Das Haus der Hebammen - Carolas Chance (eBook)

Roman

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-27433-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus der Hebammen - Carolas Chance -  Marie Adams
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Für sie ist der Beruf eine Berufung: die Hebammen aus dem Haus der guten Hoffnung!
Köln. Das Geburtshaus in der Cranachstraße 21 ist längst kein Geheimtipp mehr und inzwischen als »Haus der guten Hoffnung« bekannt. Die drei Gründerinnen, die Hebammen Carola, Susanne und Ella, sind beste Freundinnen und ein eingespieltes Team. Fürsorglich und kompetent kümmern sie sich um große und kleine Patienten und Patientinnen. Carolas Kinder sind mittlerweile aus dem Gröbsten raus, und ihr Mann Andreas feiert Erfolge als Drehbuchautor. Alles könnte perfekt sein, doch Carola fühlt sich mehr und mehr entfremdet von ihrem Partner, der sich beschwert, sie arbeite zu viel. Als sie ihre alte Jugendliebe Karsten wiedertrifft, fragt sie sich, wie ihr Leben wohl mit ihm verlaufen wäre ...

Ein berührender Roman über die kleinen und großen Dramen, über Schmerz, Freude und den Glauben, dass am Ende alles gut wird.

Die Trilogie um das Geburtshaus in der Cranachstraße:
Band 1: Das Haus der guten Hoffnung - Susannes Sehnsucht
Band 2: Das Haus der guten Hoffnung - Carolas Chance
Band 3: Das Haus der guten Hoffnung - Ellas Entscheidung
Die Bücher erzählen eigenständige Geschichten und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Marie Adams veröffentlichte unter anderem Namen bereits Romane - in denen es darum geht, die Liebe nach Jahren durch den Alltag zu retten und das Familienchaos zu meistern. Umso mehr Freude hat sie nun daran, ein Liebespaar auf fast märchenhafte Weise erst einmal zusammenzubringen - schließlich weiß sie aus eigener Erfahrung, wie irrational das Glück manchmal arbeitet.

Kapitel Eins


Köln, Januar 1994

Carola

Carola blieb einen Moment vor dem Eckhaus in der Cranachstraße stehen, bevor sie in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel suchte. Auch nach fünf Jahren zauberte ihr der schmale Altbau ein Lächeln aufs Gesicht. Gemeinsam mit ihren mittlerweile engsten Freundinnen hatte sie sich einen Traum erfüllt, den anfangs viele für verrückt hielten. Sie hatten 1989 das erste Geburtshaus in ihrer Stadt eröffnet, immer noch eins der wenigen in Deutschland.

Zwischen Kulis, einem Notizbuch, drei Packungen Taschentüchern, Wollmütze, Kaugummis, Elternbriefen und einer Banane, die auf dem Weg schon ein paar braune Flecken mehr bekommen hatte, fand sie den Schlüssel.

In dem Flur schlug ihr der Geruch von Lavendel und Kaffee entgegen. Eine bessere Mischung gab es kaum. Die Tafel im Eingang verriet, dass heute Nacht ein Baby geboren worden war: Pascal mit 3450 Gramm und 53 Zentimetern. Der Januar war nicht mal zur Hälfte rum, und doch standen neben Pascal bereits fünf weitere Kinder auf der Tafel im Flur, nämlich Vanessa, Sarah, Malte, Nico und Marie. Alle waren gesund auf die Welt gebracht worden und hatten genau den Start bekommen, den Carola allen werdenden Eltern wünschte. In aller Ruhe geboren und dabei die ganze Zeit von derselben Hebamme betreut.

Susanne kam ihr mit einer Kanne Kaffee entgegen. Kein Wunder, dass sie davon eine doppelte Portion brauchte, wenn sie heute Nacht erst ein Baby ins Leben begleitet hatte.

»Carola, wie schön, dass du schon da bist. Es gibt fantastische Neuigkeiten! Und wenn wir die besprochen haben, lege ich mich wieder ins Bett.«

Susanne war Carola so fest ans Herz gewachsen, als wären sie Schwestern. Schwestern, die sich verbunden fühlten. Bei ihrer eigenen Schwester war das leider nicht so einfach, dachte Carola wehmütig. Sie betrachtete ihre Freundin, die mit ihren bald vierzig Jahren noch fast mädchenhaft wirkte angesichts der roten langen Locken und der schlanken Figur. Wenn Susanne mit ihrer Enkelin spazieren fuhr, hielten sie alle für eine späte Mutter, aber niemals für die Oma! Susanne trug es mit Humor, den brauchte sie auch, nachdem ihr Leben vor fünf Jahren ganz schön aus den Fugen geraten war. Dass sie in der Zeit das Geburtshaus gegründet hatten, hatte Susanne wahrscheinlich gerettet.

»Dann sag schon, gute Neuigkeiten kann ich immer gebrauchen!«

Carola hängte ihre Jeansjacke an die Garderobe im Flur und stopfte ihr Karohemd in die Jeans. Die roten Converse-Turnschuhe hatte sie ihrem Sohn Thomas abgeluchst. Seine Füße waren im zwölften Lebensjahr förmlich explodiert, und er war ziemlich sauer darüber, dass das Geschenk seines Patenonkels von einer Dienstreise in die USA nur ein paar Monate gepasst hatte. Ihre älteste Tochter Stefanie fand ja, dass Carola sich zu jugendlich anziehen würde. Aber was sollte sie denn bitte schön anziehen? Faltenröcke und Seidenblusen?

Jeans und Hemden konnte ja wohl jede tragen. Und Carola fühlte sich darin wohl, vor allem weil sie es auch zehn Jahre nach der Geburt von Maike noch nicht geschafft hatte, ihren Schwangerschaftsspeck ganz loszuwerden.

»Lass uns auf Annett warten, sie holt noch ein paar Teilchen vom Bäcker.« Susanne machte es spannend. Wie immer. Carola schmunzelte und setzte sich an den Tisch in ihrer Besprechungsecke, die ebenfalls in dem großen Vorraum untergebracht war. Der Tisch war bereits gedeckt. Herrlich! Vor allem nachdem Carola heute Morgen auf den letzten Drücker schon drei Brotdosen bestückt und Kakao als Frühstück verteilt hatte. Andreas hatte die halbe Nacht geschrieben und lag noch im Bett, als sie nach den drei Kindern das Haus verlassen hatte.

»Halloooo, frische Puddingteilchen und Plunder«, rief Annett fröhlich und schwenkte eine Tüte von Merzenich. Annett war wirklich ein Goldstück, auch wenn sie Ella, ihre Mitgründerin, nicht ersetzen konnte.

Als sie gemeinsam am Tisch saßen, die Teilchen genossen, Kaffee schlürften und ihre Arbeit besprachen, fühlte es sich kein bisschen nach Arbeit an.

»Susanne, jetzt aber raus mit den guten Nachrichten«, erinnerte Carola Susanne an deren Ankündigung. Auch wenn am Ende alle drei den Mietvertrag für das Erdgeschoss in der Cranachstraße 21 unterschrieben hatten, war Susanne so etwas wie die Chefin des Geburtshauses.

»Also die erste gute Nachricht: Wir bekommen die Etage über uns!«

Carola lächelte. Perfekt! Zwei Geburtszimmer mehr und ein Raum in Reserve!

»Super! Wann können wir die Wohnung einrichten?«

»Die Mieter haben ein Haus weiter draußen gefunden. Sie sind schon am Ausräumen. Sobald die letzte Umzugskiste draußen ist, können wir anfangen.«

Herrlich, dachte Carola. Auch wenn sie einigermaßen bedient war von Renovierungsarbeiten, nachdem sie und Andreas sich ebenfalls ein Haus weiter draußen gekauft hatten. Jahrelang hatten sie davon geträumt, endlich nicht mehr Bobbycars, Kinderwagen und Räder durchs Treppenhaus hieven zu müssen. Oder von den Nachbarn angeraunzt zu werden, wenn sie am Wochenende Wäsche im Garten aufhängten. Und dann waren sie doch erst umgezogen, als sie Bobbycars und Kinderwagen längst auf dem Flohmarkt verkauft hatten.

»Prima, ick freu mir«, verfiel Annett wieder in ihren Berliner Dialekt, in den sich in den letzten Jahren immer stärker ein kölnischer Singsang eingeschlichen hatte.

»Wir können mehr Geburten betreuen.« Susanne sah Carola und Annett euphorisch an. Sie hatten in den letzten Jahren öfter erlebt, dass Geburten auch mal im Kursraum stattfanden oder kein Platz mehr für eine Vorsorgeuntersuchung war.

»Aber das können wir nur, wenn wir mindestens noch eine Hebamme mehr haben.«

Warum strahlt Susanne bei dieser Feststellung so?, fragte sich Carola.

»Und damit kommen wir zur zweiten guten Neuigkeit! Ella kommt wieder! Im März schon! Und sie fängt direkt wieder bei uns an.«

Ach, das waren wirklich wunderbare Nachrichten. Ella, die Jüngste im Bunde, die anfangs noch recht unsicher war, dann aber allen Mut zusammengenommen und fernab der Familie und Freunde vor zwei Jahren in Uganda in einer Geburtsstation angefangen hatte. Carola, die selten weinte, hatte Rotz und Wasser geheult, als Ella ihren letzten Tag im Geburtshaus gearbeitet hatte. Aber nicht nur weil sie Ella vermissen würde, sondern auch weil ihr Mutterherz für Ellas Eltern mit heulte. Und für ihr eigenes Herz. Was, wenn ihre Kinder einst auch auf so eine Idee kämen? Bei anderen Kindern fand man Mut und Abenteuerlust ja immer bewundernswert, aber die eigenen durften gern in sicherer Nähe bleiben.

Stefanie machte nächstes Jahr Abitur. Und wusste nicht, was sie nach dreizehn Jahren Schule machen sollte. Hauptsache, sie kam nicht auf so eine Schnapsidee.

»Wie schön, dann ist ja fast alles wie früher, nur noch besser!« Carola trank darauf einen Schluck Kaffee. Ja, so war es doch, alles in ihrem Leben wurde besser. Die drei Kinder waren langsam aus dem Gröbsten raus, ihr Beruf war eine echte Berufung, und die Rahmenbedingungen nach Jahren als Hebamme im Krankenhaus ideal; ihr Mann Andreas stand immer noch an ihrer Seite und war die letzten Jahre als Schriftsteller richtig erfolgreich geworden. Genauso wie viele sie mit der Geburtshausidee für verrückt gehalten hatten, hatten viele Andreas für einen Spinner gehalten. Doch sie hatten sich gegenseitig in ihren Träumen unterstützt. Und waren am Ziel! Was sollte jetzt noch schiefgehen?

Bevor ihr dazu etwas einfallen konnte, meldete sich ihr Pieper, den sie immer in der Hosentasche trug. Eine ihrer Schwangeren kündigte – wenn es kein Fehlalarm war – die bevorstehende Geburt an.

Carola wählte die Telefonnummer mit Kölner Vorwahl, die ihr das Display des Piepers anzeigte, der an eine Sportuhr erinnerte, mit der die Zeiten bei den Bundesjugendspielen gemessen wurde. Diese schrecklichen Spiele standen im Juni auch wieder an, und Maike hatte darauf bestanden, dass Carola mit am Rand stehen würde, um zu messen, wie weit sie gesprungen oder wie schnell sie gelaufen war. Alle Mütter kämen dahin, hatte Maike gesagt und noch mal betont, dass das ja ihr allerletztes Jahr in der Grundschule wäre und sie das einzige Kind, dessen Mutter sich noch nie beim Sportfest hätte blicken lassen. Und Andreas weigerte sich, dort hinzugehen. Das würde ihn nur an seine eigene traumatische Sportkarriere in der Schule erinnern, in der er nicht einmal eine Siegerurkunde ergattern konnte.

Es war noch lange hin bis zum Sommer. Vielleicht würde Maike ihren Wunsch bis dahin vergessen haben. Endlich nahm jemand ab. Eine Männerstimme.

»Hallo? Riemschneider am Apparat?«

Falls die Nummer vom Geburtshaus angezeigt wurde, konnte es sein, dass der werdende Vater sie eben nicht auswendig kannte. Hartmut hieß der Vater doch. Carola bot mittlerweile fast allen das Du an.

»Hartmut? Ich bin’s, Carola, eure Hebamme. Ihr habt den Pieper alarmiert. Wie geht es Gaby?«

Meist riefen die Eltern schon bei den ersten Wehen an. Hektik war selten angebracht.

»Ich glaube, du musst sofort kommen. Sie hat gerade den Kleinen in den Kinderstuhl gesetzt und auf einmal, na, du weißt schon, wie im Film …«

Hartmut wollte bei der Geburt des zweiten Kindes unbedingt dabei sein, aber es war ihm jedes Mal peinlich, über ganz normale körperliche Vorgänge zu sprechen.

»Ich bin in einer Viertelstunde bei euch. Am besten legt Gaby sich hin.«

Sechzehn Minuten später hielt Carola mit quietschenden Reifen vor dem Wohnhaus der Familie. Ein Altbau in Nippes. Zum Glück hatte sie einen Freiparkschein. Solange sie keine...

Erscheint lt. Verlag 18.7.2022
Reihe/Serie Die Hebammen von Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1990er Jahre • 2022 • Baby • beste Freundinnen • Call the midwife • Carmen Korn • Deutsche Autorin • Drama • eBooks • Eheprobleme • Familie • Familiensaga • Frauenromane • Frauenunterhaltung Neuerscheinung 2022 • Freundschaft • Geburt & Schwangerschaft • Geburtshaus • Große Gefühle • Happy End • Hebammen • Hebammen Roman • Historische Romane • Historischer Roman • Köln • Krebs • Liebesromane • Linda Winterberg • Mutterglück • Mutterschaft • Neuerscheinung • Reihe • Romane für Frauen • Schicksal • Starke Frauen • Taschenbuch Neuerscheinung 2022 • Trilogie • Zeitgeschichte
ISBN-10 3-641-27433-8 / 3641274338
ISBN-13 978-3-641-27433-7 / 9783641274337
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