Irische Hoffnung (eBook)

Erzählungen von der Grünen Insel

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
224 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45226-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Irische Hoffnung -  Maeve Binchy
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Erzählungen aus Irland zum Mitfühlen und Träumen Der zweite Band der atmosphärischen Kurzgeschichtensammlung der irischen Bestseller-Autorin Maeve Binchy über Frauen-Freundschaften und Familien-Beziehungen. Bisher unveröffentlichte, kleine irische Perlen über Frauen, die ihren Weg im Leben suchen, von ihren Ängsten, Wünschen und Sehnsüchte berichten. Es sind warmherzige Liebesgeschichten und Beziehungsgeschichten aus Irland mit der gewissen Portion Humor über Liebe, Freundschaft und Hoffnung. Da ist zum Beispiel Annie, die sich nach der Hochzeit ihrer besten Freundin einsam fühlt und sich überwindet, alleine in den Urlaub zu fahren. Die eitle Sandra ist gezwungen, sich auf ihrer Europa-Reise die nicht ganz so schicken Kleidungsstücke der anderen Reisemitglieder zu leihen, da ihr Koffer verloren gegangen ist. Bella kann nicht akzeptieren, dass sich Jim von ihr scheiden lassen möchte, und will abnehmen, um ihm wieder zu gefallen. Und die Katze Audrey schaut sich in der Nachbarschaft nach einem neuen Zuhause um, nachdem ihre Besitzerin verstorben ist. Nach dem ersten berührenden Kurzgeschichten-Band 'Irische Sehnsucht' nun der zweite Teil der Anthologie der bisher unveröffentlichten Erzählungen der berühmten irischen Bestseller-Autorin Maeve Binchy.

Maeve Binchy wurde in Dublin geboren, studierte Geschichte und arbeitete als Lehrerin. 1969 ging sie als Kolumnistin zur Irish Times. Sie hat zahlreiche Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke geschrieben. Ihre Romane, darunter »Der grüne See«, »Die irische Signora« und »Ein Haus in Irland« wurden in England, den USA und in Deutschland zu Bestsellern. Auch »Cathys Traum«, »Wiedersehen bei Brenda« und »Insel der Sterne« landeten gleich nach Erscheinen sofort ganz oben auf den internationalen Bestsellerlisten.Maeve Binchy starb am 30. Juli 2012.

Maeve Binchy wurde in Dublin geboren, studierte Geschichte und arbeitete als Lehrerin. 1969 ging sie als Kolumnistin zur Irish Times. Sie hat zahlreiche Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke geschrieben. Ihre Romane, darunter »Der grüne See«, »Die irische Signora« und »Ein Haus in Irland« wurden in England, den USA und in Deutschland zu Bestsellern. Auch »Cathys Traum«, »Wiedersehen bei Brenda« und »Insel der Sterne« landeten gleich nach Erscheinen sofort ganz oben auf den internationalen Bestsellerlisten. Maeve Binchy starb am 30. Juli 2012.

Die Schlechtwetterfreundin


Wenn ich beim Heimkommen sehe, dass der Anrufbeantworter blinkt, muss ich immer an meine Freundin denken. Das Gerät habe ich mir damals wegen einer Freundin angeschafft. Eine gute Freundin, aber eben eine Schlechtwetterfreundin.

An dem Tag, als ich sie das erste Mal getroffen habe, stand sie an der Bushaltestelle, so dünn und zerbrechlich, dass ich befürchtete, ein starker Windstoß, der um die Ecke fegte, könnte sie erfassen und gegen das Bushäuschen schleudern. Ihr Kopf kam mir riesig vor, mit einer Unmenge an braunem, gekraustem Haar, kein Afrolook, eher sah es so aus, als hätte jemand mit der Schere hineingeschnitten so wie wir damals in der Schule bei den Quasten aus Wolle. Ich betrachtete lange ihr Haar, ohne zu bemerken, dass ich sie anstarrte.

Wahrscheinlich stehen viele Leute an dieser Bushaltestelle und bekommen nicht mit, dass sie jemanden anstarren. Die Haltestelle liegt direkt gegenüber der Klinik. Und auch ich wollte an alles denken, nur nicht an das Gesicht meiner Freundin Maria, die mich nicht sehen würde in dem Zimmer, in dem sie dort drinnen saß –Zelle nannten sie so etwas nicht – und immer wieder diese Karten mischte. Keine normalen Spielkarten, sondern Tarotkarten mit Schwertern und Kelchen und Sternen. Stunde um Stunde sitzt sie so da, legt die Karten in Kreuzform aus und murmelt dabei vor sich hin.

John wusste nicht, dass ich bei ihr gewesen war. Er hatte mich angefleht, nicht hinzugehen. »Wir haben sie schließlich zu dem gemacht«, hatte er oft gesagt. »Das ist unsere Strafe.« Ich hatte versucht, diese Bemerkung ins Lächerliche zu ziehen. Ich bin die irische Katholikin, erklärte ich ihm; falls es einen Sinn für Sünde gibt, dann sollte ich den haben.

Er war in einem Haus aufgewachsen, in dem keiner im Plauderton über die Hölle redete so wie wir. Und doch war er derjenige mit dem Berg aus Schuldgefühlen, der unsere Liebe letztendlich unter sich begrub. Wir hatten Maria betrogen, er als ihr Ehemann, ich als ihre beste Freundin.

Ich stand da und starrte auf den großen, lockigen Kopf dieser blassen Frau, die mit beiden Armen ihre dünne Taille umfasste, als versuchte sie, ungeschickt die obere Hälfte ihres Rumpfs an den restlichen Körper zu pressen.

Sie lächelte nicht, als sie mich ansprach.

»Ich heiße Fenella«, sagte sie.

»Diesen Namen kenne ich bisher nur aus Schulgeschichten.« Es stimmte; in diesen Büchern war Fenella immer die Mutige, der Wildfang. Zu Hause kannte ich niemanden, der Fenella hieß.

»Sie sind sehr aufgewühlt, nicht wahr?«, fragte sie.

In ihrer Stimme lag so viel Mitgefühl, dass ich fast die Hand ausgestreckt, sie berührt und ihr geholfen hätte, diesen dünnen Körper zusammenzuhalten, aus Angst, er könnte auseinanderbrechen und eine Hälfte weggeweht werden. Sie hatte nicht die für Haltestellen übliche Bemerkung gemacht, von wegen, dass der Bus nie kam, wenn man ihn brauchte. Sie hatte auch nicht gesagt, dass man nach einem Krankenhausbesuch dankbar sein müsse für die eigene Gesundheit. Sie schaute mich nur an und sah meinen Schmerz und mein Unglück so deutlich, dass sie diesen Umstand einfach angesprochen hatte.

Ich dachte zwar, es sei der scharfe, kalte Wind, der mir in die Augen stach, als er um die hohen Mauern der Klinik pfiff, aber es war ihr Mitgefühl, das mir die Tränen in die Augen trieb. Nie zuvor hatte ein fremder Mensch so zu mir gesprochen. Nicht einmal bei mir zu Hause, wo sie oft zu direkt waren und sich zu weit in dein Leben drängten. Aber ausgerechnet in England, in den gepflegten grünen Seitenstraßen im Umland von London, hatte eine komplett fremde Frau vor den spitzenbewehrten Mauern einer privaten Nervenklinik zu mir gesagt, sie könne sehen, wie erschüttert ich sei. Ich kam mir vor wie eine Närrin, während die Tränen über mein Gesicht liefen. Die Frau streckte den Arm aus, ich dachte, sie würde mich umarmen, und wich ein wenig zurück. Aber nein, es kam nur der Bus.

»Das ist eine Bedarfshaltestelle«, sagte sie sanft. »Sie müssen artig darum bitten, dass er hält, sonst fährt er weiter.«

Ich glaube, sie versuchte, mir ein Lächeln zu entlocken, damit ich nicht ganz so aussah wie jemand, der aus diesen hohen Mauern geflohen war.

Sie löste meine Busfahrkarte und trat in mein Leben.

Sie kannte ein kleines Café in der Stadt, wo es selbst gemachte Suppen und wunderbare Vollkornbrötchen gab. Essen für die Seele. Und die Tische standen weit genug auseinander, so hörte niemand außer Fenella meine Geschichte von John und Maria. Dass sie an allem schuld gewesen war, dass sie ein vollkommen glückliches Leben geführt hatte, bis sie es sich in den Kopf setzte, Carlos zu erobern, dass sie das völlig aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Ich erzählte Fenella von den einsamen Tagen und Nächten, in denen John und ich uns gegenseitig getröstet hatten, wie nur gute Freunde es konnten, durch Liebe und Zuwendung. Von meiner Hoffnung, dass Maria ihr Glück bei Carlos und ihrer aberwitzigen Suche finden würde. Doch John wollte, dass alles seine Ordnung hatte; er mochte es nicht, wenn Fragen offenblieben. Und jetzt hatte alles seine Ordnung. John kannte nur noch seine Arbeit, Maria hatte den Verstand verloren und befand sich an einem Ort, den sie nie mehr verlassen würde, und was mich betraf … Es ist seltsam, aber ich kann mich nicht erinnern, jemals einem Menschen so viel erzählt zu haben wie Fenella, nicht nur an diesem Nachmittag in der warmen Suppenküche mit dem prasselnden Kaminfeuer, den knusprigen Brötchen und den wärmenden, belebenden, dampfenden Schüsseln voller Köstlichkeiten.

Später, als es Abend wurde, kam sie mit in meine Wohnung, nachdem sie mir im Zug zurück nach London erklärt hatte, dass es ihr nicht klug erschiene, mich allein zu lassen. Sie setzte sich auf einen Stuhl, und das Haar stand wie ein Strahlenkranz um ihren Kopf. Für mich war sie in der Tat eine Heilige, die bereit war, mir ohne ein Wort des Vorwurfs zuzuhören.

Und das Schönste daran war, dass sie nicht ein einziges Mal versuchte, mich aufzuheitern. Nicht ein Mal sagte sie, ich würde über ihn hinwegkommen und einen anderen finden. Nicht ein Mal warnte sie mich, dass jeder Mann auf seine Art ein Dreckskerl sei und dass man sich die Zeit sparen könne, sich ihretwegen die Augen auszuweinen. Sie machte mir keinerlei Hoffnung, dass Maria sterben und dass John je zur Vernunft kommen und mich anflehen würde, an seine Seite zurückzukehren. Sie akzeptierte die Tatsache, dass alles ganz entsetzlich war, und teilte die Last mit mir.

Bald verspürte ich eine unendliche Müdigkeit und hieß sie willkommen, wie man den Regen willkommen heißt nach einem drückenden Tag. Es war so lange her, dass meine Schultern und Augen sich müde anfühlten. Normalerweise verbrachte ich den größten Teil der Nacht hellwach und angespannt, eine Zigarette in der Hand. Im Lehrerzimmer in der Schule war den anderen bestimmt schon aufgefallen, wie launisch und reizbar ich geworden war. Unmut stieg in mir hoch. Das waren meine Kollegen und Freunde seit fast einem Jahrzehnt. Wie kam es, dass keiner von ihnen meinen Kummer bemerkt hatte und in der Lage gewesen war, mir zuzuhören, Verständnis zu zeigen, ein Freund zu sein? Schläfrig lächelte ich Fenella zu. Sie müsse nun gehen, sagte sie und lehnte mein Angebot ab, im Gästezimmer zu übernachten. Sie würde mich morgen anrufen. Es war Samstag, ein bekanntermaßen schwieriger Tag für unglückliche Menschen.

Während ich in den ersten richtigen Schlaf seit Monaten hinüberglitt, fiel mir ein, dass sie keine Telefonnummer von mir hatte. Vielleicht könnte ich ja ihre herausfinden, dachte ich. So häufig kam der Name Fenella bestimmt nicht vor. Ich konnte mich nicht erinnern, wie sie mit Familiennamen hieß, was sie arbeitete oder wo sie wohnte. Sie hatte es mir sicher gesagt. Oder? Wir konnten doch nicht die ganze Zeit nur über mich geredet haben. Doch der Schlaf war stärker als die Verwirrung. Ich knipste nicht einmal das Licht aus.

Ich war gerade bei meiner zweiten Tasse Kaffee angelangt, als sie anrief. Sie hätte sich die Nummer notiert, sagte sie. Ich war zu unglücklich, um mir wegen irgendwelcher Nebensächlichkeiten Gedanken zu machen. Ob wir in den Park wollten? Es sei so ein schöner Tag, wir könnten spazieren gehen und dabei reden, ohne dass uns jemand störte. Ich verspürte einen Anflug von Scham, da ich bereits genug geredet hatte, aber ihre Anteilnahme schien so groß, dass es mir wie eine Zurückweisung ihrer Freundschaft vorgekommen wäre, wenn ich abgelehnt hätte.

Und so durchwanderten Fenella und ich an diesem sonnigen Tag der Länge und der Breite nach einen der großen Londoner Parks, während ringsum Liebende Händchen hielten, Mütter sich mit anderen Müttern austauschten und zwischendurch ihre Kleinkinder zurechtwiesen, alte Männer in der Zeitung blätterten und einander von Ereignissen erzählten, die Jahre zurücklagen.

Hin und wieder setzten wir uns auf eine Bank. Fenella hatte kleine Sandwiches und eine Thermoskanne mit Kaffee mitgebracht, sodass wir die Grünanlage nicht verlassen mussten, bis meine Beine müde wurden und meine Augen schmerzten von den vielen Tränen, die sie geweint hatten. Ich erzählte ihr von meiner ersten Nacht mit John, davon, dass er mich schon immer geliebt hatte, schon bevor Maria zu der Wahrsagerin gegangen war, die ihr den Floh ins Ohr gesetzt hatte, sich auf die Suche nach unpassender Liebe und unerfüllbaren Träumen zu machen. Ich erzählte ihr auch Banales wie die Tatsache, dass John und ich im Bett immer Animal Snap spielten, uns kleine, rote Hüte aufsetzten und Tommy Cooper und seine Zaubertricks imitierten.

Fenella merkte sich alles. Jedes einzelne...

Erscheint lt. Verlag 27.3.2020
Reihe/Serie Grüne Insel-Reihe
Übersetzer Gabriela Schönberger
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Beste Freundin • Beziehungsgeschichten • Erzählungen • erzählungen für erwachsene • Erzählungen Sammlung • Familiengeschichten • Frauenfreundschaft • Frauenleben Roman • Frauenroman • Freundinnen • Freundschaft • Geborgenheit • Geschenk Frauen • Glück • Glück finden • Glücklich sein • Große Gefühle • Hoffnung • Irische Hoffnung • irische Schriftsteller • Irische Sehnsucht • Irland • Irland Erzählungen • Irland Roman • Kurzgeschichten • Kurzgeschichten für Erwachsene • Kurzgeschichten für Frauen • Kurzgeschichten Sammlung • Lebenswege • Leben verändern • Liebe • Liebesgeschichte • Maeve Binchy • Neuanfang • Romane für Frauen • Romane Irland • Schicksale • Urlaubslektüre • Urlaubsroman • Veränderung • Wohlfühlroman
ISBN-10 3-426-45226-X / 342645226X
ISBN-13 978-3-426-45226-4 / 9783426452264
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