Für einen Sommer unsterblich (eBook)

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2020 | 1. Auflage
400 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-7336-0400-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Für einen Sommer unsterblich -  Jennifer Niven
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Ein kurzer Sommer zwischen Liebe und Verzweiflung Eine Woche vor dem Abi zerbricht Claudes Welt in tausend Scherben, als sie erfährt, dass ihre Eltern sich scheiden lassen. Statt in den Ferien mit ihrer besten Freundin auf den Road Trip ihres Lebens zu gehen, zieht Claude nun mit ihrer Mutter auf eine abgelegene Insel vor der Küste Georgias. Die Wut ist ihr Schutzschild gegen jeden, der ihr zu nahekommt. Denn wozu jemandem trauen, wenn er einen irgendwann im Stich lässt? Doch dann begegnet Claude Jeremiah Crew, der sie mitnimmt auf ein großes Abenteuer. Und gemeinsam beweisen sie, dass das Ende einer Geschichte keine Rolle spielt, wenn das Dazwischen so unerträglich schön ist. Das kann nur Jennifer Niven so genial schreiben: Die Geschichte zweier zutiefst verletzter junger Menschen, die einander retten und dabei sich selbst finden Der Zauber der ersten wahren Liebe - ein Buch, in dem man leben möchte 'Du warst der Erste. Nicht bloß beim Sex, auch wenn das ein Teil davon war. Sondern der Erste, der hinter alle Fassaden geschaut und mich wirklich gesehen hat. Einige der Namen und Orte wurden geändert, aber die Geschichte ist wahr. Es steht alles hier drin, denn eines Tages wird dies die Vergangenheit sein. Und ich will nicht vergessen, was ich erlebt habe, was ich dachte, was ich fühlte, wer ich war. Ich will dich nicht vergessen. Aber vor allen Dingen will ich mich nicht vergessen.' - Jennifer Niven

Jennifer Niven wuchs in Indiana, USA, auf und lebt heute in Los Angeles. Mit »All die verdammt perfekten Tage« und »Stell dir vor, dass ich dich liebe« hat sie überall auf der Welt die Bestsellerlisten erobert. Ihr erster Roman wurde von Netflix verfilmt.

Jennifer Niven wuchs in Indiana, USA, auf und lebt heute in Los Angeles. Mit »All die verdammt perfekten Tage« und »Stell dir vor, dass ich dich liebe« hat sie überall auf der Welt die Bestsellerlisten erobert. Ihr erster Roman wurde von Netflix verfilmt.

7 Tage bis zur Abschlussfeier


Es ist schon fast elf, und ich bin in meinem Zimmer und telefoniere mit Saz. Wir reden über unsere Pläne für den Sommer. Vor allem über unseren Road Trip, bei dem wir den gesamten Bundesstaat Ohio erkunden wollen, bevor wir uns für immer von ihm verabschieden, oder zumindest für die nächsten vier Jahre. Wir haben uns dafür extra neue Bikinis gekauft (ich schwarz, sie rot) und Kånken-Rucksäcke (ich himmelblau, sie gelb), und Saz darf für ein oder zwei Wochen das Auto ihrer Eltern ausleihen. Sie will im Norden anfangen und ich im Süden, und wir reden und lachen durcheinander, weshalb ich das Klopfen an der Tür nicht höre.

Plötzlich geht die Tür auf, mein Dad kommt rein, und sein Gesicht sieht irgendwie komisch aus, wie er so dasteht und die Poster an der Wand betrachtet und die T-Shirts und Jeans und Kleider auf dem Boden und die Bücher überall und mich, wie ich auf einem Kleiderberg stehe wie auf dem Gipfel des Kilimandscharo, und ich lache immer noch, aber ich versuche auch, mich daran zu erinnern, wann er das letzte Mal in meinem Zimmer war, wenn überhaupt je.

In diesem Moment sollte ich argwöhnisch werden, doch das werde ich nicht. Ich sage nur: »Ich telefoniere.«

Er sagt: »Ich muss mit dir reden.«

Jetzt lache ich nicht mehr, und auch Saz nicht, die fragt: »Ist das dein Dad

Sie klingt genauso überrascht, wie ich es bin.

 

Er setzt sich auf die Bettkante, die Füße fest auf dem Boden, als könnte er jeden Moment aufspringen und wegrennen. Erst denke ich, dass Mom etwas Schreckliches zugestoßen ist. Oder dass er mir sagt, dass der Hund gestorben ist oder die Katze oder meine Großeltern. Ich wühle in meinen Erinnerungen und versuche, das letzte Mal auszugraben, als er sich so hingesetzt hat, um mit mir zu reden, aber ich kann mich an keine Gelegenheit erinnern, auch nicht vor meinem 13. Geburtstag, als er zu Mom sagte: »Ich konnte nicht mal mit Teenagern reden, als ich selbst einer war. Sie ist jetzt ganz in deiner Hand.«

Ich setze mich neben ihn, mit ein paar Zentimetern Abstand. Ich frage mich, wo Mom ist und ob sie weiß, dass er hier ist, und dann sagt er: »Deine Mom hat mich gebeten, mit dir zu reden …«

Aus irgendeinem Grund muss ich sofort an Shane und den Heuboden denken. Bitte lass sie es nicht wissen. Das ist das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann, weil mein bisheriges Leben so ruhig und ereignislos verlaufen ist, was natürlich der Grund dafür ist, warum es keine großen Gefühle gibt, über die ich schreiben kann. Ich hatte in meinem Leben noch nicht mal Zahnschmerzen.

Mein Dad räuspert sich und beginnt, mit einer tiefen, ernsten Stimme zu sprechen, die ganz anders klingt als seine übliche Stimme. Und während er spricht, beginnt er zu weinen, was ich noch nie erlebt habe.

Ich denke: Hör auf. Nicht weinen. Du nicht. Väter weinen nicht. Was natürlich bescheuert ist, aber so ist es nun mal.

Ich glaube, ich sage: »Nicht weinen.«

Vielleicht sage ich aber auch nichts.

Weil er nämlich sagt, dass er uns nicht mehr liebt: Mom und mich.

Dass die letzten 18 Jahre meines Lebens –

die 18 Jahre, die mein gesamtes Leben ausmachen –

nicht mehr als ein richtig schlechter Scherz waren und dass er uns nie wirklich geliebt hat, keine Sekunde –

oder vielleicht doch, ganz kurz, aber dass die Liebe stirbt, wenn die Gegenstände dieser Liebe so unliebenswert sind wie Mom und ich –

und dass es leider ganz allein unsere Schuld ist, dass wir nicht mehr seine Familie sein können.

Dass wir weit weg gehen müssen, damit er uns nie wieder sehen muss, weil unsere bloße Anwesenheit ihn krank macht. Er redet immer noch, aber ich höre nicht mehr zu. Ich sehe nur, wie die Tränen in den Stoppelbart auf seinem Kinn hineinrollen und verschwinden. Wohin verschwinden sie?

»Clew«, sagt er. Mein Spitzname. Den nur er verwendet. Unser besonderer Name, der nur für uns ist, für heimliche Stopps bei der Bäckerei vor der Schule und heimliches Eis vorm Abendessen und zu schnelles Autofahren und zu gruselige Filme. Alles, wofür Mom zu sehr Mom ist, um es zu erlauben. Obwohl wir mein Leben lang Claudine und Lauren waren, Lauren und Claudine, die Llewelyn-Frauen, weil Mom nie Dads Namen angenommen hat und wir immer mehr Llewelyn als Henry waren, was im Prinzip heißt, dass wir an Zauber und Möglichkeit glauben, statt die praktische (d.h. düster realistische) Seite des Lebens zu sehen.

Währenddessen stand mein Dad abseits, hat zugeschaut und applaudiert und mitgemacht, so gut er konnte. Mein Leben lang haben alle uns geliebt, die beiden Llewelyns. Alle, so scheint es, nur er nicht.

»Clew«, sagt er wieder. »Es liegt nicht daran, dass ihr mir nichts bedeutet.« Nicht mal jetzt, während der Boden verschwindet, als ich an meinen Füßen vorbei nach unten starre und mich frage, wie ich je wieder stehen soll, bringt er es über sich, von Liebe zu sprechen. Wie in dem Satz: Es liegt nicht daran, dass ich euch nicht liebe.

Und dann sagt er: »Ich kann gerade einfach keine Familie haben.«

Vielleicht sagt er auch nichts davon, aber das ist es, was ich höre. In dem Moment schaue ich nicht mehr seine Tränen und seinen Bart an, sondern dahin, wo früher mal der Boden war. Ich kann nur denken, dass der Boden gerade noch da war und jetzt nicht mehr. Wie es sein kann, dass man einen ganzen Tag verbringt, jeden Tag, ohne je an den Boden zu denken, weil man einfach davon ausgeht, dass er immer da sein wird. Bis er plötzlich nicht mehr da ist.

 

Das echte Gespräch verläuft eher so:

Dad: »Ich muss mit dir reden.«

Ich: »Okay.«

»Du darfst nicht denken, dass es eine andere gibt. Mir ist wichtig, dass du das weißt. Aber deine Mom und ich werden uns trennen, und sie hat mich gebeten, es dir zu sagen, weil es nicht ihre Idee ist, sondern meine.« Er wendet den Blick ab, als er das sagt. Und dann: »Ich kann das gerade einfach nicht. Ich kann nicht.« Gefolgt von: »Es liegt nicht an dir, und es liegt nicht an deiner Mom. Es liegt an mir. Wir wollten in deinem letzten Schuljahr noch zusammenbleiben. Wir wollten dich nicht entwurzeln. Die nächsten zwei Wochen bleiben wir noch zusammen in diesem Haus, und dann trennen wir uns.«

Als er trennen sagt, muss ich an ein Herz denken, das aufgeschnitten wird, an abgetrennte Gliedmaße.

»Aber gestern hast du mich doch zur Schule gebracht.« Was ich eigentlich sagen will, ist: Gestern war doch noch alles normal. Wir haben Marmeladen-Cookies gegessen und sind in geselligem Schweigen gefahren, und zwar schneller als alle anderen.

»Das hat sich schon eine ganze Weile in mir aufgestaut«, sagt er. »Wir haben versucht herauszufinden, was das Beste für dich und deine Mom und mich ist.«

Also hat er es gewusst, als wir über die Main Street Bridge gefahren sind. Als wir in die Stadt gefahren sind. Als wir die Cookies vor Joy Ann gegessen haben.

Plötzlich fühle ich mich außen vor. Die ganzen Jahre, auch wenn wir Claudine und Lauren, Lauren und Claudine waren, habe ich geglaubt, wir wären alle drei miteinander verheiratet, und erst jetzt geht mir auf, dass es die ganze Zeit nur die beiden waren.

»Ich möchte, dass du mit niemandem darüber redest, Clew, nicht mal mit Saz. Nicht, bevor wir alles geregelt haben. Ich weiß, du liebst Saz und ihre Eltern, aber sie sind unsere Freunde, und wir sind noch nicht so weit, dass sie es erfahren. Wir sind noch nicht so weit, dass irgendjemand es erfährt. Noch nicht.«

So benommen bin ich: Ich werde nicht wütend. Ich frage nicht mal, warum. Ich sage nicht: Du kannst mir nicht vorschreiben, mit wem ich darüber sprechen darf. Du kannst mir nicht sagen, dass die Welt untergeht, und mir dann verbieten, es jemandem zu erzählen. Ich sitze nur da, ausgehöhlt, die Hände im Schoß verkrampft, das Herz in der Brust verkrampft, die Füße ins Leere baumelnd, weil der Boden nirgends zu sehen ist.

Er sagt von sehr weit her: »Diese Stadt ist so verdammt klein – das Letzte, was wir brauchen, sind Leute, die sich über uns das Maul zerreißen, weil sie nichts Besseres zu tun haben. Ich will nicht, dass sie es dir noch schwerer machen, als es ohnehin schon ist.«

Dann höre ich nichts mehr.

 

Als er weg ist, kommt Mom rein und nimmt mich in den Arm. Sie sagt, dass wir reden können, wenn ich will, dass es wichtig ist, zu reden und die Gefühle rauszulassen. »Du musst die Tränen rauslassen«, sagt sie immer. »Wenn du es nicht tust, kommen sie irgendwann anders raus – vielleicht nicht als Tränen, sondern als Wut oder Schlimmeres.«

»Es ist also wahr«, sage ich.

»Es ist wahr.«

Und plötzlich ist da ein ganzer Rausch an Gefühlen in meinen Händen, meinem Herzen, jedem Teil meines Körpers, der gerade hohl und tot geworden ist, und ich krümme mich fast vor Schmerz. Ich fühle mich, als wäre eine Bombe vom Himmel in mein Zimmer gefallen, direkt auf meinen Kopf.

»Ich weiß, es kommt plötzlich. Und es ist viel. Es tut mir leid. So leid.« Sie zieht mich fester an sich.

»Dad sagt, dass ich nicht darüber reden darf.« Kurz frage ich mich, ob sie mich überhaupt hören kann, weil meine Stimme so weit entfernt klingt, als wäre sie in einem dunklen, leeren Raum ohne Fenster und Türen.

»Nicht außerhalb dieses Hauses, solange wir uns überlegen, wie wir alles regeln.«

Ich versuche, die Hoffnung zu ersticken, die bei diesen Worten in mir aufsteigt, als wäre da...

Erscheint lt. Verlag 7.10.2020
Übersetzer Maren Illinger
Zusatzinfo 2 s/w-Abbildungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte All Age • All die verdammt perfekten Tage • Breathless • Cecilia Ahern • Claude Henry • Colleen Hoover • Coming of Age • erste große Liebe • Georgia • Insel • Jack Masselin • Jennifer Niven • Jeremiah Crew • Jojo Moyes • Kiss me once • Kontrollverlust • Libby Strout • Liebeskummer • Liebesroman • Lori Nelson Spielman • Mona Kasten • Scheidung • spiegel bestseller • Trennung überwinden • USA • Valentinstag Geschenk • Vertrauen • Young Adult • Young Romance
ISBN-10 3-7336-0400-8 / 3733604008
ISBN-13 978-3-7336-0400-4 / 9783733604004
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