Das Haus am Orangenhain (eBook)

Roman | Das perfekte Geschenk zum Muttertag
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
418 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-76595-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus am Orangenhain -  Sheila O?Flanagan
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Für Juno Ryan bricht eine Welt zusammen, als sie erfährt, dass ihr Freund Brad bei einem tragischen Unglück ums Leben gekommen ist. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, stellt sich heraus, dass der Mann, den sie liebte und mit dem sie von einer gemeinsamen Zukunft träumte, verheiratet war und einen Sohn hat. In ihrer Verzweiflung flüchtet sie nach Spanien in das Ferienhaus einer Freundin, in die idyllische Villa Naranja. Der blaue Himmel, ein streunender Kater und nicht zuletzt Pep, der attraktive Sohn des benachbarten Weinbauern, sind Balsam für ihre Seele.

Nach und nach scheint sie die Vergangenheit hinter sich lassen zu können, doch als eines Tages Max, der Bruder ihres Geliebten, in ihr kleines Refugium einbricht, muss Juno sich ihren Gefühlen stellen und herausfinden, was sie im Leben wirklich will ...

<p>Sheila O'Flanagan<strong> </strong>arbeitete viele Jahre sehr erfolgreich als Börsenmaklerin in Dublin, bevor sie ihre Lust am Schreiben entdeckte. Mittlerweile hat sie zahlreiche Romane veröffentlicht und ist in England und Irland eine gefeierte Bestsellerautorin. Nebenbei schreibt sie eine wöchentliche Kolumne in der <em>Irish Times</em>.</p>

1. Kapitel


Die Schlange vor der Autovermietung war lang, und ich stand ganz hinten. Dabei hatte ich mir innerlich auf die Schulter geklopft, weil ich das Flugzeug als Erste verlassen hatte. Denn bestimmt würde ich bei den Mietwagen ebenfalls die Erste sein. Ich hatte ganz verdrängt, dass noch andere Flugzeuge auf dem Flughafen von Alicante landeten, deren Passagiere eventuell auch einen Wagen mieten wollten. Anscheinend stand jeder, der an diesem Abend gelandet war, vor mir. Es ging nur im Schneckentempo voran.

Direkt vor mir befand sich eine vierköpfige Familie, deren Flug fast drei Stunden Verspätung gehabt hatte und die verständlicherweise mehr als angesäuert war. Die ungefähr zweijährige Tochter umklammerte das Bein der Mutter und maunzte verdrießlich vor sich hin. Ihr etwas älterer Bruder zielte mit seiner neongrünen Plastiklaserpistole auf die anderen Wartenden und brüllte alle zwei Sekunden triumphierend: »Treffer!« Die Eltern machten ihrem Ärger Luft, indem sie abwechselnd auf die Fluggesellschaft und die Mietwagenfirma schimpften und wissen wollten, was verdammt noch mal so schwierig daran sei, zügig die Schlüssel auszuhändigen. Diese Beschwerde wurde derart laut geäußert, dass die gesamte Wartekolonne sie mitbekam, und viele nickten zustimmend, die eine oder andere geraunte »bodenlose Unverschämtheit« war zu vernehmen.

Die beiden, die gerade dran waren, standen bereits seit mindestens zwanzig Minuten am Schalter. Wenn das jedes Mal so lange dauerte, würde ich mir hier zwei Stunden lang die Beine in den Bauch stehen. Mit dem Ergebnis, dass ich erst nach Mitternacht mein Auto bekäme und anschließend noch mindestens eine Stunde zur Villa Naranja brauchte. Praktisch würde ich dann insgesamt genauso viel Zeit auf dem Boden wie in der Luft verbracht haben – sogar mehr, wenn ich mich verfuhr, was zu befürchten war.

»Du wirst dich nicht verfahren, Juno«, hatte Pilar mich beruhigt, als sie mir die Strecke auf Google Maps zeigte. »Wenn du erst mal auf der Straße bist, die zum Haus führt, ist alles in Butter. Schwierig ist nur die ziemlich scharfe Abzweigung kurz vor der Stadt, die übersieht man leicht, wenn es dunkel ist. Aber spätestens, wenn du das Stadtschild von Beniflor siehst, weißt du, dass du daran vorbeigefahren bist.«

»Falls ich mich verfahren sollte, gibt es in der Nähe ein Hotel?«

»In Beniflor selbst nicht«, antwortete sie, »aber wenn du weiterfährst, kommt nach ungefähr fünfzehn Minuten das schnucklige La Higuera. Klein, aber sehr edel. Schweineteuer, aber trotzdem ständig ausgebucht. Aber mach dir keine Sorgen, Juno, du wirst die Villa Naranja problemlos finden.«

Sorgen machte ich mir nicht direkt, aber trotz knapper Kasse wünschte ich mir, ich hätte mich für die Edelvariante entschieden, zumindest für diese eine Nacht. Notfalls könnte ich auch nach Alicante fahren, dort im erstbesten Hotel absteigen und mich am nächsten Morgen bei Tageslicht auf die Suche nach der Villa Naranja machen. Das wäre wohl die einfachste Lösung. Stell dich nicht so an, rügte ich mich sofort. Das ist ja wohl kein Hexenwerk und ich bin absolut in der Lage, ein Landhaus zu finden, sogar wenn es dunkel ist. Ich bin eine starke, kompetente Frau, jawohl! Daran bestanden in letzter Zeit zwar durchaus Zweifel, aber das ist noch lange kein Grund, sich anzustellen wie so eine … eine … unversehens überrollte mich eine Welle der Trauer und des Schmerzes, die mich buchstäblich ins Wanken brachte. Ich rempelte die Mutter vor mir an und stieß eine Entschuldigung hervor.

»Macht nichts«, meinte sie. »Reisen ist echt anstrengend. Und dieses Herumhängen raubt einem den letzten Nerv. Manchmal frage ich mich, ob ein Urlaub im Ausland diesen ganzen Ärger überhaupt wert ist und man nicht lieber daheimbleiben sollte.«

Sie plapperte weiter, ohne eine Antwort abzuwarten, was mir sehr recht war, denn ich hörte ihr gar nicht zu und hätte auch kein Wort über die Lippen gebracht. Mein Hals war wie zugeschnürt, und ich fühlte nichts als mein Unglück. Dabei hatte ich doch gar kein Recht, Unglück, Angst und Seelenpein zu empfinden. Trotzdem beutelten mich diese Gefühle, gerade, wenn ich es am wenigsten erwartete, und ließen mich nicht mehr los.

Unwillkürlich spielte sich seit dem Moment, als ich die Nachrichten gehört hatte, immer wieder derselbe Film in meinem Kopf ab. In dem Moment, als das Foto auf dem Bildschirm auftauchte, war mein Leben auf den Kopf gestellt worden. Die Erinnerung ließ sich nicht einfach abstellen. Nur mühsam unterdrückte ich die Tränen.

Die Warteschlange schob sich wieder ein Stück vorwärts.

»Wir wohnen bei meiner Schwester«, drang die Stimme der Frau in meine Gedanken, »sie hat eine super Wohnung in Altea. Mit Meerblick und wunderschöner Terrasse. Und eigenem Swimmingpool.«

»Das hört sich toll an.« Meine Stimme war nur ein Krächzen, aber das entging ihr offenbar.

»Absolut«, meinte sie. »Leider können wir nächstes Jahr nicht mehr um diese Zeit kommen, weil Cooper dann in die Schule geht und mittlerweile muss man sogar eine Geldstrafe zahlen, wenn man die Kinder ein paar Tage vor Ferienbeginn rausnimmt, was absurd ist. Es ist doch allgemein bekannt, dass einen die Fluggesellschaften während der Ferienzeit gnadenlos abzocken.«

»Reine Bevormundung von Vater Staat«, sagte ihr Mann.

Zustimmendes Nicken meinerseits. Als Single-Frau, die gerade dreißig geworden war, spielten Schulferien in meinem Leben keine Rolle, aber ich verstand ihren Frust.

»Sind Sie allein unterwegs?« Neugierig sah sie mich an, wollte unbedingt ins Gespräch kommen.

Zu meiner großen Erleichterung wurde vorn ein zweiter Schalter geöffnet. Hastig teilte sich die Schlange, und ich wurde einer Antwort enthoben. Um weitere mögliche Gespräche zu vermeiden, holte ich mein Handy heraus. Aber mir war schon vorher klar, dass ich keine neuen Mitteilungen hatte. Die letzte war immer noch die von Pilar, kurz bevor ich in Dublin das Flugzeug bestiegen hatte.

Kleines Problem. Mum hat es heute leider nicht zum Haus geschafft, also kein Strom. Lebensmittel sind auch alle, Kaffee und Tee sind aber da. Kauf Dir am besten was am Flughafen, auch fürs Frühstück. Ich wünsch Dir eine tolle Zeit. Kuss, P.

Auf dem Flug hatte ich mir zwei süße Stückchen gekauft, die schon durchweicht und wenig appetitlich aussahen, als ich sie in meine Tasche stopfte, doch egal, ich hatte sowieso keinen Hunger. Würde auch morgen früh keinen haben. In den letzten sechs Monaten hatte ich nicht nur das Interesse am Essen verloren, sondern auch fast sechs Kilo. Mehr durften es keinesfalls werden. Ich war schon immer schlank gewesen und der Gewichtsverlust stand mir überhaupt nicht. Allerdings war mir mein Aussehen derzeit völlig egal.

Wider besseres Wissen scrollte ich mich durch meine restlichen Mitteilungen. Ich blieb bei der letzten von Brad hängen.

Hier essen wir heute Abend. Gleich treffe ich die anderen. Du fehlst mir. Ich liebe Dich. Küsse, B.

Die Trauer überrollte mich erneut. Ich biss die Zähne zusammen und umklammerte Halt suchend meinen Koffergriff.

Schließlich und endlich war ich an der Reihe. Nachdem der Papierkram erledigt war, bekam ich den Schlüssel für einen Ford Fiesta, der auf dem dritten Parkdeck stand. Ich bedankte mich und ging zum Ausgang. Die vierköpfige Familie stand immer noch am Schalter. Der Junge schlug mit seiner Plastikpistole auf das Gepäck ein, während sein Vater mit dem Mitarbeiter der Mietwagenfirma über die Höhe der Selbstbeteiligung stritt.

Im Parkhaus war viel los. Ich vergewisserte mich nochmals, welche Parkplatznummer der Fiesta hatte, und ging die entsprechende Reihe entlang. Das dunkelblaue Auto stand genau dort, wo es stehen sollte. Mit einem Seufzer der Erleichterung machte ich den Kofferraum auf und wuchtete meinen Koffer hinein. Ich öffnete die Tür und stieg ein, um gleich darauf festzustellen, dass ich auf der Beifahrerseite saß. Ich stieg wieder aus und begab mich auf die Fahrerseite.

Ich war schon früher auf dem europäischen Festland Auto gefahren, mit Rechtsverkehr also vertraut. Beim ersten Mal – in Frankreich mit Cleo und Saoirse, meinen besten Freundinnen – war mir anfangs zwar noch etwas mulmig gewesen, aber nach ein paar...

Erscheint lt. Verlag 8.3.2020
Übersetzer Susann Urban
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alicante • Bestseller • Costa Blanca • Eat Pray Love • eskapistisch • Feel-Good-Roman • Flucht • Frauenfreundschaft • Frauengeschenk • Frauenroman • Freiheit • Geschenke für Frauen • geschenke zum muttertag • Helle Nächte am Meer • insel taschenbuch 4774 • IT 4774 • IT4774 • Kate Morton • Liebe • Liebesroman • Lucinda Riley • Muttertag • Neuanfang • neues Glück • Sommerbuch • Sommerroman • Spanien • Urlaub • Urlaubslektüre • Weinberge • Wohlbühlbuch • Wohlfühlcharakter • Wohlfühlroman
ISBN-10 3-458-76595-6 / 3458765956
ISBN-13 978-3-458-76595-0 / 9783458765950
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