Die 'innere lustvolle Frau' (eBook)

Prozessorientierte Sexualtherapie für Frauen mit sexueller Unlust

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
316 Seiten
Dgvt Verlag
978-3-87159-430-4 (ISBN)

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Die 'innere lustvolle Frau' -  Diana Ecker
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Jede Frau kann mit ihrer 'inneren lustvollen Frau' in Kontakt treten. Sie muss nur Gehör finden. Diana Ecker macht mit ihren Schilderungen individueller Therapieabläufe deutlich, dass jede Frau den Weg zu sexueller Lust und Selbstbestimmung (wieder-)entdecken kann. Und dies völlig unabhängig von Alter, Beziehungsstatus und -dauer und unabhängig von möglichen traumatischen Erfahrungen. Die im Rahmen des sexualtherapeutischen Ansatzes ablaufenden, angestoßenen Prozesse dienen allesamt der Aneignung der 'inneren lustvollen Frau'. Anschaulich zeigt dieses Buch, wie der Weg gelingen kann, die sexuelle Lustlosigkeit zu überwinden. Das Buch richtet sich sowohl an betroffene Frauen als auch an ihre Therapeut*innen.

Als Psychologische Psychotherapeutin arbeitet Diana Ecker seit über 25 Jahren in eigener Praxis mit PatientInnen mit sexuellen Problemen. Zum Schwerpunkt 'Sexuelle Probleme und ihre Behandlung' hat sie mehrere Bücher und Fachartikel verfasst und als Dozentin an verschiedenen verhaltenstherapeutischen Ausbildungsinstituten unterrichtet. Außerdem ist sie Supervisorin und Selbsterfahrungsleiterin.

Als Psychologische Psychotherapeutin arbeitet Diana Ecker seit über 25 Jahren in eigener Praxis mit PatientInnen mit sexuellen Problemen. Zum Schwerpunkt „Sexuelle Probleme und ihre Behandlung“ hat sie mehrere Bücher und Fachartikel verfasst und als Dozentin an verschiedenen verhaltenstherapeutischen Ausbildungsinstituten unterrichtet. Außerdem ist sie Supervisorin und Selbsterfahrungsleiterin.

Einleitung


Die Befreiung

„Da bin ich!“, rief der Prinz, als er mit seinem Schwert im Dornenhain auftauchte. „Komm mit!“

„Wohin?“, sagte die Prinzessin und richtete sich langsam von ihrem Lager aus Jutesäcken auf.

„In die Freiheit! Rasch!“, sagte der Prinz, indem er sich mit dem Ärmel das Blut aus dem Gesicht wischte. „Ich habe mir, als ich den Drachen wegfliegen sah, einen Gang durch die Dornen gehauen. Komm mit, bevor er wieder da ist!“

„Wieso?“, fragte die Prinzessin.

„Wie kannst du so etwas fragen?“, sagte der Prinz. „Draußen ist die Freiheit, das Leben, die Freude. Du kannst wieder in einem richtigen Bett schlafen, dich waschen und kämmen und schön anziehen.“

Und er blickte auf die Bettstelle der Prinzessin und auf ihr zerrissenes Kleid, unter dem überall die Haut zu sehen war, mit einem rötlichen Ausschlag, der über den ganzen Körper zu gehen schien.

„Ich liebe den Drachen“, sagte die Prinzessin.

Der Prinz war fassungslos. „Was? Dieses garstige, ruppige, schuppige Vieh?“

„Ja“, sagte die Prinzessin. „Er kann fliegen, und wir lieben uns immer in der Luft. Das Gefühl, wenn ich hoch oben schwebe, mich an ihn klammere und er mir sein feuchtes Glied zwischen die Schenkel treibt, ist unbeschreiblich.“

„Es gibt doch noch anderes“, sagte der Prinz.

„Ja“, sagte die Prinzessin, „aber es ist alles nichts gegen dieses eine Gefühl.“ Und sie sah ohne Mitleid zu, wie der Drache, der soeben zurückgekehrt war, den Prinzen zertrat.

„Komm“, sagte sie zum Drachen, „komm, wir wollen fliegen.“

Sie umarmte ihn, und zusammen erhoben sie sich in die Luft.

(Franz Hohler, Schweizer Kabarettist und Autor)

Was für eine Prinzessin, die nicht tut, was sich gehört – einen Prinzen heiraten und glücklich sein! Stattdessen erliegt sie dem Bann der Erotik, fliegt mit einem Drachen auf und davon, liebt ihn in der Luft und lässt ihr altes Leben leichtherzig unter sich zurück.

Vollkommen fasziniert von dieser Geschichte, eines Tages auch von der Kraft eines solchen Begehrens davongetragen zu werden, las mir eine Klientin während der Therapiestunde diese Geschichte vor. Wie das gehe, wollte sie wissen: Dass eine Art von sexueller Energie ihr Flügel verleihe, die zu eng gewordenen Grenzen ihrer Persönlichkeit zu sprengen und aus ihrem Lebenseinerlei zu entfliehen. Eine Verwandlung wünschte sie sich, wie im Märchen, die die besten Seiten ihrer Persönlichkeit hervorbringe. Die Schweres leicht, Schmerzliches heil mache, ja selbst dem Tod etwas Ernsthaftes entgegensetze … Auf den Weg wolle sie sich machen.

Wir nahmen uns Zeit zu träumen und mit der Prinzessin und dem Drachen auf den Schwingen der Lust durch die Lüfte zu segeln. Wir genossen den starken Wind, die ferne Welt unter uns und Frau G. begann sich zu erinnern: Als sie einmal solche Momente empfunden hatte, erotische Empfindungen, die auch sie ein bisschen verwandelt hatten.

„Seltsam“, sagte Frau G., „auch ich kenne ein solches Lebensgefühl, aber ich hatte es vergessen: Dass ich ganz bei mir sein kann, mit quasi meiner besten Seite, dabei unabhängig, ohne falsche Kompromisse, ohne mich von meinen Ängsten knebeln zu lassen, indem die Lust und Liebe mich darüber hinausheben. Und dabei noch, das ist der Gipfel der Erfüllung, ein Mann, der mich genau so will.“

Frau G. seufzte, jetzt waren wir in der Gegenwart und versuchten zu verstehen: Die Phänomene hinter der Faszination zu erhellen, weiter zu denken, in die Breite, ins Detail, ins Ganze. So verlor die Geschichte zwar an spontaner Faszination, gewann aber gleichzeitig an ungeheurem Reiz durch die von ihr gestellten Fragen: „Geht das, kann ich mich auf den Weg begeben und mein Begehren suchen? Wie geht das, ganz ich zu sein? Kann ich auch fliegen lernen? Wen will ich lieben, einen Prinzen oder einen Drachen? Woran erkenne ich den Richtigen? Kann ich nach dem Fliegen sicher landen? Kann man in einer langen Partnerschaft immer wieder fliegen? Passt das zum Alltag? Oder ist das alles nur ein Märchen?“

In den über dreißig Jahren meiner therapeutischen Tätigkeit begleiteten mich solche Fragen kontinuierlich. Sie machten mich neugierig, reizten, ärgerten, überforderten mich und forderten mich immer wieder heraus, nach Antworten zu suchen.

Gleich nach Ende meines Studiums Mitte der Achtzigerjahre begann ich mit dem ersten verdienten Geld eine Sexualtherapie-Ausbildung bei Hermann Wendt in Köln, was sehr unvernünftig war, denn ich hatte ja noch kaum psychotherapeutische Grundkenntnisse. Es war dennoch sehr aufregend, die Ausbildung bestand überwiegend aus Selbsterfahrung und ich lernte prima, über Sex zu reden. An einer Auseinandersetzung mit theoretischen Konzeptionen jedoch mangelte es ziemlich; nicht zuletzt deshalb, weil die Landschaft der Sexualforschung und -therapie damals noch sehr karg war. Nachdem ich eine Stelle in einer Psychosomatischen Fachklinik antreten konnte, fand ich erste, eingeschränkte Möglichkeiten, meine sexualtherapeutischen Grundkenntnisse in Einzeltherapien, Paargesprächen und Frauengruppen einzusetzen. Das Kliniksetting war jedoch nur bedingt geeignet, sexuelle Problematiken zu therapieren. Tenor war zum einen, dass sie als Folgeprobleme weitaus dringlicherer Störungen wie Depressionen, Zwängen, Ängsten, Erfahrungen des sexuellen Missbrauchs und der Vergewaltigung oder als Folge schwieriger Beziehungsproblematiken aufzufassen seien, somit an Dringlichkeit untergeordnet. Zum anderen setzte das stationäre Setting (Aufenthaltsdauer, kein Partner vor Ort etc.) enge Grenzen. Das Kliniksetting ermöglichte zwar einige Einzelstunden, die schwerpunktmäßig dem Thema der sexuellen Problematik vorbehalten waren. Teilweise konnten wir auch ein bis zwei Paargespräche durchführen, wenn der Partner anreiste, und die Durchführung von Paarübungen vorschlagen. Und manchmal halfen einem Paar die Urlaubsatmosphäre fern eines konfliktträchtigen Alltags, die vorhergehende zeitliche Trennung und therapeutisch verordnete Verhaltensregeln (nur zärtliches Streicheln, kein Koitus), einen günstigeren sexuellen Umgang einzuleiten. Dann sollte die begonnene Sexualtherapie als Paar zu Hause fortgesetzt werden. Nur, dort gab es in der Regel so gut wie keine ausgebildeten SexualtherapeutInnen. Die Frauengruppen, die wir Therapeutinnen in der Klinik zusätzlich anboten, waren sehr begehrt und der brisanten Themen wegen – Beschäftigung mit dem eigenen Körper, dem Frauenbild, den sexuellen Erfahrungen etc. – zugleich gefürchtet.

Bis Mitte der Achtzigerjahre gab es im Zuge der Frauenbewegung eine Flut populärer und sexualwissenschaftlicher Publikationen über weibliche und männliche Sexualität, insbesondere aus den USA, in denen u. a. die Bedeutung des weiblichen Orgasmus beschworen wurde. Die damaligen therapeutischen Konzeptionen von uns jungen Therapeutinnen orientierten sich dementsprechend an diesen einzel- und gruppentherapeutischen Ansätzen (1, 2). Aufeinander aufbauende Körperübungen mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad (Anschauen, Streicheln, Erregen, Erregungssteigerung bis zum Orgasmus) gaben eine klare Struktur vor, was die Patientinnen wie lernen sollten. Aussagen damaliger Patientinnen zufolge halfen sie in vielerlei Hinsicht, hatten aber auch unerwünschte „Nebenwirkungen“: Viele Patientinnen beschäftigten sich erstmals in ihrem Leben in einer achtsamen Weise mit ihrem Körper, entdeckten ihre erogenen Zonen, trauten sich, sich zu streicheln, und fanden heraus, wie sie sich erregen konnten. Manchen gelang eine Erregungssteigerung, die in einen Orgasmus mündete, damals das Modethema. Jedoch aktivierten diese Körperübungen unbeabsichtigt auch andere Themen, z. B. eine heftige Konfrontation mit den Themen Schönheit und Körper, für viele Frauen ein „heißes Eisen“. So heiß, dass es manchmal die Therapien „kippte“, weil die Frauen in Selbstwertkrisen stürzten und sich nicht mehr mit dem Thema Sexualität beschäftigen wollten und konnten. Überdies gab es viele Patientinnen, die von diesen Übungen schlichtweg überfordert waren, insbesondere sexuell missbrauchte Frauen und Frauen mit Essstörungen, für die der Körper ein vermintes Gelände war.

Aber auch psychische Problematiken und psychotherapeutische Antworten unterliegen Zeitströmungen. Nachdem sexueller Missbrauch als ein bislang gesellschaftlich tabuisiertes Thema in seinen erschreckenden Ausmaßen und Folgewirkungen Ende der Achtzigerjahre ins öffentliche Bewusstsein und ins Blickfeld der PsychotherapeutInnen rückte, veränderte sich auch die Perspektive auf die weibliche und männliche Sexualität und erweiterte sich um die Dimension der Gewalt. Entsprechend richtete sich der therapeutische Fokus auf die Bearbeitung von Traumafolgen oder auf die Therapie von Sexualstraftätern; die Frage, wie eine lustvolle Sexualität gelingt, war häufig untergeordnet.

Glücklicherweise hat sich seit Beginn der Neunzigerjahre in der Weiterentwicklung von Sexualtherapiekonzepten nach Jahrzehnten des Stillstandes einiges getan, sodass es SexualtherapeutInnen besser möglich ist, auf die veränderten Fragestellungen zu reagieren:

Nicht nur, dass viele Frauen (natürlich auch Männer oder Paare) offener und mutiger in Therapien sexuelle Problematiken ansprechen – so meine Erfahrungen in der psychotherapeutischen Praxis. Viele melden sich auch mit dem expliziten Wunsch, eine Sexualtherapie machen zu wollen. Der thematische Schwerpunkt der weiblichen Probleme hat sich jedoch verschoben. Während, wie bereits erwähnt, der fehlende weibliche Orgasmus Frauen, Männer und PsychologInnen in den Siebziger- und Achtzigerjahren umtrieb, hat sich der Fokus in...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2020
Verlagsort Tübingen
Sprache deutsch
Gewicht 600 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Lust • Lustlosigkeit • Sexualität • Sexualtherapie • sexuelle Probleme
ISBN-10 3-87159-430-X / 387159430X
ISBN-13 978-3-87159-430-4 / 9783871594304
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