Die letzten Tage unserer Väter (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
432 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60150-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die letzten Tage unserer Väter -  Joël Dicker
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Der erste Roman des Bestsellerautors jetzt auf Deutsch! 1940 verlässt der junge Paul-Emile überstürzt seine Heimatstadt Paris. Nicht einmal sein Vater weiß, wohin er geht. Denn Paul schließt sich einer geheimen Spionageeinheit an, die Winston Churchill ins Leben gerufen hat. Mit einer Handvoll französischer Freiwilliger, Stan, Gros, Flaron, Cucu und Laura, lehrt man ihn die Kunst des geheimen Krieges. Die Aufträge sind gefährlich, und die Missionen scheinen nie zu enden. So wird ihnen die Gruppe zur zweiten Familie, in der Loyalität, Sicherheit, Freundschaft und Liebe alle zusammenschweißen. In der Hoffnung, gemeinsam die letzte Mission zu überstehen. Joël Dicker zieht uns hinein in die Psychologie einer geheimen Einheit und erzählt ein faszinierendes Kapitel europäischer Geschichte.

Joël Dicker wurde 1985 in Genf geboren. Seine Bücher »Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert« und »Die Geschichte der Baltimores« wurden weltweite Bestseller und über sechs Millionen Mal verkauft. Für »Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert«, das in Frankreich zur literarischen Sensation des Jahres 2012 wurde und dessen Übersetzungsrechte mittlerweile schon in über 30 Sprachen verkauft wurden, erhielt Dicker den Grand Prix du Roman der Académie Française sowie den Prix Goncourt des Lycéens. Mit »Das Verschwinden der Stephanie Mailer« und »Das Geheimnis von Zimmer 622« konnte er an seine Erfolge anknüpfen und schaffte es ebenfalls auf die Bestsellerlisten.

Joël Dicker, 1985 in Genf geboren, erlangte mit seinem zweiten Roman "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" Weltruhm und wurde für seine Romane vielfach preisgekrönt. 2010 erschien sein Debüt "Die letzten Tage unserer Väter" erstmals auf Französisch und liegt nun endlich auch auf Deutsch vor.

3


Wanborough war ein kleiner Weiler wenige Kilometer außerhalb von Guildford, einer Stadt im Süden Londons. Es führte nur eine einzige Straße dorthin, die sich um Hügel herum zu den wenigen, teilweise mehrere Jahrhunderte alten Steinhäusern schlängelte, ehemals erbaut für das Dienstpersonal von Wanborough Manor, einem Familiensitz aus dem Jahr 1000, der im Laufe der Epochen erst Lehen, dann Abtei und dann Bauernhof gewesen war, bevor er unter größter Geheimhaltung in ein spezielles Schulungszentrum der SOE verwandelt wurde.

Während der Ausbildung, die man den Rekruten der SOE angedeihen ließ, durchliefen sie innerhalb von vier Monaten vier über ganz Großbritannien verstreute Einrichtungen, in denen die angehenden Agenten das Kriegshandwerk lernen sollten. Die erste, in der sie ungefähr vier Wochen blieben, war eine vorbereitende Schule – preliminary school –, deren wichtigste Aufgabe darin bestand, die für den Beitritt zum Geheimdienst am wenigsten geeigneten Kandidaten auszusieben. Diese Schulen waren in mehreren entlegenen Herrenhäusern im Süden des Landes und in den Midlands untergebracht.

Wanborough Manor nahm vor allem die Kandidaten der Sektion F auf. Offiziell, und um die Neugier der Bewohner von Guildford zu stillen, handelte es sich um ein Trainingslager der britischen Armee. Es war ein schöner Ort, ein herrschaftliches, von Baumgruppen und Hügeln durchzogenes, direkt neben einem Wald gelegenes Anwesen. Das Hauptgebäude ragte zwischen hohen Pappeln auf, und rundum gab es noch ein paar Nebengebäude: eine große Scheune und sogar eine Steinkapelle. Pal und die anderen Rekruten gewöhnten sich schnell ein.

Aber die Selektion war erbarmungslos: einundzwanzig Mann waren sie gewesen, als sie in der Novemberkälte hier angekommen waren, inzwischen waren sie, Pal eingeschlossen, nur noch sechzehn.

Da gab es Stanislas, den englischen Anwalt, mit fünfundvierzig Jahren der Älteste der Truppe, frankofon und frankophil, zudem ehemaliger Kampfpilot.

Und Aimé, siebenunddreißig Jahre alt, einen Marseiller mit singendem Akzent, stets freundlich zu allen.

Es gab Dentiste, sechsunddreißig Jahre alt, einen Zahnarzt aus Rouen, der beim Laufen immer hechelte wie ein Hund.

Und Frank, dreiunddreißig Jahre alt, einen athletisch gebauten ehemaligen Turnlehrer aus Lyon.

Da gab es Grenouille, den Frosch – wegen seiner großen, hervortretenden Augen im hageren Gesicht –, vierundzwanzig Jahre alt, der unter Anfällen von Depression litt, die allerdings nicht verhindert hatten, dass man ihn rekrutierte.

Und Gros, siebenundzwanzig Jahre alt, der eigentlich Alain hieß, aber Gros genannt wurde, weil er so dick war. Er behauptete, das liege an einer Krankheit, doch diese Krankheit bestand einfach darin, dass er zu viel aß.

Dann war da noch Key, vierundzwanzig, aus Bordeaux, ein charismatischer Rotschopf, der sowohl die französische als auch die britische Staatsbürgerschaft besaß.

Und Faron, der Furcht einflößende Hüne, ein gewaltiger, wie für den Kampf geschaffener Muskelberg, der zudem in der französischen Armee gedient hatte.

Es gab Slaz-das-Schwein, vierundzwanzig Jahre alt, ein Nordfranzose polnischer Abstammung, untersetzt und wendig. Sein Blick war schelmisch, er hatte einen ungewöhnlich dunklen Teint, und seine Nase sah aus wie ein dicker Rüssel.

Dann gab es Prunier, den Stotterer, vierundzwanzig Jahre alt, der nie sprach, weil er sich immer verhaspelte.

Es gab Chou-Fleur, dreiundzwanzig Jahre alt, der seinen Spitznamen »Blumenkohl« den riesigen abstehenden Ohren und der viel zu großen Stirn verdankte.

Es gab Laura, zweiundzwanzig Jahre alt, blond, liebenswürdig und mit strahlenden Augen, die aus den Reichenvierteln von London stammte.

Es gab Grand Didier und Max, beide einundzwanzig Jahre alt und nicht besonders kriegstauglich, die gemeinsam aus Aix-en-Provence gekommen waren.

Und dann noch Claude, den Pfarrer, sanft wie ein Mädchen und mit neunzehn Jahren der Jüngste von ihnen, der aufs Priesterseminar verzichtet hatte, um in den Kampf zu ziehen.

Die ersten Tage waren die schwierigsten gewesen, denn keiner der Kandidaten hatte erwartet, dass die Ausbildung so hart werden würde. Viel zu anstrengend, viel zu einsam. Die Rekruten wurden im Morgengrauen geweckt; mit Bauchschmerzen zogen sie sich in ihren eiskalten Zimmern hastig an und eilten zum morgendlichen Nahkampftraining. Später bekamen sie ein üppiges Frühstück, denn sie waren nicht auf die üblichen Rationen gesetzt. Danach gab es ein wenig Theorie im Morsen oder Funken, dann ging es erneut mit schweißtreibenden Leibesübungen weiter, Laufen, Gymnastik und dann wieder Nahkampf, brutale Kämpfe, bei denen die einzige Regel lautete, dass es keine gab, solange man den Feind niederstreckte.

Die Kandidaten fielen brüllend übereinander her, droschen schonungslos aufeinander ein. Manchmal bissen sie zu, um im Kampf Mann gegen Mann voneinander loszukommen. Es gab viele Verletzungen, wenn auch keine schweren. So verging der Tag, von einigen Pausen unterbrochen, und endete am späten Nachmittag mit etwas technischeren Übungen, in denen die Ausbilder den Rekruten beibrachten, einfache, aber gefürchtete Griffe anzuwenden oder mit bloßen Händen einen mit Messer oder Pistole bewaffneten Gegner zu überwältigen. Bevor sie dann früh zu Abend aßen, durften die erschöpften Rekruten duschen.

Zu Beginn hatten sie in der Messe (dem einstigen Speisesaal des Herrenhauses) stumm und ausgehungert das Essen in sich hineingestopft, hatten zusammen am Tisch gesessen, ohne aufeinander zu achten, ohne miteinander zu sprechen, kurz, sie hatten gefressen wie die Tiere. Anschließend waren sie allein, zerschunden und voller Sorge, nicht durchzuhalten, in den Stuben in ihre Betten gefallen.

Dort hatten sie nach und nach Bekanntschaft miteinander geschlossen, die ersten Wahlverwandtschaften hatten sich herauskristallisiert. Zur Schlafenszeit machten sie Späße, erzählten sich ein paar Anekdoten, durchlebten noch einmal den Tag, um ihm seine Dramatik zu nehmen. Manchmal redeten sie über ihre Ängste, über die Angst vor den Kämpfen des nächsten Tages, nur nicht zu oft, aus Schamgefühl. Und so hatte Pal sich schnell mit Key, Gros und Claude angefreundet, seinen Stubenkameraden. Gros teilte den Vorrat an Cookies und englischen Würsten, die er in seiner Tasche mitgeschleppt hatte, mit den anderen dreien, und dann plauderten sie, Kekse knabbernd und Wurst aufschneidend, miteinander, bis der Schlaf sie übermannte. Oder sie spielten nach dem Abendessen noch lange Karten.

Im Morgengrauen versammelten sie sich auf dem Hügel, um gemeinsam zu rauchen und sich Mut zu machen. Über all dem lernten sich die Rekruten gegenseitig kennen.

Key, der kräftig war und eine ausgeprägte Persönlichkeit besaß, war einer der Ersten, mit denen Pal in der Sektion F echte Freundschaft schloss. Er strahlte eine heitere, beruhigende Ruhe aus, und man fand bei ihm stets Rat.

Aimé aus Marseille, Erfinder eines Boulespiels mit runden Ersatzsteinen, suchte Pals Gesellschaft. Er sagte ihm oft, dass er sich durch ihn an seinen eigenen Sohn erinnert fühle. Er sagte es ihm auch fast jeden Morgen auf dem Hügel, als hätte er das Gedächtnis verloren.

»Junge, woher kommst du noch mal?«

»Aus Paris.«

»Stimmt … Paris. Schöne Stadt, Paris. Kennst du Marseille?«

»Nein. Ich hatte seit gestern noch keine Gelegenheit hinzufahren.«

Aimé musste lachen. »Ich wiederhole mich, was? Es ist nur so, wenn ich dich sehe, denk ich an meinen Sohn.«

Key behauptete, Aimés Sohn sei gestorben, aber keiner wagte nachzufragen.

Grenouille und Stanislas sonderten sich oft ab, um auf einem Holzbrett, das Stanislas in seinem Gepäck mitgeschleppt hatte, Schach zu spielen. Grenouille, der ein gefürchteter Spieler war, gewann fast jede Partie, und Stanislas regte sich dann auf, denn er war ein schlechter Verlierer.

»Scheißschachspiel!«, brüllte er und schleuderte die Bauern quer durch den Raum.

Das wurde stets mit Gelächter quittiert, und der freche Slaz hielt Stanislas entgegen, er sei eben schon zu alt und sein Verstand lasse nach, woraufhin Stanislas altväterlich drohte, es werde gleich ein paar...

Erscheint lt. Verlag 28.4.2022
Übersetzer Amelie Thoma, Michaela Meßner
Sprache deutsch
Original-Titel Les derniers jours de nos pères
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Agenten • Bestseller • Buch • Bücher • Churchill • Debüt • Frankreich • Französische Literatur • Harry Quebert • Historischer Roman • Liebe • Loyalität • Paris • Patrick Dempsey • resistance • Roman • Roman Zweiter Weltkrieg • spannender Roman • Spiegelbestseller • Spion • Spionage • Spionageroman • Spionagethriller • Südengland • Vierziger Jahre • Weltkrieg • Winston Churchill • Zimmer 622 • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-492-60150-2 / 3492601502
ISBN-13 978-3-492-60150-4 / 9783492601504
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