Spur der Finsternis (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
528 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-31311-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Spur der Finsternis -  Nora Roberts
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Er nimmt Morgan alles, was ihr lieb ist. Und dann ist sie dran.
Morgan arbeitet hart, um sich den Traum vom eigenen Haus und einer eigenen Bar zu erfüllen. Doch ihr bescheidenes Leben wird jäh aus den Angeln gehoben, als ihre beste Freundin Nina ermordet wird. Zeit zum Trauern bleibt ihr nicht, denn das FBI eröffnet Morgan, dass sie es mit einem Serienmörder und Identitätsräuber zu tun hat. Nina war für den kaltblütigen Killer nur ein Hindernis, das er aus dem Weg geräumt, um an diejenige zukommen, auf die er es wirklich abgesehen hat: Morgan. Schritt für Schritt nimmt der perfide Hacker ihr alles: ihr Erspartes, ihr Haus, ihre Identität. Verzweifelt flüchtet Morgan zurück zu ihrer Familie nach Vermont und setzt Stück für Stück die Scherben ihres zerstörten Lebens wieder zusammen. Doch Morgans Verfolger ist ihr stets auf den Fersen - ihr und den Menschen, die sie liebt.

Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.

1


Ihre Träume und Ziele waren unkompliziert und überschaubar. Als Kind eines Soldaten hatte Morgan Albright von klein auf in verschiedenen Ländern und auf mehreren Kontinenten gelebt. Wegen des Berufs ihres Vaters hatte sie nie richtig Wurzeln schlagen können, denn sie war häufig verpflanzt worden. Von einer Militärbasis zur anderen, von einem Haus, einem Bundesstaat, einem Land zum nächsten. Bis sie vierzehn war und ihre Eltern sich scheiden ließen.

Sie hatte kein Mitspracherecht.

In den ersten drei Jahren nach der Scheidung war ihre Mutter ebenfalls ständig mit ihr umgezogen. Mal in eine Kleinstadt, mal in eine Großstadt, auf der Suche nach … Ja, wonach eigentlich? Morgan war das nie so recht klar geworden.

Mit siebzehn, fast achtzehn beendete sie diesen Zustand der Entwurzelung, indem sie aufs College ging. Dort arbeitete sie an ihren Zielen, Träumen. Sie lernte eifrig und machte zwei Abschlüsse – in Wirtschaftswissenschaften und in Hotelmanagement. Das versetzte sie in die Lage, ihren größten Traum wahr zu machen: Wurzeln zu schlagen. Ein Zuhause zu schaffen. Eine eigene Firma zu gründen.

Auf eigenen Beinen zu stehen.

Sie prüfte Landkarten, Stadtviertel und Klimazonen, um die Auswahl einzuengen. Mit dem Ziel, herauszufinden, wo sie sich nach dem Studium niederlassen sollte. Sie stellte sich eine nette Nachbarschaft vor, möglichst in einem historischen Viertel, in der Nähe zu Geschäften, Restaurants, Bars und anderen Menschen.

Eines Tages würde sie nicht nur ein eigenes Haus, sondern auch ihre eigene Bar besitzen.

Klare Ziele.

Die Tinte auf den Abschlusszeugnissen war kaum getrocknet, da war sie auch schon an den Stadtrand von Baltimore, Maryland, gezogen. Alte Häuser mit Gärten in einer Gegend, die noch nicht gentrifiziert und daher erschwinglich war.

Sie hatte sich ihr Studium selbst finanziert, indem sie erst gekellnert und ab ihrem einundzwanzigsten Lebensjahr als Barkeeperin gejobbt hatte. Dabei hatte sie stets Geld zur Seite gelegt.

Ihr Vater, inzwischen Oberst, schaffte es nicht zu ihrer Abschlussfeier. Obwohl sie mit Auszeichnung bestanden hatte, gab es keinerlei anerkennende Worte von seiner Seite. Das hatte sie nicht weiter erstaunt. Im Grunde hatte sie bereits aufgehört, für ihn zu existieren, als die Scheidung ausgesprochen worden war.

Aber ihre Mutter und ihre Großeltern mütterlicherseits waren gekommen. Morgan konnte damals nicht ahnen, dass sie ihren Großvater das letzte Mal sehen würde. Der robuste Siebzigjährige, ein sportlicher, gesunder Mann, starb im Winter nach ihrem Abschluss. Er stürzte von einer Leiter. Ein falscher Schritt – alles vorbei.

Eine Lektion, die sich Morgan trotz ihrer Trauer zu Herzen nahm.

Ihr Großvater hinterließ ihr zwanzigtausend Dollar und wertvolle Erinnerungen wie die an gemeinsame Wanderungen in den Green Mountains Vermonts. Das Geld aus dem Erbe ermöglichte Morgan den Umzug von ihrem winzigen Apartment in ein kleines Haus. Ein eigenes Haus, renovierungsbedürftig, aber mit einem Garten, in dem es ebenfalls viel zu tun gab. Die drei kleinen Zimmer und zwei winzigen Bäder erlaubten es, dass sie eine Mitbewohnerin aufnahm, um den Hauskredit schneller abzahlen zu können.

Außerdem hatte sie gleich zwei Jobs: Fünf, sechs Abende die Woche stand sie im Next Round hinterm Tresen, einer wunderbaren kleinen Kneipe, die sie sehr lieb gewonnen hatte. Tagsüber arbeitete sie als Büroleiterin in einem familiär geführten Bauunternehmen.

Ihre Mitbewohnerin lernte sie im örtlichen Gartencenter kennen, als sie sich gerade Gedanken über Bodendecker machte. Nina Ramos arbeitete in den Gewächshäusern und kannte sich wirklich gut aus. Das war praktisch, wenn man einen Garten neu angelegen musste. Nina half ihr, ihre Vorstellungen umzusetzen, und zog in diesem ersten Frühling bei ihr ein. Die beiden jungen Frauen kamen gut miteinander aus und wussten, wann sie sich gegenseitig Ruhe und Freiraum gewähren mussten.

Mit fünfundzwanzig hatte Morgan also ihren ersten Traum wahr gemacht. Wenn sie richtig gerechnet hatte, sollte sich auch ihr zweites Ziel vor dem dreißigsten Geburtstag umsetzen lassen. Ihr einziger Luxus stand in der schmalen Auffahrt. Es würde zwar Jahre dauern, das Auto abzubezahlen, aber dafür brachte es sie zuverlässig und sparsam zur Arbeit und wieder zurück. Bei gutem Wetter fuhr sie sowieso mit dem Rad ins Büro. Nina bezeichnete das Auto als Morgans »Teilziel«.

Das kleine Haus in der Newberry Street besaß einen hübschen Vorgarten und war frisch geweißt worden. Die neue Haustür hatte sie in einem zarten, freundlichen Blau gestrichen. Ihr Chef bei Greenwald’s Builders hatte ihr geholfen, die alten Bodendielen abzuschleifen, ihr Rabatt auf die Farbe gegeben und sie bei allen Reparatur- und Wartungsarbeiten unterstützt.

Morgan hatte Wurzeln geschlagen und spürte, wie gut ihr das tat.

Sie strahlte beim Anblick der leuchtend gelben Narzissenblüten, die ihren neu gepflasterten Gartenweg säumten. Ende März war das Wetter launisch, aber bei den vielen Frühlingsboten … Im letzten Herbst hatten Nina und sie einen Hartriegelstrauch im Vorgarten gepflanzt, und sie konnte regelrecht spüren, wie er die Blüte kaum erwarten konnte. Bald ist es so weit, dachte sie, als sie ihr Rad zum Ständer schob und es vorsichtshalber abschloss. Es war zwar ein sicheres Viertel, aber sie wollte niemanden in Versuchung führen.

Sie schloss die Haustür auf und rief: »Hallo«, da Ninas wenig zuverlässiges Auto am Straßenrand parkte. »Ich bin’s, ich bin spät dran.« Sie ging durchs Wohnzimmer und dachte wie so häufig daran, wie viel offener der Raum wirken würde, wenn sie die Wand zur Küche einriss. Dafür sparte sie bereits vielleicht im Herbst, noch vor Weihnachten …

»Ich bin nicht spät dran«, rief Nina zurück. »Und ich hab eine Verabredung!«

Nina hatte ständig Verabredungen. Sie war quirlig und lebensfroh und hatte mehr Zeit als Morgan, weil sie nicht in zwei Jobs gleichzeitig arbeitete.

Morgan blieb in der offenen Zimmertür stehen.

Verschiedene, offensichtlich aussortierte Outfits lagen über das ganze Bett verteilt. Nina bewunderte sich gerade vor dem Ganzkörperspiegel. Ihr rabenschwarzes Haar fiel tief auf das Rückenteil eines roten Kleides, das die Kurven ihrer zierlichen Figur perfekt zur Geltung brachte. Ihre dunklen Augen strahlten, als sie Morgans Blick im Spiegel begegneten.

»Na, was sagst du?«

»Eigentlich sollte ich dich hassen. Aber egal. Wohin gehst du und vor allem mit wem?«

»Sam lädt mich heute Abend ins Fresco’s ein.«

»Schick! Ja, das rote Kleid ist der Hammer.« Sie war ein wenig neidisch. Der einzige Nachteil ihrer Wohngemeinschaft bestand darin, dass Morgan lang und schlaksig, Nina dagegen klein und kurvig war. Sie konnten ihre Klamotten also nicht tauschen. »Behalt es an! Kann es sein, dass du seit fast drei Wochen ausschließlich mit dem wahnsinnig gut aussehenden Sam ausgehst?«

»Seit fast vier.« Nina drehte sich um die eigene Achse. »Von daher …«

»Ich werde ganz leise sein, wenn ich nach Hause komme.«

»Ich mag ihn echt, Morgan.«

»Ich auch.«

»Nein, so richtig, meine ich.«

»Aha.« Morgan legte den Kopf schräg und musterte ihre Freundin. »Ich weiß, dass er es ernst mit dir meint. Es steht ihm im Gesicht geschrieben. Wenn du auch in diese Richtung denkst, kann ich dir als deine Freundin nur meinen Segen geben.«

Nachdem sie ihre Wahnsinnshaarpracht zurückgeworfen hatte, stieß Nina einen ihrer verträumten Seufzer aus. »Und ob ich in diese Richtung denke!«

»Ich kann dir nur zuraten. Aber jetzt muss ich mich für die Arbeit umziehen.«

»Von einem Job zum nächsten. Ich muss hier dringend aufräumen und putzen, Sam soll mich schließlich nicht für schlampig halten.«

»Du bist nicht schlampig.« Nur chaotisch, dachte Morgan, doch zum Glück behielt Nina ihr Chaos bei sich.

Im Gegensatz zu Ninas fröhlichem Durcheinander, ihren lavendelfarbenen Wänden und ihrem Schminktisch voller Make-up, Haarpflegeprodukte und sonstiger Utensilien, sah es in Morgans Reich eher übersichtlich aus. Das dritte Zimmer, kaum mehr als eine Abstellkammer, nutzte sie als Arbeitszimmer. Das war also tabu. Ruhige blaue Wände, das ein oder andere Kunstwerk, das sie Straßenkünstlern in Baltimore abgekauft hatte, eine weiße Steppdecke mit passenden Kissen, dazu ein kleiner, gemütlicher Lesesessel.

Morgan legte ihre Bürokleidung ab – graue Hose, weiße Bluse, marineblauer Blazer – und schlüpfte in ihr Kneipenoutfit – schwarze Hose, schwarze Bluse. Im Bad zog sie die Schublade auf, in der sie ihr Make-up sortiert hatte. Und verwandelte sich von ihrer Tages- in die Nachtversion. Ihr kurzes, asymmetrisch geschnittenes blondes Haar passte zu beiden Jobs, aber die Barkeeperin wählte dramatischeren Lidschatten und knalligeren Lippenstift. Aufgrund jahrelanger Übung war die Verwandlung innerhalb von zwanzig Minuten vollzogen.

Da sie nicht edel bei Fresco’s speisen würde, sauste sie in die Küche und nahm sich einen Joghurt aus dem Kühlschrank. Sie aß ihn im Stehen, malte sich aus, die Wand wäre schon weg, träumte von neuen Schranktüren und Küchengeräten, von ein paar offenen Regalen und …

»Amiga mia, du musst was Richtiges essen.«

»Joghurt ist was Richtiges.«

Nina, die inzwischen einen Bademantel trug, stemmte die Hände in die Hüften. »Ich meine etwas, was man mit Messer und Gabel essen und kauen muss. Du...

Erscheint lt. Verlag 15.11.2023
Übersetzer Christiane Burkhardt
Sprache deutsch
Original-Titel Identity
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2023 • Baltimore • Bedrohung • Bestsellerautorin • eBooks • Frauenromane • Liebesromane • Neuanfang • Neuerscheinung • Resort • Romane für Frauen • Spannung für Frauen • Stalker • Starke Frau • Verfolgung • Vermont
ISBN-10 3-641-31311-2 / 3641313112
ISBN-13 978-3-641-31311-1 / 9783641313111
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