Das Lächeln des Drachen (eBook)

Roman.
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2020 | 1. Auflage
448 Seiten
Gerth Medien (Verlag)
978-3-96122-413-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Lächeln des Drachen -  Elisabeth Büchle
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Kanada, 2013: Falk Jäger reist auf Bitten seiner Eltern auf die als Schiffsfriedhof bekannte Insel Sable Island. Er ist hocherfreut, dort auf Junia zu treffen, doch die junge Frau ist von einem dunklen Geheimnis umgeben, und Falk soll ihr helfen, die Wahrheit über ihre Vergangenheit ans Licht zu bringen. Mit Hilfe seiner Freunde macht sich Falk daran, das Rätsel um Junia zu lösen. Die Spur führt zurück ins England des 19. Jahrhunderts, zu einer britischen Adelsfamilie, einer unkonventionellen jungen Lady und einem geheimnisvollen Schatz. Doch was hat es mit dem mysteriösen Ninja auf sich, der ständig in Junias Nähe auftaucht? Schon bald schweben die Freunde in großer Gefahr ... Ein spannender und vielschichtiger Roman - und ein Wiedersehen mit liebgewonnenen Freunden aus 'Das Mädchen aus Herrnhut' und 'Skarabäus und Schmetterling'.

Elisabeth Büchle hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde für ihre Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr Markenzeichen ist die Mischung aus gründlich recherchiertem historischen Hintergrund, abwechslungsreicher Handlung und einem guten Schuss Romantik. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und lebt im süddeutschen Raum. www.elisabeth-buechle.de © Foto: Claudia Toman, Traumstoff

Elisabeth Büchle hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde für ihre Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr Markenzeichen ist die Mischung aus gründlich recherchiertem historischen Hintergrund, abwechslungsreicher Handlung und einem guten Schuss Romantik. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und lebt im süddeutschen Raum.

Kapitel 2

William Pembroke trat im Foyer durch die Tür, die sich unter der Treppe versteckte. Über die Steinstufen gelangte er nach unten in das Reich der Bediensteten. Nachdem er den gefliesten Flur betreten hatte, ging er an seinem Arbeitszimmer vorbei und betrat den Aufenthaltsraum der Angestellten. Aus der Küche, die noch ein halbes Stockwerk tiefer lag, konnte er das schrecklich schiefe Pfeifen von Mulberry, dem Koch des Hauses, hören. Everett, der Kutscher des Baronets, den Pembroke erst gar nicht benachrichtigt hatte, um den Gast wieder aus Broomglade Manor hinausbugsieren zu lassen, erhob sich. Lucille und Meghan, die beiden einzigen Dienstmädchen, die es auf dem Landgut der Familie Matthews noch gab, taten es ihm gleich.

Broomglade Manor hatte nie viele Bedienstete gehabt, dafür war es schlicht zu klein, dennoch vermisste Pembroke neben einer Haushälterin, die ihm einiges an Verantwortung würde abnehmen können, auch das mal fröhliche, mal streitende Beisammensein einer größeren Dienerschaft. Seit dem Tod des alten Baronets und dessen Ehefrau sowie dem Weggang des jüngsten Matthews-Sohnes wirkte das Haus traurig und leer. Wie … tot.

„Gut, dass Sie alle hier sind. Wir haben einen Gast.“

„Einen Gast?“ Lucille schien wie elektrisiert, was Pembroke nur zu gut verstand. Gäste galten hier als Rarität.

„Gedulde dich bitte einen Moment. Ich muss zuerst Mulberry informieren.“

„Wir haben einen Gast, der zum Dinner bleibt? Und sogar über Nacht?“, hakte Lucille dennoch nach.

Pembroke strafte sie mit einem strengen Blick ab, der sie erröten ließ, gleichzeitig winkte er, dass sie sich alle wieder setzen durften, was unter lautem Stuhlrücken geschah. In früheren Jahren hätte Pembroke Lucilles überschäumendes Temperament gerügt und versucht, sie ein wenig zu mäßigen. Derzeit war er jedoch froh über jeden Hauch von Leben im Haus.

Er ließ die plötzlich munter diskutierende Runde allein, stapfte die vier Stufen in die Küche hinunter und fand Isaac Mulberry beim Rühren in einem Kochtopf vor. Der Vierzigjährige stellte das Pfeifen ein, als er den Butler entdeckte, wofür Pembroke ihm überaus dankbar war.

„Wir haben einen Gast, Mulberry. Sowohl zum Dinner als auch zum Frühstück.“

„Mr Charles Matthews?“

„Nein, eine Dame.“

„Eine –“ Offenbar hatte es dem Mann die Sprache verschlagen, was Pembroke ihm nicht verdenken konnte. Mulberry wischte seine mächtigen Hände, die ebenso wie sein rundes Gesicht von Sommersprossen übersät waren, an einem Handtuch trocken, stemmte sie dann in die aufgrund seines Körperumfangs nicht vorhandene Taille und starrte Pembroke zweifelnd an.

„Ich scherze nicht, Mulberry.“

„Ich wüsste nicht, dass Sie das jemals getan hätten, Mr Pembroke.“

„Aber?“

„Eine Dame? Über Nacht? In diesem Männerhaushalt? Entweder ist sie keine Dame oder …“ Er ließ den Satz in der Luft hängen, was Pembroke erleichtert zur Kenntnis nahm, wollte er doch vermeiden, dass jemand ihn oder den Lord für nicht zurechnungsfähig hielt.

„Mulberry, ich bin sehr wohl in der Lage, eine Dame von einem Herrn zu unterscheiden. Und was Ihre Zweifel an der Sittsamkeit unseres Gastes angeht, so lassen Sie sich versichern, dass sie durchaus eine ehrenhafte, charmante und überaus reizende Dame ist.“

„Charmant und überaus reizend?“ Jetzt grinste Mulberry, und Pembroke fragte sich, ob er die Miss womöglich eine Spur zu überschwänglich beschrieben hatte.

„Das mag sein, Mr Pembroke. Doch eine Nacht auf Broomglade Manor könnte ihren guten Ruf zunichtemachen. Es genügt schon, wenn sich herumspricht, dass sie allein angereist ist. Oder haben Sie vergessen, mir mitzuteilen, dass es auch eine Zofe, Mutter, Tante oder anderweitige Begleitung zu verköstigen gibt?“

„Was erlauben Sie sich, über Sir Simon zu denken?“, brummte Pembroke, den inzwischen allerdings ähnliche Befürchtungen umtrieben.

„Es geht mir nicht darum, Sir Simon unehrenhafte Absichten nachzusagen, und das wissen Sie sehr genau, Mr Pembroke. Aber Sie wissen um den Hang der Menschen zum Tratsch. Und dass gewisse Kreise es genießen könnten, endlich wieder einmal etwas aus dem Hause Matthews zu hören. Ob das Gehörte nun der Wahrheit entspricht oder nicht.“

„Und was hätten Sie an meiner Stelle getan?“, fuhr Pembroke den Koch an. „Die Dame zurück in den Sturm geschickt? In der Ungewissheit, ob sie überhaupt einen Platz zum Übernachten findet?“

„Man hätte sich in Lynton oder Lynmouth nach einem Hotelzimmer für sie umsehen können.“

Pembroke wusste, dass Mulberry recht hatte. Diese Option war ihm ebenfalls durch den Kopf gegangen. Aber es war ihm zuwider gewesen, das durchnässte und frierende Persönchen erneut in die Kälte, vor allem aber in die bereits hereinbrechende Nacht zu schicken. Und was, wenn es kein freies Hotelzimmer für sie gegeben hätte? Dann wäre er gezwungen gewesen, sie wieder mit hierherzunehmen – womit er dem Tratsch erst recht Vorschub geleistet hätte. Außerdem war ihm nicht entgangen, wie lange Sir Simon die junge Frau beobachtet hatte, nachdem er ihm ihre Ankunft kundgetan hatte. Vielleicht bildete er sich auf seine alten Tage etwas ein, doch er glaubte, vielfältige Gefühle in Sir Simons Blick gesehen zu haben, während dieser den Gast heimlich betrachtet hatte.

Selbstverständlich erinnerte sich Pembroke an die vielen Reisen der Matthews nach Schlesien, die im Jahr 1851 abrupt geendet hatten. Der Name Kramer war hier auf Broomglade Manor ein oft genannter gewesen. Pembroke hatte den Herrn Pastor sogar persönlich kennengelernt, hatte dieser doch während einer Predigtreise für einige Tage Halt auf Broomglade Manor gemacht.

„Miss Kramer ist die Patentochter der verstorbenen Lady. Zu meinem Bedauern ist sie nicht über den Tod des Baronets und der Lady informiert worden. Sie reiste an in der Annahme, hier von ihnen begrüßt und beherbergt zu werden. Genau dieser Sachverhalt ist es, der das Haus verlassen wird – wenn überhaupt irgendetwas die ehrwürdigen Mauern Broomglade Manors verlassen muss.“

Mulberry nickte und warf einen Blick in seinen Topf. „Dann werde ich das sonst so karge Dinner wohl ein wenig aufwerten“, murmelte er halblaut vor sich hin und rieb sich dabei voller Vorfreude die Hände. Er war einer der besten Köche, die Pembroke kannte, und von dem alten Baronet bei einer befreundeten Familie abgeworben worden. Vermutlich bedauerte Mulberry seinen Stellenwechsel seit dem Tod des Ehepaars – und dem damit einhergehenden Sterben von Broomglade Manor.

„Ein hervorragender Gedanke“, lobte Pembroke, machte auf dem Absatz kehrt und betrat wenig später den Gemeinschaftsraum. Er winkte ab, als sich das ihm unterstellte Personal erneut erheben wollte, zog den Stuhl am Kopfende des Eichentisches hervor und ließ sich darauf nieder.

„Tee, Mr Pembroke?“, fragte die stets eilfertige Meghan und stellte ihm zugleich eine Tasse hin, ehe sie nach der Porzellankanne auf dem Stövchen griff.

„Danke, Meghan.“ Pembroke starrte auf den aus Metall gefertigten Untersatz – ein Geschenk von Wolfram und Anna Kramer, das eines Tages aus dem Salon entfernt und der Dienerschaft zum Gebrauch überlassen worden war.

„Wir haben also einen Gast?“ Lucille konnte ihre Neugier nicht länger zügeln.

„Miss Olivia Kramer, die Patentochter von Lady Matthews, ist eingetroffen. Leider wusste sie nicht, dass die Lady verstorben ist.“

„Sie hat bei diesem Wind und Schneetreiben die Kutschfahrt von Lynmouth hier heraufgewagt?“ Everett schüttelte den Kopf. Offenbar hielt er seinen Kollegen in der Hafenstadt für nicht ganz gescheit. Die Wege entlang der Küste waren steil, kaum befestigt und vor allem bei Nässe und starkem Wind überaus gefährlich. Pembroke verschwieg lieber, dass ihr Gast den anstrengenden Aufstieg zu Fuß bewältigt hatte.

„Miss Kramer wartet im Salon, bis Lucille eines der Gästezimmer für sie vorbereitet hat. Meghan, Sie bringen ihr unverzüglich einen heißen Tee und etwas Gebäck.“

Meghan erhob sich und eilte in die Küche, wo, Pembroke schloss vor Erleichterung kurz die Augen, endlich wieder das schreckliche Pfeifen verstummte. Vielleicht sollte er Sir Simon bitten, eine Küchenhilfe einzustellen, was Mulberry dazu zwingen würde, sich mit dieser zu unterhalten. Dadurch gäbe es vermutlich mehr Zeiten, in denen Pembrokes gepeinigte Ohren von den Misstönen verschont blieben.

„An welches Gästezimmer dachten Sie?“ Lucille stand ebenfalls auf.

„Das Grüne Zimmer“, schlug Pembroke vor und sah die Siebzehnjährige nicken, als habe sie mit dieser Antwort gerechnet. Das Grüne Zimmer lag am weitesten von den Privaträumen der Familie und somit von Sir Simon entfernt. Allerdings nicht weit genug, um die junge Dame vor böswilligem Tratsch zu schützen, sollte sich herumsprechen, dass sie ohne Begleitung in einem Haus nächtigte, in dem lediglich ein Junggeselle wohnte – dazu einer, der von der...

Erscheint lt. Verlag 21.2.2020
Verlagsort Asslar
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • Adel • Adelsfamilie • Elisabeth Büchle • England • Geheimnis • Glauben • Jäger • Kanada • Sable Island • Spannung
ISBN-10 3-96122-413-7 / 3961224137
ISBN-13 978-3-96122-413-5 / 9783961224135
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