Wie Träume im Sommerwind (eBook)

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2021 | 1. Auflage
352 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-40488-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wie Träume im Sommerwind -  Katharina Herzog
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Von der Ostsee nach Südengland - eine große Liebe und ein Geheimnis, das zwischen zwei Schwestern steht. Es ist ein bezaubernder Ort - der Rosenhof auf Usedom, der sich seit Generationen im Besitz der Familie Jung befindet. Anders als ihre Schwester hat es Emilia auf der Ostseeinsel nach der Schule aber nicht mehr ausgehalten, und sie ist nach Paris gegangen. Doch dann hat Clara einen schweren Autounfall und bittet ausgerechnet sie, sich um ihre beiden Kinder zu kümmern. Emilia ist mit dieser Aufgabe vollkommen überfordert. Außerdem steht die Rosengärtnerei kurz vor der Insolvenz. Als sie herausfindet, dass ihre Schwester nach Kent reisen wollte, um dort nach Wegen zu suchen, den Familienbetrieb zu retten, fliegt sie zusammen mit Claras bestem Freund Josh und ihrer rebellischen 13jährigen Nichte Lizzy ins Land der Rosen. Ihre Reise führt die drei vom berühmten Sissinghurst Garden über die Domstadt Canterbury bis zu dem kleinen Küstendorf St. Margaret´s at Cliffe. Emilia stößt dabei nicht nur auf eine verschollen geglaubte Rose, sondern auch auf die Geschichte einer großen, verbotenen Liebe. Und auch lange vergessene Gefühle für Josh erwachten erneut ...

Katharina Herzog ist die deutsche Autorin für Liebesromane mit Fernweh-Garantie. Sie liebt es, ihre Leser an Sehnsuchtsorte wie Amrum, die Amalfiküste, Juist und New York zu entführen und diese Schauplätze auch selbst zu bereisen. Mit ihren Romanen schrieb sie sich nicht nur in die Herzen ihrer Leser, sondern eroberte auch die Bestsellerlisten. Katharina Herzog lebt mit ihrer Familie, Pferd und Hund bei München und plant schon ihre nächste Reise.  

Katharina Herzog ist die deutsche Autorin für Liebesromane mit Fernweh-Garantie. Sie liebt es, ihre Leser an Sehnsuchtsorte wie Amrum, die Amalfiküste, Juist und New York zu entführen und diese Schauplätze auch selbst zu bereisen. Mit ihren Romanen schrieb sie sich nicht nur in die Herzen ihrer Leser, sondern eroberte auch die Bestsellerlisten. Katharina Herzog lebt mit ihrer Familie, Pferd und Hund bei München und plant schon ihre nächste Reise.  

1. Kapitel


Nachts sind alle Katzen grau, heißt es. Diese hier war weiß, mit einem kleinen schwarzen Fleck rechts neben der Nase und einem etwas größeren auf dem Rücken. Jede Nacht, am Ende von Emilias Schicht, kam sie an Paul’s Bistro vorbei, setzte sich mit der mühelosen Eleganz, wie sie nur Katzen haben, auf die fleckigen Platten, und wartete geduldig darauf, dass Emilia erschien und ihr den erhofften Leckerbissen brachte. Manchmal war es ein Stück schlaffes Burgerbrötchen, manchmal der Rand einer Pizza. Die Katze aß sogar Pommes mit Ketchup. Als Bahnhofskatze durfte sie nicht wählerisch sein.

Offensichtlich kam dem Tier diese Einstellung zugute, denn anders als die vielen anderen Katzen, denen Emilia in Paris begegnete, sah sie wohlgenährt aus. Keine Rippe zeichnete sich an ihrem Körper ab, und ihr weißes Fell war zwar ein bisschen schmutzig, fühlte sich aber unter Emilias Fingern weich und seidig an.

«Heute habe ich etwas ganz Besonderes für dich», sagte Emilia und warf der Katze einen Zipfel Wurst zu. Dann drehte sie das Schild an der Tür des kleinen Bistros um. Aus ouvert wurde fermé.

Die tagsüber so belebten Bahnsteige waren jetzt verwaist, lediglich ein Nachtzug wurde noch erwartet, und das auch erst in zwei Stunden. Nur Abdul war noch da und fuhr mit seiner Kehrmaschine seine einsamen Runden.

«Feierabend für heute?», rief er ihr zu.

«Ja, in ein paar Minuten.»

«Ich muss noch ein bisschen.» Seine weißen Zähne leuchteten in dem dunklen, schmalen Gesicht.

Emilia grinste. Diese Unterhaltung führten sie jeden Tag. Als Abdul letzte Woche krank gewesen war, hatte ihr richtig etwas gefehlt. Sie warf noch einmal einen Blick auf die Katze, die sich über den Wurstzipfel hermachte, und ging zurück ins Bistro.

Die beiden Frauen an Tisch zwei waren endlich bereit zu gehen. «Hier! Der Rest ist für Sie!» Eine von ihnen legte zwei Scheine auf den Mahagonitisch. Mit ihrer kühlen, blonden Schönheit erinnerte sie Emilia an ihre Schwester. Selbst wenn Clara in der Erde herumwühlte, schaffte sie es, so auszusehen, als käme sie gerade von der Kosmetikerin. Schweiß und Schmutz schienen an ihr abzuperlen wie Öl an einer teflonbeschichteten Pfanne. Genau wie alle Widrigkeiten des Lebens. Nicht einmal, dass sie mit neunzehn Jahren mit Lizzy schwanger geworden war (von einem Mann, über dessen Identität sie hartnäckig Stillschweigen wahrte), hatte sie erschüttert. Und auch als Klaus, der Vater von Felix, acht Jahre später mit einer Zahnarzthelferin durchbrannte (er hatte sie beim Zähnebleichen kennengelernt), hatte Clara sich nur kurz geschüttelt und dann weitergemacht, als wäre nichts gewesen.

Der bullige Blaumannträger am Spielautomaten machte keine Anstalten zu gehen. Genauso wenig wie der Typ im Anzug. Seit zwei Stunden saß er am Tresen und bestellte einen Gin nach dem anderen. Wieso er wohl um diese Zeit nicht in seinem teuren Appartement saß oder seine Getränke in einem hippen Club schlürfte? Sein Anzug war von Hugo Boss, und er hatte die für Geschäftsmänner typische Aktentasche bei sich. Er roch nach Minzpastillen und einer erdigen Moschusnote mit einem Hauch Meeresbrise. Sein weißes Hemd musste einen Tick zu lange nass in der Waschmaschine gelegen haben.

«Kann ich noch einen haben?» Seine Zunge war mit jedem Glas schwerer geworden.

«Wir schließen in ein paar Minuten. Aber wenn Sie sich beeilen …»

Er nickte.

Emilia wusste aus eigener Erfahrung, dass er es am nächsten Morgen bereuen würde. Trotzdem nahm sie ein sauberes Glas aus dem Regal und goss Gin hinein.

«Sie kommen aus Deutschland?», fragte er.

«Ja.»

«Was hat Sie nach Paris verschlagen? Die Liebe?» Er zwinkerte ihr zu. Wären die Tränensäcke unter seinen Augen nicht gewesen und sein müder, leerer Blick, hätte er ziemlich attraktiv sein können.

«Nein, das Studium», entgegnete sie knapp.

«Was studieren Sie?»

Emilia stöhnte innerlich. Wieso hatte sie ihm nicht einfach gesagt, dass sie sich in Abdul verliebt hatte und mit ihm zusammen in einem Ein-Zimmer-Appartement in Château Rouge hauste – einem Viertel, das man in Paris lieber meiden sollte.

«Verwaltungswissenschaften.» Das war der langweiligste Studiengang, der ihr spontan einfiel. «Können Sie zahlen? Ich muss die Abrechnung machen.»

Als sie damit fertig war, ging Emilia noch einmal in die Toiletten, um zu kontrollieren, dass sich dort niemand mehr aufhielt. Sie tat das immer mit einem etwas mulmigen Gefühl. Einmal hatte eine Frau so betrunken über der Kloschüssel gehangen, dass Emilia den Notarzt hatte rufen müssen.

Zurück im Bistro stellte sie fest, dass der Typ am Spielautomaten gegangen war, und auch der Geschäftsmann war schwankend von seinem Barhocker aufgestanden.

«Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?»

«Nein, danke. Ich wohne nicht weit von hier.» Er sah aus, als ob er noch etwas sagen wollte, tat es aber nicht. Mit einer unsicheren Bewegung hängte er sich sein Jackett über die Schulter und verließ das Paul’s.

Emilia wartete noch einen Moment, dann ging auch sie.

Die Katze hatte den Wurstzipfel inzwischen längst verspeist und inspizierte gerade den Inhalt eines Papierkorbs. Als sie Emilia sah, ließ sie davon ab und folgte ihr. So wie jede Nacht. Aber nur, bis Emilia das Bahnhofsgelände verlassen hatte und auf den Boulevard de la Chapelle einbog, dann machte sie kehrt. Einmal hatte Emilia darüber nachgedacht, sie mit nach Hause zu nehmen, und die Katze hochgehoben. Der Hieb, den das Tier ihr verpasst hatte, war als heller, schmaler Streifen noch immer deutlich auf der Innenseite ihres Unterarms zu erkennen. Er erinnerte sie stets an den schwachen Moment, in dem sie die Einsamkeit als gar zu bedrückend empfunden hatte. Es wäre schön gewesen, beim Nachhausekommen von jemandem erwartet zu werden, der sie nicht mit Salut, bouffon! begrüßte, wie Napoleon, der grüne Papagei ihres Mitbewohners Pedro, es tat. Und Trottel war noch eines seiner harmloseren Schimpfworte.

 

Die Straßenlaternen warfen ein trübes, schmutzig-gelbes Licht auf den Asphalt. Am Kiosk kam Emilia ein Clochard mit einer Plastiktüte in der Hand entgegen, aus der eine billige Weinflasche ragte. Auch in der Bahnhofsmission brannte noch Licht. Als Emilia daran vorbeikam, sah sie Diana durch die gläserne Front und winkte ihr zu. Vor einem Bordell standen drei leichtbekleidete Damen und warteten darauf, dass jemand kam, der auf der Suche nach der schnellen Befriedigung oder der Illusion von Nähe war. Ein Betrunkener im Rippshirt mit Joint in der Hand wankte auf sie zu. Etwa auf ihrer Höhe stolperte er über den Bordstein.

«Gros con!», fluchte er. Napoleon hätte seine helle Freude an ihm gehabt. Die drei Damen kicherten.

Tagsüber waren Bahnhöfe elektrisierende Orte. Orte der Ankunft und des Abschieds, an denen sich so viele verschiedene Emotionen auf engem Raum ballten. Emilia konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie an einem strahlend schönen Sommertag am Gare du Nord angekommen war. Mit einem riesigen Trekkingrucksack auf dem Rücken und ganz vielen Träumen im Gepäck. Nachts waren Bahnhöfe einfach nur trostlos.

Sie beschleunigte ihre Schritte. Der Schwanz der Katze, die immer noch neben ihr herlief, war auf den letzten Metern immer dicker geworden und peitschte zunehmend hektisch hin und her. Nun drehte sich das Tier um und schoss in großen Sprüngen zurück auf das sichere Terrain des Bahnhofs.

Abseits des Boulevard de la Chapelle war das Quietschen von Emilias Turnschuhen auf dem Asphalt schon bald das einzige Geräusch. Außer ihr war kaum noch jemand unterwegs, auch Autos fuhren nur sehr vereinzelt an ihr vorbei. In vielen Vierteln war in Paris nachts nicht mehr los als zu Hause. Aber wenn sie auf Usedom um diese Zeit noch unterwegs war, begleitete sie der Geruch des Meeres, hier in Paris war es der von Urin. Trotzdem wollte sie die Weite der französischen Weltstadt nicht mehr gegen die Enge ihrer piefigen Heimatinsel eintauschen.

 

Vor dem Supersonic standen nur ein paar Raucher. Emilia drängte sich an ihnen vorbei zu Antoine, dem Türsteher, einem kleinen Mann mit Zuhälterschnurrbart und stechendem Blick, der ausdrückte, dass man sich trotz seiner geringen Körpergröße besser nicht mit ihm anlegte. Als sie eintrat, sah sie Jacky mit einem Typen, den Emilia nicht kannte, an einem Tisch in der Nähe der Bar sitzen.

«Hey! Ich dachte schon, dass du uns versetzt.» Jackys leuchtend rot geschminkte Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Sie stand auf und begrüßte Emilia mit zwei Luftküsschen.

«Es hat heute etwas länger gedauert, bis ich alle Gäste rausgeschmissen hatte.»

Jacky schüttelte missbilligend den Kopf. «Du solltest dir endlich einen anderen Job suchen.»

«Nenn mir einen, bei dem man ohne entsprechende Ausbildung so viel verdient wie als Bedienung, und ich mache es sofort», erwiderte Emilia und nahm den Tequila entgegen, den Jacky ihr reichte.

Sie hatte Jacky vor ein paar Monaten nach einem feuchtfröhlichen Abend in einem Burger King kennengelernt, und seitdem zogen sie gemeinsam um die Häuser. Mit ihr konnte man viel Spaß haben, aber als Freundin hätte Emilia sie trotzdem nicht bezeichnet. Dazu müssten sie auch mal über etwas anderes reden als über heiße Kerle und coole Party-Locations. Aber momentan hatte Emilia sowieso keine Lust auf tiefergehende Gespräche.

Sie kippte den Tequila in einem Zug hinunter und spürte, wie die Anspannung von ihr abfiel und sich ein Gefühl von Wärme in ihrem Körper ausbreitete. Nach dem...

Erscheint lt. Verlag 18.5.2021
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte buch für frauen • Familie • Frauenroman • Garten • Insel • Inselroman • Kent • Liebe • Liebesromane • Liebesromane deutsch • Meer • Ostsee • Romantische Komödie • Rosen • Schwestern • Spiegel Bestseller-Autorin • Spiegel Bestsellerliste aktuell • Urlaubslektüre • Usedom
ISBN-10 3-644-40488-7 / 3644404887
ISBN-13 978-3-644-40488-5 / 9783644404885
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