Hot, wet & shaking. (eBook)

Wie ich lernte über Sex zu sprechen. Roman
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
140 Seiten
Orlanda Verlag
978-3-944666-71-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hot, wet & shaking. -  Trace Kaleigh
Systemvoraussetzungen
12,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Als junge, queere und beHinderte Frau nähert sich Kaleigh Trace ihrer eigenen Sexualität und lässt die Leser*innen mit unbeirrter Direktheit, Ehrlichkeit und viel Humor daran teilhaben. Dabei spricht sie offen und ehrlich Dinge an, über die wir meist beschämt schweigen: absurde und peinliche, un- aber auch angenehme Situationen, über- und untertroffene Erwartungen, wie wir sie alle kennen. Mit ihrem Buch stellt sich Kaleigh Trace gegen einengende, 'gephotoshopte', konventionelle Vorstellungen von Sex, Lust und (Schönheits-)Ideale, die der freien Entwicklung und Entfaltung von Sexualität im Weg stehen. Traces Erzählungen bieten den Leser*innen die Möglichkeit, sich selbst in diesen Geschichten wiederzufinden und darin zu bestärken, offen(er) über die eigene Sexualität zu sprechen. Ein ehrliches, humorvolles und zugleich empowerndes Buch.. 'Die Lektion von Trace ist also nicht weniger relevant für eine nicht beHinderte Person - dass jede Person ihre Sexualität auf eigene Weise erkunden muss, um herauszufinden, was ihr gefällt.' Pickle Me This

Kaleigh Trace arbeitet mit Wörtern und Dildos. Als queere, beHinderte, weisse Frau denkt Kaleigh über die Schnittpunkte zwischen Gender, Sexualität, Ethnien, Fähigkeiten und Klasse nach und wie diese unsere Lebensrealitäten und persönlichen Stil beeinflussen. Sie mag es, über Haarschnitte, Gefühle und alles dazwischen zu sprechen. Wörter benutzt Kaleigh um über sicheren und schamlosen Sex für alle zu schreiben. Ihre Arbeiten sind u.a. in The Coast, The Huffington Post, Shameless Magazine, Guts Feminist Magazine und auf ihrem eigenen Blog, The Fucking Facts, erschienen (kaleightrace.com). Die Dildos benutzt Kaleigh in ihren Workshops. Dabei interessiert sie am meisten die Erforschung von BeHinderung, Attraktivität, Widerstand und Sexspielzeugen zu unterrichten - aber nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge.

Kaleigh Trace arbeitet mit Wörtern und Dildos. Als queere, beHinderte, weisse Frau denkt Kaleigh über die Schnittpunkte zwischen Gender, Sexualität, Ethnien, Fähigkeiten und Klasse nach und wie diese unsere Lebensrealitäten und persönlichen Stil beeinflussen. Sie mag es, über Haarschnitte, Gefühle und alles dazwischen zu sprechen. Wörter benutzt Kaleigh um über sicheren und schamlosen Sex für alle zu schreiben. Ihre Arbeiten sind u.a. in The Coast, The Huffington Post, Shameless Magazine, Guts Feminist Magazine und auf ihrem eigenen Blog, The Fucking Facts, erschienen (kaleightrace.com). Die Dildos benutzt Kaleigh in ihren Workshops. Dabei interessiert sie am meisten die Erforschung von BeHinderung, Attraktivität, Widerstand und Sexspielzeugen zu unterrichten - aber nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge.

UND SO KAM DIE WÄRME ÜBER UNS


Wenn ich an meine ersten sexuellen Erfahrungen denke, ist es absolut nachvollziehbar, dass ich in meinem aktuellen Arbeitsumfeld gelandet bin. Dass ich so gerne über Sex spreche, ist aller Wahrscheinlichkeit nach darauf zurückzuführen, dass ich lange sehr, sehr schlechten Sex hatte. Wirklich. Ich mache hier nicht auf bescheiden. Mag sein, dass ich mittlerweile eher so etwas wie eine Pseudo-Sex-Expertin bin, dem war aber nicht immer so. Vielmehr habe ich mir, wie manch eine*r sagen würde, einige beachtliche Sex-Fauxpas geleistet – und das innerhalb meines doch erst recht kurzen Lebens. Und ich weigere mich zu glauben, dass all die Ausrutscher, Missgeschicke und totalen Fehltritte allein meine Schuld waren. Nein, die Gesellschaft hat Schuld daran (das ist kein Scherz).

Wie die meisten war auch ich einst eine Teenagerin. Wenn du dich daran zurückerinnerst Teenager*in zu sein, dann erinnerst du dich auch daran, dass es eine wirklich grässliche Erfahrung war. Es ist eine Zeit in deinem Leben, in der du so viele Outfits, Handlungen und Frisuren bereust. Du bist erfüllt von nahezu konstantem, emotionalem Aufruhr und geplagt von allgegenwärtigen Hautproblemen. Du weißt nicht so recht, wer du bist, was du möchtest und wo du hinwillst. Und dazu riechst du auch noch komisch. Zumindest ging es mir so. Ich hasste es, eine Teenagerin zu sein.

Als Teenagerin war ich all den bereits genannten universellen Teenie-Erfahrungen ausgesetzt: die Haare, die Hormone, der Geruch. Obendrein hatte ich auch noch mit dieser BeHindertensache zu kämpfen. Ich war doppelt verwirrt. All diese sowieso schon mysteriösen Veränderungen als Heranwachsende*r wurden durch die brutale Realität verstärkt, dass mein Körper anders war als der anderer. Ich kannte nicht eine einzige andere beHinderte Person. In meinem dörflichen Ontario-Denken war ich der festen Überzeugung, dass es in diesem Universum niemanden wie mich sonst geben konnte. Da ich eine menschliche Anomalie darstellte, war es mir unmöglich herauszufinden, was zur Hölle mein Körper tat oder wie er die harten Proben der Jugendjahre überstehen sollte. Sowohl meine Gegenwart als auch meine Zukunft sahen düster aus.

Die Möglichkeiten, die sich mir aufgrund meines unmittelbaren Umfeldes für meine Zeit nach der Schule, als Erwachsene boten, waren übersichtlich. Sollte ich den Weg der meisten mir bekannten Menschen einschlagen, so hätte ich die Wahl zwischen zwei Optionen. Option eins: heiraten, meinem Mann auf dem Bauernhof helfen und mich fortpflanzen. Option zwei: in der nächstgelegenen Stadt studieren, heiraten, meinem Mann auf dem Bauernhof helfen und mich fortpflanzen.

Ich empfand weder Option eins noch Option zwei als sonderlich verlockend. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich mich in diesen Rahmen fügen würde. Wie sollte das denn funktionieren, humpelnd Heuballen durch die Gegend zu tragen? Oder, wenn ich mit meinen chronischen Rückenschmerzen versuchen würde Kühe zu melken? Das klang nicht optimal. Außerdem habe ich Kühe noch nie gemocht. Was für mich aber durchaus verlockend klang, war das Erwachsensein. Ich wollte raus aus der Schule, raus aus diesem Ort und raus aus der Pubertät. Dringend. Auch wenn die ziemlich normativen Vorstellungen davon, wie Erwachsensein auszusehen hat, mich nicht reizten, wollte ich es dennoch herausfinden. Und ich wollte einfach etwas anderes.

Und genau da geschah es, ich hatte auf einmal die fixe Idee, Sex haben zu müssen. Alles was ich wollte, war es zu tun. So weitverbreitet dieses jugendliche Gefühl auch sein mag, so kam mein Drang aus einer anderen Ecke. Ich war nicht unbedingt an dem Akt an sich interessiert. Ich wollte nicht Sex haben, um eine durch jugendliche Hormone entfachte Lust zu stillen. Es war nicht so, als hätte ich nicht aufhören können daran zu denken, oder als dachte ich, es würde sich besonders gut anfühlen. Noch nie war ich von einem unersättlichen, physischen, lustvollen Verlangen getrieben worden. Ich hatte bislang noch nicht einmal masturbiert. Nein, ich wollte es aus anderen Gründen. Ich wollte Sex haben, weil ich glaubte, es sei mein Schlüssel zum Erwachsensein. Ich dachte, es würde mir Antworten liefern. Sex war nur ein Mittel zum Zweck. Der Zweck bestand aus meiner Sicht darin, eine Frau zu werden.

So verdreht das auch klingen mag, ergibt es tatsächlich einen Sinn. Ich war eine Teenagerin in einem Ort, in dem kaum jemand wusste, was Internet war. Okay, viele Leute wussten das schon, aber es war tatsächlich sehr schwer zu bekommen, wenn du dir vor Augen führst, dass wir an schier unendlich langen Maisfeldern mitten im Niemandsland wohnten. Versuche, auf die sogenannte „Datenautobahn“ zu gelangen, begannen mit der mühseligen Einwahl ins Internet, wurden begleitet von schrillen Quietsch- und Pieptönen, und endeten abrupt, sobald jemand anrief. Ich muss gar nicht erst erwähnen, wie wenig Zugang ich auch nur zu halbwegs radikalem Gedankengut, zu anderen Lebensformen oder irgendwelchen Informationen über Sex hatte. Sex war für mich ein absolutes Mysterium, etwas, das Erwachsene in Großstädten wie New York oder Toronto hatten. Klar taten es einige meiner Freundinnen auch mit älteren Jungs aus den Nachbarorten, das war für mich aber kein „richtiger Sex“. Wenn meine Freundinnen schilderten, wie sie auf den Rückbänken der Autos ihrer Eltern rumfummelten, klang das für mich mehr nach sperrigem Wrestling. Ich wollte das haben, wovon ich glaubte, dass es der ausgereifte Erwachsenen-Sex des wahren Lebens sei, so wie ich ihn aus Filmen kannte. Ich wollte in den Club der „richtigen Frauen“ aufgenommen werden.

Während ich also Sex haben wollte, mit jeder Faser meines Körpers, hatte ich gleichzeitig auch wahnsinnige Angst davor. Niemand hatte mir je erklärt, wie genau das eigentlich funktionierte, und so hatte ich nicht wirklich eine Vorstellung davon, worin dieser Akt eigentlich bestand. Die Grundlagen kannte ich. Ich wusste, dass der Penis in die Vagina gehörte. Aber ich vermutete, dass das noch nicht alles war. Ich stellte mir vor, dass die beiden in den Akt involvierten Personen sich sehr viel bewegen müssten. Ich stellte mir sehr viel beugen, Beine anheben und eine Reihe rasanter Hüftschwünge vor. Nichts davon konnte ich. Meine BeHinderung führte dazu, dass meine Bewegungsmöglichkeiten von der Taille abwärts eingeschränkt waren, genau wie mein Gefühl. Ich war nicht in der Lage Dinge zu spüren, die unterhalb meiner Hüftknochen passierten, so wie ein Mensch ohne BeHinderung das konnte. Ich fragte mich, ob ich überhaupt spüren würde, wenn ein Penis in meine Vagina eindrang. Diese Frage wiederum führte mich zu der nächsten Frage, ob meine Vagina eigentlich etwas tun sollte, sobald ein Penis in ihr drin war. Taten die Vaginen anderer Menschen etwas? Denn meine schien da nur rumzusitzen.

Das waren alles ganz schön intime Fragen; Fragen, die ich mich nicht traute, mit anderen zu besprechen. Und diese unbeantworteten Fragen mündeten in große Befürchtungen. Ich trug eine tiefsitzende Angst in mir, die Angst, möglicherweise gar dazu nicht dazu im Stande zu sein, Sex zu haben. Dass ich scheitern könnte und mich dieses Scheitern letztlich in der meines Erachtens nach langweiligsten Form des Erwachsenseins festhalten könnte. Was, wenn das (Fehl-)Verhalten meiner Vagina mich dazu verdammen würde, für immer in einem kleinen Ort leben zu müssen?! Da ich der Überzeugung war, dieses Schicksal sei sehr viel schlimmer als der Tod, beschloss ich, mich meiner Angst zu stellen – ich wollte versuchen zu ficken. Die einzige Möglichkeit Antworten zu bekommen, war etwas zu riskieren.

Darf ich vorstellen? Dan. Er war mein erster richtiger Freund. Weder aus Lust, noch aus Liebe begann ich ihn zu daten, sondern vielmehr aus meinem zwanghaften Drang endlich erwachsen zu werden. Ich entschied, dass er „der Richtige“ sein sollte. Er entsprach all meinen Anforderungen. Erstens, war er ein Junge. Zweitens, war er mein fester Freund. Drittens, wollte er Sex mit mir haben. Das war alles, was ich brauchte. Ich war so entschlossen es zu tun, dass ich die Messlatte nicht allzu hoch hing. Und natürlich war Dan auch ein netter Kerl. Er liebte mich, fuhr einen Truck und hatte ganz tolle Haare. Wir telefonierten jeden Abend nach der Schule und verbrachten unsere Mittagspausen damit, an dem Steinbruch direkt neben dem Schulgelände rumzumachen. Unsere Beziehung schien mir perfekt dafür, mich meinem Ziel näherzubringen. Nachdem wir acht Monate zusammen waren, beschloss ich, dass es an der Zeit war.

Ich hatte natürlich erste Vorbereitungen getroffen. Während das für den Großteil meiner Leidensgenoss*innen bedeutete, verschämt eine Packung Kondome an der Tankstelle des Nachbarorts zu kaufen, war meine Strategie etwas komplexer. Der erste Punkt bestand darin, eine Reihe harter Übungen zu entwickeln, die ich jeden Abend vor dem Schlafengehen trainierte. So lag ich dann auf meinem Bett und verdrehte meinen Körper verstohlen in die komischsten Positionen. Zuerst hob ich meinen Hintern in die Luft, möglichst weit weg von der Matratze, und streckte mein Becken empor. Während ich mich da also in diesem halb erhobenen...

Erscheint lt. Verlag 17.2.2020
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Attraktivität • Behinderung • Biografie • Canada Council of arts • Diskriminierung • Feminismus • Frauen • Gender • Invisible • Kanada • Rassismus • Sexspielzeuge • Sexualität
ISBN-10 3-944666-71-2 / 3944666712
ISBN-13 978-3-944666-71-6 / 9783944666716
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 653 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99
Roman

von Fatma Aydemir

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99
Roman. Jubiläumsausgabe

von Umberto Eco

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99