Passion on Park Avenue (eBook)
352 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-25358-5 (ISBN)
Für die junge New Yorkerin Naomi Powell bricht mit dem Tod ihres Freundes, des Bankiers Brayden Hayes, eine Welt zusammen. Denn sie erfährt, dass er verheiratet war und ihn zwei weitere Frauen betrauern. Claire, Braydens Ehefrau - und Audrey, seine Geliebte. Kurzerhand lassen die drei Betrogenen die Beerdigung sausen und schließen Freundschaft fürs Leben. Und als Naomi in eines der altehrwürdigsten Häuser der Upper East Side zieht, kann sie jede Unterstützung gebrauchen. Denn ihr Nachbar ist Oliver Cunningham, der Albtraum ihrer Kindheit. Doch heute, als unverschämt attraktiver Mann, bereitet er Naomi aus ganz anderen Gründen schlaflose Nächte ...
Band 1 der New-York-Trilogie.
Die USA Today-Bestsellerautorin Lauren Layne lebt zusammen mit ihrer Jugendliebe mitten in Manhattan. Wenn sie nicht gerade an ihren bezaubernd frechen Liebesromanen schreibt, geht sie ihrer zweiten großen Leidenschaft nach: der Jagd nach Designer-Handtaschen.
1
Samstag, 21. Juli
Naomi Powell fand, dass es ohnehin keine gute Art gab, um herauszufinden, dass der Mann, mit dem man seit drei Monaten ausging, mit jemandem verheiratet war. Aber von der Existenz einer Mrs Brayden Hayes durch die Todesanzeige des miesen Betrügers zu erfahren?
Das war definitiv die schlimmste.
Das Taxi hielt an der Central Presbyterian, und Naomi verlor beinahe den Mut. Ihr Instinkt sagte ihr deutlich, dass es besser gewesen wäre, sich vom Taxifahrer zurück in die Lower East Side bringen zu lassen.
Aber stattdessen gab sie ihm einen Zwanziger, öffnete die Tür und trat auf die noble Park Avenue hinaus, als gehöre sie hierher. Sie holte die Gucci-Sonnenbrille aus der Tasche und setzte sie sich auf die Nase. An diesem bewölkten Julitag wäre keine Verdunklung nötig gewesen, aber sie ging auf eine Beerdigung. Hoffentlich glaubten die Leute, dass sie mit der Sonnenbrille ihre roten, geschwollenen Augen verbergen wollte, und durchschauten nicht ihren eigentlichen Zweck.
Eine Maske.
Verdammt, dachte Naomi wütend, schob die Sonnenbrille in ihr dunkelrotes Haar hinauf und schritt zielstrebig der imposanten Kirche im gotischen Stil entgegen. Sie brauchte keine Maske. Sie war neunundzwanzig und hatte einen Großteil ihres Lebens mit Menschen zugebracht, die ihr das Gefühl gegeben hatten, minderwertig zu sein. Verdammt wollte sie sein, wenn so einem miesen Playboy etwas Ähnliches sogar noch aus dem Grab heraus gelang.
Sie hatte das gleiche Recht, hier zu sein, wie alle anderen auch. Schließlich hatte sie keine Ahnung gehabt, dass er verheiratet war. Sie hatte nicht mal gewusst, dass er in Manhattan wohnte. Naomi bezweifelte sogar, dass sie auch nur eine einzige, verdammte Sache über den wahren Brayden Hayes wusste. Aber trotz ihres Zorns wollte sie die Chance haben, sich von ihm zu verabschieden.
Zumindest für eine Weile hatte der Mann ihr Leben besser gemacht. Auch wenn er es jetzt dafür umso schlimmer machte.
Sie seufzte und setzte die Sonnenbrille wieder auf. Nicht um sich selbst zu schützen, sondern Braydens Ehefrau. Naomi hatte keine Ahnung, ob Claire von ihrer Existenz wusste, aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass es so war, wollte Naomi es ihr nicht noch schwerer machen, als es ohnehin schon für sie war.
Naomi ging die Treppe zum Eingang der Kirche hinauf, während sie mal wieder an Braydens Todesanzeige dachte. Schon seit Tagen wurde sie die Worte nicht los. Brayden Hayes fiel einem tragischen Segelunfall zum Opfer. Er hinterlässt eine Ehefrau, Claire Hayes …
Ein Segelunfall. Wirklich? Wirklich?
War der Tod auf einem Luxusboot nicht ein wenig zu schön für einen Frauenheld mit der Moral eines Matrosen?
Das Einzige, was sie mit der Situation versöhnte – und Naomi hatte sich wirklich sehr anstrengen müssen, um etwas Derartiges zu finden –, war, dass Claire und Brayden keine Kinder hatten. Gott sei Dank! Nur das hatte verhindert, dass Naomi komplett zusammengebrochen war, als sie von Braydens Doppelleben erfahren hatte. Das Unheil, das ein untreues Arschloch im Leben eines Kindes anrichten konnte, kannte sie nur zu Genüge.
Naomi betrat die dunkle, stille Kirche und wandte sich einer der hinteren Bänke zu. Einige Leute drehten sich zu ihr um, und sie zögerte.
Ihr Verstand sagte ihr, dass sie sich lediglich instinktiv umwandten, als sie das scharfe Klacken ihrer Louboutin-Stilettos auf dem Kirchenboden hörten. Vielleicht erkannten einige in ihr sogar die Naomi Powell aus der neuesten Forbes 30-Under-30-Liste wieder oder hatten ihr Interview in der Today Show gesehen.
Aber wohin sie auch blickte, schlug ihr nur Verachtung entgegen. Als blickten sie geradewegs durch das konservative Chloé-Kleid hindurch, unter dem ihre Bronx-Wurzeln deutlich zu erkennen waren. Als ob sie wüssten, dass sie die andere Frau war. Genau die Rolle, die ihre Mutter kaputtgemacht hatte und die Naomi sich geschworen hatte, niemals einzunehmen.
Sie atmete tief ein und versuchte, sich auf das Selbstvertrauen zu besinnen, durch das sie sich von einem Niemand in eine der wohlhabendsten Frauen der Stadt verwandelt hatte. Sie versuchte, jene herausfordernde Miene zur Schau zu stellen, die ihr landesweit den Ruf eingebracht hatte, dass man sie im Auge behalten musste. Trotzdem kam sie sich heute gar nicht vor wie die erfolgreiche Senkrechtstarterin in der Geschäftswelt. Heute fühlte sie sich klein. Schlimmer noch, sie kam sich schmutzig vor.
Naomi sah, wie eine Frau die Lippen schürzte und sich abwandte, als könne sie den Anblick von Brayden Hayes’ Hure nicht länger ertragen. Dazu hatte er sie gemacht. Ein Leben lang hatte sie versucht, nicht in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten, und so ein Drecksack aus der Upper East Side hatte sie in ihren eigenen schlimmsten Alptraum verwandelt.
Erst als die warme Sommerbrise ihr das Haar zerzauste, merkte Naomi, dass sie die Kirche fluchtartig wieder verlassen hatte. Sie wusste nicht, welche Richtung sie eingeschlagen hatte, bis sie am östlichen Rand des Central Park angekommen war.
Erst dort gestattete sie es sich, wieder richtig durchzuatmen, sog tief die Luft ein. Aber sie weinte nicht. Naomi hatte sich vor langer Zeit geschworen, niemals wegen eines Mannes Tränen zu vergießen.
Für einen Spaziergang war sie wohl kaum richtig gekleidet, aber die Bäume und der Anblick des gewundenen Pfades im Park beruhigten sie. Eine willkommene Atempause von dem angrenzenden Stadtteil und seinem ganzen Snobismus. Im Central Park spielte es keine Rolle, in welcher Straße man wohnte, aus welchem Viertel man kam. Der Central Park gehörte allen New Yorkern, ein herrlicher, gemeinsamer Garten.
Der Park lag ziemlich verlassen da. Die meisten Touristen betraten ihn durch den Südeingang, sodass ihr lediglich ein paar Jogger begegneten; dazu ein paar ältere Pärchen, die einen Spaziergang machten, zwei Moms mit Kinderwagen, die sich verabredet hatten und …
Naomi musste zweimal hinsehen. Auf einer Parkbank saß eine Blondine. Ihr drehte sich der Magen. Lieber Gott, willst du mich veralbern?
Nach dem Schock, als sie gelesen hatte, dass Brayden Hayes verdammt noch mal verheiratet war, hatte sie als Erstes seine Frau gegoogelt, verzweifelt nach einem Indiz Ausschau haltend, dass die Times sich im Hinblick auf seinen Familienstand geirrt hatte. Dass es sich um einen Druckfehler handelte oder dass er geschieden war. Aber die Zeitung hatte nicht falsch gelegen. Eine Mrs Brayden Hayes existierte tatsächlich.
Und auch sie hatte den Central Park Braydens Beerdigung vorgezogen.
Naomi war jetzt beinahe auf gleicher Höhe mit Claire Hayes. Außerdem gewährte ihr die Sonnenbrille eine gewisse Anonymität, weshalb sie es wagte, aus den Augenwinkeln einen Blick auf die andere Frau zu werfen.
Braydens Witwe sah ziemlich genau so aus wie das Bild, das Naomi online gefunden hatte: eine weiße, angelsächsische, protestantische Frau um die dreißig aus der Upper East Side. Wie Naomi trug sie eine übergroße Sonnenbrille, deren Chanel-Logo in einem verirrten Sonnenstrahl aufblitzte. Naomis geübte Augen identifizierten das schlichte schwarze Etuikleid als St. John und die schmucklosen schwarzen Pumps als Louboutins – die gleichen, die sie auch anhatte.
Aber im Gegensatz zu Naomi trug Claire eine vornehme Gelassenheit zur Schau. Als würde ihr ein Wort wie verflucht nie über die Lippen kommen, geschweige denn, dass sie die F-Bombe platzen lassen würde. Naomi hätte ein hübsches Sümmchen darauf gewettet, dass Claire Hayes niemals Macaroni & Cheese der Firma Kraft direkt aus der Pfanne verspeiste, wenn sie gestresst war, und dass Claire niemals so arm gewesen war, dass sie ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, die Matratze mit nach Hause zu nehmen, die ein Nachbar auf dem Sperrmüll entsorgt hatte – Bettwanzen hin oder her –, nur weil sie nichts kostete.
Claires gelassene Miene verriet keine Regung, als Naomi an ihr vorüberging. Die Sonnenbrille war zu groß, um Emotionen auf ihrem Gesicht erkennen zu lassen. Naomi fragte sich, ob Frauen wie sie überhaupt irgendwelche Gefühle hatten. Es kam ihr nicht so vor. Die Frau war ein Sinnbild der Ruhe, nur …
Ihre Hände nicht.
Die lagen verkrampft in ihrem Schoß. Weiß traten die Knöchel der rechten Hand hervor, mit der sie die linke umklammerte. Aber es war nicht die zartrosa Maniküre, die Naomis Aufmerksamkeit erregte, sondern die leuchtend-roten Halbmonde unter den Nägeln.
Naomi war ein spontaner Mensch und handelte oft, ohne vorher lange nachzudenken, und so war es auch jetzt. Sie ging zu der anderen Frau hinüber und setzte sich neben sie auf die Parkbank.
»Jetzt reicht es«, sagte sie mit ihrer CEO-Stimme, ruhig und gebieterisch.
Claire rührte sich nicht. Naomi bezweifelte sogar, dass die andere Frau sie wahrgenommen hatte.
Naomi zögerte nur einen Augenblick, bevor sie langsam die Hand ausstreckte und Claires rechte Hand von der linken löste. Schmale Blutrinnsale wurden sichtbar.
Claire blickte verwirrt darauf herab, als komme ihr der Schmerz erst jetzt zu Bewusstsein.
»Sind in dieser Givenchy Papiertücher?«, fragte Naomi und deutete mit einem Kopfnicken auf die Clutch auf der Bank.
Claire regte sich lange Zeit gar nicht, dann holte sie tief Luft und langte ruhig nach ihrer Tasche, aus der sie ein kleines Paket Papiertaschentücher hervorzog.
»Wir tragen die gleichen...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2020 |
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Reihe/Serie | Central Park Trilogie |
Übersetzer | Nicole Hölsken |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Passion on Park Avenue |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Candace Bushnell • eBooks • Erotik • Frauenfreundschaft • Frauenromane • Gefühle • Happy End • kleine geschenke für frauen • Liebesromane • Liebesroman modern • Liebe und Beziehungen • Manhatten • Neuerscheinungen Bücher 2020 • New York • Reihe • Romance Neuerscheinungen 2020 • Romane für Frauen • Sex and the City • Sommerbuch 2020 • Sommerlektüre • Taschenbuch |
ISBN-10 | 3-641-25358-6 / 3641253586 |
ISBN-13 | 978-3-641-25358-5 / 9783641253585 |
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