Das Haus der Hebammen - Ellas Entscheidung (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
448 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-27434-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus der Hebammen - Ellas Entscheidung -  Marie Adams
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Für sie ist der Beruf eine Berufung: die Hebammen aus dem Haus der guten Hoffnung!
Köln. Das Geburtshaus in der Cranachstraße 21 ist zur bevorzugten Anlaufstelle für werdende Mütter geworden. Obwohl mittlerweile neue Kolleginnen das Team ergänzen, müssen die Gründerinnen - die Hebammen Ella, Susanne und Carola -immer wieder schweren Herzens Patientinnen aus Kapazitätsgründen ablehnen. Trotz des beruflichen Erfolgs sehnt sich Ella nach Veränderung. Und als ihr Freund Frank ihr einen Heiratsantrag macht, zögert sie, ja zu sagen. Doch dann wird sie gebeten, ein Hilfsprojekt in einem Geburtshaus in Uganda zu betreuen. Plötzlich steht Ella vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens ...

Ein berührender Roman über die kleinen und großen Dramen, über Schmerz, Freude und den Glauben, dass am Ende alles gut wird.

Die Trilogie um das Geburtshaus in der Cranachstraße:
Band 1: Das Haus der guten Hoffnung - Susannes Sehnsucht
Band 2: Das Haus der guten Hoffnung - Carolas Chance
Band 3: Das Haus der guten Hoffnung - Ellas Entscheidung
Die Bücher erzählen eigenständige Geschichten und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Marie Adams veröffentlichte unter anderem Namen bereits Romane - in denen es darum geht, die Liebe nach Jahren durch den Alltag zu retten und das Familienchaos zu meistern. Umso mehr Freude hat sie nun daran, ein Liebespaar auf fast märchenhafte Weise erst einmal zusammenzubringen - schließlich weiß sie aus eigener Erfahrung, wie irrational das Glück manchmal arbeitet.

Kapitel Eins


Köln, Mai 1999

Ella

Ella fühlte sich nach der durchwachten Nacht wie in einem Rausch. Mit dem Sonnenaufgang war die kleine Lena endlich geboren worden. Wie viele Hunderte Geburten hatte Ella jetzt schon begleitet? Sie wusste es nicht, wusste nur, dass der Zauber nie nachließ.

»Danke, Ella, ohne dich hätten wir das nie geschafft.« Lenas Mutter Nina war vier Stunden nach der Geburt noch etwas unsicher im Gang, ihr Mann Jörg trug den Maxi-Cosi mit dem Säugling in der einen und die Geburtstasche in der anderen Hand.

»Doch, das hättet ihr, glaubt’s mir.«

Für Ella waren die Geburten die schönsten, bei denen sie kaum eingriff, sondern nur Begleiterin war. Bei denen die Frauen spürten, über was für übermenschliche Kräfte sie verfügten.

»Trotzdem, ich bin froh, dass du dabei warst. Und dass wir hier in diesem wunderschönen Haus sein durften.«

Ja, vielleicht bin ich einfach wie unser Geburtshaus der schützende Rahmen, dachte Ella. Zehn Jahre betrieb sie nun schon mit den Hebammen Susanne, Carola und Annett, die später zu ihnen gestoßen war, das Haus der guten Hoffnung. Kölns erstes Geburtshaus. Zwei Etagen in dem Eckhaus in der Cranachstraße stellten seit zehn Jahren einen der wunderbarsten Übergangsorte zwischen zwei Welten dar. Damals hatte Ella ihr Glück kaum fassen können, als sie als frischgebackene Hebamme von ihren zwei erfahrenen Kolleginnen Carola und Susanne gefragt wurde, ob sie nicht gemeinsam ein Geburtshaus gründen sollten. Eine Idee, die sie zunächst ständig verteidigen mussten. Das sei verrückt. Und gefährlich. Ja, im ersten Jahr gab es einen Zeitungsartikel im Kölner Express, in dem die drei Hebammen als die Hexen der Cranachstraße verunglimpft wurden.

»Ich danke euch für euer Vertrauen.«

Nina fiel Ella zum Abschied um den Hals.

»Danke, danke, du bist einfach ein Engel.«

Ella grinste. Auch wenn sie einen Beruf zwischen den Welten ausübte, sie stand immer noch mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Sie verabschiedete Nina und Jörg in ihren ersten Tag als Familie. Draußen zwitscherten schon die Vögel, aber drinnen war es nun still. Ob sie auf Hilde warten sollte? Aus Oberschwester Hilde war einfach Hilde geworden. Seit sie in Rente war und ein paar Stunden die Woche das Büro des Geburtshauses organisierte, hatte sie zwar ihren Titel und ihren Feldwebelton abgelegt, aber war immer noch eine Meisterin der Organisation.

Sie sah auf ihre Armbanduhr. Hilde würde das Büro erst in einer halben Stunde betreten. Die anderen Hebammen waren alle bei Hausbesuchen oder sammelten Kraft für ihren nächsten Einsatz. Und Ella hatte seit zwanzig Stunden nicht mehr geschlafen, fühlte sich aber so wach wie nach drei Tassen Kaffee. Nein, sie würde jetzt in ihre Wohngemeinschaft fahren. Vielleicht mit Frank und Dagmar frühstücken und dann schlafen. Schließlich erwarteten zwei andere Frauen in den nächsten Tagen ihr Baby. Sie fasste an ihren Pieper, der immer um ihren Hals hing oder in ihrer Hosentasche steckte. Heute hatte sie ihn um den Hals hängen, weil ihre weite gemusterte Stoffhose nicht über Taschen verfügte. Mit diesem Gerät war sie für ihre Frauen jederzeit erreichbar. Bei Wehen brauchten sie nur die Nummer anzurufen, dann bekam Ella eine Nachricht auf dem Pieper mit der Nummer angezeigt und rief sofort zurück. Ganz egal, ob sie unter der Dusche oder in der Schlange im Supermarkt stand, sie eilte sofort zum nächsten Telefon.

Sie zog die Tür des Geburtshauses hinter sich zu und schaute nach oben. Nur die Häuser in der Kölner Altstadt waren schmaler als dieses Eckhaus, das fast wie ein Dreieck auseinanderlief. Ja, das Gründerzeithaus hatte etwas von einem Turm mit den drei hohen Fenstern über der Eingangstür. Früher beherbergte das Gebäude im Erdgeschoß eine kölsche Kneipe. Der Alkoholausschank müsse die Räumlichkeiten für Jahrzehnte desinfiziert haben, scherzten sie manchmal. Heute war es ein Haus für schwangere und junge Mütter. Vorsorge, Vorbereitungskurse, Spielkreise und vor allem Geburten fanden hier statt.

Sie schwang sich auf ihr Hollandrad, das sie vor dem Geburtshaus abgestellt hatte, klemmte ihre Hebammentasche zwischen Sattel und Gepäckträger und trat in die Pedale. Ihre langen schwarzen Haare flatterten im Fahrtwind, und die frische Morgenluft hielt sie weiter wach. Um die Zeit war der Weg von Nippes über die Hohe Straße und dann direkt in die Südstadt noch nicht mit Unmengen an Passanten bevölkert, sodass sie durch die Fußgängerzone mit dem Fahrrad fahren konnte. Bis auf Transporter, die Ware anlieferten, und Verkäufer, die ihre Geschäfte für die Öffnung vorbereiteten, war kaum jemand unterwegs. Ob sie bei Merzenich noch ein paar Röggelchen holen sollte? Gestern war der Kühlschrank in der WG leer gewesen, und wie sie Frank kannte, schlief er noch tief und fest; Dagmar hingegen bereitete gerade ihre erste Modenschau vor und verschwendete kaum einen Gedanken ans Essen. Ella erwischte sich dabei, dass sie sich manchmal wie die WG-Mutter benahm. Mit ihren dreiunddreißig Jahren war sie die Älteste in ihrem Gespann. Vor fünfzig Jahren hätte so mancher Ella schon als alte Jungfer bezeichnet, dabei fühlte sie sich genau richtig, wie sie war, auch wenn manchmal ganz leise die Torschlusspanik anklopfte. Was war, wenn sie doch etwas im Leben verpasste? Was war, wenn sie Tausenden Babys auf die Welt half, aber ihr eigenes nie im Arm halten würde, weil sie noch auf den perfekten Mann wartete? Wer hatte noch berechnet, dass eine Frau über dreißig eher einem Attentat zum Opfer fiele, als noch einen Mann zum Heiraten zu finden? Und hatte ihre Mutter vielleicht sogar recht, wenn sie sagte, dass Ella ihre große Chance, Arztgattin zu werden, weggeworfen hatte, um eine halbherzige Beziehung mit einem verträumten Dauerstudenten einzugehen? Nein, Ella würde es genauso wieder machen. Sie standen kurz vor einem neuen Jahrtausend, und allein der Gedanke, dass ihr Wert von einem Mann abhing, war lächerlich.

Sie radelte auf eine Kreuzung zu und hielt an, als die Straßenbahnlinie 1 durchfuhr. Das Plakat an der Litfaßsäule mit Stefanie als H&M-Model ließ sie lächeln. Carolas älteste Tochter lebte seit ein paar Jahren in Berlin, sorgte aber mit ihrer Modelkarriere dafür, dass ihr Gesicht auch in Köln nicht vergessen wurde. Stefanie sah ihrer Mutter Carola ähnlich, wobei diese eher bei dem Modeladen für große Größen gegenüber einkaufen musste, und hatte etwas von Kate Moss. Bei Ulla Popken trugen auch die Schaufensterpuppen Übergröße. Warum gaben sich die Designer bei fülligen Frauen so wenig Mühe? Sie hatte es einmal auch Dagmar gefragt, die meinte, an dünnen Frauen kämen die Kreationen einfach besser zur Geltung. Ella hätte am liebsten selbst etwas entworfen und die Welt vom Gegenteil überzeugt, aber sie konnte die Frauenwelt nicht in allen Punkten verbessern. Ihr Thema war die selbstbestimmte Geburt, bei der sich die Götter in Weiß zurückhalten sollten. Sie trat ordentlich in die Pedale, als es wieder grün wurde. War das Christoph in der Menschengruppe gegenüber? Auf der Mitte der Straße geriet sie ins Schlingern. Ihre Stoffhose hatte sich in den Speichen verfangen. Mist. Sie konnte nicht mehr bremsen. Sie riss den Lenker herum und dann wieder in die andere Richtung, um nicht in die Menschengruppe zu fahren, wobei sie allerdings das Gleichgewicht verlor und stürzte.

»Ella!«

Ja, die Stimme war Christophs. Ella wollte etwas antworten, doch der Aufprall auf dem Asphalt hielt sie davon ab.

Köln, Mai 1995

»Ella!«

Es war Christophs Stimme, die immer noch hin und wieder in Ellas Kopf herumspukte, obwohl sie zum Glück immer leiser geworden war. Ella erinnerte sich daran, wie sie gerade erst im St.-Laurentius-Krankenhaus als Hebamme angefangen und sich oft noch unsicher gefühlt hatte. Einmal hatte Christoph sie bloßgestellt, weil sie unter einer Geburt zu spät ärztliche Hilfe geholt hatte. Als Arzt auf der Kinderstation wurde er immer dann gerufen, wenn es Unsicherheiten gab. Als Ella das Krankenhaus verlassen hatte, um mit ihren Kolleginnen das Geburtshaus zu gründen, hatte er ihr zwar alles Gute gewünscht, aber als seine Schwester Monika sich dort angemeldet hatte, hatte er Ella dazu gedrängt, Monika die Betreuung im Geburtshaus auszureden. Natürlich hatte Ella nicht auf ihn gehört, und als Monika bei ihrer ersten Geburt durch eine plötzliche Querlage in Lebensgefahr geriet, schien Christoph mit seinen Befürchtungen recht zu behalten. In seinen Augen war das Geburtshaus für Mutter und Kind eher eine Gefahr denn eine Hilfe. Monika vertraute Ella jedoch auch in der zweiten Schwangerschaft, und alles war gut gegangen. Und Ella hatte immer wieder Verständnis für Christophs Abwehr gehabt, ja hatte sich sogar in den jungen Arzt verliebt und war eine Zeit lang mit ihm zusammen gewesen.

»Ella, wie schön, dich zu sehen!«

Ausgerechnet Christoph war hier unter all den Familien, die sie betreut hatten, unter all den Weggefährten, die dieses Jubiläum möglich gemacht hatten. Heute feierten sie das sechsjährige Bestehen des Hauses der guten Hoffnung. Jede einzelne Familie hatte per Post eine Einladung bekommen, um den Tag gemeinsam in der nahe gelegenen Alten Feuerwache zu feiern.

»Christoph? Ausgerechnet du hier? Ich dachte, das Geburtshaus ist dir immer noch suspekt.« Ella schaute ihren Ex-Freund skeptisch an.

»Monika hat mich hier hingeschleppt. Sie droht damit, noch mindestens zwei weitere Kinder mit dir zusammen zur Welt zu bringen.«

Christoph sah älter aus. Ob es die neue Oberarztstelle war? Oder der Alltag als Familienvater? Wobei er...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2022
Reihe/Serie Die Hebammen von Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2000er Jahre • 2022 • Afrika • Baby • beste Freundinnen • Call the midwife • Carmen Korn • Deutsche Autorin • Drama • eBooks • Familie • Familiensaga • Frauenromane • Frauenunterhaltung Neuerscheinung 2022 • Freundschaft • Geburt & Schwangerschaft • Geburtshaus • Große Gefühle • Happy End • Hebammen • Hebammen Roman • Hebammen-Saga • Historische Romane • Historischer Roman • Köln • Liebesromane • Linda Winterberg • Mutterglück • Mutterschaft • Neuerscheinung • Reihe • Romane für Frauen • Schicksal • Selbstverwirklichung • Starke Frauen • Taschenbuch Neuerscheinung 2022 • Träume • Trilogie • Zeitgeschichte
ISBN-10 3-641-27434-6 / 3641274346
ISBN-13 978-3-641-27434-4 / 9783641274344
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,2 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99
Roman

von Fatma Aydemir

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99
Roman. Jubiläumsausgabe

von Umberto Eco

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99