Ostseefunkeln (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
446 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-9487-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ostseefunkeln -  Marie Merburg
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Laura gilt als pflichtbewusst und karriereorientiert. Doch als sie in einem Hotel auf Rügen ihren Verlobten im Bett mit ihrer Freundin erwischt, knallen bei ihr die Sicherungen durch. Nach einer Nacht auf dem Polizeirevier flüchtet sie sich zu ihrer Tante Gerti, um dort zur Ruhe zu kommen. Diese wird jedoch gründlich durch die Hunde des Nachbarn gestört. Für Anwältin Laura juristisch ein klarer Fall - doch dummerweise gibt es etwas, das sie unbedingt von dem nervigen Nachbarn haben möchte ...



Marie Merburg wurde am 7.7.1977 in Mühlacker in Süddeutschland geboren. Nach dem Studium in Stuttgart zog sie mit ihrer Familie in die Nähe von Heilbronn, wo sie auch heute noch lebt. Für ihre Romane hat sie sich die deutsche Ostseeküste als Schauplatz ausgesucht, weil sie von der Landschaft und den Menschen dort fasziniert ist.

Marie Merburg wurde am 7.7.1977 in Mühlacker in Süddeutschland geboren. Nach dem Studium in Stuttgart zog sie mit ihrer Familie in die Nähe von Heilbronn, wo sie auch heute noch lebt. Für ihre Romane hat sie sich die deutsche Ostseeküste als Schauplatz ausgesucht, weil sie von der Landschaft und den Menschen dort fasziniert ist.

2. Kapitel


§ »Wird eine unbescholtene Verlobte von ihrem Verlobten verlassen, kann sie für den gemeinschaftlichen Geschlechtsverkehr eine Entschädigungszahlung verlangen, sofern sie in einer gemeinsamen Wohnung gelebt haben.«

Nach § 1300 BGB (unwirksam seit 1998)

Benommen saß ich auf dem Hotelbett und starrte mit brennenden Augen ins Leere. Für einen Besuch am Meer war es mittlerweile zu spät. Es dämmerte bereits, und eigentlich hätte ich mich schon längst für Cosmas Junggesellinnenabschied fertigmachen müssen. Die Männer waren zum Feiern nach Stralsund gefahren, damit wir Frauen das Hotel für uns hatten. Schon vor über einer Stunde hatte Frederick sich von mir verabschiedet. Dabei hatte er ganz ungezwungen gewirkt – als wäre nichts zwischen uns vorgefallen. Nachdem er frisch geduscht und angezogen aus dem Badezimmer gekommen war, schien die Sache für ihn erledigt gewesen zu sein.

Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. Leider konnte ich den Vorfall nicht so einfach vergessen. Fredericks Worte hatten sich wie eine Ohrfeige angefühlt. So hatte er noch nie mit mir geredet. Wirklich noch nie. Und schon gar nicht in dieser vulgären Ausdrucksweise. Eigentlich war Frederick kein aufbrausender emotionaler Typ. Deshalb passten wir auch so gut zusammen. Was war nur in ihn gefahren?

Nun, wenn ich ehrlich zu mir selbst war, lief es zwischen uns schon seit einiger Zeit nicht mehr besonders gut. Tiefergehende Gespräche führten wir kaum noch, und unser Sexleben war quasi nicht existent. Im Grunde lebten Frederick und ich nur nebeneinanderher. Aber auch wenn in unserer Beziehung die Leidenschaft fehlte, so hatten wir uns immerhin auch noch nie richtig gestritten. Bei Problemen setzten wir uns zusammen und diskutierten das Ganze aus, bis wir eine Lösung gefunden hatten. Ohne Geschrei, fliegendes Geschirr oder verletzende Worte. Ich hatte geglaubt, das wäre ein Zeichen für gegenseitigen Respekt, Vertrauen und Freundschaft. Doch anscheinend verhielten Frauen sich nicht so rational. Oder um es mit Fredericks Worten zu sagen: so kalt wie ein Eisberg.

Ich hatte keine Ahnung, wie ich mit seinem Vorwurf umgehen sollte. Natürlich hätte ich in einer emotionalen Überreaktion seine teuren Anzüge aus dem Hotelfenster werfen können. Doch leider hatte Frederick recht: Ich war nicht der Typ für das große Drama. Trotzdem hatte ich durchaus Gefühle, Himmel noch mal! Genau wie jede andere Frau. Deshalb konnte ich seine verletzende Bemerkung auch nicht einfach übergehen und weitermachen wie bisher. Gleich morgen würde ich Frederick um ein klärendes Gespräch bitten. Bei dieser Gelegenheit würde ich auch von ihm verlangen, sich meine sexuellen Wünsche in Zukunft zu Herzen zu nehmen und sie nicht einfach zu ignorieren.

Fredericks widersprüchliche Aussagen würden mich bis dahin aber wahrscheinlich um den Schlaf bringen. Anscheinend begrüßte er im Alltag meine rationale Art, doch im Bett sollte ich zu einem temperamentvollen Vollblutweib mutieren? Allerdings eins, das nicht so unverschämt war und die Durchführung seiner Po-Massage kritisierte? Das war doch völlig unsinnig! Ein Mensch konnte nicht per Knopfdruck seinen Charakter ablegen und zu einer völlig anderen Person werden.

Müde fuhr ich mir übers Gesicht, obwohl ich dabei wahrscheinlich mein Make-up verschmierte. Mir war klar, dass jede Beziehung ihre Tiefpunkte hatte. Die Kunst bestand darin, gemeinsam die Probleme anzugehen und nicht kampflos aufzugeben, oder? Natürlich wusste ich nicht, was Frederick davon hielt, aber ich war fest entschlossen, an unserer Beziehung zu arbeiten. Auch wollte ich mir wieder mehr Zeit für ihn nehmen. Ich würde Cosma sagen, dass sie nach der Hochzeit wieder häufiger in die Firma kommen musste. Schließlich war sie die Chefin der Rechtsabteilung, nicht ich. Cosma hatte gewisse Pflichten zu erfüllen, auch wenn sie die Tochter des Firmeninhabers war.

Wie aufs Stichwort klopfte es an der Tür. »Laura? Süße, bist du da?«, erklang Cosmas helle Stimme von draußen.

»Moment! Ich komme sofort.«

Hastig knipste ich das Licht an und checkte im Spiegel mein Äußeres. Ich sah nicht so schlimm aus, wie ich befürchtet hatte. Nur ein paar blonde Haarsträhnen hatten sich aus der Hochsteckfrisur gelöst, und die Wimperntusche war etwas verschmiert. Ich machte mich zurecht, atmete tief durch und streckte den Rücken durch. Cosma zuliebe würde ich mich zusammenreißen und mir nichts anmerken lassen. Schließlich ging es an diesem Wochenende um ihre Hochzeit. Als Freundin und Trauzeugin durfte ich ihr den schönsten Moment im Leben nicht mit meinen Problemen verderben!

Ich setzte ein Lächeln auf, als ich Cosma öffnete. »Wie geht es der zukünftigen Braut?«

»Ich schwebe wie auf Wolken«, erwiderte sie strahlend. Wie üblich hauchte sie mir zur Begrüßung rechts und links ein Küsschen auf die Wange.

Meine Freundin trug für ihren Junggesellinnenabschied ein schwarzes Designerkleid, das sich eng an ihren schlanken Körper schmiegte. Sie kam aus gutem Hause, sah aus wie eine Elfe und wusste sich in jeder Situation richtig zu benehmen. Dass wir beide Jura studiert hatten, war wohl unsere einzige Gemeinsamkeit. Trotzdem waren wir seit unserer Studienzeit unzertrennlich. Und sobald sie von ihrem Vater zur Leiterin der juristischen Abteilung ernannt worden war, hatte sie mich als ihre Stellvertreterin eingestellt. Aber auch Cosma hatte von unserer Freundschaft profitiert. Ehrlich gesagt hätte sie ohne meine Hilfe das Studium wohl kaum bestanden.

»Der Empfang war großartig, oder nicht?« Cosma rauschte an mir vorbei ins Zimmer. Der Duft ihres teuren Parfums folgte ihr wie eine unsichtbare Schleppe. »Die perfekte Mischung aus Tradition und Moderne. Stilvoll, aber mit einer Prise Extravaganz.«

»Ja, es war sehr schön.« Ich schloss die Tür und folgte ihr.

Cosma war vor dem Kleiderschrank stehen geblieben. Mit leuchtenden Augen betrachtete sie das weiße Tüllkleid, das auf einem Bügel an der Schranktür hing. »Da ist ja mein Baby!«, hauchte sie entzückt.

Ihre Begeisterung für dieses Brautkleid ließ mich schmunzeln. Bei dem Preis, den es gekostet hatte, war Begeisterung allerdings durchaus angebracht. Für meinen Geschmack bestand das Kleid jedoch aus zu vielen Lagen Tüll. Außerdem vermisste ich eine klare Linie. Meiner Meinung nach wirkte das Kleid eher, als hätte jemand wahllos Stoff- und Tüllbahnen abgewickelt und zusammengenäht. Doch meine Freundin war sofort von dem außergewöhnlichen Designerstück hingerissen gewesen. Wohingegen ich – laut Cosma – von Mode nicht die geringste Ahnung hatte.

»Es hat den Transport gut überstanden«, beruhigte ich sie. »Es hatte den Rücksitz des Autos ganz für sich allein und war sicher verpackt in seiner Schutzhülle.«

Ich hatte Cosma schwören müssen, das Kleid wie meinen Augapfel zu hüten und es so ins Hotel zu schmuggeln, dass es der Bräutigam garantiert nicht zu Gesicht bekam.

Cosma strich ehrfürchtig über den Stoff. »Meinst du, es wird Johannes gefallen?«

Ich grinste. »Johannes würde dich auch heiraten, wenn du in einem Nachthemd erscheinst. Denn auch darin würdest du bezaubernd aussehen.«

»Ach, Laura, du sagst immer genau das Richtige, damit ich mich besser fühle.« Sie drehte sich zu mir um und schloss mich mit bebenden Lippen in die Arme. »Ich bin so froh, dass du hier bist!«

Ich strich ihr über den Rücken. »Hey, das ist doch selbstverständlich! Wir gehen füreinander durchs Feuer, schon vergessen? Und als Trauzeugin ist es meine Aufgabe, für deine seelische Ausgeglichenheit zu sorgen.«

»Wenn das so ist …« Sie machte sich von mir los und grinste. »Was kannst du mir denn aus eurer Minibar anbieten? Ich könnte etwas zur Beruhigung gebrauchen.«

Cosma setzte sich auf das Sofa, während ich die Minibar durchforstete. »Mal schauen, was Frederick übrig gelassen hat«, murmelte ich, weil ich wusste, dass Cosma ebenfalls Cognac mochte. Mich hätte man mit dem Zeug jagen können.

»Frederick hat schon vor dem Junggesellenabschied getrunken?«, fragte sie überrascht. »Das sieht ihm überhaupt nicht ähnlich.«

»Wir …« Ich stockte. Da ich meine beste Freundin nicht anlügen wollte, musste ich den Streit wohl doch erwähnen. »Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit.«

Ich fand noch einen Cognac und reichte Cosma das Fläschchen. Doch sie regte sich nicht und starrte mich mit geöffnetem Mund an.

»Frederick und du?«, entfuhr es ihr ungläubig. »Aber das ist unmöglich. Ich kenne kein harmonischeres Paar. Meine Güte, ihr schnauzt euch nicht mal an, wenn einer dem anderen auf den Fuß tritt! Ich habe von Anfang an gewusst, dass ihr füreinander geschaffen seid.«

Frederick war ein Freund der Familie von Gudenberg. Vor über acht Jahren hatte Cosma mir permanent von ihm vorgeschwärmt und nicht lockergelassen, bis ich einem Date mit ihm zugestimmt hatte. Kurze Zeit später waren Frederick und ich ein Paar geworden. Wieder ein deutlicher Beweis dafür, dass mein Leben ohne Cosma völlig anders verlaufen wäre. Nun hatte ich einen gutaussehenden Verlobten, ein Penthouse im Zentrum Frankfurts, war beruflich erfolgreich und verdiente mehr Geld, als ich ausgeben konnte. Was vor allem daran lag, dass ich viel zu viel arbeitete, um Zeit zum Shoppen zu haben. Alles in allem konnte ich mich wirklich glücklich schätzen. Oder?

»Frederick und ich bekommen das wieder hin«, beruhigte ich Cosma. Um sie nicht mit meinen Problemen zu belasten, wechselte ich lieber das Thema. »Die Hochzeit auf Rügen stattfinden zu lassen war wirklich eine großartige Idee....

Erscheint lt. Verlag 26.3.2021
Reihe/Serie Rügen-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Beste Freundin • Beziehung • Beziehungsromane • Darss • Darß • Deutschland • Ehe • Familie • Frauen / Männer • Frauenroman • Gabriella Engelmann • Gefühl • Hochzeit • Hochzeitsfeier • Humor • Hunde • Hundeliebe • Insel • Inselhotel • Inselweiber • Jenny Colgan • Küste • Liebe • Liebe / Beziehung • Liebesleben • Liebesroman • Liebesroman (modern) • Meer • Neue Liebe • Ostsee • Romantic Comedy • Romantik • Rügen • Sandra Lüpkes • Scheidung • Schicksale und Wendepunkte • Segeln • Sommer • Sonne • Strand • Tierarzt • Trennung • Unterhaltung • Usedom • Wellen
ISBN-10 3-7325-9487-4 / 3732594874
ISBN-13 978-3-7325-9487-0 / 9783732594870
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