Wenn der Westwind dem Teufel die Sporen gibt STORY 1 -  Bianca Oesterle

Wenn der Westwind dem Teufel die Sporen gibt STORY 1 (eBook)

Story 1
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2022 | 1. Auflage
700 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-8698-0 (ISBN)
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Mitten im Wilden Westen 1883 in Arizona-City will sich Teniente Zobihiano an Zimmermann Leroy Adams rächen ... Kann Sheriff Taylor die Stadt vor einer Katastrophe bewahren? Die Ganoven-Bande um Kelly Swanson macht die Bürgerschaft zu Angsthasen. Deputy Adams und Wallace, sowie eine Mescalero-Indianerin in der Postpony-Pferdewirt zögern nicht, einzugreifen. Können Jennifer und Leroy aufatmen ...?

Bianca Oesterle, Jahrgang 1977, freischaffende Autorin, Studium an der Hamburger Akademie Axel Andersson

„Nun … machen Sie sich bitte wegen mir keine besonderen Umstände, Miss Gordon!“, ermahnte Leroy sie sanft, sich in der Öffentlichkeit wegen ihm keine Mühe zu machen. „Mein Durst ist gestillt. Und ich bin nicht hungrig, danke.“ Sehnsucht von ganz anderer, menschlicher Art stand in Großbuchstaben in seinen sanften Augen geschrieben, doch seine Gedanken in die abendliche Stadtluft auszusprechen, wäre die Höhe aller Ungezogenheit gewesen, die sich ein Mann seines Standes nie und nimmer erlauben durfte. Schon die Tatsache, dass er hier abends vor der Schule bei der Lehrerin stand und mit ihr eine Unterhaltung führte, die jeder im Vorbeigehen mitbekam, war nahe an der Erregung öffentlichen Ärgernisse. Er sehnte sich nach der Erfüllung seines Lebens: ihre Gunst.

Auf der Veranda der Schule stand nur ihr Schaukelstuhl, denn die Lehrerin lebte allein, und sie bewohnte die oberen Räume über den drei Schulklassen. Zwei weitere Lehrerinnen gab es, denn die Stadt hatte viele Kinder von arm bis reich, die allesamt schulpflichtig waren und diese Stadtschule bis auf den letzten Bankplatz an den Lern- und Schreibpulten füllten. Beide Lehrerinnen wohnten in ihren eigenen Häusern, waren nach dem neuen und mild gelockerten Gesetz für weibliche Lehrkräfte verheiratet, was Miss Gordon nicht war, und hatten selbst Kinder. Zum Teil gingen deren Nachwuchs ebenfalls hier zur Schule, wo auch an Wochenenden Rugby-Spiele der Yuma-Youngsters ab und an stattfanden, die von den Familien bejubelt und mit einem Büfett im Anschluss gefeiert wurden.

Langsam im Pferdeschritt-Tempo ritt der Sheriff heran. Sein Weg vom Büro und dem dazugehörigen Gefängnis führte an der Schule vorbei, wenn man den strikten Weg nicht so genau nahm und sich Zeit beim abendlichen Kontrollritt ließ. Er hielt sein Pferd an und grüßte höflich in die Richtung der äußerst attraktiven, kornblonden Lehrerin, mit dem streng am Kopf zusammengehaltenen Dutt, und deren Augen leuchteten, wie das pazifische Weltmeer an einem wolkenlosen Sonnentag mit spiegelruhiger Wasseroberfläche. Wie immer begegnete er ihr freundlich und offen, aber nicht mehr als möglicher Ehemann.

Wortlos sah sie den Sheriff an. In diesen Mann war sie einst unglücklich verliebt gewesen. Die Verlobung mit ihm hatte sie schon vor langer Zeit gelöst; seither war sie allein.

„Guten Abend, Miss Gordon!“ Er griff zum Gruß mit der rechten behandschuhten Hand an den Rand seines Hutes, der an der Stirnseite den Sheriff-Stern von Arizona-City angeheftet trug, und den er nicht absetzte, weil Taylor samt Pferd und Bewaffnung offiziell im Dienst war. „Ich mache noch nicht Feierabend – Kontrollrunde, und dann schau ich beim Saloon rein, damit alles artig bei Clarky und Pretty bleibt. Sei galant zur Lady, Jass!“ Der Sheriff zwinkerte frech seinem Deputy zu.

„Aber immer, Fist!“ Leroy war wie aus dem Ei gepellt; er war sogar zuvor noch beim Barbier gewesen. Am Abend war Adams glattrasiert, die platinweißen Haare waren gewaschen und ordentlich auf Scheitel gekämmt, die Arbeitskluft hatte er gegen einen sauberen Anzug aus dunkelblauem Feincord im Jackett und eine nietenneue Jeans getauscht, und er trug den Sonntagshut, den er nur zum Gang in die Kirche aufsetzte; es umwehte ihn eine herb-frische Rasierwasserduftwolke, die bei manchen Frauen, die beim Spaziergang an ihm vorbeikamen, schier zur Ohnmacht geführt hätte. Sein Hemd unter Cord-Weste und Jackett war hellblau und frisch gewaschen, welches seine Schwester Romy für ihn aus der Wäscherei Yu abgeholt hatte. In solch gepflegtem Aufzug hätte er vor den Altar treten können – leider lebte er aus einem fatalen Grund konsequent ohne Frau, obwohl es in der Stadt junge Frauen gab, die ihn mit Handkuss nehmen würden.

Sheriff Frederick Ian Steven Taylor grüßte abermals höflich mit dem Griff zum Hutrand an die Lehrerin gewandt und mit einem freundschaftlich ermahnenden Nicken, er solle galant sein, an den Zimmermann gerichtet, der ganz genau verstand, was Frederick ihm sagen wollte. „Sei ein Gentleman, Jass!“

Lehrerin Miss Gordon blickte dem blondgelockten Sheriff mit dem Schnauzbärtchen nach. Einst hatte er ihr den klugen Kopf verdreht, aber nun war sie längst über ihn hinweg und war jedes Mal froh, wenn der Sheriff seiner Wege zog.

Während der Sheriff gemächlich davonritt, seine Patrouille fortsetzte, wobei er breit grinste, was die beiden nicht sehen konnten, sagte Adams: „Miss Gordon, ich gehe dann weiter und …“ Er wollte seinen Hut aufsetzen, aber die Worte der Lehrerin und der direkte Blick ihrer ozeanblauen Augen in seine stahlblauen Iriden hielten ihn auf.

„Mister Adams!“ Lehrerin Gordon stand auf und raffte ihr sommerlich leichtgewebtes Baumwollkleid, das winzige, in bunten Farben gesetzte Blümchen trug, damit der Saum nicht über den Dielenboden der Schul-Veranda schleifte, was ihre schmalen schwarzen Schuhe und ihre weißen Socken bis knapp über die Knöchel entblößte. „Mir ist eingefallen, dass es in der Küche meiner Wohnung ein loses Dielenbrett gibt! Ist es unverschämt von mir, Sie am Feierabend jetzt nach oben zu bitten, um sich den Schaden einmal anzusehen?“

„Wenn Sie möchten … Miss Gordon.“ Mister Adams bot sich und sein Handwerker-Können sehr gern an, aber Leroy schluckte erstmals beklommen und erfreut zugleich.

„Nennen Sie mich bitte Jennifer – wir kennen uns nun schon … wie lange? Ach, die Jahre gehen ins Land und durch die Yuma-Wüste! Und wenn Sie schon nach der losen Diele sehen, stelle ich Ihnen gerne die restlichen Heidelbeer-Muffins hin! In der Küche habe ich sie, wo auch der Tee steht.“

„Jennifer … wie Sie möchten!“ Erschrocken vergaß er, ihr anzubieten, ihn Leroy oder Jason zu nennen. „Und ich soll jetzt nach der Diele sehen? Echt jetzt?“

Jennifer ging voraus und winkte ihm, er solle ihr auf die Veranda, denn er stand noch immer unten an der zweistufigen Treppe und war ein artiger Gentleman, der keine wehrlosen Damen am Abend auf deren Veranda überfällt, und dann ins Schulgebäude folgen, wo es einen Flur samt Treppenaufgang zu ihrer Wohnung gab. „Ja, aber natürlich! Das Quietschen des Brettes geht einem ans studierende und lehrende Gemüt, und ich habe mir am herausstehenden Nagel schon eine Socke löchrig gerissen, die ich dann stopfen musste! Es wäre mir sehr recht, wenn Sie sich das gleich einmal ansehen würden!“

In Leroys Ohren begann sein eigenes Blut zu rauschen, als er ihr folgte und unter ihren Worten verstanden hatte: „… das Quietschen des Bettes …“ – ihm wurde fast schummrig. Er kam in die Schule, wo sie hinter ihm die Haupttüre abschloss, ehe sie sich zu ihm umwandte, ihn gegen die Flurwand drückte und ihn heftig zur Begrüßung auf den willigen Mund küsste. Seine Arme um sie gelegt und mit den beiden Händen auf ihrem Herz-Po zog er sie nah zu sich heran und erwiderte ihre Küsse, wobei er den Hut zu Boden fallen ließ.

„Liebster“, seufzte Jennifer, die sich von ihm löste, „lass uns nach oben gehen!“ Sie hob seinen Hut auf und er nahm ihn.

Im Obergeschoss der Schule angekommen, zückte Jennifer aus der Rocktasche ihres luftig-leichten Sommerkleides den Schlüssel zur Wohnung. „Kommen Sie – ich beiße nicht!“ Sie kicherte und trat in ihr kleines Refugium ein und schritt eilig durch die Wohnung, sah nach, wo noch ein Fenster offen war, aber alle hatte sie bereits vorsorglich geschlossen.

Dielenboden und Heidelbeer-Muffins samt dem Tee waren für Leroy vergessen. „Siezen? Ich dachte eben, wir sind nun offiziell beim Du?“

Die weiß gestrichene Wohnungstür schloss Zimmermann Adams von innen mit dem Schlüssel ab, den er im Schloss stecken ließ. Er kannte sich hier aus. An der Türinnenseite gab es Garderobehaken. An einen freien Haken wollte er den Hut ordentlich hängen, aber er kam nicht dazu.

Jennifer eilte zu ihm, wobei sie ihren strengen Dutt löste, an die Schnüre ihres Kleides griff, sie aufzog und am Miederteil ihres Büstenhalters an Häkchen zu fingern begann. „Leroy, so zieh mich endlich aus! Ich halte es nicht länger ohne dich aus, Liebster! Du bist heute später dran als sonst! Ja, ich weiß … Early und das Pferd … Oh, Gott, Leroy, zieh mich schon aus!“

„Wegen Early ... sie hat sehr getrauert, weil Sam die völlig erschöpfte Stute mit einem Schuss aus dem Colt in der Wüste von ihrem Leid erlöste. Early hatte Maisfladenbrot gebacken. Wir haben zusammen zu Abend gegessen, nachdem ich Kess versorgt hatte – ich konnte mein trauriges Indianermädchen nicht vorher allein lassen.“ Leroy sah in Gedanken kurz den von Early gebastelten Traumfänger vor sich.

„Oh, die Arme! Ich verstehe … nun, ich werde noch mehr Nachsicht mit Early und ihren Schulaufgaben haben! Aber nun ist es Zeit für unsere verspielte Liebesstunde!“

„Das ist sehr freundlich von dir ... Early spricht immer sehr gut von dir. Sie mag dich.“ Er legte den Hut auf einen Stuhl. Sein rotes Halstuch knotete...

Erscheint lt. Verlag 8.6.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7562-8698-3 / 3756286983
ISBN-13 978-3-7562-8698-0 / 9783756286980
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