Freunde von Freunden (eBook)

Roman | Vom Autor des TV-Welterfolgs How I Met Your Mother - der große New York-Roman!

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
576 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2934-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Freunde von Freunden -  Carter Bays
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Willkommen im Zeitalter der Ablenkungen!  Es ist der Sommer 2015, und für Alice Quick steht viel auf dem Spiel. Sie ist fast 30 Jahre alt, trauert um ihre kürzlich verstorbene Mutter, kommt kaum als Nanny über die Runden und wurde gerade aus ihrer Wohnung geworfen. Wenn sie es nur endlich schaffen würde, ihren Traum zu leben und Ärztin zu werden. Doch die Welt ist voller Ablenkungen. Ihr Bruder - ein millionenschwerer Start-up-Gründer - entdeckt seine spirituelle Seite. Seine perfekte Südstaaten-Ehefrau hat einen Zusammenbruch. Und Alices chaotische Mitbewohnerin Roxie ist auf Abenteuer aus. Und dann ist da noch die größte Ablenkung: die Liebe.  »So etwas wie diesen originellen und intelligenten Roman gibt es ganz selten, er ist die perfekte Strandlektüre und preisverdächtig. Legt eure Handys weg und fangt an zu lesen! Großartig!« Kirkus 

Carter Bays ist der Miterfinder der Emmy-prämierten TV-Serie How I Met Your Mother. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Kalifornien.

Carter Bays ist der Miterfinder der Emmy-prämierten TV-Serie How I met your Mother. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Kalifornien. Britt Somann-Jung ist Lektorin und Übersetzerin und lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Zuletzt übersetzte sie Werke von Elizabeth Gilbert, Kate Davies und Tayari Jones. Für ihre Übertragung von Tayari Jones' In guten wie in schlechten Tagen wurde sie 2019 mit dem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet.

ZWEITES KAPITEL

Körper


»Tot?«

»Genau.«

Alice schmerzten die Drinks vom Vorabend immer noch, und nun hatte Tulip sich ausgerechnet diesen Tag ausgesucht, um diese Unterhaltung zu führen, die Unterhaltung, die Alice gefürchtet hatte, eine Unterhaltung, von der Tulip ziemlich sicher ihrer Mutter erzählen würde, und das wäre schräg.

»Was ist mit ihr passiert?«

»Sie ist sehr krank geworden und gestorben.«

»Vermisst du sie?«

»Natürlich.«

Alice war überrascht, dass Tulip so lange gebraucht hatte, um danach zu fragen. Tulip gab es in zwei Aggregatzuständen: flüssig und fest. Wenn sie am iPad saß, war sie eine Pfütze, ein nasser Fleck auf dem Sofa, den man nicht bemerkte, es sei denn, man tastete danach. Wenn sie das iPad allerdings nicht in den Fingern hatte, dann war sie ein Festkörper, der aufrecht dasaß, nur Knie und Ellbogen, muskulös und unkuschelig. In festem Zustand stellte sie bohrende Fragen zu Alices Privatleben. Im Jahr ihrer Bekanntschaft hatten sich diese Fragen zu einem umfassenden Interview summiert; Alice Quick war fast vollständig vermessen, eine große Bandbreite an Themen abgedeckt worden: Adoption, Klavier, College, Hawaii, ihr Bruder, ihre Freundinnen, ihr Freund, ihre Trennung von ihrem Freund und das Single-Dasein in New York. Nur zwei Themen von Bedeutung waren noch nicht aufgekommen: das Medizinstudium und Alices Mutter. Bald wäre das Medizinstudium das einzige Geheimnis, das Alice vor der jungen Fragestellerin noch hatte.

»Warum ist sie gestorben?«

»Weil sie krank war.«

»Aber warum?«

»Weil Menschen manchmal krank werden«, sagte Alice. »Kinder normalerweise nicht«, schob sie schnell hinterher. »Meistens alte Leute.«

»War deine Mom alt?«

»Nicht so alt, wie sie hätte sein sollen.«

»Du wirst sie nie wiedersehen.«

»Ich weiß.«

»Außer, es gibt einen Himmel.«

»Das stimmt.«

»Glaubst du, es gibt einen Himmel?«

»Tulip, können wir bitte nicht darüber reden?«

»Warum nicht?«

»Ich möchte nicht darüber reden, wenn das okay ist.«

»Aber du wirst deine Mom nie wiedersehen! Sie ist tot! Für immer und ewig!«

Kinder sind vom Tod fasziniert. Erwachsene macht das verrückt, aber die Kids haben recht, und die Erwachsenen liegen falsch, das ist die Wahrheit. Wie kann irgendwer darüber hinwegsehen, dass dieser urkomische Schwarm aus Glühwürmchen und Fledermäusen, den wir Bewusstsein nennen, einfach so zum Stillstand kommt? Es ist irrsinnig ungerecht, und nur Kinder scheinen das zu kapieren, weil sie nicht erwachsen sind und sich noch nicht in den ungeheuerlichen Gedanken hineingelangweilt haben, dass eines Tages alles vorbei ist und die Menschen, die dich lieben, keine Ahnung haben, wie dein E-Mail-Passwort lautet.

Alice ging nach Hause, zu erschöpft, um zu lernen. Sie ging schlafen. Sie wachte auf. GUTEN MORGEN. ES SIND NOCH 91 TAGE BIS ZUM TEST. Okay. So war es besser. Heute war ihr Tulip-freier Tag. Heute hatte sie den ganzen Tag Zeit, und das war gut, denn das große gelbe Buch sah dicker aus als gestern. Okay. Los geht’s.

»Okay, also Bob.«

Roxy legte sich einen Beutel mit Eiswürfeln aufs Gesicht, um durch die Halloween-Maske aus Gaze und Heftpflaster die Nase zu kühlen. Sie setzte sich neben Alice. Ihre Zimmertür stand offen, der Geruch von gegrillten Vorhängen waberte in die Küche.

Alice hatte versucht, nicht an Bob zu denken. »Was ist mit ihm?«

»Er will sich wieder treffen«, erklärte Roxy.

»Ist doch schön.«

»Ja«, sagte Roxy. »Ja, stimmt.« Sie saß einen Moment nachdenklich da und sagte dann: »Ich bin mir nicht sicher mit Bob.«

»Wie meinst du das?«

»Du kennst seinen vollen Namen, oder?«

»Bob Smith.«

»Bob Smith«, sagte Roxy. »Du siehst das Problem?«

Eigentlich nicht. Alice überlegte. »Wie Robert Smith von The Cure?«

»Wer?«

»The Cure. Eine Band. Hast du noch nie von The Cure gehört?«

»Das war vor meiner Zeit, Grandma«, sagte Roxy zu Alice. (Roxy hatte Alice erzählt, sie sei siebenundzwanzig, dabei war sie vierunddreißig.) »Das Problem ist nicht irgendein Typ von irgendeiner Band, der auch Robert Smith heißt. Ich meine, das ist auch ein Problem, aber Teil eines größeren Problems. Überleg doch mal. Bob Smith …«

»Du kannst ihn nicht googeln.«

»Genau! Es gibt scheiß Milliarden Robert Smiths auf der Welt. Ein halbe scheiß Milliarde allein in New York.«

Alice sah die Gelegenheit gekommen, zu erwähnen, dass sie und Bob ein paar Abende zuvor Facebook-Freunde geworden waren, am Abend das Brandes. Tick tick tick, die Gelegenheit verstrich, als Roxy sich ein Glas einschenkte und fortfuhr.

»Ich habe keinen blassen Schimmer, womit mein Bob sein Geld verdient oder wo er zur Schule ging, das hilft mir also nicht weiter.«

Alice fiel auf, dass sie das auch nicht wusste. Was wusste sie überhaupt von ihm? Er war Jahrgang 1975? Er fand Bananen witzig? Dann fiel ihr was Nützliches ein.

»Ich kenne jemanden, der ihn kennt«, sagte sie.

»Echt?«

»Meine Freundin Rudy Kittikorn.«

»Buchstabier mal«, forderte Roxy und sah sich dann verschiedene Online-Bilder von Rudy an – ein Softballmatch-Gruppenfoto des Columbia AI-Labors, ein Bewerbungsfoto vor einem öden blassen Hintergrund –, während Alice die Geschichte von LEO, dem Computer, erzählte. Die »Ich bin eine Banane«-Pointe zündete nicht recht bei der Wiedergabe aus dritter Hand, und das große gelbe Buch lag derweil ungelesen auf dem Küchentisch. Roxy durchsuchte Rudys Facebook-Freunde. Kein Bob Smith.

»Mail ihr mal«, befahl Roxy. »Find mal raus, was Sache ist.«

Alice wollte nur arbeiten, aber okay, schön, sie mailte Rudy und erkundigte sich nach Bob. Das Ganze fühlte sich merkwürdig an. Sie hatte Rudy seit der fünften Klasse nicht mehr gesprochen, als Alice die Schule gewechselt hatte und es nur noch um Klavier ging. Sie und Rudy hatten in derselben Straße gewohnt, aber ihre Leben verliefen auf unterschiedlichen Bahnen, und die Freundschaft war entweder verpufft oder eingefroren.

Roxy würde zu spät kommen, wenn sie nicht sofort aufbrach, weshalb sie nur noch zwei Minuten wartete, ob Rudy zurückschrieb, und dann, als sie es nicht tat, noch fünf Minuten, und als sie dann immer noch nicht geantwortet hatte, noch mal fünf Minuten, und dann brach Roxy auf, denn jetzt war sie richtig spät dran. Sie polterte die Treppe hinauf, und Alice war endlich allein, mit dem ganzen Tag noch vor sich. Das musste sich lohnen.

Sie schlug das Buch auf. Es legte sich schwer auf den Resopaltisch.

Erstes Kapitel. »Organische Chemie«.

Es war seltsam, dass dies jetzt Alices Zuhause war. Im Verlauf der Jahre war sie ein paar Mal umgezogen, aber zum ersten Mal kannte sie die Person, bei der sie einzog, eigentlich nicht. Gerade hatte sie sich noch vor der Tür vorgestellt, und nun war sie schon zu Hause. Ihr Kühlschrank, ihr Herd, ihre Töpfe und Pfannen, ihre Heizung. Sie scannte die Küche, suchte nach Hinweisen, wer diese Roxy eigentlich war. Die Mühe hätte sie sich sparen können. Roxy hatte praktisch alles in der Wohnung von den Vormietern geerbt. Und die Vormieter hatten das meiste von ihren Vormietern geerbt und so weiter und so fort, seit Anbeginn des Single-Daseins in New York. Vielleicht hatte Roxy einen Pfannenwender, ein Geschirrtuch oder einen Kühlschrankmagneten hinzugefügt, aber die Wohnung war eigentlich ein Schneckenhaus für Einsiedlerkrebse, eine dieser unzähligen Zweizimmerwohnungen, die nie das Heim einer Familie gewesen waren. Seit dem Tag, als der Baum blau gestrichen worden war, war dies das Zuhause einer Kette von ungebundenen Menschen gewesen. Sie hatte Dinnerpartys beherbergt, den einen oder anderen Streit, mehr als ein paar Rendezvous. Aber keine Kinderbetten. Und jetzt war sie still.

Erstes Kapitel, »Organische Chemie«.

Zu still, genau genommen. Alice brauchte Musik. Nein, sie brauchte nicht einfach Musik, sie brauchte einen neuen Lernmix. Sie griff zum Handy. Es musste was Klassisches dabei sein. Aber nichts Einschläferndes. Kein Brahms. Vielleicht Chopin. Irgendwas Gehaltvolles, Triumphierendes, etwas Vorwärts- und Aufwärts-iges. Elgar? Ja. Aber hätte sie Klassik nicht bald satt? Ja. Sie brauchte etwas Energiegeladenes, etwas Junges. Keine Work-out-Musik, aber etwas, das belebte. Etwas, das einen wach hielt, aber ohne Texte, die Aufmerksamkeit verlangten. Es war nicht leicht, die richtigen Songs dafür zu finden, aber Alice war wild entschlossen. Sie saß da, mit Stöpseln in den Ohren ganz in ihrem Element, browste durch den iTunes-Store, sprang von Genre zu Genre wie beim Parcours. Schließlich hatte sie achtundsiebzig Songs beisammen, die sie auf zweiunddreißig zusammenstutzte. Diese zweiunddreißig Songs wären ihre treuen Gefährten auf der Reise. Sie wären da, alle 91 TAGE BIS ZUM...

Erscheint lt. Verlag 30.3.2023
Übersetzer Britt Somann-Jung
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Achtsamkeit • AI • Buddhismus • ChatGPT • Familie • Freundschaft • Geschwister • Heilen • How I Met Your Father • How I met your mother • KI • Lebensziele • Liebe • Medizin • New York • Trauer • Trost
ISBN-10 3-8437-2934-4 / 3843729344
ISBN-13 978-3-8437-2934-5 / 9783843729345
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