Wie Papierschiffchen im Fluss (eBook)

Roman

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
352 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46359-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wie Papierschiffchen im Fluss -  Julia Stumpp
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Traumberuf, Traummann, Wunschkinder - und die unwiderstehliche Jugendliebe! Ein gefühlvoller Frauenroman über Lebensträume und zweite Chancen Janna hat ihr Leben perfekt geplant, und dieser Plan hängt an Simon. Mit ihm hat sie eine Familie gegründet, mit ihm führt sie ein erfolgreiches Architekturbüro, mit ihm will sie alt werden. Aber vor Simon gab es Maris, mit dem das Leben ein ungeplantes, flirrendes Abenteuer war. Maris, der nicht aufhörte, die Welt neu zu entdecken. Maris, der Janna damals ohne Vorwarnung und ohne Erklärung verlassen hat. Als er nach vielen Jahren in ihrem Architekturbüro auftaucht, droht Jannas sorgfältig aufgebaute Sicherheit wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen. Ihr Kopf sagt, dass sie sich von ihrer Jugendliebe fernhalten soll, aber ihr Herz weiß, dass das unmöglich ist ... Unglaublich gefühlvoll und lebensnah erzählt Julia Stumpp die Geschichte einer Frau, die sich fühlt, wie ein Papierschiffchen im Fluss, die mitten im Leben steht und sich fragt, welche Möglichkeiten es für sie und ihre Träume gegeben hätte, wäre sie in einen anderen Strom geraten.

Julia Stumpp schreibt, seit sie einen Stift halten kann. Sie hat Architektur studiert und in mehreren Büros gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben zuwandte. Unter verschiedenen Namen hat sie erfolgreich Sach- und Jugendbücher sowie augenzwinkernde Krimiromanzen veröffentlicht. Zu Wie Papierschiffchen im Fluss inspirierte sie die Liebe zur Architektur ebenso wie die Frage, warum wir in einem Multiversum voller Möglichkeiten genau dieses Leben leben. Julia Stumpp wohnt mit ihrem Mann und ihrem erwachsenen Sohn nahe Hamburg am Deich, wo sie sich in Schreibpausen mit ihrem zotteligen Hund den Wind um die Nase wehen lässt.

Julia Stumpp schreibt, seit sie einen Stift halten kann. Sie hat Architektur studiert und in mehreren Büros gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben zuwandte. Unter verschiedenen Namen hat sie erfolgreich Sach- und Jugendbücher sowie augenzwinkernde Krimiromanzen veröffentlicht. Zu Wie Papierschiffchen im Fluss inspirierte sie die Liebe zur Architektur ebenso wie die Frage, warum wir in einem Multiversum voller Möglichkeiten genau dieses Leben leben. Julia Stumpp wohnt mit ihrem Mann und ihrem erwachsenen Sohn nahe Hamburg am Deich, wo sie sich in Schreibpausen mit ihrem zotteligen Hund den Wind um die Nase wehen lässt.

Erstes Kapitel


Sommersonnenwende 2008

Es ist einer dieser lauen Abende, an denen die Luft satt ist von Düften, Klängen und Sehnsucht. Das Licht wechselt allmählich ins Rötliche, aber immer noch ist es hell, auch zwei Stunden vor Mitternacht. Niemand, so scheint es, mag nur einen Augenblick dieser magischen Nacht verschlafen. Im ganzen Park verteilt sind Grüppchen von Leuten; Familien, Freundescliquen, seltener auch einzelne Menschen, die in Notizbücher schreiben oder rauchen oder beides. Aus einem der Häuser am anderen Ufer schwebt Klaviermusik herüber, Lachen und Gesprächsfetzen.

Obwohl wir mitten in der Stadt sind, mitten in diesem Sommer voller Leben, bildet das zartgrüne Blätterdach der Robinie einen Schutzraum für uns. Der Platz unter dem Baum am Ufer der Oker gehört nur uns, Maris und mir. Der ganze Abend gehört nur uns, so kommt es mir vor. Schon seit dem Nachmittag sind wir hier, und wir werden die Letzten sein, die den Park verlassen, weil dieser Tag nicht zu Ende gehen darf.

Die Robinie reckt einen ihrer Äste waagerecht über den Fluss. Die Rinde ist dort glatt von den vielen Füßen, die darauf entlangbalanciert sind, von den vielen Körpern, die aneinandergeschmiegt dort gesessen haben wie Maris und ich jetzt. Wir lassen die Zehen ins kühle, grüne Flusswasser baumeln, sehen dem Glitzern der Kräuselwellen zu und sind miteinander zu Hause, einfach so. Mit Maris ist es leicht, sich zu Hause zu fühlen. Alles ist mit ihm leicht, sogar Träumen. Er hat diese Art an sich, als sei das Leben ein einziges, großes Zauberland voller Wunder und er derjenige, der sie entdeckt.

Eine Weile haben wir auf der alten Picknickdecke gelegen, die schon mein Vater und ich genutzt haben. Wir haben geredet und getrunken und gelesen, vor allem aber haben wir uns geküsst. Den Sekt und die Erdbeeren hat Maris mitgebracht, ich dafür die Decke und Chips. Inzwischen sind die Chips aufgegessen, eine leere Sektflasche drückt eine Kuhle in die Decke. Mit einem Nicken deutet Maris von unserem Platz auf dem Robinienast aus ans Ufer. »Wir sollten dieses Stillleben für Zeichnen I festhalten. Junge Menschen im Sommer soll es heißen. Irgendwann wird es internationale Berühmtheit erlangen«, sagt er, und ich frage mich, warum er uns als junge Menschen bezeichnet, als sei er selbst es nicht.

»Junge Menschen in einem Sommer, der nie enden sollte«, sage ich leise.

Maris hat den Arm um mich gelegt. Bei dem sanften Lachen, mit dem er mir antwortet, spüre ich das Beben seines Brustkorbs.

Eine Entenfamilie zieht schnatternd vorbei, über uns spielt der Sommerwind mit den Blättern.

Ich schmiege mich enger an Maris, atme ihn ein, speichere den Duft seiner Haut, die Wärme, die er in mir erzeugt, für die kommenden Monate. Ohne dass ich etwas dagegen tun kann, dehnen sie sich unbarmherzig vor mir aus und werden unüberwindbar. Wie soll ich einen ganzen langen Spätsommer, einen Herbst, einen Winter und einen Frühling ohne ihn sein? Meine Augen fangen an zu brennen. Aber ich will Maris die Vorfreude auf New York nicht verderben, also lenke ich ab, vielleicht uns beide. »In der einen Flasche war noch Sekt, oder?«

»Ich könnte sie für dich holen«, sagt er träge. »Dazu müsste ich allerdings aufstehen und um dich herumbalancieren, ohne ins Wasser zu fallen.«

Statt einer Antwort richte ich mich auf, bevor er merkt, dass ich meine Tränen nur mühsam wegatme, und rutsche die wenigen Zentimeter vom Baum, bis meine Füße den sandigen Boden im Wasser finden. Ich reiche Maris die Hand.

Er ergreift sie und geht daran über unseren Ast ans Ufer, wo er mich nach oben und in seinen Arm zieht. »Ich liebe dich, Johanna.« Mit dem Daumen wischt er mir nacheinander über die Innenseiten beider Augen, wo die Tränen warten. »Vergiss das nie.«

»Ich liebe dich auch«, höre ich mich sagen, und in diesem Moment wird mir klar, dass ich diese Worte noch nie vorher ausgesprochen habe. Zu niemandem. Aber möglicherweise kann ich mich auch nur nicht daran erinnern.

Eine ganze Weile stehen wir einfach da, barfuß im langen Gras im Schatten der Robinie, und halten uns im Arm. »Ich komme doch wieder«, flüstert Maris.

Ich murmle gegen seine Kehle: »Das hoffe ich.«

»Es geht ja nicht anders. Du bist hier.«

Nebeneinander legen wir uns auf die Decke. Sie endet auf Höhe meiner Schultern, mein Kopf sinkt ins weiche Gras. In mir ist so unendlich viel Liebe und Sommer und Sehnsucht, dass ich fast zerberste.

Ich angle nach der angebrochenen Sektflasche und nehme einen Schluck, bevor ich sie an Maris weitergebe. Die verbliebenen Erdbeeren haben wir in einer Plastikbox vor den Ameisen in Sicherheit gebracht – Maris denkt an so was –, aber nun lasse ich den Verschluss mit leisem Ploppen aufschnappen und stelle die Erdbeeren vor uns hin.

Maris streicht mit dem Zeigefinger an meinem Hals nach oben; es kitzelt, als er die Stelle unter dem Ohr erreicht. »Ich werde dich vermissen.«

Dann bleib, will ich sagen, aber meine Lippen bilden die Worte nicht. Weil ich weiß, dass er gehen muss. Es war immer sein Plan. Ihn zieht es ebenso sehr hinaus in die Welt, wie ich an meinem Erfolg arbeiten muss. Nach dem Vordiplom gehe ich nach New York. Er kann nicht hierbleiben, nicht einmal für mich. »Wie sehr?«, frage ich.

»So sehr, dass ich von New York vor lauter Tränen nichts sehen werde.«

Ich lache ein bisschen. »Blödmann.«

»Ernsthaft«, sagt er. »Bestimmt werde ich den ganzen Tag in einem finsteren Internetcafé unten in einer Hochhausschlucht hocken und dir leidenschaftliche E-Mails schreiben, statt das Leben zu genießen.«

Wir wissen beide, dass er das nie tun würde. »Versprich mir, dass du so viel von New York mitnimmst, wie du kannst«, sage ich. »Und schick mir ab und zu Bilder.«

»Nur dafür habe ich die Digitalkamera gekauft.«

Ich taste nach seiner Hand, verflechte die Finger mit seinen und ziehe ihn zu mir, bis er das Gleichgewicht verliert. Sein Oberkörper landet auf meinem, sein Knie zwischen meinen Oberschenkeln, sein Gesicht so dicht über meinem, dass ich die goldenen Funken in den Augen sehen kann. Tief unten in meinem Herzen breitet sich mit Entschlossenheit dieses Helle, Warme aus, das zu Maris gehört, bis kein Platz mehr ist für Abschiedsgejammer.

Sein Atem streift meine Lippen, der Duft von Erdbeeren, Sekt und etwas, das mich dazu bringt, Maris noch weiter zu mir zu ziehen, bis sein Mund meinen trifft.

Als er sich wieder aufrichtet, lächelt er, und ich lächle zurück.

Er liegt jetzt neben mir und hat den Arm neben meiner Schulter aufgestützt. Mit den Blicken streichle ich die Vene, die sich über den Unterarm und den Ansatz des Bizeps zieht und schließlich unter dem T-Shirt verschwindet.

»Was denkst du, wo sind wir in zehn Jahren um die Zeit?«, fragt er.

Vielleicht bin ich doch ein bisschen betrunken. Denn obwohl es in mir flattert und niemand, nicht einmal mein Vater, von diesem Traum weiß, drehe ich mich auf den Bauch und deute zu der Stadtvilla auf der anderen Flussseite, aus der immer noch leise Klaviermusik herüberschwebt. »Dort.«

Maris zieht zweifelnd eine Augenbraue nach oben, was ich gerade noch sehe, als ich mich neben ihn setze – mit Blick auf meine Villa.

»Ich werde da wohnen.« Das Flattern in mir nimmt zu, ich lege die Arme um die aufgestellten Knie. Jeder andere würde mich auslachen für diese Idee.

Aber nicht Maris. Er sieht mich bloß aufmerksam an. »Warum?«

Irgendwann werde ich ihm die ganze Wahrheit erzählen, und er wird es verstehen. »In dem Jahr, nach dem meine Mutter uns verlassen hatte, habe ich mit meinem Vater einen Ausflug gemacht«, fange ich an. »Und …« Will ich jetzt wirklich darüber sprechen? Ich bekomme meine Gefühle nicht einmal in Worte gekleidet. Warum bin ich so sicher, dieses Haus würde für mich dasselbe tun wie für die Leute, die jetzt dort wohnen? Und woher sollte ausgerechnet ich jemals das Geld haben, dort einzuziehen? Unwillkürlich zupfe ich am Ärmel meiner Ausverkaufsbluse herum. »Ich glaube einfach, die Leute in diesem Haus sind glücklich.«

Wieder einer seiner Blicke, die direkt in mich hineinsehen. Ich habe nie wirklich herausfinden können, welche Farbe Maris’ Augen haben. Sie changieren zwischen hellbraun, blassgrün und grau. Genau wie er selbst, nie ganz irgendwo, immer flirrend. Doch noch während ich das denke, stelle ich fest, dass es nicht stimmt. Jetzt, in diesem Moment, ist Maris wirklich hier. Bei mir. Und im Licht unter dem Blätterdach haben seine Augen sich auf ein blasses Grün festgelegt, mit einem dunklen Rand um die Iris. »Dafür brauche ich keine Villa. Ich habe dich.«

»Natürlich will ich da nicht allein wohnen«, ergänze ich schnell. »In zehn Jahren sitzen wir beide dort oben auf der Dachterrasse und stoßen darauf an, dass wir den Auftrag bekommen haben, einen Hotelkomplex in Dubai zu entwerfen. Und unsere Kinder suchen auf dem antiken Globus, den sie von deinen Eltern bekommen haben, wo Dubai liegt.«

»Dubai.«

Ich nicke ernst. »Dubai.«

Neben Maris’ rechtem Mundwinkel bildet sich ein Grübchen. »Der antike Globus kommt mir nicht auf die Terrasse.«

»Spießer.«

Er lacht und zieht mich an sich. »Wirst du auf mich warten?«

Als wäre es mir möglich, irgendetwas anderes zu tun. »Genau hier.«

»Könnte im Winter ein bisschen kalt werden.«

Er tastet nach der halb leeren Sektflasche neben sich. Wir trinken abwechselnd, dann küssen wir uns wieder. Und trinken und küssen und füttern uns mit den Lippen Erdbeeren, bis mir endgültig schwindelig ist vom Sekt und von diesem...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Architektur Roman • Eheroman • Ehe und Familie • Erste Liebe • Familiengeschichten • Familiengeschichten Romane • Frauenbücher • Frauenromane • Fremdgehen • Geschenk beste Freundin • Geschenke für Frauen • Große Gefühle • Große Liebe • Hell wie der Weihnachtsstern • Janna König • Jugendliebe • Julia Dibbern • Julie Birkland • Königssteine • Lebensplan • Lebensträume • Lebensweg • leidenschaftliche Affäre • Leidenschaftliche Liebesgeschichte • Liebe finden • Liebesgeschichten • Liebesgeschichten Bücher • Liebesromane • liebesromane für erwachsene • Roman Braunschweig • Romane für Frauen • Romane Liebe • Romane über Ehe • Roman Mutter • Roman Niedersachsen • Romantische Bücher • Second Chance • Sehnsucht • Selbstfindung Roman • Tief wie das Meer • Trauer • unglückliche Ehe • Unterhaltungsromane für Frauen • wahre Liebe • Wild wie der Wind • Zeitmuseum • Zweite Chance
ISBN-10 3-426-46359-8 / 3426463598
ISBN-13 978-3-426-46359-8 / 9783426463598
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