Die Katze des Dalai Lama und die Weisheit grauer Schnurrhaare (eBook)

Roman. - Band 5 der Romanreihe

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
320 Seiten
Lotos (Verlag)
978-3-641-29551-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Katze des Dalai Lama und die Weisheit grauer Schnurrhaare -  David Michie
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Auch an der Katze des Dalai Lama geht die Zeit nicht spurlos vorüber - sie wird alt. Doch die in Ehren ergraute »Schneelöwin« ist immer noch genauso neugierig, naseweis und wissensdurstig wie eh und je. Die Frage, die nicht nur unsere Katze bewegt: Ist ein zukünftiges Leben mit Altersschwäche und (Katzen-)Keksen für Senioren zwangsläufig ein Grund zur Verzweiflung? Aber nicht doch! Denn eines ist klar: Die zunächst erschreckende Erkenntnis, dass unser Dasein nun mal endlich ist, ist genau das, was wir manchmal brauchen, um uns das Schöne im Leben bewusst zu machen und wertzuschätzen, was wirklich zählt. Mag die Hüfte auch etwas zwicken und der Gang etwas langsamer werden - »Bodhikatzva« erweckt jeden Tag die Neugier, Energie und unbändige Lebensfreude eines jungen Kätzchens in sich!
Auf leisen Pfoten und mit viel Witz und Weisheit vermittelt die Katze des Dalai Lama buddhistisches Lebenswissen für alle, die zu innerer Gelassenheit und Freude finden wollen - in welchem Alter auch immer.

David Michie, geboren in Simbabwe, lebt heute in Australien, wo seine Bücher Bestseller sind. Ursprünglich Thriller-Autor, gelingt es dem praktizierende Buddhist mit Bravour, buddhistische Gedanken in moderner, verständlicher Form einem breiteren Publikum nahezubringen.

Prolog

Der Sommer mit seinen Monsunstürmen, dem Nebel und dem endlosen Regen ist für mich die unangenehmste Zeit des Jahres, liebe Leser. Für eine Katze mit einem ausgesprochen saugfähigen Fell, die noch dazu etwas unsicher auf den Beinen ist, stellt es eine durchaus nicht ungefährliche Übung dar, sich bei einem solchen Mistwetter nach draußen zu wagen. Daher bin ich eine Gefangene in meinen eigenen vier Wänden, und mir bleibt nicht viel anderes übrig, als Tag um Tag auf dem Fensterbrett in den Gemächern Seiner Heiligkeit im ersten Stock des Namgyal-Klosters zu sitzen und auf den Innenhof hinunterzublicken. Doch selbst dieser sonst so interessante Anblick hat dann seinen Reiz verloren. Statt Mönchen in dunkelroten Gewändern und staunenden Touristen, die darauf hoffen, dass sich Seine Heiligkeit in ihrer Mitte zeigt, ist nur eintöniges Grau zu sehen. Der Innenhof ist ungefähr so spannend wie ein Unterteller mit den Resten des gestrigen Abendessens.

Deshalb hob ich eines Morgens auch neugieriger als sonst den Kopf, als ich ein vertrautes Klopfen an der Tür hörte. Es war Tenzin, der Berater des Dalai Lama in diplomatischen Angelegenheiten, wie stets im eleganten Anzug. Während er sich mit Seiner Heiligkeit unterhielt, warfen die beiden immer wieder einen Blick auf die Uhr. Mehrere Novizen schlüpften in den Raum, um routiniert die Blumentöpfe abzustauben und die Kissen aufzuschütteln – Vorbereitungen, die immer dann getroffen werden, wenn sich ein Gast angekündigt hat. Mit einem wohligen Beben des Körpers streckte ich zuerst die Vorder- und dann die Hinterbeine. Endlich Besuch, der für etwas Ablenkung sorgen würde!

Doch um wen mochte es sich handeln?

Einer der vielen Vorzüge, die Katze Seiner Heiligkeit zu sein, besteht darin, die zahlreichen Prominenten und Berühmtheiten kennenzulernen, die sich auf den Weg in den Himalaja machen, um in genau diesen Raum hier vorgelassen zu werden. Präsidenten und Popstars, Weise und Wissenschaftler, sie alle stehen irgendwann vor unserer Tür. Offiziell kommen sie aus den verschiedensten Anlässen, doch ihre wahren Beweggründe sind immer gleich, liebe Leser – und wir kennen sie genau, nicht wahr?

Zuallererst einmal wollen sie die Gegenwart des Dalai Lama spüren. Das Segen spendende Energiefeld, das alle erfasst, die sich in seiner Nähe befinden, und die Gewissheit, die er uns so spontan und mühelos vermittelt: dass – egal, wie stürmisch unser Leben oder die Welt um uns herum auch sein mögen – unter der Oberfläche alles gut ist.

Vor ein paar Jahren kam noch ein weiterer Grund hinzu, weshalb unsere erlesenen Gäste alle Hebel in Bewegung setzen, um sich eine Audienz bei Seiner Heiligkeit zu verschaffen. Dieser Grund, liebe Leser, bin selbstverständlich ich. Es mag euch womöglich dreist erscheinen, dass ich dies so freimütig zugebe, aber falsche Bescheidenheit ist eine sehr unschöne Eigenschaft, findet ihr nicht auch? Ich jedenfalls will sie mir nicht zum Vorwurf machen lassen. Unsere Gäste wollen sich mit eigenen Augen davon überzeugen, ob das Gerücht, dass der Dalai Lama »eine Katze hat« (um diese ebenso weitverbreitete wie irreführende Formulierung zu verwenden), der Wahrheit entspricht. Ist die Katze Seiner Heiligkeit – offiziell unter dem Kürzel KSH bekannt – nur eine romantische Legende oder betörende, blauäugige Realität? War dieses undeutliche graue Etwas, das während einer Videokonferenz durchs Bild huschte, etwa die flauschige Schwanzspitze jener sagenumwobenen Kreatur? Oder nur Einbildung, eine Chimäre, eine optische Täuschung unbekannten Ursprungs?

An diesem ausgesprochen trostlosen Morgen jedenfalls erschienen Autoscheinwerfer am Tor des Namgyal-Klosters. Ich spähte in den Nebel, doch abgesehen von einem sich langsam nähernden Fahrzeug war nicht viel zu erkennen. Das Brummen des Motors wurde immer lauter und verstummte schließlich. Nach einem kurzen Augenblick der Stille wurde eine Wagentür geöffnet und wieder zugeschlagen. Einige Minuten später führte Tenzin eine Frau in den Raum.

Wie ihr sicher bereits bemerkt habt, bin ich eine Katze von höchster Diskretion, weshalb ich euch unmöglich die Identität der prominenten Besucherin Seiner Heiligkeit verraten kann. Es sei nur so viel gesagt, dass es sich um eine sehr bekannte Popsängerin handelte, die unter einem Künstlernamen auftritt, der einem Adelstitel gleicht – wie ihn beispielsweise die Gattin eines englischen Lords tragen würde.

Damit aber genug der leisen Andeutungen und versteckten Hinweise – bemerkenswert wäre vielleicht nur noch, dass sie ihre Fans »Little Monsters« nennt. Und dass sie wahrscheinlich ein ziemlich gutes Pokerface machen kann.

Ja, genau die!

Vom Fensterbrett aus beobachtete ich, wie der Dalai Lama und seine Besucherin die Hände vor dem Herzen zusammenlegten und sich zur Begrüßung voreinander verbeugten. Dann setzten sie sich auf zwei gegenüberstehende Sofas mit einem Couchtisch dazwischen. Tenzin schenkte Kaffee ein und stellte ein Tablett mit Keksen bereit, bevor er sich auf einen Sessel am kurzen Ende des Tisches setzte und – wie es erfahrene Diplomaten zu tun pflegen – förmlich mit dem Hintergrund verschmolz.

Vor dem Fenster waberten immer noch dichte Nebelschwaden. Es wurde zusehends dunkler, und schon bald lag auch mein Fensterbrett in tiefem Schatten. Das war mir nur recht, da ich wie die meisten Katzen gerne beobachte, ohne selbst beobachtet zu werden. So konnte ich mir in aller Ruhe ein Bild von unserer Besucherin machen, bevor sie meine Anwesenheit überhaupt bemerkte.

Im Rahmen einer Tagung zum Thema psychische Gesundheit war eine Podiumsdiskussion geplant, an der sowohl unser Gast als auch der Dalai Lama teilnehmen würden. Die heutige Audienz sollte der Vorbereitung dieser Veranstaltung dienen. Auf die Frage Seiner Heiligkeit hin erzählte die Sängerin, dass sie am Anfang ihrer Karriere nur den Erfolg im Sinn gehabt hatte. Erst im Laufe der Zeit hatte sie nach einer Bestimmung gesucht, die über die bloße Unterhaltung des Publikums hinausging: Sie wollte die Herzen der Menschen berühren. Etwas bewirken. Da sie in ihrer Jugend missbraucht worden war, hatte sie es sich zum Ziel gesetzt, anderen mit ähnlich traumatischen Erfahrungen zu helfen. Sie erzählte, dass die Erinnerungen an den Missbrauch so belastend gewesen waren, dass sie ihr noch lange danach körperliche Schmerzen bereitet hatten.

Der Dalai Lama lauschte ihren Ausführungen aufmerksam und voller Mitgefühl. »Der Geist und der Körper sind eins«, sagte er nach einer Weile. »Wer einem schadet, schadet beidem.«

Unser Gast sah ihn erstaunt an. »Es hat sehr lange gedauert, bis ich das begriffen hatte«, sagte sie. »Jahre, in denen ich kurz davor war, den Verstand zu verlieren!«

Seine Heiligkeit beugte sich vor, nahm ihre beiden Hände in seine eigenen und sah ihr tief in den Augen. »Wie haben Sie es geschafft, damit fertigzuwerden?«

Darüber dachte sie eine Weile lang nach. »Mit der Hilfe von Ärzten und Therapeuten. Dabei habe ich viel gelernt.« Es folgte eine weitere Pause. »Das Wichtigste dabei war wohl, dass ich eine Idealversion von mir erfunden habe.«

Der Dalai Lama sprach ihren Künstlernamen laut aus.

»Ganz genau. Ich habe sie mit allen für mich erstrebenswerten Qualitäten ausgestattet und mir dann vorgestellt, sie zu sein. Wenn die Fans ihr zujubelten, jubelten sie der Idealvorstellung meiner selbst zu. Mit der Zeit fiel es mir immer leichter, daran zu glauben, dass ich tatsächlich diejenige wurde, die ich so gerne sein wollte.«

»Also wurde aus Vorstellung Wirklichkeit?«

»Richtig.«

Seine Heiligkeit nickte langsam. »Effektive Psychologie. Die setzen wir im tibetischen Buddhismus auch sehr oft ein.«

»Wirklich?« Die Besucherin schien überrascht.

»Man könnte sogar sagen, dass es sich dabei um eines der Grundprinzipien handelt, die uns Buddha gelehrt hat«, erklärte er. »Der Gedanke findet Ausdruck im Wort. Das Wort führt zur Tat. Und alles fängt hier an.« Der Dalai Lama tippte sich an die Stirn. »Und hier.« Er berührte sein Herz. »Wir werden, was wir denken. In welcher Situation wir uns auch wiederfinden mögen, die Gedanken sind frei. Und am wichtigsten ist: Wir können entscheiden, wie wir über uns selbst denken. Wenn Sie sich dazu entscheiden, so zu leben wie die beste Version von sich selbst, die Sie sich vorstellen können, zeugt das …«, er lächelte, »von großer Weisheit!«

»Vielen Dank!« Selbst aus dem Schatten vor dem Fenster konnte ich erkennen, dass das Kompliment Seiner Heiligkeit unseren Gast hatte erröten lassen. »Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Und es gelingt mir nicht immer.«

»Geistige Gewohnheiten zu ändern …« – der Dalai Lama beugte sich vor – »… ist schwierig und manchmal unmöglich. Deshalb« – er zuckte mit den Schultern – »akzeptieren wir uns. Wir akzeptieren uns, aber wir versuchen es weiter.«

»Selbstakzeptanz«, sagte sie.

»Ist sehr wichtig.« Seine Heiligkeit lehnte sich wieder zurück und kicherte. »Wir können unseren Mitmenschen nur bedingt helfen, wenn es uns schlecht geht. Deshalb müssen wir zuerst Mitgefühl mit uns selbst haben.«

Sie nickte mit ernster Miene.

»Und uns wie einen sehr guten Freund behandeln«, fuhr er mit funkelnden Augen fort.

Ausnahmslos alle, die diesen Raum betreten, machen früher oder später die Erfahrung, dass ihnen der Dalai Lama alle Liebe und Güte, die sie in sich tragen, wie einen Spiegel vorhält. In seiner grenzenlosen...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2023
Reihe/Serie Romanreihe Katze des Dalai Lama
Übersetzer Kurt Lang
Sprache deutsch
Original-Titel The Dalai Lama's Cat: Awaken the Kitten Within
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2023 • Achtsamkeit • Achtsamkeitslehre • Ajahn Brahm • Älterwerden • alt werden • Belletristik - Religion • Buddha • Buddha des grenzenlosen Lichtes • Buddhismus • Dalai Lamas Katze • Dharamsala • Die Weisheit alter Hunde • eBooks • Einführung in den Buddhismus • Geheimnisse des Glücks • Geschenk für Katzenliebhaber • Himalaya-Katze • Karma • Kätzchen • Kätzchen in uns • Katzenroman • Katze seiner Heiligkeit • Kleine Schneelöwin • Kunst des Schnurrens • Lamaismus & Dalai Lama • Meditation • Neuerscheinung • Neugier wecken • östliche Weisheitslehren • spirituelle Bücher • Tibetischer Buddhismus • Vergänglichkeit • Weisheit des Alters • Zauber des Augenblicks
ISBN-10 3-641-29551-3 / 3641295513
ISBN-13 978-3-641-29551-6 / 9783641295516
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