es, die Revolte zu zerschlagen.Als ernsthafter, aber relativ unerfahrener Bolschewik nahm Woronski an der Revolution von 1905 in Petersburg teil und wurde wie viele andere junge Marxisten bald nach ihrem Scheitern verhaftet. 1906 wurde er in einem Prozess zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Zehn Monate davon verbrachte er im Petersburger Kresty-Gefängnis, die letzten beiden im Provinzgefängnis von Tambow. Nach seiner Freilassung wurde er im Oktober 1907 erneut verhaftet und zu zwei Jahren Verbannung in Jarensk (Provinz Wologda) verurteilt.Die Erlebnisse dieser Periode hat Woronski in seiner halbfiktiven Autobiografie »Auf der Suche nach dem Wasser des Lebens und des Todes« sehr lebendig geschildert. Aus der zeitlichen Distanz von zwanzig Jahren zeichnet der Autor anhand der Charaktere von Valentin und Alexander ein akkurates Porträt des an der Untergrundarbeit wachsenden jungen Bolschewiken. Der Leser begleitet Valentin/Woronski dann bis zur Prager Konferenz von 1912 und erlebt Porträts von Lenin, Sinowjew, Kamenew, Serebrjakow und Woronski selbst, die nun die eher lyrische Schilderung der Jugend ablösten.Die Prager Konferenz war ein Wendepunkt in Woronskis Leben: Einerseits war sie der Anlass für seinen einzigen Aufenthalt in Europa (zu diesem Zeitpunkt studierten mehrere tausend Russen im Ausland, teils freiwillig, teils als Exilanten, die revolutionären Zirkeln angehört hatten), andererseits führte sie ihn mit vielen der zukünftigen Führer der russischen Revolution von 1917 zusammen. Woronski trat dort leidenschaftlich für eine revolutionäre Tageszeitung ein und wurde eingeladen, diese Idee auf einem Spaziergang mit Lenin zu diskutieren. Genossen wie Sinowjew, Kamenew, Serebrjakow und Ordshonikidse sollten eine Schlüsselrolle in Woronskis Leben spielen. Das Jahr 1912 verschaffte Woronski Zugang zu den führenden Kreisen der bolschewistischen Partei; er verfehlte die Wahl zum Mitglied des Zentralkomitees nur mit einer Stimme weniger als Goloschtschekin. Woronski führte das Protokoll der Prager Konferenz und wurde beauftragt, vor bolschewistischen Gruppen in Nikolajew und Saratow über die Konferenz zu berichten ...
Erscheint lt. Verlag | 1.12.2004 |
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Übersetzer | Ingeborg Schröder, Erich Ahrndt |
Zusatzinfo | zahlr. Ill. |
Verlagsort | Essen |
Sprache | deutsch |
Maße | 140 x 210 mm |
Gewicht | 755 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Sprach- / Literaturwissenschaft ► Literaturwissenschaft |
Geisteswissenschaften ► Sprach- / Literaturwissenschaft ► Slavistik | |
Schlagworte | Boris Pilnjak • Gorki • Hardcover, Softcover / Slawische Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft • HC/Slawische Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft • H. G. Wells • Krasnaja Now • Kultur und Sozialismus • Larissa Reissner • Lenin Trotzki • Leo Trotzki • Literaturgeschichte • Literaturkritik • Literaturtheorie • Marxismus • Maxim Gorki • Michail Frunse • Perewal • Plechanow • Proletkult • Realismus • Russland • Russland, Literatur • Rußland, Literatur • Sergei Jessenin • Sigmund Freud • Sowjetunion • Sozialismus • Tolstoi • Trotzki |
ISBN-10 | 3-88634-077-5 / 3886340775 |
ISBN-13 | 978-3-88634-077-4 / 9783886340774 |
Zustand | Neuware |
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