Schwarzsehen für Anfänger (eBook)

Roman. »Ein großartiges Buch! Voller Wärme, Witz und Zuversicht!« Jonas Jonasson
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2023 | 1. Auflage
416 Seiten
C. Bertelsmann (Verlag)
978-3-641-30244-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schwarzsehen für Anfänger -  Cecilia Klang
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Das Leben spielt nach seiner eigenen Melodie - manchmal auch mit schiefen Tönen ...
Es hat doch alles so gut angefangen, damals vor dreißig Jahren. Mit vollem Haar und Lederjacke füllte Tommy zusammen mit seiner Band die Konzerthallen in der südschwedischen Provinz. Der Plattenvertrag war nur noch Formsache, und mit Martina hat er seine absolute Traumfrau gefunden. Die ganze Welt hätte er erobern können! Doch dann kam das dazwischen, was man Leben nennt ... Und nun steht Tommy vor den Scherben seiner Träume: Martina weg, Job weg - und für die Musik war schon lange keine Zeit mehr gewesen.

Zum Glück hat Tommy nicht nur einen ausgeprägten Hang zum Selbstmitleid, sondern auch ein paar verdammt gute Freunde. Um ihm zur alten Form zurückzuhelfen, organisieren sie für ihn Gesangstunden. Widerwillig lässt sich Tommy darauf ein und trifft auf Gunnel, eine schon etwas abgehalfterte Opernsängerin. Gemeinsam zeigen sie dem Schicksal den Mittelfinger - denn mit den richtigen Menschen an der Seite sind die glorreichen Zeiten noch lange nicht vorbei!

»Ein großartiges Buch! Voller Wärme, Witz und Zuversicht, dass auch die kleinen Dinge in unserer großen Welt einen Unterschied machen können!« Jonas Jonasson

Cecilia Klang stammt aus einer schwedischen Provinzstadt und hat als freie Texterin und in der Unternehmenskommunikation gearbeitet, bevor sie 2018 ihren ersten Roman veröffentlichte. Ihr Roman 'Schwarzsehen für Anfänger' machte sie auch international bekannt. Sie lebt mit Mann, zwei Kindern und ihrem Hund in Gävle, einer kleinen Stadt an der schwedischen Ostsee.

2


Tommy hatte aufgehört zu rauchen. Aber als er seinen Wagen ganz hinten auf dem Parkplatz des Forshammarwerks abgestellt und den Motor ausgeschaltet hatte, schob er die Hand unter den Fahrersitz und zog eine Zigarettenpackung hervor. Rechts neben dem Hebel, mit dem man die Sitzposition einstellen konnte, war mit Klettband ein Beutel befestigt, in dem sich immer ein Feuerzeug und eine Packung rote Marlboro befanden. »Für den Notfall«, sagte er zu den wenigen Personen, die sein Geheimnis kannten. Eine Methode, herunterzukommen, seine Ruhe zu haben. Charbel wusste, dass er ab und zu eine rauchte, und vielleicht hatte einer der Kollegen ihn mal einen Zug nehmen sehen. Jorma wusste es garantiert. Er sah und hörte alles, obwohl er selbst kaum bemerkt wurde. Martina hatte von Tommys kleinem Laster keine Ahnung und die Kinder auch nicht. Jedenfalls hatte keiner von ihnen je etwas gesagt.

Er fingerte eine Zigarette aus der Packung, ließ das Fenster herunter und nahm einen tiefen Zug. Als er den Rauch ausblies, fühlte er sich vollkommen leer. In dem Gebäude vor ihm ging alles weiter, als wäre nichts passiert, obwohl soeben sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt worden war. Innerhalb von neunzig Minuten war sein gewohntes und einigermaßen gutes Leben zunichtegemacht worden.

Was würden die Kinder sagen?, dachte er und schnippte die Asche aus dem Fenster. Und seine Mutter? Was sollten sie mit dem Haus machen?

Er hatte nicht weinen können. Auf der Autofahrt vom Ärztehaus war ihm Martina völlig fremd vorgekommen. Er hatte sie vor ihrem Laden abgesetzt und war zur Arbeit weitergefahren, wobei sich alles immer wieder in seinem Kopf abgespielt hatte. Martinas seltsam verzerrtes Gesicht, als sie diese Worte ausgesprochen hatte, der anschließende Versuch der Therapeutin, sie zu beruhigen. Tommy war wütend geworden, hätte am liebsten mit der Faust auf irgendetwas eingeschlagen, wäre gern davongerannt. Stattdessen war er sitzen geblieben, hatte Martina behutsam und ohne zu schimpfen gefragt, warum sie nichts gesagt hatte. Es hätte tausend Gelegenheiten gegeben, das zu tun, tausend andere Arten, es ihm mitzuteilen. Warum hatte sie ihn zu dieser verdammten Therapeutin geschleppt? Wollte sie ihm ganz besonders wehtun? Ihn in Teer rollen und federn?

Der Zigarettenrauch hing grau und träge in der feuchten Septemberluft. Er lehnte sich im Sitz zurück. Gleich würde das monatliche Abteilungstreffen beginnen. Ein Plausch an der Kaffeemaschine, bissige Kommentare in der Maschinenhalle, Pfefferkuchen in einer Plastikbox im Pausenraum, Kopf hoch und Füße stillhalten. Er musste bald reingehen, wenn er nicht zu spät kommen wollte. Aber was spielte das schon für eine Rolle? Das Einzige, was in letzter Zeit bei den Meetings besprochen worden war, waren das ständig unvollständige Chemikalienverzeichnis, ihr herumzickendes Zeiterfassungssystem und die Aufträge, von denen es nie genug gab. Er würde nichts verpassen, stellte er fest und sah zu der grauen Stahltür hinüber, durch die er seit über dreißig Jahren zur Arbeit ging. Drei Jahrzehnte lang hatte er fünfmal die Woche diese Tür benutzt. Morgens und abends. Als er das erste Mal hierhergekommen war, hatte er nach einem Gelegenheitsjob gesucht und war sofort in das Serviceteam aufgenommen worden. Das war genau das Richtige für ihn gewesen. Zu putzen und die Produktionshallen und Maschinen sauber zu halten, erforderte keinen großen Einsatz. Außerdem war er nicht schlecht bezahlt worden, hatte flexible Arbeitszeiten gehabt und den Job gut mit seinen Auftritten und allem Drum und Dran vereinbaren können. Er hatte nie daran gedacht zu bleiben. Damals hatte er völlig andere Pläne gehabt. Neue Songs zu veröffentlichen, von einer größeren Plattenfirma unter Vertrag genommen zu werden, längere Tourneen zu machen und aufwendige Musikvideos zu drehen. Das hatte ihnen dieser Mistkerl von Manager versprochen und Erwartungen geweckt, die nie erfüllt worden waren. Dann war Martina gekommen und mit ihr Haus und Kinder. Für Musik war keine Zeit mehr geblieben. Nach nur ein, zwei Jahren war er zum Teamleiter befördert worden und hatte immer mehr Verantwortung übernommen. Seit zehn Jahren war er verantwortlich für die gesamte Wartung und wagte zu behaupten, dass das Forshammarwerk dank ihm so gut in Schuss war. Obwohl die Maschinen und Hallen alt waren, lief alles, wie es sollte. Es kam nur selten zu einem Produktionsstopp, und wenn es passierte, lag das immer an irgendeinem inkompetenten Maschinisten und nie an mangelnder Instandhaltung.

Die Tür zur Abteilung sechs öffnete sich, und Tommy machte sich auf seinem Fahrersitz klein. Er sah Charbel in dunklem Anzug und Krawatte herauskommen. Mit langen Schritten ging er über den Platz und wühlte dabei mit der Hand in der Innentasche seines Jacketts. Sein Freund schien den Bereich anzusteuern, in dem Rauchen gestattet war. Aus irgendeinem Grund braucht Charbel heute offenbar auch eine Notfallzigarette, dachte Tommy und drückte auf das Lenkrad.

Das Hupsignal ließ Charbel zusammenzucken, aber als sich ihre Blicken trafen und Charbel sein breites Lächeln zeigte, bereute Tommy es schon. Er würde es ihm erzählen müssen. Charbel brauchte ihn nur anzusehen, um zu wissen, dass etwas passiert war.

»Was machst du hier draußen?«, fragte Chabbe und beugte sich durch das offene Fenster. »Riecht nach Zigaretten.«

»Das muss von dir kommen«, erwiderte Tommy und steckte sich die glühende Kippe zwischen die Lippen. Dann löste er den Gurt und stieg aus.

»Was ist los?« Chabbe sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an.

Tommy zuckte mit den Schultern und spürte einen Kloß im Hals.

»Ach, verdammt! Heute hattet ihr doch den Termin bei der Beratung.«

Tommy nickte. Sein Freund zog ihn in die Raucherecke, zündete sich eine Zigarette an und bot Tommy auch noch eine an.

Martina war mit Axel schwanger gewesen, als Tommy aufgehört hatte zu rauchen. Chabbe hatte hingegen nie geraucht, jedenfalls nicht richtig. Und er trank auch nicht, außer wenn es sein musste. Jetzt zog er an seiner Zigarette, wie nur passionierte Raucher es taten. Nonchalant und intensiv, und beim Sprechen qualmte es ihm aus Nase und Mund.

Charbel blickte über das Fabrikgelände.

»Wie schlimm war es?«

»Schlimm«, sagte Tommy und fuhr widerwillig fort. Es tat weh, die Worte auszusprechen. »Sie will die Scheidung.«

Charbel blieb wie versteinert stehen, die Zigarette in der Luft.

»Du machst Witze.«

Tommy schüttelte den Kopf.

Charbel nahm einen tiefen Zug.

»Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Es war doch euer erstes Gespräch, oder? Vielleicht will sie nur testen, wie du reagierst? Ein bisschen Aufmerksamkeit erregen, gesehen werden. Das ist genau wie mit einer Affäre. Man versucht, den anderen ein bisschen zu kränken. Es ist nur ein Spiel.«

Eine von Charbels besten Eigenschaften war seine Fähigkeit, das meiste, was im Leben geschah, von der positiven Seite zu sehen. Er hatte das Talent, sich auf das zu konzentrieren, was gut war, und das Schlechte beiseitezuschieben. Er war ein Überlebenskünstler, das hatte er von seinen Eltern gelernt, die als Flüchtlinge aus dem Libanon mit leeren Händen nach Schweden gekommen waren und es geschafft hatten, sich mit einem gebrauchten Imbisswagen ein gutes Leben aufzubauen.

»Und wie steht es bei dir? Du rauchst«, bemerkte Tommy und sah ihn an. Charbel drückte die Zigarette gegen die Sohle seines exquisiten schwarzen Lederschuhs.

»Ihr habt gleich Mitarbeiterbesprechung«, sagte er und runzelte die Augenbrauen. »Bist du dabei?«

»Ich würde am liebsten schwänzen.«

»Mach das! Pfeif heute auf die Besprechung!«

Tommy versuchte, an der Miene seines Freundes etwas abzulesen. Charbel wirkte nervös, was seit Jahren nicht mehr vorgekommen war. Nicht seit den ersten Schuljahren, als er noch neu in Schweden gewesen war. Damals hatte er sich auf der Jungentoilette versteckt und in gebrochenem Schwedisch versucht, Witze über den Scheiß zu reißen, unter dem er gelitten hatte. Jetzt schien ihn in seinem maßgeschneiderten Anzug wieder etwas zu quälen.

»Erzähl! Warum soll ich nicht zur Besprechung?«

Tommy begann in seinem Kopf, die einzelnen Puzzleteile zusammenzufügen. Der Finanzchef war heute ungewöhnlich gut gekleidet, sollte an der Sitzung der Wartungsabteilung teilnehmen, rauchte, obwohl er das eigentlich nicht tat, und schien etwas zu wissen, was er nicht erzählen durfte.

»Gibt es Kündigungen?«, fragte Tommy und war der Meinung, dass das wenig überraschend käme. Die letzten Jahre hatte die Firma ständig Verluste eingefahren, und wenn nicht alles den Bach runtergehen sollte, musste bald Personal eingespart werden.

»Schlimmer«, sagte Charbel und biss sich auf die Lippe. Er sah Tommy traurig an und holte tief Luft. »Ich weiß, dass das nicht der richtige Tag für weitere schlechte Neuigkeiten ist. Aber ich erzähle dir das, damit du nicht da reingehen und es dir anhören musst.«

Charbel drückte seine Zigarette in einen sandgefüllten Eimer. Dann sagte er in einem Tom, als würde er über nichts Aufregenderes als das morgige Wetter reden:

»Das Werk soll umziehen.«

Tommy begann zu lachen.

»Wie meinst du das? Das Werk? Das ganze Werk?«

»Ja, genau«, bestätigte Charbel ernst.

Tommy verstummte und starrte ihn an.

Charbel sprach nun schnell und klang verbissen.

»Die gesamte Produktion soll nächstes Jahr nach Estland transferiert werden. Alle verlieren ihren Job. Hier wird nichts mehr sein. Niemand. Entweder zieht man nach Estland, oder man...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2023
Übersetzer Marie-Sophie Kasten
Sprache deutsch
Original-Titel Kan innehålla spår av Tommy Roos
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2023 • 50. Geburtstag Geschenk • Bücher Neuerscheinungen 2023 • das ist nur eine phase hase • Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry • eBooks • eine ganz dumme idee • Ein Mann namens Ove • Feel good Buch • Fredrik Backman • Freundschaft • Fünfzig • Geschenk für Männer • halb so wild • Hans Rath • Humor • humorvolle bücher bestseller • jochen gutsch • Jonas Jonasson • lachen bücher • Lebensmitte • leo gutsch • lustig • lustige • Maxim Leo • Midlife Crisis • Neuanfang • Neuerscheinung • Rachel Joyce • Roman • Romane • Schweden • Trennung • witzig • Zweite Chance • Zweite Lebenshälfte
ISBN-10 3-641-30244-7 / 3641302447
ISBN-13 978-3-641-30244-3 / 9783641302443
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